Grünes Licht für die 45 Milliarden Dollar teure Übernahme von Yahoo durch den Softwareriesen Microsoft. Von kartellrechtlicher Seite gibt es nach Ansicht mehrer Experten keinen triftigen Grund, die Übernahme zu verweigern. Dies gilt zumindest für den US-Markt. In Europa wird die geplante Fusion kritischer betrachtet.
Die Milliarden-Übernahme des Internetkonzerns Yahoo durch Microsoft dürfte nach Ansicht von Experten genehmigt werden, weil Branchenprimus Google einfach zu mächtig ist. Es gebe letztendlich keinen stichhaltigen Grund für die Wettbewerbshüter, Microsoft Steine in den Weg zu legen, sagte Kartellrechtsexperte Evan Stewart von Zuckermann Spaeder LLP.
Google sei unter den Internetsuchmaschinen mit einem weltweiten Marktanteil von 77 Prozent extrem marktbeherrschend. Zudem seien die Eintrittsbarrieren in diesem Bereich für neue Konkurrenten vergleichsweise niedrig. Auch William Mahnic, Professor für Firmenfusionen an der Case Western University, teilte diese Einschätzung. Entscheidend sei doch, dass die Marktanteile von Yahoo und Microsoft zusammen immer noch deutlich unter dem Marktanteil von Google liegen würden.
Yahoo kommt nach einer Studie von Comscore auf 16 Prozent, Microsoft auf knapp vier Prozent. Einigen Experten schlossen aber auch nicht aus, dass Microsoft in Europa wegen seiner bisherigen wettbewerbsrechtlichen Differenzen mit der EU-Kommission eher Probleme bekommen könnte. Die EU-Kommission hat Microsoft in mehreren Fällen vorgeworfen, seine Marktmacht bei verschiedenen Software-Produkten zu missbrauchen.
Der US-Softwareriese Microsoft will das angeschlagene Internet- Portal Yahoo kaufen, wie Microsoft mitteilte. Für die Übernahme bietet der Konzern aus Redmond knapp 45 Milliarden Dollar (rund 30 Milliarden Euro). Yahoo kündigte an, das Angebot zu prüfen. Mit der Übernahme hofft Microsoft, dem Konkurrenten Google ernsthaft zusetzen zu können. Dieser hatte zuvor zwar einen Milliardengewinn vorgelegt, gleichzeitig aber war deutlich geworden, dass sich der Konzern auf stärkere Konkurrenz und steigende Kosten einstellen muss.
Microsoft erhofft sich von einem Zusammengehen der beiden Unternehmen Vorteile im Online-Werbemarkt. Dieser werde bis 2010 von jetzt 40 Milliarden Dollar auf dann 80 Milliarden Dollar steigen, schrieb der Konzern aus Redmond in einem Brief an die Führung von Yahoo. Bislang sei dieser Markt zunehmend von einem Akteur dominiert, hieß es mit Blick auf Google. Yahoo erklärte am Freitag, das Angebot von Microsoft sei nicht erwünscht. Die Führung des Internetunternehmens werde es aber sorgfältig und rasch prüfen, hieß es in einer Erklärung der Firmenzentrale im kalifornischen Sunnyvale. Ein früheres Übernahmeangebot von Microsoft hatte Yahoo vor rund einem Jahr abgelehnt, wie Microsoft erklärte.
Reuters/AFP/dma
Bündnis gegen die Übernahme ! Das könnte Microsoft den Apetit verderben !
04. Februar 2008, 12:50 Uhr
BÜNDNIS GEGEN ÜBERNAHME
Google-Chef Schmidt bietet Yahoo Hilfe an
Jetzt geht der Kampf um die Herrschaft im Web erst richtig los. Der Suchmaschinenriese Google hat dem Internet-Konzern Yahoo Unterstützung gegen die 45-Milliarden-Offerte von Microsoft zugesagt. Experten spekulieren schon über Gegenangebote.
San Francisco - Schnell, direkt und vor allem persönlich: Google- Chef Eric Schmidt hat Yahoo-Mitgründer Jerry Yang am Telefon seine Hilfe in jeder Hinsicht angeboten. Das berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Eine Gegenofferte zu dem Microsoft -Angebot von rund 45 Milliarden Dollar habe Schmidt zwar nicht angedeutet, möglicherweise aber die Unterstützung für einen anderen Bieter sowie eine Partnerschaft mit Yahoo bei der lukrativen Werbung im Internet, zitierte das Blatt nicht näher genannte Insider.
Google-Chef Eric Schmidt: Der Kampf um Yahoo und die Macht im Weg beginnt jetzt erst richtig.
Am Freitag hatte Microsoft fast 45 Milliarden Dollar für Yahoo geboten - gemeinsam mit dem Internet-Unternehmen will Microsoft endlich im lukrativen Geschäft mit Online-Werbung zum Platzhirsch Google aufschließen. Der wiederum befürchtet, dass Microsoft wegen der Dominanz bei PC-Betriebssystemen in der Lage sein könnte, Kunden automatisch auf seine Online-Angebote wie E-Mail oder Instant Messaging zu leiten.
Was das Angebot von Google-Chef Schmidt konkret bedeutet, ist noch unklar. Bislang seien noch keine Gegenangebote zur Microsoft-Offerte bei Yahoo eingegangen, hieß es bei Yahoo. Der Verwaltungsrat von Yahoo habe auch noch keine Entscheidung über das Angebot von Microsoft getroffen, hieß es in dem Bericht weiter. Das Unternehmen hatte am Wochenende erklärt, man werde alle strategischen Optionen prüfen.
Wie sehr die Microsoft-Offerte das führende Internet-Portal aufgeschreckt hat, zeigt eine Online-Veröffentlichung von Google- Topjurist David Drummond. "Microsofts feindliches Übernahmeangebot wirft beunruhigende Fragen auf." Es handele sich nicht nur um eine finanzielle Transaktion, sondern darum, die Grundsätze des Internets zu erhalten: Offenheit und Innovation, schrieb Drummond.
Heftige Spekulationen bei Experten
Über eine mögliche Zusammenarbeit von Yahoo und Google wird unter Experten heftig spekuliert. So könnte Yahoo seine eigene Internet-Suche kostengünstig auslagern und über die Google-Suche laufen lassen. Auch Gegengebote anderer Interessenten gelten als möglich. Denkbar seien private Investoren oder Medienkonzerne wie die News Corp des Multimilliardärs Rupert Murdoch, hieß es in US- Medien. Allerdings wird eine solche Gegenofferte angesichts der Höhe des Microsoft-Angebots als nur schwer finanzierbar angesehen.
Mit der angestrebten Übernahme von Yahoo im Wert von rund 45 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) will Microsoft die Dominanz von Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Die Offerte erfolgte nicht einvernehmlich mit Yahoo. Entsprechende Vorschläge Microsofts hatte Yahoo zuvor abgelehnt. Die Übernahme wäre die bisher größte innerhalb der Internet- Branche.
Dabei will Yahoo auch die Chancen ausloten, eigenständig zu bleiben. Der Internet-Pionier gilt seit einiger Zeit als Übernahmekandidat. Das Unternehmen war zwar bald nach der Gründung durch Yang und seinen Kommilitonen David Filo im Jahr 1995 die Nummer eins im Internet. Inzwischen aber ist Yahoo bei den Werbeeinnahmen längst von Google überholt. Google nimmt in zwei Monaten so viel Geld ein wie Yahoo in einem ganzen Jahr und verfügt derzeit weltweit über einen Marktanteil von rund 62 Prozent. Microsoft und Yahoo kämen bei einem Zusammenschluss auf 16 Prozent im milliardenschweren Markt der Internet-Werbung.