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Stefan Wächter: Vom HSV-Tor auf die Tribüne

Stefan Wächter: Vom HSV-Tor auf die Tribüne

Im letzten Bundesligaspiel vor Weihnachten stand Stefan Wächter noch als Nummer eins im Tor des Hamburger SV, drei Wochen später muss sich der Fußball-Profi einen neuen Verein suchen.

Nach der Verpflichtung von Frank Rost als neuem Stamm-Keeper für die Rückrunde haben sich HSV-Trainer Thomas Doll und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer entschlossen, Wächter auf die Tribüne abzuschieben und aus den Planungen gänzlich zu streichen. «Wir haben uns entschieden. Daran wird sich nichts mehr ändern», sagte Doll. «Wir werden ihm keine Steine in den Weg legen, wenn er eine neue Herausforderung sucht.» Der 28-Jährige, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, soll möglichst noch vorher von der Etatliste gestrichen werden. Bundesliga-Konkurrent VfL Bochum soll bereits Interesse geäußert haben.

Wächter hatte gehofft, sich im kommenden Halbjahr noch für andere Vereine präsentieren zu können. «Aber dass ich gar keine Chance mehr bekommen soll, den Jungs zumindest von der Bank helfen zu können, habe ich nicht erwartet.» Dennoch ist der Schlussmann überzeugt, «dass ich einen erstklassigen Verein finden werde.» Beiersdorfer bestätigte, dass Anfragen von mehreren Vereinen vorlägen.

Zu ersten Problemen zwischen dem HSV und Wächter, der 2001 vom KFC Uerdingen zum Bundesligisten wechselte, kam es in der vergangenen Saison. Doll ersetzte Wächter nach 24 Bundesliga-Partien und dem verlorenen UEFA-Cup-Spiel bei Rapid Bukarest (0:1) durch den zwei Jahre jüngeren Sascha Kirschstein, der bis zum Ende der Rückrunde im Tor blieb.

Vor Beginn der aktuellen Serie machte sich Wächter zwar wieder Hoffnungen, als etatmäßige Nummer eins ins Tor zurückzukehren, doch noch vor dem ersten Spieltag entschied sich der Coach gegen ihn. Nachdem sich Kirschstein aber mehrere Patzer erlaubt hatte, durfte ab dem zehnten Spieltag wieder Wächter zwischen die Pfosten. Doch keiner der Torleute konnte Doll überzeugen. Sowohl Kirschstein als auch Wächter leisteten sich entscheidende Fehler und trugen zum rasanten Absturz des HSV auf einen Abstiegplatz bei.

Schon im September verkündete Wächter seinen Unmut über die unbefriedigende Situation. «Ich stelle mir schon die Frage, ob der HSV überhaupt noch mit mir plant», sagte er, als er trotz Kirschsteins Roter Karte im Champions-League-Spiel gegen den FC Arsenal nicht in die Bundesliga-Stammelf zurückkehrte. Wächters Forderungen stießen einigen Verantwortlichen des HSV übel auf.

Der genügsame Kirschstein, der sich mit der Verpflichtung von Rost schon als Nummer drei gesehen hatte und deshalb die Flucht in die 2. Liga antreten wollte, gilt dagegen beim Traditionsverein trotz seiner Fehleranfälligkeit als Mann mit Potenzial. Mit dem erfahrenen Rost an seiner Seite erhofft man sich nun ein aufstrebendes Selbstbewusstsein bei der neuen und alten Nummer zwei.