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„Bundesliga ist zu langsam“

„Bundesliga ist zu langsam“

Joachim Löw hat nach Abschluss der Hinrunde in der Fußball-Bundesliga vor allem in Sachen Tempo und Direktspiel Nachholbedarf ausgemacht, sieht aber auch durchaus positive Tendenzen.
 

„Bei der schnellen Ballzirkulation und dem Spieltempo gibt es Nachteile gegenüber anderen Ligen. Statistiken verzeichnen in der englischen Liga durchschnittlich 1,5 Ball-Kontakte, bevor der Ball weitergespielt wird. In der Bundesliga sind es drei Kontakte“, sagte der Bundestrainer am Montag. Mit Kritik aber hält sich Löw zurück: „Mancher Trainer hat eine andere Philosophie als wir in der Nationalmannschaft, das muss man akzeptieren.“

Enger Kontakt zur Bundesliga

Nicht immer bewerte er deshalb auch seine Nationalspieler nach dem, was sie in der Bundesliga machen, bemerkte Löw. „Wir haben uns ein Bild gemacht, waren auch bei einigen Trainern vor Ort. Dabei sind wir auf einzelne Spieler eingegangen, nicht aber auf die Spielweise. Mancher Verein steckt auch in gewissen Zwängen“, erläuterte der 46-jährige Coach, der die Kommunikation mit der Bundesliga allerdings nicht als Einbahnstraße sieht. So war Löw überrascht, dass Bayern-Trainer Felix Magath seine Klage nach einem intensiveren Dialog erst nach einem persönlichen Gespräch in München öffentlich machte. „Wir wollen weiter engen Kontakt zur Bundesliga“, betonte der Freiburger.

Er habe im Herbst 2006 sehr gute Spiele gesehen, berichtete Löw, „aber auch Spiele, bei denen das Niveau zu wünschen übrig lieߓ. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ligen sei die Bundesliga sehr ausgeglichen, was jedoch dem Niveau nicht immer zuträglich war. Dennoch sieht Löw weiter positive Auswirkungen der stimmungsvollen und erfolgreichen WM: „Ich glaube, dass sich der Auftritt der Nationalmannschaft insgesamt positiv auf den deutschen Fußball ausgewirkt hat. Das Zuschauerinteresse ist ungebrochen, nimmt noch zu. Die Stadien sind voll.“ Zudem hat Löw eine Tendenz erkannt, „dass einige Vereine vermehrt auf junge und deutsche Spieler setzen“. Vor allem der VfB Stuttgart und Hertha BSC zeigten dies.

Nur fünf Nationalspieler in Champions League

Dass 2007 nur noch fünf deutsche Nationalspieler in der Champions League dabei sind, mache ihm dagegen Sorgen, erklärte Löw deutlich: „Dass wir in der Uefa-Punktewertung weiter an Boden verlieren, ist natürlich schlecht.“ Falls sogar noch ein Champions-League-Platz verloren gehen würde, wäre es noch schlechter. Aber Bayern München sei als verlässliche Größe noch in der Königsklasse dabei und andere Vereine wie Werder Bremen „haben auch guten Fußball geboten“, ergänzte der Bundestrainer. „Die Bremer sind gegen absolute Top-Mannschaften ausgeschieden. Und in der Bundesliga haben sie Fußball gezeigt, der Spaß macht. Sie haben die Herbstmeisterschaft verdient.“

Nach einem ruhigen Jahreswechsel zu Hause („In Hotels war ich in diesem Jahr genug“) will sich Löw zum Beginn des neuen Jahres besonders mit seinen Perspektiv-Spielern beschäftigen. „Ich werde die Spieler selbst kontaktieren und auch ihre Vereinstrainer darauf vorbereiten. Wir werden ihnen sagen, dass wir sie permanent beobachten und wie sie sich auf gewissen Gebieten noch verbessern können“, kündigte der Bundestrainer an.