Schmach von Kopenhagen: Körbel hofft auf Revanche
Für die Profis von Eintracht Frankfurt ist es nur eine Anekdote aus der Vereins-Geschichte, für Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz Körbel das dunkelste Kapitel in seiner Erfolgs-Karriere.
Fast auf den Tag genau 16 Jahre nach dem desaströsen 0:5 der Hessen in der 1. Runde des UEFA-Pokals bei Bröndby Kopenhagen wird Körbel als Zuschauer der Neuauflage von der Vergangenheit eingeholt. «Die Lektion in Kopenhagen war das Schlimmste, was ich bei der Eintracht mitgemacht habe. Auf der Tribüne wird der Film wieder ablaufen. Das ist im Kopf drin», berichtete der 51-Jährige offenherzig.
Kein Wunder, dass Körbel seine Nachfolger vor dem Erstrunden-Hinspiel im UEFA-Cup gegen den dänischen Vizemeister entsprechend heiß gemacht hat. «Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen Revanche nehmen», sagte Körbel. Noch immer sitzt der Stachel der Enttäuschung über die höchste Niederlage auf internationalem Parkett tief. «Es war eine Demontage, obwohl wir eine Super-Mannschaft mit Spielern wie Yeboah, Bein, Möller oder Stein hatten. Wir wurden förmlich auseinander genommen», sagte Körbel. Das 4:1 im Rückspiel war zu wenig und nur ein kleiner Trost.
Die schmerzlichen Erinnerungen an die Schmach von Kopenhagen waren nochmals lebendig geworden, als Körbel mit Bent Christensen zusammentraf. Der Bröndby-Stürmer hatte mit drei Toren den größten Anteil am Debakel für die Frankfurter. «Die waren damals noch relativ unbekannt, entwickelten sich aber schnell zu einer der spielstärksten Mannschaften in Europa», erzählte Körbel.
Seinem einstigen Gegenspieler Christensen hat Körbel, der mit 47 Einsätzen Eintracht Frankfurts «Mister Europacup» ist, brav die Hand gedrückt. Glück wünschte er ihm nicht. «Ich hoffe natürlich, dass wir in die Gruppenphase kommen. Das wäre wichtig für das junge Team, ein fußballerischer Schatz, den man mitnehmen kann», erklärte das Eintracht-Urgestein.
602 Bundesliga-Partien bestritt der Abwehr-Recke zwischen 1972 und 1991 für die Frankfurter und avancierte damit zum Rekordspieler. Mitte der 90er Jahre war er zwei Mal Cheftrainer am Main, heute ist er dem Verein als Leiter der Eintracht Frankfurt Fußballschule verbunden. «Ich bin seit fünf Jahren wieder ganz dicht dran am Team. Man lebt mit den Spielern mit», beschrieb Körbel das enge Verhältnis zur Mannschaft.
Dieser traut er im laufenden Wettbewerb einiges zu. «Wir haben einen guten Kader, der in der Lage ist, international zu bestehen», verteilte Körbel, der 1980 mit der Eintracht den UEFA-Pokal gewann, Vorschusslorbeer. Ganz nebenbei sollen seine Nachfolger auch die 16 Jahre alte Rechnung mit den Dänen begleichen. «Ich glaube, die Mannschaft schafft das», sagte Körbel.