Allgemeines Forum - Die Champions Liga

Hoeneß: Erstmals «seit 30 Jahren» auf der Tribüne

Hoeneß: Erstmals «seit 30 Jahren» auf der Tribüne

 Ob Bundesliga, Champions League oder ein Testspiel in der Fußball-Provinz - der Platz von Uli Hoeneß beim FC Bayern München ist seit 1979 auf der Ersatzbank. Doch in Lissabon war am Mittwoch plötzlich alles anders.

«Zum ersten Mal seit 30 Jahren», wie der 54 Jahre alte Manager übertrieb, darf er im Stadion «José Alvalade» nicht am Spielfeldrand bei Felix Magath und den Auswechselspielern mitzittern. Stattdessen muss Hoeneß das Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon auf der Tribüne neben seinem Vorstandskollegen Karl-Heinz Rummenigge verfolgen. Und der prophezeite Hoeneß: «Da oben ist man kein Stück ruhiger als unten.»

Die UEFA hatte Hoeneß nach dem 2:0-Sieg bei Inter Mailand für zwei Partien gesperrt, weil er nach der Roten Karte für Italiens Weltmeister Fabio Grosso heftig mit Inters Assistenztrainer Sinisa Mihajlovic aneinander geraten war. Hoeneß hatte sich über den rüden Ellbogencheck von Grosso gegen Willy Sagnol erzürnt. «Ich hatte nur versucht, den Spieler zu schützen», sagte der Bayern-Manager.

Die Strafe, die auch noch für das Rückspiel gegen Sporting am 31. Oktober in München gilt, habe er notgedrungen hingenommen. «Die zwei Spiele werde ich auch überleben.» Vorstands-Kollege Rummenigge empfand das UEFA-Urteil ebenfalls als zu streng: «Eigenartig, was die UEFA da entschieden hat. Uli darf ja bei den beiden Spielen nicht einmal in die Kabine», beschwerte sich der Vorstandsvorsitzende.

Dabei ist Hoeneß so gerne hautnah dabei. Ob im Trainingslager, im Mannschaftsbus oder in der Umkleidekabine - der 54-Jährige hat immer ein Ohr an der Mannschaft. Sein Wort hat Gewicht bei den Profis, gerade junge Spieler seien bei ihm «sehr gut aufgehoben», wie der Ex-Münchner Michael Ballack erst jüngst beim Nationalteam mit Blick auf Bastian Schweinsteiger oder Lukas Podolski betonte.

Der erzwungene Tribünenplatz bietet Hoeneß womöglich auch einen Vorgeschmack auf die eigene Zukunft. Es ist eine Art Probesitzen auf dem «Kaiser»-Sitz. Denn 2009 will Hoeneß den Manager-Sessel nach 30 Jahren endgültig räumen und Franz Beckenbauer als Präsident ablösen. «Wenn alles normal läuft, wird Franz dann aufhören und ich werde sein Nachfolger. Das würde mir prima passen», hat Hoeneß angekündigt.

Vor Jahren wollte er sogar schon 2006 als Manager abtreten. Dann hat er seinen Vertrag im letzten Jahr - ebenso wie Rummenigge - noch einmal bis 2009 verlängert. Noch ist Hoeneß beim FC Bayern als Macher unentbehrlich. Der seit 1994 amtierende Beckenbauer hat angekündigt, auf der Mitgliederversammlung im November noch einmal für eine dreijährige «Kaiserzeit» zu kandidieren. Sein designierter Nachfolger Hoeneß soll dann selbst bestimmen, wann er das Amt von ihm übernehme wolle, sagte Beckenbauer, der glaubt: «Es ist ganz gut, wenn wir noch eine Zeit lang Arm in Arm durch das Fußball-Geschehen gehen.»

Dem FC Bayern ganz den Rücken zu kehren, kann sich Hoeneß nicht vorstellen. «Ich liebe diesen Verein, ich habe Herzblut in diesem Verein, und ich kann mir ein Leben ohne Bayern zur Zeit nicht vorstellen», sagte er jüngst in einem Interview. Dass er irgendwann tatsächlich freiwillig den Platz auf der Bank mit dem auf der Tribüne eintauscht, glaubt im übrigen nicht einmal seine Frau, wie er selbst einräumte: «Meine Frau sagt immer, ich sei verrückt, wenn ich so einen Schmarrn erzähle, dass ich kürzer treten wolle.»