Hoeneß warnt: «Inter schlägt man nicht locker»
Trainer Felix Magath tönte forsch von einem Sieg des FC Bayern München, doch Uli Hoeneß warnte vor der ersten großen Kraftprobe des deutschen Meisters in der Champions League gegen Inter Mailand vor Größenwahn.
«Wir müssen lernen, nicht verrückt zu spielen. Wenn man zu Inter Mailand fährt, kann man auch mit Beckenbauer, Breitner oder Rummenigge spielen und nicht sagen, die schlägt man locker», sagte der Bayern-Manager. Ein halbes Jahr nach der 1:4-Blamage gegen den AC Mailand wäre Hoeneß bei der Rückkehr ins Giuseppe-Meazza-Stadion schon froh, wenn man sich gegen Inter besser aus der Affäre zöge. «Auswärts unentschieden spielen und zu Hause das Rückspiel gewinnen, dann wird man Gruppensieger», rechnete Hoeneß vor.
Auch Kapitän Oliver Kahn hofft an der Stätte des Champions-League-Triumphes von 2001 endlich wieder auf einen erfolgreichen Fußball-Abend. «Das Finale ist noch als fantastisches Erlebnis im Kopf. Aber auch als einziges. Es wird wieder Zeit. Die Partie ist sehr wichtig für uns, um zu sehen, wo wir uns auf europäischen Niveau bewegen», sagte der Torhüter in Mailand.
Magath sind Selbstzweifel und Bescheidenheit fremd. Den Trainer schreckt nicht einmal, dass die Bayern seit 18 Jahren nicht mehr bei einer italienischen Mannschaft gewonnen haben. «Jede Serie geht mal zu Ende.» Wie beim legendären «Wunder von Mailand», dem 3:1 gegen Inter 1988 im UEFA-Cup, bezogen die Bayern extra Quartier im «Grand Hotel Brun». Magath wähnt sein Team «im Vorteil», weil Inter nach dem 0:1 am 1. Spieltag bei Sporting Lissabon unbedingt gewinnen müsse. «Inter hat eine Klassemannschaft. Aber ich sehe uns in der besseren Position und glaube an einen Sieg», tönte der Trainer.
Schon auf dem kurzen Flug ins bewölkte Mailand war am Dienstag bei den Spielern im Lufthansa-Airbus eher das mulmige Gefühl von Hoeneß zu verspüren. «Inter ist klarer Favorit», verkündete Willy Sagnol. «Inter ist eine große Mannschaft mit großen Spielern. Die Qualität ist besser als bei uns», stellte der Brasilianer Lucio fest. Selbst Champions-League-Sieger Mark van Bommel stöhnte: «Das wird ganz schwierig für uns. Die haben viele gute Spieler geholt.»
Fast 50 Millionen Euro hat der Öl-Magnat und Inter-Patron Massimo Moratti vor der Saison in den Kader investiert. Mit dem neuen Traumsturm Zlatan Ibrahimovic und Hernan Crespo, das den Brasilianer Adriano auf die Ersatzbank verdrängt hat, sowie Weltmeister Fabio Grosso und dem für Mittwoch gesperrten Mittelfeldstar Patrick Vieira soll endlich ein internationaler Titel errungen werden. «Wir müssen Bayern schlagen - ohne Wenn und Aber», forderte der argentinische Torjäger Crespo.
Franz Beckenbauer, der mal wieder zu einem Auswärtsspiel einfliegt, sieht für «seine» Bayern eher schwarz. Ein Orchester «ohne Harmonie» hatte der Präsident beim jüngsten 2:1-Sieg gegen Alemannia Aachen ausgemacht. Vor allem für die Abwehr wird das Spiel zur Nagelprobe. «Das ist ein guter Test. Unser Ziel ist es, zu null zu spielen», sagte Daniel van Buyten.
Magath glaubt an seine Abwehr: «Lucio und van Buyten sind internationale Top-Leute. Wir werden Inters Stürmer im Griff haben.» Gespannt sein darf man, ob er den 21-jährigen Andreas Ottl, der noch keine Minute in der Champions League gespielt hat, wie gegen Aachen als Abräumer vor die Abwehr stellen wird oder doch lieber den erfahrenen Martin Demichelis.
Die zweite Personalfrage betrifft den Angriff. Hält Magath auch in Mailand am Drei-Mann-Sturm fest? «Wir sind nicht in der Pflicht, das Spiel machen zu müssen», sagte der Coach, was eher auf ein System mit zwei Stürmern hindeutet. Neben Lukas Podolski könnte sich auch Roy Makaay erneut auf der Bank wiederfinden, weil Claudio Pizarro und Roque Santa Cruz laufstärker sind. Entscheidender als die Aufstellung ist nach Ansicht des Brasilianers Lucio aber die Einstellung: «Wir müssen mit Herz spielen. Dann sind einer oder drei Punkte möglich.»