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Sorin: Leitwolf in der Warteschleife

Sorin: Leitwolf in der Warteschleife

Der Hamburger SV lechzt nach Erfolgen, aber der große Hoffnungsträger schaut nur zu. Ohne Neuzugang Juan Pablo Sorin, den argentinischen Nationalspieler, muss der hanseatische Fußball-Bundesligist in die Champions League gegen den FC Arsenal starten.

Dabei soll der 30-Jährige eigentlich das Kommando auf dem Platz übernehmen. Doch Sorin plagt eine Wadenverletzung, und dem Profi mit dem Chef-Potenzial scheint das Warten auf Besserung an die Nerven zu gehen. Nach dem Fitness-Training hat er sich bei Trainer Thomas Doll beklagt. «Er ist frustriert», sagt Doll. «Es geht ihm nicht schnell genug.»

Sorin ist zweifellos ein Leitwolf. Ein solcher fehlt dem HSV nach den Abgängen von Sergej Barbarez (Bayer Leverkusen), Stefan Beinlich (Hansa Rostock) und Daniel van Buyten (Bayern München). Ob in der argentinischen Nationalmannschaft, die er bei der WM als Kapitän anführte, oder in den acht Vereinen vor dem Wechsel zum HSV - das 1,73 Meter große Kraftpaket war stets tonangebend. «Er ist ein Typ, wie es Lothar Matthäus und Stefan Effenberg waren. Er übernimmt Verantwortung», sagte Doll der «Sport-Bild».

Der für rund 2,5 Millionen Euro vom FC Villarreal aus Spanien geholte Sorin ist ein dynamischer Typ mit explosivem Temperament, wie der Tumult nach dem WM-Viertelfinale der deutschen Mannschaft gegen Argentinien gezeigt hat. Doch der Mann mit der zum Pferdeschwanz geordneten Löwenmähne («Das ist kein besonderes Zeichen. Ich mag sie einfach so») hat auch sensible Seiten. Er liebt Kunst, anspruchsvolle Literatur, veröffentlichte mit seiner Frau die Kurzgeschichten- Sammlung «Grandes Chicos» (Große Kinder), tritt in Radiosendungen zu Themen der Weltpolitik auf und schreibt für Zeitschriften. Seine politische Heimat sieht der linke Defensivspieler im linken Lager. Sorin belässt es nicht nur beim Reden: Der Erlös aus dem Verkauf seines Buches kommt zwei Schulen und einem Krankenhaus in der Armen-Region Santiago del Estero in Nordargentinien zugute.

Um Chef auf dem Platz zu werden, muss er sich mit seinen neuen Kollegen beim HSV aber auch verständigen können. Neben Spanisch spricht Sorin Portugiesisch, Italienisch und Französisch. Damit kommt er im Nationalitäten-Mix HSV eigentlich bestens zurecht, doch Trainer Doll verlangt Deutsch als Geschäftssprache auf und neben dem Platz. Für Sorin kein Problem: «Ich will schnell Deutsch lernen.»

Trotz seiner zahlreichen Stationen als Spieler (Argentinos Juniors, Juventus Turin, River Plate Buenos Aires, Cruzeiro Belo Horizonte, Lazio Rom, FC Barcelona, Paris St. Germain, FC Villarreal) sieht sich Sorin nicht als Söldner, der dahin zieht, wo das Geld ruft. «Ich danke dem Fußball, dass ich die Welt kennen lernen durfte», bekennt er und weist sich als wissbegieriger Weltenbummler aus. «Fußball ist mein Motor.»