Vor 20 Jahren: Dickel, Zorc und de Beer entrissen Bayern den Sieg
Parallelen findet man in der Fußballgeschichte immer wieder: Auch am 21. Februar 1987 begann die zweite Serie im Westfalenstadion mit der Vorstellung des amtierenden Deutschen Meisters aus München. Wie damals waren die Dortmunder gut vorbereitet aus dem Trainingslager in Estepona (bei Marbella) zurückgekehrt. Die Stimmung in der von Reinhard Saftig trainierten Mannschaft ließ nach einer beachtlich verlaufenden Vorrunde keine Wünsche offen. Borussias langjähriger Torwart und Pokal-Held Wolfgang "Teddy" de Beer.Vor dem Kräftemessen mit dem Titelverteidiger war den Borussen und den hoffnungsfrohen 50.000 Zuschauern nur ein gutes halbes Jahr nach der aufregenden Relegation gar nicht bange. Schließlich hatte man sich schon im Hinspiel mit einem überraschenden 2:2 gut aus der Affäre gezogen.
Beim Blick auf die Mannschaftsaufstellungen bleibt dem sachkundigen Fußballfreund auch nach zwei Jahrzehnten nicht verborgen, dass vier BVB-Akteure von damals auch heute noch eine besondere Rolle in den Reihen des Dortmunder Bundesligisten spielen. Es handelt sich um Sportdirektor Michael Zorc, Stadionsprecher Norbert Dickel sowie Bernd Storck und Teddy de Beer aus dem Trainerstab. Darüber hinaus bot Saftig mit Günter Kutowski, Michael Lusch und Marcel Raducanu noch drei weitere Spieler auf, die den Borussen weiter als aktive Mitglieder der Traditionsmannschaft verbunden sind.
Letztlich blieb es an diesem eiskalten Wintertag auf schneebedecktem Boden Dickel und Zorc vorbehalten, die Schlagzeilen zu schreiben. Bis es jedoch dazu kommen sollte, mussten die Fans viel Geduld aufbringen. Denn die Bayern dominierten das Spiel bis in die Schlussphase so eindeutig, dass nur die größten Optimisten bei einem 0:2-Rückstand (zweimal Wohlfahrt, 27. u. 33. Minute) den BVB noch auf der Rechnung hatten...
Schütze wichtiger Tore (hier 1993 gegen Auxerre): Michael Zorc.Schließlich rächte sich für die Münchener, dass ihr dänischer Stürmer Lars Lunde mit den dicksten Chancen geradezu Schindluder trieb. In der vorentscheidenden Phase nach der Halbzeit kaufte ihm allein der damals 22-jährige Teddy de Beer den Schneid ab, als er bei vier Eins-zu-eins-Situationen im Dortmunder Strafraum die Oberhand behielt.
Die Glanzleistungen des BVB-Torwarts waren der Knackpunkt für einen Schlussspurt, der sich gewaschen hatte. Denn als Dickel in der 75. Minute der Anschlusstreffer geglückt war, brachen für die Bayern in der Nachspielzeit alle Dämme. Die späte Konfusion in den Reihen des Meisters nutzte der bereits durch eine Verletzung gehandicapte Zorc zum Ausgleich und unerwarteten Punktgewinn.
Norbert Dickel (l.) beim Kopfball.Tollhausstimmung mit Ehrenrunde beendete einen denkwürdigen Nachmittag, an den sich der neue Co-Trainer Bernd Storck folgendermaßen erinnert: "Die von uns mit großem Selbstvertrauen angegangene Partie erwies sich als dramatische Achterbahnfahrt, bei der wir das Ziel nur mit sehr viel Massel erreichten". Allerdings gibt er zur Ehrenrettung seiner Mannschaft auch zu bedenken: "Dass wir in jener Zeit schon lange nicht mehr als Kanonenfutter abgestempelt werden konnten, haben wir in den verbleidenden 16 Saisonspielen gezeigt. Denn unter der Spielzeit stand ein niemals erwarteter vierter Rang mit der UEFA-Cup-Qualifikation".
Diese enorme Steigerung innerhalb nur eines Jahres stand auf keinem Tippzettel. Sie fußte, laut Günter Kutowski, vor allem auf einer hundertprozentigen Kameradschaft, durch die auch schwierigste Situationen nicht ausweglos erschienen: "Schließlich konnte es einfach kein Zufall gewesen sein, dass aus der Mannschaft, die den Bayern dieses Unentschieden abgetrotzt hatte, noch acht Spieler dazu beitrugen, eineinhalb Jahre später mit dem Pokalsieg dafür sorgten, ganz andere Ziele anzuvisieren". Am 21. Februar 1987 traten für Borussia übrigens folgende 13 Spieler an: De Beer, Pagelsdorf, Hupe, Kutowski (46. Simmes), Lusch, Storck, Helmer, Zorc, Raducanu, Dickel, Mill (88. Keser).