Daum im Tal der Tränen «riesig enttäuscht»
Christoph Daums Optimismus wich einer glasklaren und bitteren Erkenntnis: Der sofortige Wiederaufstieg des 1. FC Köln in die Bundesliga wird in dieser Saison zur «Unvollendeten».
Frustriert, traurig und ernüchtert hält sich der 53-Jährige an die «Optimismusklausel in meinem Vertrag. Aber wie es realistisch aussieht, möchte ich nicht beantworten.» Kein Zweifel: Nach dem 2:2 (2:0) gegen den 1. FC Kaiserslautern hat sich Daum fürs Erste von Liga eins verabschiedet. «Im Fußball muss man mal durch ein Tal der Tränen gehen», erklärte Daum.
«Riesig enttäuscht» sei er über die Bilanz seit der Rückkehr zu seinem Lieblingsclub. Drei Spiele, zwei Niederlagen und das magere Remis gegen die Pfälzer. Mehr ging bislang nicht, und mehr wird in dieser Spielzeit bei der teuersten Zweitliga-Mannschaft wohl nicht gehen. Kapitän Carsten Cullmann: «Wir sind alle ratlos.» Manager Michael Meier weiß, dass «20 Punkte nicht ausreichend sind». Und Daum ist am Rande der Resignation: «Wir haben unser Ziel nicht erreicht. Die Mannschaft hat fast wie gelähmt gewirkt. Angst essen Seele auf.»
Dabei war der Umschwung so nah. 2:0 führten die Kölner durch Matthias Scherz, der am Tag nach seinem 35. Wiegenfest mit zwei Treffern (14./36. Minute) unterstrich, wie wertvoll er ist. Tamas Hajnals 1:2 (60.) schockte die Kölner Fans unter den 49 500 Zuschauern im fast ausverkauften RheinEnergieStadion zunächst kaum, zumal Kaiserslautern kurz danach Azar Karadas und Balasz Borbely mit Gelb-Rot verlor und nur noch acht Feldspieler auf dem Platz hatte.
Trotzdem bettelten verunsicherte Kölner mit haarsträubenden Defensivfehlern regelrecht um den Ausgleich und bekamen ihn. Steffen Bohl (83.) erzielte das hoch verdiente 2:2, Chefcoach Wolfgang Wolf frohlockte: «Sensationell. Das wird eine feucht-fröhliche Heimfahrt.» Linksverteidiger Axel Bellinghausen fand es «geil. Es macht einfach Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen.»
Wolf sieht mit seinem extrem jungen und preiswerten Team eine «glänzende Ausgangsposition» im Kampf um die Erstliga-Rückkehr, von der sich Daum gedanklich schon verabschiedet hat. Er litt, dann war er so zornig, dass er nach dem Schlusspfiff, ohne das übliche TV- Interview zu geben, wutschnaubend in die Kabine eilte. Später meinte Daum zum amateurhaften Verhalten seines Teams: «Wahrscheinlich ist das etwas, was sehr tief liegt und fest bei den Spielern verankert ist. Wir können uns für dieses Spiel nur entschuldigen.»
Das Pokal-Achtelfinale in Frankfurt will Daum noch abwarten, um dann in «Ruhe und Gelassenheit Entscheidungen mit dem Vorstand zu treffen». Er weiß: Der von seinem Vorgänger Hanspeter Latour zusammengestellte Kader ist zu schwach, um ein Top-Team zu sein und schon jetzt die Rückkehr in die 1. Liga zu schaffen. Doch welcher gute Spieler kommt jetzt freiwillig zu einem Club, der eher Richtung Regionalliga tendiert als nach oben? Daum klammert sich an die ruhmreiche Vergangenheit: «Ich kann nur sagen, dass der 1. FC Köln nach wie vor eine Riesenadresse ist.»
Wenigstens eine erfreuliche Mitteilung gab es für Daum. Fußball-Nationalspieler Lukas Sinkiewicz hat am 16. Dezember erstmals nach sieben Monaten Zwangspause wieder mit den Profis des Zweitligisten 1. FC Köln trainiert, teilte der Club mit. Sinkiewicz hatte sich beim U 21-EM-Spiel gegen Portugal am 28. Mai einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie einen Meniskusschaden im rechten Knie zugezogen. «Es ist schön, nach so langer Zeit wieder dabei zu sein. Es hat viel Spaß gemacht», zitierte der 1. FC Köln seinen Spieler.