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Leithian o Hithu 2

Leithian o Hithu 2

Prolog:
Fern von allem Denken zog eine Gestalt, minder als ein Geist, durch einen Thronsaal. Das Etwas hatte keine Erinnerung, was geschehen war, allerdings trieb es so etwas wie ein Instinkt hinter den vergoldeten Thron. Ein Tor war offen, ein Ausgang für alle Fälle und das war wohl einer dieser Fälle. Es schwebte mit einer Hast die steinerne Wendeltreppe hinunter und innert wenigen Minuten war es bereits ausserhalb einer Stadt. Das Gefühl von Heimat begann sich zu regen in dem Etwas, als es sich umdrehte und einen hohen Turm erblickte, der aus der Stadt ragte. ‚Minas Erinael’s Grosser Turm“, breitete sich ein Gedanke aus.
Das Etwas drehte sich um und lief wahllos in eine Richtung. Von einer unbekannten Kraft wurde es nach Osten gezogen. Mehrere Tage vergingen in rastlosem Schweben. Keine Kreatur nahm Notiz von der schwebenden Gestalt, und auch die Gestalt selbst zog gleichgültig seines Weges. Aber allmählich begann die Gestalt so etwas wie ein Bewusstsein zurückzuerlangen. Es wurde ihr bewusst, dass sie vor kurzem noch ein Mensch war, ein mächtiger Mensch. Und von etwas Schwarzem, Düsterem, Dunklem wird sie verfolgt. Schmerz, Angst, gar der Tod?
Als wieder einige Tage vergangen waren, die Gestalt erlangte, bis auf Kleinigkeiten, das alte Bewusstsein zurück. ‚Ich war Edraistan, Lord von Minas Erinael. Einer der es verstand, sich im Fluss der Magie treiben zu lassen’. Aber den Drang, weswegen er in den Osten ziehen musste, konnte er sich noch nicht erklären, auch dagegen ankämpfen konnte er nicht. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Was Edraistan am meisten verwirrte, war sein Zustand; er hatte weder Hände noch Füsse, geschweige denn irgendwelche andere Körperteile. Er war vielmehr eine Verdichtung von Rauch oder Luft. Er war bereits über dem Aeg Eryd und sah in die nebligen Gefilde von Dôrhîth. „Die toten Nebel“.
Nun begann er auch zu verstehen, weshalb diese Nebel ihn anzogen: Nifrim Býrachas, der dunkle Meister hatte dort sein Ende gefunden und mit den letzten Atemzügen das Land verflucht. Ein Ort, wo das Böse blüht. Wer weiss, was für Kreaturen jetzt in diesem Niemandsland hausen. Edraistan versuchte zu lachen, es gelang ihm körperlich zwar nicht, aber im Geiste. Er wusste, dass seine Zeit der Rache von Dôrhîth aus beginnen wird. ‚Die Rache, die Nestan und seinem verdammten Weib die Seele kosten wird’. Hätte er schreiben können, hätte er es getan.

Re: Leithian o Hithu

Helles Lachen hallte durch die Gänge.
Zwei kleine Gestalten huschten durch die Gänge, gefolgt von einer blonden Frau. Eîwyn.
"Bleibt stehen ihr zwei" rief sie den Beiden hinterher.
Sie selbst wurde von der Amme verfolgt.
"Lady... Bleiben sie stehen! Das geziemt sich nicht!"
"Sorgt lieber dafür dass die beiden Frechdachse stehen bleiben." rief Eîwyn über die Schulter zurück und lachte.
Und wirklich, irgendwann, nach einer wilden Verfolgungsjagd, landeten sie im Thronsaal und endlich bekam Eîwyn die beiden Kinder zu fassen.
Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken.
"Ihr könnt aber nicht einfach weglaufen..." meinte sie lächelnd. "Wenn ihr eure Studien fertig habt, dann könnt ihr spielen... Es gibt immer eine Zeit der Arbeit und eine Zeit des Spieles..."
Erschöpft keuchend kam nun auch die Amme in den Saal und hob drohend die Hand.
Eîwyn funkelte sie an. "Die Kinder werden nicht gezüchtigt. Wie oft muss ich das noch sagen?"
Die Frau ließ die Hand wieder sinken und nickte, worauf sich Eîwyn an die Kinder wandte.
"So ist nun mal der Lauf der Dinge..."
"Aber Mutter... Meister Terian erzählt so langweilig... Nicht so wie Vater."
Eîwyn lächelte milde und strich dem Jungen über den Kopf. "
"Und du bist ihm so ähnlich..." murmelte Eîwyn vor sich hin.
Diodora und Shaen blickten sie mit großen Augen an.
Eîwyn erhob sich und führte die Beiden aus dem Thronsaal.
"Wartet hier..." murmelte sie lächelnd.
Eîwyn sah noch einmal in Richtung der Amme. "Mein Mann wird sich sicher etwas überlegen. Wir haben Euch schon oft genug erklärt, dass Ihr kein Recht habt, die Kinder so zu bestrafen."
Und damit brachte sie die Zwillinge zurück zu deren Hauslehrer.


Eine konkurrenzlose Macht...
...ruft mich...
...wickelt mich ein...
...stößt mich ab...
...dominiert heimlich und sanft...
...mein Innerstes...
...und vernichtet in wilder Zerstörungswut...
...Alles was ich bin


Re: Leithian o Hithu 2

Nestan ritt mit seinem Gefolge über die Ebenen Revianna’s. Die Pferde waren müde, aber kein Wunder, denn eine Tagesreise ohne Rast ist für jedes Pferd anstrengend.
Die Räuberbande in Gendar, an der Grenze Revianna’s, nord-östlich von Minas Erinael, war schlecht organisiert und ohne Anführer. Als Nestan die Meldung erhalten hatte, es seien schlimme Söldner im Land, die Haus und Hof plündern und abfackeln, hatte Nestan das Schlimmste erwartet. Er hatte zwanzig seiner besten Männer ausgewählt und ist sofort los geritten um dem Schrecken ein Ende zu setzen. Aber etwa sechs bis sieben Männer hätten genügt.
Die Sonne tauchte gerade unter das Meer am Horizont und der Grosse Turm Minas’ Erinael glitzerte und glänzte mit den Wellen des Meeres um die Wette. Ein warmes Glühen stieg Nestan ins Herz, ‚Wie schön ist es, sorglos nach Hause zu kommen. Zusehen, wie die Kinder aufwachsen, wie sie lernen und spielen. Wie schön ist es, eine treue Gemahlin in die Arme zu schliessen, so dass man sie nicht mehr loslassen will’.
Sie waren bereits im Palast angekommen, als Nestan immer noch in Gedanken versunken zum Meer blickte. Er blickte um, als er Diodora und Shaen über den Platz stürmen hörte. Sofort sprang er aus dem Sattel und nahm beide in die Arme. „Na ihr beide? Habt ihr auch brav gearbeitet?“ – „Jaaaa!“, riefen sie im Chor. „Und habt ihr auch schön eurer Mutter gehorcht“ – „Jaaaa!“. Nestan musste lachen. Er wuschelte Shaen durch die langen Haare und meinte: „Dann ist ja alles bestens. Und euer Vater hat nicht mal böse Männer umbringen müssen. Sie haben sich bei unserem Anblick fast die Hosen voll gemacht... Aber jetzt gehen wir hinein“.
Mit beiden Kindern an den Armen lief Nestan über den mit Mosaiken besetzten Platz, die breite marmorne Treppe hinauf.

Re: Leithian o Hithu 2

Eîwyn wartete am Ende der Treppe und schloss Nestan in die Arme. "Schön dass du wieder da bist." meinte sie lächelnd und küsste ihn auf die Stirn.
Immer wieder fiel ihr ein Stein vom Herzen, wenn er wieder zurück kam.
Die Sorgen um ihn wuchsen in letzter Zeit ins unermessliche, auch wenn sie nicht wusste wieso.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass... Eîwyn verschob den Gedanken.
Shaen und Diodora hielten sich an Nestan fest.
"Ihr werdet ihn mir wohl nicht so schnell überlassen stimmts?"
Diodora schüttelte den Kopf. "Erst muss er erzählen."
Eîwyn lächelte und ging in die Knie.
"Vielleicht solltet ihr ihn zuerst ausruhen lassen. Ich denke ihr werdet noch schnell genug zu euren Geschichten kommen."
Shaen schüttelte frech grinsend den Kopf. "Jetzt."
Eîwyn erhob sich wieder. "Ich würde gern wissen, von wem von uns beiden du deinen Dickkopf hast."
Gemeinsam gingen sie durch die Gänge.
Shaen und Diodora waren schon vorraus gelaufen. Lang würde sie Nestan nicht für sich alleine haben. Deshalb mussten jetzt gleich wichtige Dinge besprochen werden. Auch wenn Eîwyn lieber andere Dinge tun würde. Sie legte ihm lächelnd die Hand auf die Schulter.
"Ich muss mit dir sprechen..." ihr Gesicht wurde ernst.
"Ja?"
"Ich weiß nicht mehr, was ich mit dieser Amme tun soll... Jedes mal, wenn die Kinder ungehorsam sind, will sie ihnen eine Ohrfeige geben. Die beiden sind jetzt neun... Sie sind eben... Kinder. Ich würde nur gern wissen, was du davon hältst, bevor ich irgend etwas tue."
Fragend blickte sie ihn an.


Eine konkurrenzlose Macht...
...ruft mich...
...wickelt mich ein...
...stößt mich ab...
...dominiert heimlich und sanft...
...mein Innerstes...
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Re: Leithian o Hithu 2

„Die Amme“, Nestan verschränkte sein Arme über der Brust, „Ich verstehe sie, als sie ein Kind war, wurde man anders erzogen. Sie kennt keine andere Erziehung. Nun, wir können sie nicht einfach entlassen, sie macht ihre Sache bis auf das eigentlich gut. Und sie ist auch schon etwa neun Jahren hier. Du solltest sie nicht zu hart ins Gebet nehmen“, Nestan legte Eîwyn die Hände auf die Schultern, „Und ich denke nicht, dass sich Shaen und Diodora nicht wehren könnten“. Er küsste sie und schloss sie in die Arme. „Es hatte schon mit schlimmeren Problemen zu kämpfen als mit der Erziehung einer strengen Amme“. Er wolle sie noch ein zweites Mal küssen, als hinter einer Ritterrüstung helles Kichern hervorkam. Nestan grinste und setzte eine gespielt tiefe Stimme an. „Jetzt kommt ein Bär und frisst euch auf...“, er trabte auf die beiden versteckten Kinder zu, aber diese rannten in kichernder Panik davon und Nestan hinterher. Wenige Meter weiter hatte er die beiden bereits gepackt und machte Anstalten, die Kinder fressen zu wollen. Nachdem die Kinder sich los gerungen hatten, setzte Nestan wieder eine andere Miene auf. „So ihr hochwohlgeborenheiten, wenn ihr jetzt sofort ins Bett geht, dann werde ich euch eine Geschichte erzählen. Eine ganz schreckliche...“ Und mit lautem Johlen rannten die Kinder in Richtung Schlafzimmer.

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Hej Gandalf, hat dir schon mal einer gesagt, dass du aussiehst wie'n Mädchen, das wie n Junge aussieht?

LotW Outtakes... LOOOOL