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Tangos y boleros – Teil 2 - JM/S - R (frei ab 16)

Tangos y boleros – Teil 2 - JM/S - R (frei ab 16)

Fanfiction: Salome-Slash
Rating: R – frei ab 16
Inhalt: Die Geschichte beginnt in der Vergangenheit nach Diegos Mord an Samuels Mutter. Neben einer zärtlichen Liebe zwischen Samuel und José Miguel geht es um Verrat, Gewalt und Verzweiflung.
Warnungen: Wer mit Homosexualität und schwulen Sex Probleme hat, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen. Slash bedeutet auch, Grenzen einer Person auszuloten: Wer daran keinen Spass hat, sollte aufhören weiter zu lesen.
Pairing: JM / S (José Miguél / Samuel)
Disclaimer: Alle Charaktere und sämtliche Rechte Salome gehören Televis, Mexico: Sämtliche Fanfic werden lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und toten Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Tangos y boleros – Teil 2

Quisiera ser un pez
Para meter mi nariz en tu pecera
Y hacer burbajas de amor
Por dondeequiera.
Pasar la noche entera mojado en ti.

Ich wäre gern ein Fisch
Um meine Nase in dein Aquarium zu stecken
Und Liebesblasen zu machen
Wo immer ich will.
Die ganze Nacht von dir benetzt.


Am nächsten Morgen wurde José Miguel zärtlich durch einen Kuss geweckt. Samuel war schon vor ihm aufgestanden und hatte ein Frühstück vorbereitet. José Miguel zog sich seine Unterhose an, setzte sich zu Samuel an den Tisch und nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse. Dann sprach er Samuel an: „Die letzte Nacht war wunderschön.“ Samuel nahm José Miguels Hand: „Für mich war das die schönste Nacht seit langer Zeit – und ich würde mir wünschen, jeden Morgen neben Dir aufzuwachen.“ „Samuel, ich möchte Dich nicht als Freund verlieren“, antwortete José Miguel, „aber ich finde, wir sollten es langsam angehen lassen und sehen, wie sich alles entwickelt.“ „Du hast sicherlich recht, aber ich wollte Dir nur sagen, wie viel Du mir bedeutest.“ „Für mich ist das alles so neu“, sagte José Miguel nachdenklich, „ich muss er mit der ganzen Situation klar werden – manchmal glaube ich immer noch, dass ich träume.“ „Und ich wünschte, dass ich nie wieder aufwachen würde“, ergänzte Samuel mit einem Lächeln. José Miguel fiel plötzlich ein, dass sie gerade einige Kurse an der Universität verpassten, aber das war jetzt nebensächlich. Und außerdem hatten sie in den letzten Tagen so viel gearbeitet, dass sie sich einen Pause gönnen konnten. Nach dem Frühstück streichelte Samuel sanft über den Nacken von José Miguel – und beide sanken auf die Couch in inniger Umarmung. José Miguel atmete tief ein und genoss den Geruch von Samuels Körper, spürte seine leichte Körperbehaarung, seine schönen und zugleich starken Hände und die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Besonders erregte ihn die feine Behaarung an Samuels Bauch, die in einem feinen Streifen zur Körpermitte führte. Er fühlte die ausgeprägten Schultermuskeln und den starken Rücken seines Liebhabers. Ihre Küsse wurden intensiver, ihre Bewegungen immer leidenschaftlicher...

Erschöpft lagen Samuel und José Miguel nebeneinander – ihre Körper waren leicht von frischem Schweiß bedeckt. Sie brauchten einige Zeit um sich zu erholen und aßen vom Frühstück, das bisher fast unberührt dagestanden hatte. „Wollen wir duschen?“, fragte Samuel. Kurze Zeit später standen die beiden jungen Männer in der engen Dusche und rieben sich gegenseitig mit dem wohlriechenden Duschgel ein und spülten ihre Körper mit dem warmen Wasser ab.

Erst am späten Nachmittag verließ José Miguel Samuels Wohnung und kehrte in das Haus der Familie Lavalle zurück, wo ihn schon seine beiden Brüder erwarteten. „Deine Mutter hat sich Sorgen gemacht! Wo warst Du gestern? Wieso hast Du nicht angerufen.“ „Entschuldigt bitte, aber Samuel und ich waren gestern noch in der Tango-Bar – und es ist spät geworden.“ „Und das ist der zweite Punkt“, erklärte José Miguel, „gestern Nacht hat jemand an die Universitätswand gesprüht, dass Du eine ‚Schwuchtel’ seiest.“ José Miguel stand da wie vom Donner gerührt – hatte Samuel etwa anderen etwas von der Sache erzählt? Aber wie sollte er das gemacht haben – zu dem Zeitpunkt des Geschehens müssen sie doch noch geschlafen haben – aber Samuel ist vor ihm aufgestanden. José Armando war etwas erstaunt über das Schweigen seines Bruders und sprach ihn an: „Wenn Du uns etwas zu sagen hast, dann solltest Du es jetzt tun!“ Jetzt war es José Miguel zu viel: „Ich bin ein erwachsener Mann und muss mich vor niemanden rechtfertigen!“ Und mit diesen Worten verschwand er auf sein Zimmer.

José Miguel setzte sich erst mal auf sein Bett – tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er war sich immer noch über seine Gefühle zu Samuel im klaren – aber als Schwuler war er schon geoutet. Und auch Romina würde schon davon wissen. Was sollte er denn mit ihr tun – sollte er ihr alles erzählen? Dann klopfte es an der Tür und seine Brüder betraten den Raum: „Du kannst uns so nicht stehen lassen – wir haben immer zusammen gehalten. Wieso redest Du nicht mit uns?“ „Ja, wir müssen zusammen halten“, antwortete José Miguel, „das heißt aber nicht, dass auch ich keine Privatsphäre habe. Ihr wisst genau, dass ich kein schlechter Mensch bin. Ich nutze niemanden aus, ich nehme keine Drogen und ich werde euch nie belügen. Aber es gibt auch den Zeitpunkt, wo ein Mann auch mal alleine sein muss.“ – „Bist Du nun schwul?“, unterbrach ihn José Julian. „Und wieso willst Du das wissen?“, fragte José Miguel zurück: „Und wenn es so wäre, was würdet ihr tun? Würdet ihr mich aus dem Haus werfen? Und Willy gleich hinterher? Oder glaubt ihr etwa, Tante Willy hätte mich verführt?“ José Armando zu seinen Bruder aus dem Raum: „Wir haben einen Fehler gemacht. Wie hätten ihn nicht so drängen sollen. Wenn sich unsere Mutter um ihn Sorgen macht, ist das eine Sache – aber wir müssen zu ihm stehen, wenn er Probleme hat. Und wir dürfen ihn nicht so drängen.“

Zur gleichen Zeit stand Julio betrat Julio den Schönheitssalon seiner geliebten Fernanda. Sie bat ihn sofort in einen Nebenraum und umarmte ihn leidenschaftlich. Julio erwiderte ihre Zärtlichkeiten – er war so glücklich, seine geliebte Fernanda wieder in seinem Leben zu haben. Er roch ihr teures Parfüm und bewunderte ihre elegante Erscheinung. Da klopfte es an der Tür und im gleichen Moment stürzte Willy aufgeregt in den Raum: „Ich bitte 1000 mal um Entschuldigung – aber ich wollte nur sagen, dass ich eben einen Anruf von José Julian bekommen habe – José Miguel ist gerade nach Hause gekommen, und es geht ihm gut.“ Fernanda atmete erleichtert auf – sie konnte die ganze nicht schlafen, da sie nicht wusste, wo er sich befand. „Was ist den mit José Miguel?“, fragte Julio, und Fernanda erzählte, dass er gestern nicht nach Hause zurückgekommen ist. „Vielleicht es ist ja ein Zufall, aber gestern Nacht hat jemand an die Universität gesprüht, dass José Miguel homosexuell sei“, erzählte Julio. Fernanada wirkte etwas verstört, sie war sich nun sicher, dass sie mit José Miguel ein paar Worte zu wechseln hatte, denn wenn sie eines nicht mochte, war es, wenn ihre Söhne Geheimnisse vor ihr hatten: „Willy, kannst Du den Termin um 16 Uhr für mich übernehmen?“ „Selbstverständlich“, kam es von ihm zurück – und im selben Moment stürmte Fernanda aus ihrem Salon, gefolgt von Julio.

Im Hause der Familie Lavalle hatte José Miguel das Grübeln satt. Er wollte sich weder vor seinen Brüdern noch vor seiner Mutter rechtfertigen. Aber mit wem sollte er denn sprechen? Und da kam ihm die Idee. Er zog seine Jacke an und verabschiedete sich von seinen Brüdern, dass er kurz Onkel Hipolitó besuchen wolle. Dieser war überrascht und erfreut, als der junge Mann in seiner Tür stand: „Schön, dass Du vorbeikommst! Was ist denn der Grund Deines Besuchs?“ - „Ich muss unbedingt ein Gespräch unter Männern führen – und habe ich nur Dich“, antwortete José Miguel. Hipolitó bat ihn rein, bereitete einen Tee zu, während ihm José Miguel die Geschehnisse der letzten Tage erzählte: der Beginn seiner Freundschaft mit Samuel, ihre gemeinsame Nacht und die Schmierereien an der Schule. Hipolitó hörte schweigend zu und blickte auf den ratlosen jungen Mann, dann dachte er einige Minuten nach und fing an zu reden: „Da ist viel passiert in den letzten Tagen. Für dich mag das jetzt so vorkommen, als seiest Du an einem Wendepunkt an Deinem Leben, und vielleicht ist das so. Trotzdem sehe ich das anders: Du bist jung und kannst alle Erfahrungen machen, die Du willst. Wenn Du später verheiratet sein oder gar Kinder haben solltest, ist das alles viel schwieriger.“ Dabei musste er an seine Situation denken, als er von seiner Frau verlassen wurde. Er wusste überhaupt nicht, wie es nun weitergehen sollte, wie er einerseits berufstätig und Vater sein sollte. „Du bist jung und du hast Kraft“, fuhr er fort, „du wirst Deinen Weg gehen und ich bin sicher, dass alle Deine Freunde Dich unterstützen werden, egal wie Du Dich nun entscheidest.“ „Danke, Onkel Hipolitó, aber wie soll ich mich nun entscheiden?“ fragte José Miguel. - „Was sagt Dir Dein Herz?“ – „Ich weiß es nicht“, sagte José Miguel. Auf der einen Seite will ich Romina nicht verlieren, und ich weiß auch nicht, ob ich zu Samuel stehen kann.“ – „Liebst Du ihn denn?“ Langsam stiegen José Miguel Tränen in die Augen: „Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass die letzte Nacht und der heutige Tag wunderschön waren.“ Da nahm Hipolitó den jungen Mann in den Arm und sagte: „Liebe ist ein Geschenk, und Du darfst deswegen nicht unglücklich sein. Aber die Entscheidung wirst Du schon selbst treffen müssen. Nur eines musst Du wissen: Ich werde immer hinter Dir stehen, denn ich weiß, dass Du ein guter Mensch bist.“ – „Danke, Onkel Hipolitó“, sagte José Miguel, „Du hast mir sehr geholfen. Ich wünschte, ich hätte einen Vater wie dich.“ Die letzte Bemerkung traf Hipolitó mitten ins Herz. „Darf ich heute hier übernachten?“ fragte José Miguel. Hipolitó sagte noch, dass er Fernanda um Erlaubnis fragen wolle, dann ging er in den Nachbarraum und brach in Tränen aus: Dass ihn José Miguel als Vater wünschte, hatte ihn tief berührt. Am liebsten hätte er erzählt, dass der Vater, den sich José Miguel so sehnlich wünschte, die ganze Zeit da war. Dann unterdrückte er die Tränen und rief Fernanda an: „Dein Sohn ist bei mir und möchte auch hier übernachten. Mach Dir bitte keine Sorgen, dem Jungen geht es gut, aber er hat im Augenblick Liebeskummer und hat sich mir anvertraut. Offenbar hatte er ein Gespräch unter Männern nötig.“ Fernanda hörte Hipolitó zu und beschloss, den Jungen seinen Wunsch zu lassen. „Morgen ist auch noch ein Tag und dann werde ich in aller Ruhe mit ihm reden“, waren ihre Gedanken.

Zur gleichen Zeit trat Inspektor León in Diegos Zimmer: „Wir ermitteln im Fall des Todes einer Universitätsangestellten. Wir haben gehört, dass Sie am Todestag am Tatort waren. Was haben Sie dazu zu sagen?“ Diego musste sich anstrengen ruhig zu bleiben. War die Polizei ihm etwa auf der Fährte? Er musste von sich ablenken und Zeit gewinnen: „Inspektor, ich war nicht der einzige am Tatort. Ich habe dort auch seinen Sohn gesehen. Es gibt von ihm in letzter Zeit Gerüchte, er würde Affairen mit Männern suchen. Vielleicht war seine Mutter einem derartigen Lebenswandel nicht einverstanden und er wollte sie aus dem Weg räumen?“ „Das ist ja sehr interessant“, antwortete der Inspektor, „wir werden das überprüfen.“ Er hatte schon von seinem Sohn gehört, dass es offenbar ein Homosexuellenmilieu an der Universität gab. Inspektor León hatte die Erfahrungen gemacht, dass Homosexuelle nur selten mit ihm kooperierten, offenbar waren das notorische Geheimniskrämer, die ihre Umwelt und auch die Polizei, die ja eigentlich nur das beste für die Bürger wollte, nicht ihn ihre Umtriebe einweihten. Hätten sie dies allerdings gemacht, dann würden sie auch auf Ablehnung durch den Inspektor aufgrund ihres „mangelnden Schamgefühls“ stoßen. „Können die Tunten ihre perversen Praktiken nicht wie alle normalen Leute hinter verschlossener Tür ausleben“, hätte er gesagt. Wie sich Schule und Lesben auch verhalten hätten, Inspektor León wollte das weder tolerieren und erst recht nicht akzeptieren. Dann verließ er mit seinen Assistenten D’Rubi. Diego lächelte zufrieden: Die Polizei ist Mexiko-Stadt bestand offenbar nur aus Idioten, aber das war umso besser für ihn.

Am Abend lag Samuel in Gästebett der Wohnung seines Onkels Hipolitó. Er dachte über die Geschehnisse der letzten Zeit nach. Er musste mit Romina sprechen und er musste auch eine Entscheidung treffen. Er könnte keine Beziehung mit Samuel und Romina führen, das würde nicht gut gehen. Jetzt wo er die ganze Sache begonnen hatte, musste er auch wissen, on das sein Leben sein sollte. Mit diesen Gedanken schlief er ein. Zur gleichen Zeit wälzte sich Samuel in seinem Bett. Er vermisste seinen Liebhaber. Dann nahm er die Bettdecke, unter der José Miguel geschlafen hatte und schmiegte sich an sie.

Am nächsten Morgen wurde José Miguel durch seinen Onkel geweckt. Beide frühstückten zusammen und José Miguel bedankte sich, dass er übernachten durfte. Hipolitó meinte, dass sei eine Selbstverständlichkeit, und er dürfe immer wieder zu ihm kommen, wenn er Probleme habe. Dann verabschiedete sich José Miguel und machte sich auf den Weg zur Universität. Zur gleichen Zeit klopfte Inspektor León an der Tür von Samuel. Als dieser öffnete, wurde er sofort auf die Wache gebeten: „Sie sind verhaftet, weil Sie unter Verdacht stehen, um Tod ihrer Mutter verantwortlich zu sein.“ Samuel war geschockt: „Da muss ein Irrtum vorliegen, ich habe meine Mutter geliebt!“ Die Beamten interessierte das wenig, eine halbe Stunde später stand Samuel in der Arrestzelle.

Als José Miguel die Universität betrat, sieht er sofort die Schmiererei, von der ihm seine Brüder erzählt hatten; die Universitätsleitung hatte sie noch nicht entfernen können. Er konnte Samuel nirgends entdecken, dafür lief er drei seiner unsympathischsten Mitstudenten über den Weg: León (der Sohn des Inspektors), Marcos und Samuels Kumpel Mauro. Er beschloss Mauro nach dem Verbleib von Samuel zu fragen. Mauro fing an, José Miguel zu verhöhnen: „Ist die Tunte etwa auf der Suche nach neuen Männern? Lass Samuel in Ruhe, und komme vor allem nicht auf den Gedanken uns anzufassen, Du dreckige Schwuchtel.“ Die Zornesröte stieg in José Miguel auf: „Ich käme wirklich nie auf den Gedanken, Dich oder Freunde zu berühren – wovon träumst Du eigentlich nachts?“ – „Willst Du etwa andeuten, ich wäre schwul!“, fuhr Mauro ihn an. Eine Schlägerei stand kurz bevor – doch dann stellten sich die beiden Zwillinge Nacho und Chava zwischen die Streitenden: „Wenn ihr Euch streiten wollt, dann macht das bitte draußen! Und wenn ihr euch schlagen wollt, dann macht das Mann gegen Mann und nicht drei gegen einen." Marcos, Mauro und León zogen von dannen.

José Miguel wollte gerade zum Hörsaal gehen, da stand Money vor ihm:: „Also ich, die göttliche, weiß von niemanden, dass er schwul ist. Aber ich, die göttliche habe mich über den Ursprung der Homosexualität in der Mythenwelt informiert und teile dir hiermit einen Teil meiner Weisheit mit: „In Juchitán, nahe der Grenze von Guatemala, erzählt man sich, dass der heilige Vicente Ferrer, Schutzpatron von Juchitán, auf seiner Wanderung von Süd- nach Nordamerika einen großen Sack voller Schwule auf dem Rücken trug. In Kolumbien, Zentralamerika und Guatemala hat er je einen abgesetzt. In Juchitán war ihm der Sack gerissen. Deshalb gäbe es hier so viele und sie gehören in diesem Teil Mexikos zum Bild der Stadt.“ – „Stimmt diese Geschichte eigentlich?“, fragte José Miguel. „Natürlich! Misstraust Du etwa dem göttlichen Wesen?“, antwortete Money und fuhr fort: „In einem Seminar von Harry Garcia über den Einfluss der Sagenwelt der Maya auf den Katholizismus in Süd- und Mittelmexiko habe ich , die göttliche, einen Vortrag darüber gehalten. In Guatemala konnten sich die Ureinwohner männliche Homosexualität nicht erklären – und so zählten sie sie zu den Dingen, die als Verbindung zwischen der ihrer Welt und der geheimnisvollen unerklärlichen Welt der Ahnen und Geister gehörten. Man verstand die Schwulen nicht, aber man achtete und respektierte sie als notwendigen Teil. Und als die Bewohner Mittelamerikas missioniert wurde, wollten einige ihren Respekt vor Schwulen nicht aufgeben, sie durften aber nicht mehr an eine Geisterwelt glauben, und so entstand im Volk die Geschichte über den Schutzheiligen ihrer Stadt.“ - „Was willst Du mir denn damit sagen? Glaubst Du tatsächlich, ein einzelner Mann packte sich knapp ein dutzend andere Männer in einen Rucksack und läuft damit durch halb Amerika?“, fragte José Miguel Money. Money guckte ihn erstaunt an: „Das liegt doch auf der Hand: Es ist doch egal, ob die Sage wahr ist oder nicht. Aber alle Sagen haben einen wahren Kern und wichtig ist, dass die Menschen den begreifen, denn es sind Menschen, die sich ihre Werturteile bilden. Und wichtig ist doch nur, dass die Menschen andere Menschen nicht ohne Respekt behandeln. Nur weil wir etwas nicht verstehen können, muss es deswegen nicht Sinn-los sein. Und daran müssen wir festhalten – wir müssen die Dinge, die das göttliche Wesen uns geschenkt hat, achten. Und die Achtung fängt bei uns selbst an. Wir sind alle einzigartige Geschöpfe – sieh doch mich, die göttliche an – und Du bist auch einzigartig. Wir alle sind es. Wir sind alle verschieden, und das ist unsere Gemeinsamkeit.“

José Miguel hätte Moneys Ausführungen gerne noch weiter zugehört, aber er erblickte Romina und entschied sich, sich von Money zu verabschieden und zu Romina zu gehen, die ihn schon mit Fragen bombardierte: „Wo warst Du denn gestern? Und was sind das für Geschichten, die man sich über Dich erzählt?“ – „Romina, ich weiß auch nicht, warum das an die Universität gesprüht wurde. Aber ich muss es jetzt herausfinden. Wir werden über alles reden aber nicht heute. Ich muss erst mal herausfinden, wer mir offenbar schaden will.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich José Miguel von Romina und verließ die Universität um Samuel zu suchen.

Samuel saß auf dem Boden seiner Zelle, als ein Beamter die Tür öffnete. Mit einem verschlagenen Lächeln führte er ihn heraus in eine andere Zelle: „Du wirst jetzt Deinen Spaß haben, Du kleine Schwuchtel!“ Dann führte er ihn in eine Sammelzelle, in der drei ältere bierbäuchige Gefangene saßen. Sie stanken nach Schweiß und rieben sich in ordinärer Weise ihre Genitalien durch ihre speckigen Jeanshosen. „Habt viel Spaß mit dieser jungen Tunte“ – mit diesen Worten wurde die Zelle hinter ihm abgeschlossen und der Beamte entfernte sich...

Eine Stunde später wurde Samuel wieder in seine Zelle zurückgestoßen. Er konnte kaum laufen, sein Körper war von blauen Flecken übersäht und ihm war übel. Aber schlimmer als sein körperlicher Schmerz war der seelische. Er wusste nicht, wie lange und wie oft er missbraucht wurde, und sobald die Erinnerung an die Dinge, die sie mit ihm angestellt hatten, wieder hoch kamen, musste er sich fast übergeben. Noch nie in seinem Leben empfand er eine solche Scham und einen solchen Ekel. Er wollte nur noch vergessen – aber dann kam die Angst in ihm hoch. Wie lange würde er noch in diesem Gefängnis bleiben? Wie viele Male würde er noch vergewaltigt werden? Wann würde er wieder herauskommen? Würde er noch derselbe sein? Was würde passieren, wenn einer seiner Vergewaltiger ihn mit HIV infiziert hätte? Er wollte das Martyrium nicht noch einmal erleben. Dann blickte er auf die dünne Decke auf dem Bett in seiner Zelle. Es wäre sehr einfach, aus ihr eine Schlinge zu drehen und sie an der Decke zu befestigen. Dann hätte sein Leiden ein Ende...

Ende des 2. Teils