Wanisch/asische Spuren jenseits der Stadtmauer.
Das nördliche Umland der Feste ist bis heute durchsetzt von festlandgermanischen Einflüssen, auch wenn dies nicht bewußt in den Köpfen der Menschen verankert ist:
Gerade die Alten wissen noch, dass man zwischen Weihnachten (=Mittwinter) und dem Dreikönigstag (12 Rauhnächte), keine (weiße) Wäsche aufhängen darf, da es der Frau Holle nicht gefällt, dass an diesen Tagen gearbeitet wird, und die Geister der wilden Jagd und der Wode die Wäsche dann von den Leinen reißen & beschmutzen.
Zu Pfingsten gibt es eine Freie Nacht, in der einiges an Schabernack gespielt wird, ohne dass dies Konsequenzen nach sich zieht... (=>Vergleich Halloween)
Im Sommer darf man um die Mittagszeit nicht auf den Feldern sein, oder gar dort einschlafen, da die Kornmuhme umgeht.
Im nördlichen Speckgürtel gibt es auch in geographischen Bezeichnungen noch einiges was auf germanisches Leben hinweist. Speziell sind hier die Orte
Olvenstedt (=>Stätte des Asenwolfs) und
Ebendorf (=>Herkunft vom Wort für Eibe, Verweise auf den immergünen Weltenbaum; auch Ydalir, Wohnstätte des Uller) zu nennen,
sowie die Wüstung Insleben (=>Ing, Inwë; Verweise auf den Wanengott Freyr und die Feuerrune Ingwaz), eine Siedlung, die sich auf dem Gebiet der Neuen Neustadt zwischen Kastanienstraße und Mittags-/Wasserkunststraße befand und deren nördlicher Ausgang direkt nach
Rothensee führte, wo der Legende nach ein Drache lebte. (Die Lindwurmbrücke, die die Stadtautobahn in Nord überspannt, verweist darauf.)
Viele Tie-/ Thieplätze und Straßen deuten auf ehemalige Versammlungsplätze in den Dörfern und stehen wohl mit Tius/ Tyr in Verbindung. Auch das Billingshoch (der Felsenberg) ist eine bis ins Hochmittelalter berühmte Thingstätte, an der auch Gericht gehalten wurde.
Im Norden der Stadt befanden sich auch mehrere Hünengräber, die heute fastausschließlich in Ortsnamen erhalten sind: Großer und kleiner Silberberg, Pfahlberg sowie das Angelhochgrab, in dem die älteste Trommel Europas gefunden wurde.
Einige ungeklärte Namen tragen gewiss auch germanische Spuren: So wird die kleine Sülze (und ihr umgebener Bereich) in Ebendorf Breien(?) genannt, Richtung Ammensleben/ Gutenswegen existierte einmal ein Heiliger Hain/ Friedwald, der hlg. Gräwie genannt wurde und in den man in Kriegszeiten floh, da dort jegliche Gewaltausübung verboten war.
Soviel für heute, gehabt schöne Rauhnächte...!
Ich horche und warte, kein Stein entgeht mir,
keine Kreatur unter dem Himmel;
aus den Rinden der Bäume will ich lesen,
die Steine sollen mich mit ihrer Kraft taufen,
die Wälder mich einlassen,
die Kräuter mich Wunder und heilsame Zauberei lehren.
Gustav Schenk