World of Fantasy - Die japanische Sprache

Japanisch, Kapitel 2 - Die Aussprache

Japanisch, Kapitel 2 - Die Aussprache

Für die, die es eilig haben, kann man die Quintessenz dieses Kapitels in einem Satz zusammenfassen: Es ist vollkommen unmöglich, ohne einen guten Lehrer (oder besser gesagt Trainer) die richtige Aussprache zu lernen. Und selbst dann werden nur Sprachgenies eine einigermaßen akzentfreie Aussprache erlernen. (Auch Japaner, die schon lange in Deutschland leben und fließend Deutsch können, haben einen eigenar-tigen, starken Akzent. Umgekehrt ist das natürlich genau so.)
Vor ein paar Jahren habe ich mich mal mit jemandem unterhalten, der eine Zeitlang in Japan gewesen war. Er sagte, mit Englisch käme man in Japan nicht sehr weit (womit er recht hat; von wenigen Aus-nahmen abgesehen sprechen die Japaner noch schlechter Englisch als die Deutschen). Weiter meinte er, und wenn man zu den Japanern was auf Japanisch sagte, würden sie es auch nicht verstehen. Der Grund dafür sei wohl, daß sie von einem Ausländer einfach nicht erwarten, daß er Japanisch kann. Das leuchtete mir damals ein. Nur stimmt es nicht. Wenn man richtig Japanisch (aus-)spricht, dann verstehen sie einen nämlich sehr gut.
Aber wenn man, wie es mir in meinem ersten Kurs ergangen ist, gleich als erstes gesagt bekommt, daß uns Deutschen diese Sprache phonetisch keine Schwierigkeiten bereite, dann ist schon von Anfang an alles zu spät. Tatsache ist, daß die Sprachmelodie im Japanischen, ebenso wie die Aussprache der Wörter mit ihren kurzen und langen Silben, total anders ist als bei uns. Und das muß man einfach trainieren. Man kann es auch nicht aus Büchern lernen. Unüberwindliche Schwierigkeiten beim Aussprechen der Silben gibt es nicht, aber die Abfolge von kurzen und langen Vokalen, deren genaue Länge, die kleinen Pausen dazwischen, die richtige Betonung usw. sind sehr wichtig und müssen (zumindest an manchen Stellen) ganz genau eingehalten werden. Im Deutschen macht es ja auch einen riesen Unterschied, ob man "schon" oder "schön" sagt, was für einen Ausländer womöglich ein völlig belangloser und kaum hörbarer Unterschied ist. Genausowenig sehen Japaner den Unterschied zwischen "verstehen", "verstoh-len", "verstellen", "versetzen" usw. Das klingt für sie alles gleich. Da hilft nur üben, üben, üben.

Für alle Fälle doch noch ein paar Tips und Regeln zur Schreibweise und Aussprache
Von Kanji abgesehen (deren Lesung man mehr oder weniger auswendig wissen muß - ein paar Eselsbrü-cken gibt es allerdings), wird im Japanischen alles genau so gesprochen, wie es geschrieben wird, unter Beachtung folgender Regeln:
• Alle Vokale werden sehr kurz gesprochen (außer, sie werden durch Verdoppelung lang gemacht). Insbesondere "i" und "u" werden oft nur angedeutet oder verschluckt. Bsp.: desu wird "dess" aus-gesprochen. Asakusa (Stadtteil in Tokyo) wird "Assacksa" ausgesprochen. Wenn Sie einen Japa-ner nach Azakuuza fragen (so sprechen das nämlich Deutsche normalerweise aus), denn wird er keine Ahnung haben, wovon Sie reden.
• Lange Vokale werden so geschrieben, daß man den jeweiligen Vokal an die entsprechende Silbe anfügt. Nur an Silben, die auf -o enden, fügt man statt dessen "u" an (mit ein paar Ausnahmen, wo "o" angefügt wird). In Katakana wird die Verlängerung meist durch einen Strich gebildet.
• Das Japanisch wird generell weicher als das Deutsche gesprochen. "t" und "f" spricht man z.B. mit viel weniger Preßluft als bei uns. "g" im Innern von Wörtern wird meist "ng" gesprochen: u-sagi sprechen Sie also am besten "usangi". (Heißt übrigens "Hase".)
• Das Japanische unterscheidet zwischen einem stimmlosen und einem stimmhaften "s" ("s" und "z" in der Romaji-Notation). Da dieser Unterschied im Deutschen oftmals keine Information co-diert, im Japanischen aber sehr wohl, muß man speziell darauf achten, es nicht falsch zu machen. Im übrigen ist der Unterschied für uns teilweise kaum hörbar, vor allem bei "sa" - "za". Wichtig ist er trotzdem: sannen = "3 Jahre", zannen = "leider".
• Es gibt im Japanischen auch einen Laut, der im Deutschen mehr oder weniger gar nicht vor-kommt. In Romaji geschrieben "j", gesprochen so ähnlich wie das "g" in "Genie". Das machen auch nach längerem Kursbesuch viele Deutscher noch falsch. Der Unterschied ist aber sehr wich-tig (jikan heißt "Zeit", chikan heißt "Triebtäter". Fast jeder Deutsche spricht "j" erst mal als "ch".)
• "ei" wird in der Umgangssprache oft als langes "ee" gesprochen (z.B. in kirei = "schön / sauber"). Bitte auf keinen Fall wie im Deutschen als "ai" aussprechen (aber das kann nur in Romaji-Umschrift passieren, denn Hiragana und Katakana sind phonetische Silbenalphabete und geben genau an, wie ein Wort auszusprechen ist. Bei der Gelegenheit: Romaji muß man auch richtig le-sen können: "Judo" heißt auf japanisch "Juudou" (gesprochen Dschuudoo), übersetzt "der sanfte Weg").
• Es gibt einen subtilen Unterschied in der Aussprache von Vokalen am Wortanfang. Im Deutschen setzen sie abrupt ein, im Japanischen weich. Hören Sie mal genau hin, wie ein Japaner das "o" in o-hayou gozaimasu spricht. Dieses weiche Anlauten trägt nicht unwesentlich zu dem eigenartigen "Sound" der japanischen Sprache bei, auch wenn es einem niemals bewußt auffällt, solange man nicht extra darauf hingewiesen wird.
• "r" und "l". Es gibt im Japanischen weder eins der deutschen "r"s noch das "l". Es gibt die 5 Sil-ben "ra", "ri", "ru", "re" und "ro", und in jeder wird der "r"-ähnliche Laut ein kleines bißchen an-ders ausgesprochen. Um sich verständlich zu machen, ist es zum Glück nicht so wichtig, das ge-nau hinzubekommen, man sollte es aber wissen. Im übrigen sprechen die Japaner selbst auch nicht immer alles 100% sauber aus.
• Es gibt eine Silbe "n", die von Deutschen gern verschluckt wird. Das Wort Onna bekommt 3 Tak-te: o n na, und nicht nur 2 (on na oder so).

Tonhöhen
Ein dunkles Kapitel, sozusagen. Gelegentlich (vor allem in höheren Kursstufen) wird man von Lehrern darauf hingewiesen, daß gleich geschriebene Wörter durch verschiedene Tonhöhen unterschieden wer-den. Man bekommt dazu meist einige Hinweise, die sich teilweise widersprechen:
• Das ist nicht so wichtig
• Das machen die Japaner regional verschieden (das stimmt)
• Das brauchen Sie nicht zu lernen (kann aber nicht schaden)
• Wenn Sie das falsch machen, versteht man Sie wahrscheinlich nicht richtig (wird aber eher daran liegen, daß man auch noch andere Sachen falsch ausspricht)
• Die Unterscheidung hat für Japaner eine große Bedeutung
Tatsache ist, daß Chinesisch von Tonhöhen intensiven Gebrauch macht und ohne diese weder gespro-chen noch verstanden werden kann. Im Japanischen ist die Lage nicht so durchsichtig, aber zumindest bei einigen Wörtern scheint, soweit ich das inzwischen mitgekriegt habe, die Tonhöhe eine gewisse Rolle zu spielen.
Einen Wortakzent gibt es im Japanischen in der expliziten Form wie in europäischen Sprachen eher nicht. Die Melodie eines Satzes entsteht teilweise durch die Tonhöhen, und auch wenn Sie von Japanern ver-standen werden, wenn Sie diese nicht beachten, sollten Sie als fortgeschrittener Sprachschüler doch an-fangen, darauf zu achten und Ihre Intonation daran orientieren, wie die Japaner selbst es machen, wobei das zumindest teilweise in der Tat regional unterschiedlich ist. Halten Sie sich also am besten an das Standard-"Hochjapanisch".
So etwas wie Tonhöhen gibt es in europäischen Sprachen nicht explizit. Dieses Konzept ist daher für uns ungewohnt. Zum Glück lassen sich Tonhöhen und die uns vertrauten Akzente (betonte Silben) relativ gut aufeinander abbilden: wenn Sie die Silbe mit dem hohen Ton stattdessen betont aussprechen, treffen Sie die wahren Verhältnisse ziemlich gut und kommen der Aussprache eines Japaners schon ganz ordentlich nahe. Und das ist für eine natürlich klingende Wort- und Satzmelodie sehr wichtig. Wahrscheinlich wird man Sie in Japan sonst überhaupt nicht verstehen.
Es kommt gelegentlich vor, daß ein Tourist einen Japaner auf Japanisch anspricht und dieser antwortet: "no english". Wer dabei den Fehler gemacht hat (der Tourist, weil er so einen grauenvollen Akzent hatte oder der Japaner, weil er nicht zugehört hat) bleibt dabei allerdings erst mal offen. Sollte Ihnen das aller-dings öfter passieren, dann wissen Sie, daß Sie noch üben müssen.
Damit es nicht zu einfach wird: Ein Wort mit aufsteigendem Ton kann, wenn es mit anderen kombiniert wird, einen absteigenden Ton bekommen. Ich würde sagen, für den Anfang reicht es, wenn man die Ton-höhenunterscheidung auf die Wörter beschränkt, bei denen das wichtig ist. Hier einige Beispiele:
• Hashi (Eßstäbchen): Ton runter (oder Betonung auf "ha"). Hashi (Brücke): Ton rauf (oder Beto-nung auf "shi")
• kau (kaufen): Ton runter. kau (Tier halten): Ton rauf
• Ame (Regen): Ton runter. Ame (Lutscher): Ton rauf
• ima (jetzt): Ton runter. Ima (Wohnzimmer): Ton rauf
• Kami (Gott): Ton runter. Kami (Papier): Ton rauf. Kami (Haare): Ton rauf
Nebenbei bemerkt: alle diese Wörter werden mit verschiedenen Kanji geschrieben. In der Schriftsprache ist die Unterscheidung also kein Problem. Und auch in der gesprochenen Sprache ist die Lage nicht aus-sichtslos: "Gott" heißt zum Beispiel normalerweise nicht einfach "kami", sondern "kami-sama", und "Haar(e)" "kami no ke".