Shaumbra-Forum Deutschland - Tagebuch 2011

Ein kleiner Text, ein großer Seufzer

Ein kleiner Text, ein großer Seufzer

Als einen Tagebucheintrag hier, gestern war ich in Seufzlaune.

Ich finde es zu treffend zutreffend ;)

Ich bin ein einsamer Wanderer mit doch unendlich vielen Begleitern. Menschen jedoch sind nicht viele davon.

Ich wandere über Wiesen, über Gebirge, durch Täler, durch Steppen in die Städte und begegne auf meinem Weg vielen verschiedenen Menschen.

Lange Zeit freute ich mich über eine jede Begegnung, umarmte freudig diejenigen, die mich ein Stück, sei es auch noch so kurz, auf meinem Weg begleiten mochten.

Doch nun, nach dieser langen Zeit, schweige ich sie lächelnd an, winke ihnen vielleicht noch zu ohne innezuhalten. Warum?

Die Menschen wandern kaum mehr.

Schon immer verbrachten sie ihre Zeit damit, ihre Unterkünfte zu perfektionieren, haben es scheinbar nun geschafft, sind über ihr Ziel hinausgeschossen: Es besteht keine Notwendigkeit mehr, die Unterkünfte zu verlassen.

 

Anstatt mit einem buntgeschmückten, mit allerlei Dingen vollgestopften Rucksack durch die Welt zu ziehen, sitzen sie nun in ihren Holzkisten ohne Fenster und brüllen sich gegenseitig an, wobei die Kiste ihren kleinen Stimmen ein unglaubliches Volumen verleiht, was auch immer sie sagen mögen.

Manchmal, wenn mir langweilig ist, spreche ich mit dem Menschen, dessen Kiste mir am nächsten steht, es ist oft wie früher interessant, doch nur ein sehr kurzweiliger Zeitvertreib, da man trotz des vermeintlichen Volumens nur allzu schnell außer Hörweite gelangt.

 

Diese Kistenmenschen vergessen mit der Zeit, wie Gras riecht, Sonnenlicht schmeckt, Wind sich auf der Haut anfühlt, vergessen alles, auch sich selbst, da die Dunkelheit der Holzkiste ihre Augen hat erblinden lassen.

 

Diese Kisten können vieles sein, auch mehreres auf einmal.

Eines ist jedoch gewiss: Sie sind in den Köpfen der Menschen, sodass sie nichts mehr sehen und allein mit sich sind, doch nicht einmal das, da sie ja auch sich selbst vergaßen.

Sie hören nur das Gebrüll der anderen Erblindeten, laufen gegeneinander, wundern sich aber nicht, da sie nichts anderes mehr kennen….

 

Und wie ich so gehe und hoffe, noch einige der wenigen anderen Wanderer zu treffen,  wandle durch dieses Kuriositätenkabinett der zugeklebten Sehschlitze und verrosteten Scharniere und klaube mir  dabei  noch einige der letzten Splitter dunklen Holzes  aus der Kleidung.



Re: Ein kleiner Text, ein großer Seufzer

Ach lieber Hendrik, eines ist sicher:
ich werde- sobald die körperlichen Prozesse abgeschlossen sind, das tun, was ich liebe:
laufen -  auch viel laufen, ja, auch wandern.
Jetzt kann der Körper das nicht .  . nicht wie früher jedenfalls und somit ist auch die Freude nicht so da dafür.
Der Umwandlungsprozess der Biologie braucht viel Energie . .

Noch also braucht der Körper etwas anderes als wandern:
Ruhe, wenig Bewegung, jedenfalls im Gegensatz zu zu früher.

Ist das endlich vorbei, wird er  - und ich mit ihm! -
wieder springen und tanzen, hüpfen und rennen -
der Wind wird wehen und ich werde mit ihm um die Wette rennen.

Ich würde mich mehr als freuen, wenn das schon bald sein wird,
denn es ist reichlich genug gewesen nun, es reicht wahrhaftig . .

Dann könnten wir uns mal wandernd begegnen, wie wäre denn das?

Liebe Grüße an dich von

Viola