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Ein wahres Hunde-Leben?!?

Ein wahres Hunde-Leben?!?

Wer sich heute in der Szene der Hunde- Trainer, Therapeuten, Flüsterer, Profis, Coaches usw. umschaut, weil er für sich und sein Tier aus irgendeinem Grund Hilfe sucht, fühlt sich erschlagen, von der Fülle der Angebote, die dermaßen kontraproduktiv sind, so widersprüchlich scheinen, dass der Hundehalter überfordert sein muss, einfach nicht wissen kann, was ist für mich und meinen Hund denn nun stimmig, angemessen und hilfreich?
Wer wie ich selbst mit Menschen und ihren Hunden arbeitet, und dazu auch die Hilfe wirklich kompetenter Profis aus diesem Genre in Anspruch nimmt, erlebt die andere Seite und ist teilweise wirklich entsetzt, ob der sehr rigiden, anmaßenden, bornierten und vor allem oft auch inkompetenten und ignoranten Haltung derer, die wie mit einem Tunnelblick behaftet, für sich in Anspruch nehmen, sie allein hätten die Lösung und alle anderen wären inkompetent.
Es fällt wirklich nicht schwer zu begreifen, warum so viele Menschen und ihre Hunde einen wahren Leidensweg beschreiben der vermeidbar wäre, wenn sie gleich gefunden hätten, was für sie und ihren Hund maßgeschneidert und nützlich ist.
Ich frage mich an dieser Stelle wahrhaftig, ob von all diesen Anbietern, die für sich beanspruchen, nur ihre Weise mit Hunden zu arbeiten sei die einzig wahre, - wo bei all dem eigentlich das Lebewesen bleibt, um das es geht, nämlich der Hund?!
Denn wenn ein Hund tatsächlich auffällig ist, bissig, aggressiv, territorial usw. – dann sind diese Verhaltensauffälligkeiten bzw. Störungen in der Regel vom/n Menschen gemacht!
Genau dort muss ein Fachmann ansetzen: Der Mensch (Hundehalter) muss dazulernen wollen, bereit sein, sich in Frage zu stellen, zu verändern, eine neue Sprache zu sprechen …. 
Machen wir uns nichts vor: Hunde sind Raubtiere, gleich ob Mini-Dackel oder Irischer Wolfshund, sie stammen noch immer vom Wolf ab, wenngleich die Haushunde sich unglaublich weiter entwickelt haben und ihre/n Menschen oft um ein Vielfaches besser lesen, riechen, hören, sehen und verstehen können, als dieser sie!
Hunde lesen nicht nur die Energien oder anders die Verhaltensweisen und Gefühle ihres/r Menschen, nein, inzwischen können sie auch Zeichen, Gesten, Worte und Laute exakt zuordnen und reagieren angemessen darauf. 
Sie kommunizieren wie ihr Mensch mit Hilfe von Tönen, sie bellen und benutzen ebenfalls unterschiedliche Klänge für verschiedene Botschaften. Etwas, das der Wolf in dieser Weise nicht tut, obwohl auch er bellt und heult.
Tiere, hier besonders die Hunde, sprechen eine klare, unmissverständliche Sprache, mit Hilfe ihrer Körper. Aktion bedingt Reaktion – sofort - immer in dem Moment, wo etwas geschieht, denn Hunde sind immer im Jetzt!
In Menschenhand können sie nicht mehr tier- bzw. artgerecht gehalten werden, es muss also oberste Priorität des Menschen sein, der sich dafür entscheidet, mit einem oder mehreren Hunden zusammen zu leben, dieses Miteinander so natürlich wie möglich zu gestalten!
Und das heißt: Der Mensch muss die Sprache des Hundes sprechen, diesen lesen lernen und ihm adäquate Führung, Schutz und Sicherheit, Bewegung und Regeln bieten. 
Und damit tun sich erstaunlich viele Menschen schwer. Denn wenn sie sich „öffnen“ wollen, um ihr Tier zu verstehen, mit ihm zu kommunizieren, dann braucht es dafür ein balanciertes Selbstbewusstsein, Vertrauen, Liebe, Mitgefühl, Intuition, Sensibilität, Gelassenheit, Souveränität u.a.m. 
Und es ist schon eine heftige Erfahrung für einen Menschen herauszufinden, dass das Selbstbewusstsein vieler (oft das eigene), nicht balanciert ist, was zu Unsicherheiten, Misstrauen, Ängsten, Aggressionen etc. führt; das ist nicht einfach auszuhalten, aber: Wenn diese Erkenntnis akzeptiert wird, durchaus veränderbar. 
Und das Ergebnis daraus ist eine Bereicherung für den einzelnen Menschen in fast allen Lebensbereichen, nicht nur im Umgang mit dem/n Hund/en.  
Egal, ob Sie Wölfe in freier Wildbahn, in „Gefangenschaft“ oder wild lebende Hunde beobachten, es gibt immer eine Gruppe, ein Rudel, eine Meute, einen Familienverband, der/die zusammen jagt, frisst, trinkt und schläft. 
Damit die Bedürfnisse der Tiere befriedigt werden können, gelten die uralten Regeln des Rudels, in dem es einen Leithund und/oder einen Leithund und eine Leithündin gibt (wie man heute weiß, sind dies zumeist die Eltern und ihr Nachwuchs), dazu vereinfacht ausgedrückt das „Mittelfeld“ und den Omega, das Schlusslicht, den „Prügelknaben“. 
Jeder hat in dieser Hierarchie seinen Platz und seine Aufgabe/n, die zu erfüllen eine Selbstverständlichkeit ist. 
Funktioniert etwas nicht, wird sofort korrigierend eingegriffen und zwar mit Hilfe der Schnauze, der Zähne, der Pfoten und manchmal auch mit Hilfe des ganzen Körpers.
Sehr selten kommt es dabei zu Kämpfen mit ernsthaften Verletzungen und gar Tötungen.
Anders ausgedrückt: Alles geschieht selbstverständlich, ist Teil des Wesens der Hunde, mit Hilfe der Körpersprache, die wiederum aus unterschiedlichen Zeichen, Gesten, Lauten und Signalen wie z.B. den Calming Signals und den Appeasement Signals bestehen.
Die beiden Begriffe "Beschwichtigungssignale" und "Beruhigungssignale" werden immer wieder verwechselt oder aber falsch interpretiert und verwendet. 
Beruhigungssignale (= calming signals) senden ranghohe Tiere gegenüber rangniederen und gegenüber dem Nachwuchs aus, um auf diese Weise zur allgemeinen Beruhigung einer Situation beizutragen.
Beschwichtigungssignale (= appeasement signals), die man im Allgemeinen auch als "Unterwürfigkeitsbekundungen" kennt, sind das genaue Gegenteil. Rangniedere senden sie gegenüber Ranghöheren aus. (Mehr über Wölfe, wild lebende Hunde und deren Verhalten können Sie z.B. in der Literatur von Günther Bloch, Udo Gansloßer, David L. Mech nachlesen)
Leben Hunde nun in einer Familie mit Erwachsenen, Kindern, anderen Tieren und Hunden zusammen, die nicht eine Sprache sprechen, keine Regeln kennen, kommt es schnell zu Problemen.
Würden diese Probleme von den Hunden allein gelöst werden, sie würden sich einfach der Regeln des Rudels bedienen, sich Körper sprachlich ausdrücken, ihre Instinkte und Erfahrungen nutzen, die Situation klären - und schon gäbe es wieder Ruhe und Harmonie im Rudel.
Bei den Menschen hingegen ist das vollkommen anders!
Zunächst einmal haben sie eine seeeeehr lange Leitung, d.h. es dauert, bevor sie überhaupt erkennen, dass etwas in der Gruppe, im Familienverband nicht (mehr) stimmt.
Dann versuchen sie herauszufinden wo das Problem ist, was es ausmacht, und je mehr sie sich damit beschäftigen, umso größer wird das Problem. 
Egal, ob sie strukturiert daran gehen es lösen zu wollen oder wie viele eher hilflos sind, sie haben fast alle die Tendenz, die Verantwortung lieber abgeben zu wollen, zu delegieren an jemanden, der es vermeintlich besser kann als sie selbst.
Nun sollte man glauben, dass dieser jemand, der mit Menschen und Hunden arbeitet, ein Profi  sein müsste, der all das bietet, was ich beschrieben habe, wie z.B. das Lesen und Sprechen der Körper-Sprache der Hunde, das Anwenden und Umsetzen der Regeln eines Rudels, die Korrektur des Menschen, bzw. Resozialisierung des Hundes u.a.m. Und dies alles natürlich einfach, verständlich und schnell an den Hundehalter vermitteln kann.
Weit gefehlt!
Obwohl das Miteinander in einem Rudel so klar und simpel geregelt ist, die Tiere selbst diese Regeln, Sprache, innerhalb ihrer Verbände seit Jahrtausenden für sich erfolgreich nutzen, behaupten diese menschlichen „Profis“ allen Ernstes es besser zu wissen, statt einfach zu respektieren und zu würdigen, was nachweislich wunderbar funktioniert!
Da wird ernsthaft behauptet, ein Hund müsse aus verschiedenen Angeboten auswählen dürfen, man dürfe nur positiv bestärken, es wird geklickert und geklackert und gesungen und besprochen …. und dabei vollkommen ignoriert, was der Natur und den Bedürfnissen des Hundes entspricht, denn diese machen nicht „gutschigutschi eideidei“, sondern vermitteln sehr klar, deutlich, manchmal laut und durchaus auch mal schmerzhaft: So nicht! Oder auch: Mach das so! 
Alles, was der Hund von uns will ist: Respektiere mich als ein Lebewesen, das genau so einzigartig und wundervoll ist, wie Du, und anerkenne mich als das, was ich bin.
Liebe mich, vertraue mir - beginne nicht damit, mich verändern zu wollen, bzw. für mich zu sprechen, sondern lies mich, verstehe mich, so wie ich Dich lese und verstehe und liebe – vertrauensvoll und ohne Bedingungen, weil Du bist und ich bin!
Anerkenne meine Herkunft, Abstammung, die Merkmale, die aus meiner Rasse stammen, die von Euch Menschen gezüchtet wurden und biete mir die Möglichkeit, auch mit Dir und anderen Menschen wie in einem intakten Rudel zu leben, soweit das in der Welt der Menschen überhaupt möglich ist.
Ich brauche ausreichend Bewegung, artgerechtes Futter, Kontakt zu anderen Hunden, die ich mir aussuchen will – denn wie Du mag ich nicht jeden! 
Ohne Kontakt zu anderen Hunden kann ich kein Sozialverhalten er-leben, fehlt mir etwas Existenzielles.
Ja, wir Hunde können auch zärtlich und fürsorglich sein, trösten,  – aber wir sind und bleiben Raubtiere, die als solche auch anerkannt werden wollen und eben nicht vermenschlicht!
Verschone uns mit all diesen seltsamen Hilfsmitteln, positive Verstärkungen, gesungene „easys“ und dergleichen mehr und besinne Dich auf das, was einige kluge Menschen schon längst über uns herausgefunden haben und mach Dich damit vertraut, nämlich wie wir untereinander kommunizieren – und das ist nicht immer sanft und liebevoll, aber immer angemessen, klar und deutlich!
Oh ja, wir haben Freude daran, wenn wir Euch zeigen können, wie genial unsere Nasen sind, ebenso gern retten wir Menschenleben, helfen wir Behinderten, hüten wir Eure Herden, lassen wir uns von alten Menschen streicheln, liegen wir bei ihnen, wenn sie sterben, spielen wir mit Euren Kindern ….
Aber bitte: Besinnt Euch endlich wieder auf das Wesen-tl-ich-e und lebt mit uns zusammen in einer Gemeinschaft, in der wir das Tier sein können und ihr die Menschen. Wo wir einander an-erkennen, respektieren, wertschätzen, lieben, vertrauen und einen Weg finden, der beiden Seiten ermöglicht, würdevoll und natürlich miteinander zu leben – und eine Sprache zu sprechen!
Dass dies möglich ist und allen viel Freude bereitet, bereichert und begeistert, zeige ich Ihnen gern, ggf. gemeinsam mit meinen „KollegInnen“.
Johanna-Merete Creutzberg - Tangstedt-Wilstedt - 5. Januar 2013