Soccerolli - Akte X

Gillian Anderson Interview

Gillian Anderson Interview

Gillian Anderson machte in der letzten Ausgabe (August 2006) des britischen "Psychologies" Magazin ein Interview.

„Ich muss mich beschäftigen.“

Seit die mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin Gillian Anderson die X-Akten verlassen hat und nach England zurückgekehrt ist, beweist sie ihre Qualitäten erneut. Nachdem sie sich kürzlich von ihrem Ehemann getrennt hat, gewährt sie Einblick in ihren Umgang mit der veränderten Situation...

Gillian Anderson:
Ich bin immer beschäftigt. Ich arbeite, reise, wechsle meinen Wohnort dauernd; das ist es, was ich mache. Ich glaube ich habe ein ernsthaftes Problem damit, Stille auszuhalten, einfach inne zu halten und ruhig zu sein.

Frage:
Therapierst du dich mit Beschäftigung? Ist es deine Art und Weise schwierige Zeiten durchzustehen ohne das Gefühl zu haben, die Kontrolle zu verlieren?

Gillian Anderson:
Absolut, das spielt eine grosse Rolle; ich bin so veranlagt, ich war es schon immer. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich wirklich einen anderen Weg finden will, damit umzugehen oder es zumindest besser kontrollieren zu können, weil ich erschöpfe mich. Ich zehre mich aus.

Frage:
Wieso tust du es dann? Wieso ist es so hart für dich, einfach zu stoppen?

Gillian Anderson:
Ich glaube es gibt eine bestimmte Gruppe von Leuten auf diesem Planeten, die, egal wo sie sind, sich nicht zugehörig fühlen; sie passen nicht ins Bild. Das kann auch Vorteile haben, aber ich denke es ist ebenso verantwortlich für mein konstantes Bedürfnis mich zu beschäftigen. Ich habe das starke Verlangen, meine Zeit auszufüllen. Ein Teil davon wird sicher umgemünzt in kreative Energie; aber ein zweiter Aspekt ist, nicht ruhen zu können und die Gefühle von Einsamkeit und Leere nicht zuzulassen.
Frage:
Du warst ein Einzelkind und deine Familie zog öfters um, wohl auch während den Schlüsselmomenten deiner Kindheit. Ist es dieses Fehlen von Wurzeln, das dir das Gefühl gibt, nirgends hinzuzugehören?

Gillian Anderson:
Vieles kann dir das Gefühl vermitteln, nicht hinzuzugehören. In meinem Fall hängt es wohl mit der Begebenheit zusammen, dass meine Eltern sehr jung waren; ich glaube sie waren nicht 100%tig bereit ein kleines Kind zu haben. Mein Dad ging noch aufs College und hatte zwei oder drei Jobs zur selben Zeit, meine Mutter arbeitete und ging zur Schule.

Frage:
Also waren sie wohl sehr gestresst.

Gillian Anderson:
Sehr, sehr gestresst. Und das Leben war ziemlich hart in diesen Zeiten. Es war keine Frage auf Leben und Tod, aber die Frage wie man das Essen für den nächsten Tag auftreiben sollte, beschäftigte einen oft. Mein Vater arbeitete hart und war stark unter Druck. Er hatte Mühe damit, zu entspannen und spontan zu sein. Er hoffte, dass er irgendwann Freiheit erfahren würde, aber damit er seine Freiheit bekam, musste er sich Verantwortung und Arbeit aufbürden. Ich sah diesen Aufwand und diese Beklemmung und ich nahm sie mit in mein Leben.