Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Fälle von sexuellem Missbrauch

Neue Verdachtsmomente gegen Kirchenmann

Neue Verdachtsmomente gegen Kirchenmann

Missbrauch im Ottonianum?
Neue Verdachtsmomente gegen Kirchenmann

Bamberg (ddp). Die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den
Bamberger Domkapitular Otto M. weiten sich aus. Einem Bericht des
Nachrichtenmagazins «Focus» zufolge überprüft die Staatsanwaltschaft
den Freitod eines ehemaligen Schülers von M. Er soll als Jugendlicher
vom damaligen Direktor des Bamberger Knabenseminars «Ottonianum»
missbraucht worden sein. Ehemalige Mitschüler sagten dem Magazin, ihr
Kamerad habe sich aus Verzweiflung darüber das Leben genommen.

Inzwischen hätten sich zudem zwei Pastoralassistenten des
Erzbistums bei der Staatsanwaltschaft gemeldet. Sie seien damals
ebenfalls von Otto M. im Internat missbraucht worden. Außerdem
untersuche die Behörde die angebliche Zahlung von 20 000 D-Mark an
die Eltern eines anderen missbrauchten Jungen. Das Geld soll M. als
Hilfe für einen «bedürftigen Ottonianer» deklariert haben. Ein
Sprecher des Erzbistums sagte dem Magazin, davon sei nichts bekannt.

Keine Erinnerung an angebliche Übergriffe
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen M. wegen des Verdachts des
sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Zu den bislang vier
vermuteten Fällen könnten nun noch mindestens drei hinzukommen. Der
heute 63-Jährige wurde wegen der Vorwürfe beurlaubt. In Gesprächen
mit Diözesanvertretern wollte dieser sich nicht an die mutmaßlichen
Übergriffe erinnern können. Strafrechtlich könnten die Vorwürfe
inzwischen verjährt sein. M. war von 1976 bis 1991 Leiter des
Internats.

Die KirchenVolksBewegung «Wir sind Kirche» wirft dem Erzbistum
Bamberg vor, versucht zu haben, das Geschehen zu verharmlosen oder
gar zu vertuschen. «Ich bin wirklich enttäuscht, dass auch im
Bamberger Ordinariat die Aufarbeitung dunkler Stellen in der
Vergangenheit so große Schwierigkeiten verursacht», betonte Sigrid
Grabmeier vom Bundesteam «Wir sind Kirche». Die mögliche
strafrechtliche Verjährung dürfe nicht zum Anlass genommen werden,
«Gras über die Sache wachsen zu lassen», warnte Grabmeier.

Staatsanwalt dementiert Focus-Bericht
Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen den Bericht des «Focus» über
neue Vorwürfe zurückgewiesen. Es gebe «gegenwärtig keine
Anhaltspunkte», dass der Freitod eines ehemaligen Schülers von M. im
Zusammenhang mit seinem Aufenthalt in dem Internat stehe, sagte
Oberstaatsanwalt Joseph Düsel am Montagnachmittag auf ddp-Anfrage.

Düsel zufolge brachte sich der Mann mehrere Jahre nach dem
Ausscheiden aus dem Internat um. In den umfangreichen Polizeiakten zu
dem Suizid finde sich «nicht der geringste Bezug», dass der ehemalige
Schüler sich umgebracht habe, weil er den Aufenthalt in dem
Knabenseminar nicht verkraftet habe.

11.08.2008 Ta
http://www.e110.de/artikel/detail.cfm?pageid=65&id=89706