Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Fremdplatzierung in Heimen

Jugendamt München: Betreuungsverweigerung delinquenter Jugendlicher

Jugendamt München: Betreuungsverweigerung delinquenter Jugendlicher

U-Bahn-Schläger

Mutter beschuldigt Jugendamt

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© Ralf Succo/DPA Bild-Zoom-Funktion
Muss sich wegen versuchten Mordes verantworten: Spyridon L.

Schwieriger Verhandlungstag: Im Prozess gegen die beiden mutmaßlichen U-Bahn-Schläger von München hat die Mutter des jüngeren Angeklagten ausgesagt. Sie beschuldigt das Jugendamt, der Familie nicht geholfen zu haben. Überhaupt sei alles erst schlimm geworden, als die Familie nach Deutschland gezogen sei.

Untätigkeit hat die Mutter des U-Bahn-Schlägers Spyridon L. vor dem Landgericht München I dem Jugendamt vorgeworfen. Die Behörde "hat uns nicht geholfen", klagte die 41- Jährige und beschrieb psychische Schwierigkeiten ihres Sohnes.

Gegen den jetzt 18-jährigen Griechen und seinen drei Jahre älteren türkischen Freund Serkan A. verhandelt eine Jugendstrafkammer wegen Mordversuchs an einem Schuldirektor im Ruhestand. Die jungen Männer hatten am 20. Dezember 2007 vor laufender Überwachungskamera ihr 76 Jahre altes Opfer in einem U-Bahnhof durch Schläge und Tritte lebensgefährlich verletzt.

"Ich glaube, Spyridon ist ein Opfer und kein Krimineller", sagte die Mutter. In Griechenland sei ihr Sohn "ein perfektes Kind gewesen". Am 11. September 2001 übersiedelte die Familie nach München. Danach hätten die Probleme begonnen. In einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik habe der Junge an einer Therapie teilgenommen. Zwei Wochen vor der Tat bat die Mutter um Wiederaufnahme ihres Sorgenkindes in die Klinik - vergeblich.
Die U-Bahn-Attacke von München
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Der Angeklagte zweite Serkan A. wurde im Gegensatz zu seinem Freund viele Jahre vom Allgemeinen Sozialdienst betreut. Den Zeugen zufolge hatte Serkan A. seit seinem zwölften Lebensjahr Kontakt zum Allgemeinen Sozialdienst der Stadt München. Seine Mutter, die Frau eines gewalttätigen Mannes, hatte sich damals an die Behörde gewandt. In den folgenden Jahren waren verschiedene Sozialpädagogen mit dem Jugendlichen befasst. Allerdings wurden mehrere Förderungsmaßnahmen abgebrochen.

Das Problem sei weniger der Junge gewesen als seine überforderte Mutter, urteilten zwei Zeugen. Alle Helfer der Behörden erlebten den Türken als gesprächsbereit und auch "einsichtig". Dies habe jedoch nie vorgehalten, sagten die Zeugen. So habe der junge Mann 2005 nur vier Wochen nach der Verbüßung eines Dauerarrestes einen Raub verübt. "Jedes Hilfsangebot ist gescheitert", kommentierte einer der Zeugen.

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Auch den stationären Aufenthalt in einer Drogeneinrichtung hatte der Angeklagte im Oktober 2007 - zwei Monate vor der Tat - eigenmächtig abgebrochen.

Im Prozess kam auch zur Sprache, dass der andere mutmaßliche Schläger, Spyridon L, im Untersuchungsgefängnis an einem Antiaggressionstraining teilgenommen hat. "Es war gut", kommentierte der 18-Jährige den mehrtägigen Kurs. In den Trainingsstunden habe er gelernt, "wenn man wütend ist, soll man sich besser fort machen und es nicht gleich rauslassen", sagte der Angeklagte.

chs/DPA



Artikel vom 26. Juni 2008
http://www.stern.de/politik/panorama/:U-Bahn-Schl%C3%A4ger-Jedes-Hilfsangebot/625253.html?nv=rss_all

Re: Jugendamt München: Betreuungsverweigerung delinquenter Jugendlicher

26. Juni 2008, 20:37 Uhr
Von Nina Mareen Spranz
Prozess
Mutter bezeichnet U-Bahn-Schläger als Opfer
Die Mutter von Spiridon L. hat ihren Sohn vor Gericht als sensiblen Musterknaben beschrieben. Der heute 18-jährige Grieche steht wegen seines Angriffs auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn vor Gericht. Seine Familie habe die Kontrolle über den Sohn verloren – aber das Jugendamt wollte nicht helfen, klagt die Mutter.
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Prozess gegen Münchner U-Bahn-Schläger
Foto: DPA
Ohne die schockierenden Aufnahmen einer Überwachungskamera wäre der brutale Überfall zweier junger Männer auf einen Rentner in einem Münchner U-Bahnhof vermutlich versandet.
Damals, in Griechenland, da war noch alles in Ordnung. Die 41-jährige Mutter des im Münchner U-Bahn-Schläger-Falles Angeklagten Spiridon L. hat heute die Mutter ihren Sohn als Musterknabe bezeichnet. „Er war ein tolles Kind“, sagte Evangelia A. Der Junge habe Sport getrieben, war in der lokalen Schwimm-Mannschaft, sei gut in der Schule gewesen und habe immer auf seine Eltern gehört. „Wenn ich ihm sagte, er darf bis sieben Uhr abends draußen bleiben, hat er um fünf Minuten vor sieben an der Tür geklingelt“, sagte Evangelia.
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Am 11. September 2001 war die Familie von Thessaloniki in Griechenland nach München umgesiedelt. Der Vater, ein studierter Wirtschaftsrechtler, hatte hier Arbeit bei der Deutschen Bahn gefunden. „Das war für uns alle schwer. Wir konnten ja kein Wort Deutsch“, sagte Mutter Evangelia heute vor Gericht. Nur der Vater Spiridons, der als Kind schon in Deutschland gelebt hatte, war mit der Sprache vertraut.

Spiro, wie seine Mutter ihn nannte, wurde auf der griechischen Schule angemeldet. In der achten Klasse dann begannen die Probleme. „Er war ein so sensibles Kind. Ich hatte Angst davor, dass er in die Pubertät kommt“, erinnert sich Evangelia.

Ihre Sorgen bestätigten sich. Spiridons Deutschkenntnisse verbesserten sich nur sehr langsam, auch Privatunterricht half nicht. Dann verlor Vater L. seinen Job, der Sohn begann, die Schule zu schwänzen, weil er nicht mehr mitkam. „Ich habe gemerkt: Er hatte große Melancholie“, so Mama Evangelia. „Er saß viel im Zimmer hat angefangen zu rauchen. Da habe ich den Schuldirektor angesprochen.“
Doch der versuchte, die besorgte Mutter zu beruhigen. Alles normale Entwicklungen in der Pubertät, soll er ihr gesagt haben. Als Spiridon immer öfter die Schule schwänzte und auch anfing, Alkohol zu trinken, brachte ihn die Familie während eines Sommerurlaubs in Griechenland zu einem Kinderpsychologen. Der bestätigte die Ängste der Mutter. Spiridon habe ein anti-soziales Verhalten entwickelt. Er sollte weg von der Familie, empfahl der Psychologe.
Jugendamt griff nicht ein
Zurück in Deutschland wandte sich die Mutter an das Jugendamt, wollte für ihren Sohn eine sofortige Unterbringung in einem geschlossenen Heim erreichen. Dies ist aber nur dann erfolgreich und wird vom Jugendamt unterstützt, wenn der betreffende Jugendliche ebenfalls den Willen hat, seine Probleme in den Griff zu bekommen. Spiro aber wollte nicht, er wollte in kein Heim, wollte lieber mit seinen verbliebenen Freunden herumhängen. Die Schule hatte er längst abgebrochen.
Spiridon L.
Foto: DDP
Spiridon L. wurde unter Alkoholeinfluss leicht reizbar
Da die Eltern sich vom Jugendamt allein gelassen fühlten, entschieden sie sich, den Sohn in eine psychiatrische Klinik einzuweisen. „Als er dort war und keinen Zugang mehr zu Alkohol und Drogen hatte, da war mein alter Spiro, mein Kind wieder da“, sagt seine Mutter. Die Therapie brach Spiridon jedoch ab. Wieder begann das Leben mit Alkohol und Drogen. Die Eltern waren machtlos. Statt Hilfe gab es zu Hause viel Streit „Mein Sohn ist ein Opfer, kein Krimineller“, sagt seine Mutter heute und bedauert es sehr, dass ihr Sohn so weit abrutschte.

Seine Freundin, die heute 17-jährige Sotiria S., bestätigte vor Gericht: „Unter Alkoholeinfluss ist Spiridon ein anderer Mensch. Er wird sehr schnell wütend, wenn er betrunken ist.“ So berichtete das Mädchen auch davon, dass ihr Freund es geschlagen hätte. „Eine Klatsche hat es schon manchmal gegeben. Aber das war gar nichts beeilte sie sich zu versichern.“ Nach intensivem Nachfragen von Richter Reinhold Baier bestätigte Sotiria dann, dass es auch einmal „großen Streit gegeben hat. Da hat er mir zwei drei Ohrfeigen gegeben. Aber eigentlich war ich selber Schuld“, sagt die Berufsschülerin. Sie sei damals fremdgegangen, Spiridon daraufhin ausgerastet.
Im Gefängnis meidet er Kontakt zu Mithäftlingen
Zwei Tage nach dem Angriff auf den Pensionär Bruno Hubertus N. in der Münchner U-Bahn-Station Arabellapark hatte Spiridon L. wieder einmal rot gesehen, als seine Freundin von zwei Fremden in einem Club angesprochen wurde. „Die haben sie angemacht“, hatte der 18-Jährige gesagt. „Der eine hat mir einen Kuss auf die Wange gegeben“, erläuterte Freundin Ria vor Gericht. Spiridon sei dann mit den beiden hinausgegangen, vor dem Club kam es zur Schlägerei. Dabei wurde Spiridons Kiefer doppelt gebrochen.
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„Als er zu uns in die Justizvollzugsanstalt kam, war Spiridon erheblich verletzt“, berichtet Gefängnispsychologe Andreas A. Er betreut Spiridon, seitdem er in der JVA Stadelheim einsitzt. Doch der Gefangene musste zunächst auf der Krankenstation behandelt und auch operiert werden. Erst mehr als zwei Wochen nach seiner Verhaftung kam er in Stadelheim auf Station.

Seitdem ist Spiridon sehr zurückgezogen. „Der Junge ist extrem auffällig, weil er extrem zurückgezogen lebt. Er will keine Kontakt“, so Psychologe A. In Gesprächen bestätigte sich der Anfangsverdacht, dass Spiridon depressiv sei, jedoch nicht. „Mir gegenüber hat er gesagt, dass er einfach Angst hat, noch mal eine drauf zu kriegen und seinen Kiefer völlig zu ruinieren.“ In dem Entschuldigungsbrief an sein Opfer N. hatte sich Spiridon ähnlich geäußert. Er wisse jetzt, so schrieb er, wie schlecht es N. gehen müsse. „Ich habe die Strafe Gottes für meine Tat bekommen“, schrieb Spiridon und meinte damit seinen doppelten Kieferbruch und die Haft. Nie wieder würde er einen hilflosen Menschen, überhaupt einen Menschen angreifen.
Spiridon wird schnell wütend
Laut Psychologe A. hat Spiridons Rückzug und Kontaktscheue aber auch etwas mit Überforderung zu tun. „Solange er allein für etwas verantwortlich ist, erledigt er alle Aufgaben tadellos“, berichtete A. Die Komplexität einer Gruppe sei aber zu viel zu Spiridon. Deshalb habe es A. sehr gewundert, dass sich Spiridon, der sonst an keiner Gruppentherapie im Gefängnis teilnehme, freiwillig zu einem Anti-Aggressionstraining mit zehn weiteren Gefangenen gemeldet habe. Die Urkunde über die erfolgreiche Teilnahme hatte Anwalt Wolfgang Kreuzer am Morgen schon zu den Akten gegeben.
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München Prozess U-Bahn-Schläger Spiridon L.
Weitere Reizsituationen seien für Spiridon, wenn sich der Jugendliche ungerecht behandelt fühle oder man ihm etwas wegnähme, was ihm seiner Meinung nach zustünde, sagte der Gefängnispsychologe. Erst am Mittwoch hatte Spiridon vor Gericht demonstriert, dass er in solchen Situationen noch wütend werden kann. Der begutachtende Psychologe Hans Joseph Freisleder hatte ihm Aussagen aus seinen ersten Sitzungen mit Spiridon vorgehalten und um nähere Erklärungen gebeten. Unter anderem hatte Spiridon damals gesagt, dass er die „Hurensöhne“, die ihm den Kiefer gebrochen hatten wohl noch drankriegen würde. Hinzugefügt hatte er auch, dass Freisleder das aber nicht vor Gericht sagen solle. Als der Psychologe nun wissen wollte, wie der Angeklagte das gemeint habe, flippte Spiridon aus: „Sie schreiben solche Scheiße auf“, hatte er im Gerichtssaal gerufen. Um sich nur wenig später wieder zu entschuldigen: Natürlich habe er das nicht so gemeint.
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Mutter bezeichnet U-Bahn-Schläger als Opfer

Die Mutter von Spiridon L. hat ihren Sohn vor Gericht als sensiblen Musterknaben beschrieben. Der heute 18-jährige Grieche steht wegen seines Angriffs auf einen Rentner in der Münchner U-Bahn vor Gericht. Seine Familie habe die Kontrolle über den Sohn verloren – aber das Jugendamt wollte nicht helfen, klagt die Mutter.

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