Jugendamt Vorarlberg (Österreich): Sozialtourismus nach Deutschland
Lindau Region
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Vorarlberg bringt Pflegekinder in deutschen Familien unter
BREGENZ - Eine neue Form von "Sozialtourismus" ist kürzlich in Vorarlberg publik geworden. Weil Unterbringungsplätze und Pflegefamilien für Kinder im Vorarlberger Kinderdorf fehlen, sind 30 Kinder aus sogenannten Hochrisikofamilien bei Pflegeeltern oder Jugendhilfeeinrichtungen im deutschen Bodenseeraum sowie im Hinterland untergekommen und werden da vorerst auch noch eine Weile bleiben.
Die Tatsache, dass rund 30 Vorarlberger Pflegekinder wegen Platzmangels der Vorarlberger Institutionen, insbesondere des Vorarlberger Kinderdorfes in Bregenz, in Deutschland untergebracht sind, sorgt im "Ländle" für Diskussionen. Zehn dieser Kinder sind in süddeutschen Spezialeinrichtungen untergebracht, die restlichen bei Pflegefamilien.
Es gibt zu wenig Pflegefamilien
Die Vorarlberger Jugendwohlfahrt sieht vor, dass Kinder aus Hochrisikofamilien erst dann in Institutionen untergebracht werden, wenn die Betreuung durch Erziehungsberatung, Jugendamt und ambulante Familiendienste nicht gefruchtet hat. Diese Vorsorgeinstitutionen seien jedoch chronisch überlastet, sagte der Geschäftsführer des Instituts für Sozialdienste, Stefan Allgäuer, und kritisiert die fehlenden Angebote und finanziellen Mittel des Landes, um Kinder aus der institutionellen Betreuung in ein behütetes Umfeld einer Pflegefamilie zu bringen.
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Weil es im Ländle immer mehr an Personen und Familien mangelt, die bereit sind, Pflegekinder aufzunehmen - derzeit werden schon wieder 20 Pflegefamilien gesucht - traten unter anderem auch private Vermittler auf den Plan. Der Jurist Michael Kovalsky, der sich mit der Angelegenheit befasst, spricht von rechtswidrigen Zuständen: "Das jeweilige Jugendamt schließt einen Privatvertrag mit einer Einrichtung der Jugendhilfe oder der Pflegefamilie ab. Die Mitarbeiter erhalten so Vermittlungsprovision, weshalb richterliche Beschlüsse und eine Genehmigung des zuständigen Ministeriums in Deutschland ausbleiben."
Während Vorarlberger Psychologen vom Vorteil spezieller Einrichtungen in Deutschland sprechen und Silvia Zabernigg vom Vorarlberger Kinderdorf die oftmals sinnvolle räumliche Distanz von Kindern und ihren leiblichen Eltern ins Treffen führt, hat im Nachrichtenmagazin "Xlagre" eine Vierzehnjährige über prekäre Zustände in einer deutschen Jugendhilfeeinrichtung berichtet: "Da lernst Du so richtig den Umgang mit Gewalt und Drogen. Wer ausreißt, wird von der Polizei mit Handschellen zurück ins Kinderheim gebracht, wo eh kein Erzieher ein Interesse für dich hat."
Regierung verspricht mehr Geld
Solche Anschuldigungen haben die oppositionelle SPÖ bewogen, im Vorarlberger Landtag eine Anfrage einzubringen. Indes hat die zuständige Soziallandesrätin Greti Schmid (ÖVP) über Verhandlungen zur deutlichen Budget-aufstockungen für 2009 gesprochen.
Vorarlberg bringt Pflegekinder in deutschen Familien unter
BREGENZ - Eine neue Form von "Sozialtourismus" ist kürzlich in Vorarlberg publik geworden. Weil Unterbringungsplätze und Pflegefamilien für Kinder im Vorarlberger Kinderdorf fehlen, sind 30 Kinder aus sogenannten Hochrisikofamilien bei Pflegeeltern oder Jugendhilfeeinrichtungen im deutschen Bodenseeraum sowie im Hinterland untergekommen und werden da vorerst auch noch eine Weile bleiben.
Die Tatsache, dass rund 30 Vorarlberger Pflegekinder wegen Platzmangels der Vorarlberger Institutionen, insbesondere des Vorarlberger Kinderdorfes in Bregenz, in Deutschland untergebracht sind, sorgt im "Ländle" für Diskussionen. Zehn dieser Kinder sind in süddeutschen Spezialeinrichtungen untergebracht, die restlichen bei Pflegefamilien.
Es gibt zu wenig Pflegefamilien
Die Vorarlberger Jugendwohlfahrt sieht vor, dass Kinder aus Hochrisikofamilien erst dann in Institutionen untergebracht werden, wenn die Betreuung durch Erziehungsberatung, Jugendamt und ambulante Familiendienste nicht gefruchtet hat. Diese Vorsorgeinstitutionen seien jedoch chronisch überlastet, sagte der Geschäftsführer des Instituts für Sozialdienste, Stefan Allgäuer, und kritisiert die fehlenden Angebote und finanziellen Mittel des Landes, um Kinder aus der institutionellen Betreuung in ein behütetes Umfeld einer Pflegefamilie zu bringen.
Weil es im Ländle immer mehr an Personen und Familien mangelt, die bereit sind, Pflegekinder aufzunehmen - derzeit werden schon wieder 20 Pflegefamilien gesucht - traten unter anderem auch private Vermittler auf den Plan. Der Jurist Michael Kovalsky, der sich mit der Angelegenheit befasst, spricht von rechtswidrigen Zuständen: "Das jeweilige Jugendamt schließt einen Privatvertrag mit einer Einrichtung der Jugendhilfe oder der Pflegefamilie ab. Die Mitarbeiter erhalten so Vermittlungsprovision, weshalb richterliche Beschlüsse und eine Genehmigung des zuständigen Ministeriums in Deutschland ausbleiben."
Während Vorarlberger Psychologen vom Vorteil spezieller Einrichtungen in Deutschland sprechen und Silvia Zabernigg vom Vorarlberger Kinderdorf die oftmals sinnvolle räumliche Distanz von Kindern und ihren leiblichen Eltern ins Treffen führt, hat im Nachrichtenmagazin "Xlagre" eine Vierzehnjährige über prekäre Zustände in einer deutschen Jugendhilfeeinrichtung berichtet: "Da lernst Du so richtig den Umgang mit Gewalt und Drogen. Wer ausreißt, wird von der Polizei mit Handschellen zurück ins Kinderheim gebracht, wo eh kein Erzieher ein Interesse für dich hat."
Regierung verspricht mehr Geld
Solche Anschuldigungen haben die oppositionelle SPÖ bewogen, im Vorarlberger Landtag eine Anfrage einzubringen. Indes hat die zuständige Soziallandesrätin Greti Schmid (ÖVP) über Verhandlungen zur deutlichen Budget-aufstockungen für 2009 gesprochen.
(Erschienen: 07.10.2008)
http://www.szon.de/lokales/lindau/region/200810070010.html