Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Heimerziehung

Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg

Die ersten beiden Beiträge dieses jetzt hier von mir neu eröffneten Threads / Themas befassen sich erst einmal nur mit dem Standort und den Betreibern dieses Heims und was die Betreiber selbst über ihr Heim sagen und was nicht.

Dieser Thread wird jetzt hier von mir eröffnet nicht nur für all diejenigen die mal in diesem Heim waren, aber auch für all diejenigen die wissen wollen wo dieses Heim damals war und die sich für die Leidensgeschichte der dortigen damaligen Insassen interessieren und sich mit ihnen identifizieren – identifizieren können.

QUELLE: WIKIPEDIA @ de.wikipedia.org/wiki/Salvator-Kolleg_(H%C3%B6velhof) Es gibt dort aber eigentlich nicht viel zur Sache. - Diese Wikipedia-Seite wurde zuletzt am 5. Mai 2018 um 18:55 Uhr bearbeitet.

Zitat:
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Salvator-Kolleg (Hövelhof)

Das Salvator-Kolleg ist [ heute! ] ein Jugendheim der Caritas für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe (§§ 34ff SGB VIII) für Jungen ab dem 12. Lebensjahr. Es wurde 1915 vom Katholischen Erziehungsverein im Erzbistum Paderborn gegründet.[1]

Träger ist der Caritasverband im Erzbistum Paderborn. Der Hauptsitz der Einrichtung befindet sich in Hövelhof-Klausheide.

Das Heim besteht [ heute! ] aus 14 Wohngruppen, welche teils im benachbarten Paderborn angesiedelt sind. Es können derzeit 102 Heimplätze belegt werden. Es gibt eine berufliche Ausbildungsstätte und eine eigene Ersatzsonderschule der Sekundarstufe II.

Misshandlungsvorwürfe

Im Mai 2003 schrieb das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über einen ehemaligen Heiminsassen, der über schwere Misshandlungen und Ausbeutung durch zwangsarbeitsähnliche Beschäftigung durch die Heimleitung im Jahr 1970 berichtet.[2] Der zuständige Caritas-Verband Paderborn wies die Vorwürfe kurze Zeit später zum Teil zurück. Dennoch sprechen auch weitere ehemalige Heimbewohner über die damaligen schlechten Bedingungen. [3] [4]

Einzelnachweise
1. Straßennamen der Gemeinde Hövelhof und ihre Bedeutung: Salvatorstraße (PDF). Abgerufen am 5. April 2014.
2. Peter Wensierski: Unbarmherzige Schwestern. In: Der Spiegel. 19. Mai 2003.
3. Peter Wensierski: Das Leid der frühen Jahre. In: Zeit Nr. 7. 9. Februar 2006.
4. Christian Althoff: Die Demonstration der Grauhaarigen. In: Westfalen-Blatt Nr. 88. 16. April 2010. S. 3.
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Beschlagwortet mit LABELS / TAGS: Ausbeutung, Beschäftigung, Betonwerk, Caritas, Caritas-Verband, Caritasverband, Christian Althoff, Das Leid der frühen Jahre, Demonstration der Grauhaarigen, Der Spiegel, ehemalige Heimbewohner, Heimbewohner, ehemaligen, ehemaligen Heiminsassen, Ersatzsonderschule, Erzbistum Paderborn, Erziehungsheim, Fließband, Fließbandarbeit, geprügelt, Heim, Heiminsassen, Heimkinder, Heimkindersklavenarbeitern, Hella, Hella Fertigungshalle, Hella-Lampen, Hövelhof, Hövelhof-Klausheide, industriellen Fertigungsbetrieb, Insassen, Jugendheim, katholisch, katholischen, Katholischen Erziehungsverein, katholischer Obhut, Katholisches, Kinderheim, Klausheide, klerikale Pfaffenpack, Matratzenbude, Menschenschinder, missbraucht, misshandelt, Misshandlingen, Misshandlungsvorwürfe, Paderborn, Peter Wensierski, Sadisten, Salvator-Kolleg, Salvatorianer, Salvatorianer-Orden, Salvatorkolleg, Salvatorkolleg Klausheide, Schlaraffia, schlechten Bedingungen, schwere Misshandlungen, Soziopaten, Tätigkeitsbericht 1956-1960, Unbarmherzige Schwestern, unentlohnte Zwangsarbeit, Westdeutschland, Westfalen-Blatt, wies die Vorwürfe zurück, Zwangsarbeit, zwangsarbeitsähnliche, Hölle, Hölle pur,
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg

Die ersten beiden Beiträge dieses jetzt hier von mir neu eröffneten Threads / Themas befassen sich erst einmal nur mit dem Standort und den Betreibern dieses Heims und was die Betreiber selbst über ihr Heim sagen und was nicht.

Dieser Thread wurde jetzt hier von mir eröffnet nicht nur für all diejenigen die mal in diesem Heim waren, aber auch für all diejenigen die wissen wollen wo dieses Heim damals war und die sich für die Leidensgeschichte der dortigen damaligen Insassen interessieren und sich mit ihnen identifizieren – identifizieren können.

QUELLE: WIKIPEDIA @ de.wikipedia.org/wiki/Klausheide_(H%C3%B6velhof) Es gibt dort aber eigentlich nicht viel zur Sache. - Diese Wikipedia-Seite wurde zuletzt am 6. November 2017 um 23:00 Uhr bearbeitet.

Zitat:
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Klausheide ist ein Ortsteil der Gemeinde Hövelhof im Kreis Paderborn. Benachbarte Orte sind Sennelager und Staumühle. Die Entfernung bis zum Hövelhofer Ortskern beträgt etwa 3,3 Kilometer, bis nach Sennelager ungefähr 3,5 Kilometer.

Klausheide gehörte im Wesentlichen bereits seit Gründung der Gemeinde Hövelhof im Jahre 1807 zu dieser. Der in Klausheide gelegene Apelhof wird als einer der drei Urhöfe Hövelhofs bereits auf der ca. 1620 erschienenen Karte des Fürstbistums Paderborn von Johannes Gigas genannt. Zwei weitere kleinere Teile (Kreissiedlung, Klausheider Siedlung) wurden am 1. Oktober 1958 [1] und am 1. Januar 1975 [2] eingegliedert. Vorher waren sie Bestandteile der Gemeinde Ostenland im Amt Delbrück.

Religionen

Die Katholiken aus Klausheide gehören zur Kirchengemeinde St. Johannes Nepomuk in Hövelhof im Dekanat Büren-Delbrück des Erzbistums Paderborn, die Lutheraner zur evangelischen Kirchengemeinde Hövelhof im Kirchenkreis Paderborn der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Klausheide liegt nördlich der Autobahnabfahrt Paderborn-Sennelager der A 33 Paderborn-Bielefeld an der ehemaligen B 68.

Werktags verbindet stündlich der Hövelhofer Ortsbus Klausheide mit den übrigen Hövelhofer Ortsteilen und gleichfalls stündlich verbindet die Linie 420 der Bahnbus Hochstift GmbH Klausheide nordwärts mit Stukenbrock und südwärts über Schloß Neuhaus mit Paderborn.

Vielen Menschen bekannt ist Klausheide vor allem durch das Salvator-Kolleg Klausheide, eine private Schule für emotionale und soziale Entwicklung (Förderschule) im berufsbildenden Bereich.

Klausheide hat einen Kindergarten. In dem Gebäude war vormals eine Grundschule untergebracht. Außerdem bestehen einige Sport- und Spielplätze.

An der ehemaligen Bundesstraße 68 ist der Campingplatz Apelhof gelegen.

Einzelnachweise

1. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817 – 1967. Aschendorff, Münster (Westfalen) 1977, ISBN 3-402-05875-8.
2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.328.

Weblinks

Straßennamen der Gemeinde Hövelhof und ihre Bedeutung: Klausheider Straße (PDF; 26 kB), Apeldamm (PDF; 16 kB)
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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QUELLE: HEIMKINDER-FORUM.DE @ http://heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/4351-Hövelhof-Salvatorkolleg-Klausheide/?postID=153852#post153852 (Falls notwendig, um die Seite aufrufen zu können, diese URL in ein neues Browserfenster eingeben.) :

Boardnutzer »brötchen« machte dort darauf aufmerksam :

Zitat:
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Montag, 5. April 2010

Am 19.09.2007(!), also schon vor zweieihalb Jahren sendete REPORT-MAINZ unter dem Titel: "Drangsaliert und ausgebeutet - Heimkinder klagen an" einen Bericht u.a. über die Arbeitsmethoden im Salvatorkolleg Klausheide. 30 Jahre lang Heimleiter bis 2001 war dort Pater Minas, der also, den heute das Kloster Steinfeld als Ansprechpartner für Heimkinder vorschiebt. Krasser gehts nun wirklich nicht mehr. Diesem Pater und seinem Orden war der Film also seit zweieinhalb Jahren bekannt. Erst vor zwei Tagen, nach immer mehr Druck aus der Öffentlichkeit, bequemt man sich zu einer unverbindlichen Briefzeile, die Schuldfrage geflissentlich vermeidend.

So also sieht die Vergangenheitsbewältigung der katholischen Kirche aus, was die Heimkinderthematik angeht. Aber seht selbst:

[ bezüglich der Sendung vom Dienstag, 18. September 2007 | 05.15 Uhr ]

www.swr.de/report/-/id=233454/did=2590106/pv=video/gp1=2606866/nid=233454/18jm3b5/index.html
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Boardnutzer »brötchen«, der vielen unserer Leidensgenossen bekannt ist, schrieb folgende relevante Mail an den Chefreporter des Westfalenblatts, Christian Althoff, in Bielefeld, am Montag, 22. März 2010, die er dann auch gleicherzeitig und gleichlautend im HEIMKINDER-FORUM.DE veröffentlichte :

QUELLE: Mo. 22.03.2010, um 21:48 Uhr - http://heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/4351-Hövelhof-Salvatorkolleg-Klausheide/?postID=151914#post151914 (Falls notwendig, um die Seite aufrufen zu können, diese URL in ein neues Browserfenster eingeben.) :

Zitat:
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Herrn Chefreporter Christian Althoff
Westfalen-Blatt
Sudbrackstraße 14-18
33611 Bielefeld


Sehr geehrter Herr Christian Althoff,

Herzlichen Dank für Ihren aufwühlenden Bericht vom letzten Samstag im Westfalen-Blatt: "Missbrauch: Manche Wunde heilt nie". Alles, was Eckhard O. beschreibt kann ich bestätigen, er übertreibt nicht, im Gegenteil.

Von Februar 1956 bis Ostern 1959 habe ich im Salvatorkolleg, Klausheide nacheinander die drei Schülergruppen mit den prügelnden Nonnen, Schwester Hermenegildis, Schwester Erethrea und Schwester Iphigenia durchlaufen...Mittelalter...finsterstes Mittelalter...ein anderes Wort fällt mir nicht ein, sollte ich die, pädagogisch jeder Beschreibung spottenden Erziehungsversuche einer abgeschotteten Klosterwelt entstammenden Brüder, Schwestern und Patres beschreiben.

Wir Kinder, zwischen 10 bis 14 Jahren, waren vogelfrei. Wir hatten keine Rechte, kein einziges, alles war Willkür, Ausbeutung und sexueller Mißbrauch. Ein besonders übler Kinderverführer dem auch ich zu Willen sein musste, war der fette Nachtwächter, Bruder Laurentius. Er leitete nachmittags die kleine Drechslerei, wo sich einige der Jungs - nach Kartoffelschälen und Hausaufgaben - Schachfiguren drechselten. Hier suchte er sich hübsche Jungens aus und versprach ihnen gutes Essen, wenn er sie nachts besuchen dürfe. Irgendwann wurde man wach, weil das Licht einer dünnen Taschenlampe in die Augen stach. Dann ging er und ich hungriges Kind folgte ihm...

Es waren drei Jahre ohne Freude, ohne Liebe, ohne ein einziges Mal in den Arm genommen worden zu sein...ich wäre gerne weggelaufen, wenn ich gewusst hätte, wohin. Ich war mit fünf Jahren Vollwaise geworden und bei Pflegeeltern gelandet. Es war 1949 und die Waisenrente lockte. Ich hatte aber keine Lust die Klamotten des zwei Jahre älteren Sohnes aufzutragen, so lief ich mehrere Male davon und landete in Klausheide.

Von 1960 bis Januar 1965 war ich im nächsten klerikalen Heim, dem Martinistift in Appelhülsen bei Münster. Hier herrschte ein anderer Orden, die Canisianer, die sich, wie ich auf deren Website las, mit "einem Fall von sexuellem Mißbrauch" durch einen Bruder Wolfgang Anfang der sechziger Jahre in Ostbevern auseinandersetzen. Die Erziehungsmethoden waren die gleichen wie im Salvatorkolleg. Wir sind Anfang Februar 2010 mit 7 ehemaligen Heimkindern aus den sechziger Jahren dort hingefahren und haben Akteneinsicht erhalten. Die Akten waren alle erhalten, bleiben dort, aber alles Gewünschte wurde in Kopie ausgehändigt, persönliche Briefe und Dokumente sogar im Original. Das Martinistift ist heute nicht mehr konfessionell geführt, im Gegensatz zum Salvatorkolleg Klausheide in Hövelhof.

Wir sind seit zwei Jahren in einem Forum mit anderen ehemaligen Heimkindern aktiv: HEIMKINDER-FORUM.DE @ www.heimkinder-forum.de

Ich bin dort unter dem Nick: »brötchen« weil ich seinerzeit in Appelhülsen in der Heimbäckerei gearbeitet habe.

Wir wünschen uns, eine wirklich echte Entschuldigung der katholischen Kirche für jahrelang erlittenes Unrecht und des Versagens der elementaren Menschenrechte.

Am Donnerstag den 15. April 2010 werden Heimkinder in Berlin demonstrieren. Details finden Sie im Forum.

Vielen Dank fürs Lesen, dankbar wäre ich Ihnen auch, wenn Sie diesen Brief an die zuständigen Stellen weiterleiten würden.

Herzliche Grüsse an Sie

Reiner
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Boardnutzer »brötchen«, a.k.a. »reiner.k«, berichtete schon am Montag, 17. November 2014, um 00:25 Uhr im HEIMKINDER-FORUM.DE :

QUELLE: http://heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/17643-Salvator-Kolleg-Klausheide/?postID=445742#post445742 (Falls notwendig, um die Seite aufrufen zu können, diese URL in ein neues Browserfenster eingeben.) :

Zitat:
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[Im Salvator Kolleg,] in Klausheide ist der ehemalige Direktor, Pater Ludger Dingenotto wegen "sexuellen Missbrauchs mit Abhängigen" 1957 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden; der Nachtwächter dort, Bruder Glubschauge Laurentius hatte seine schmutzigen Finger in vielen jungen Hosen und so mancher ehrwürdige Ordensbruder der Salvatorianer ebenfalls...nichts davon ist wirklich vergessen oder gesühnt. Das kommt noch! Ganz sicher!!
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Boardnutzer »brötchen«, a.k.a. »reiner.k«, berichtete schon am Dienstag, 25. November 2014, um 07:06 Uhr im HEIMKINDER-FORUM.DE :

QUELLE: heimkinder-forum.de/v4x/index.php/Thread/17643-Salvator-Kolleg-Klausheide/?postID=446253#post446253 :

Zitat:
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Dann warst Du wahrscheinlich [im Salvator-Kolleg] auf der Mittelgruppe als ich bereits (Jahrgang 1944) auf der Obergruppe war.

Vielleicht helfen Dir die Namen der Nonnen weiter:
Untergruppe = Schwester Hermenegildis (die Prügelnonne)
Mittelgruppe = Schwester Erethea
Obergruppe = Schwester Iphegenia
Nachtwächter: Bruder Laurentius
Schulleitung: Herr Böckstegers
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg

Seite 1: Die schweren Leidensjahre in Klausheide

QUELLE: salvatorkollegklausheide.leidenswege.retrospektive1950-1971.over-blog.de/pages/Seite_1_Die_schweren_Leidensjahre_in_Klausheide-4392521.html

Ein Ehemaliger aus dem Salvator-Kolleg in Hövelhof-Klausheide – damals ein Heimkind im Schulalter ! – berichtete schon mal diesbezüglich im Jahre 2010 oder 2011 (der eigentliche Autor und das genaue Datum seines Berichts ist leider nicht festzustellen) :

Zitat:
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Seite 1: Die schweren Leidensjahre in Klausheide

Es verging nicht ein Tag [im Salvatorkolleg, in Klausheide] an dem wir nicht von den Nonnen oder Erziehern geschlagen, angeschrien, getreten oder anderswie körperlich gezüchtigt wurden. Das Schlagen mit Schlüsselbunden in der Hand und in Handschuhen gehörte genauso dazu wie der Rohrstock, Teppichklopfer, Holzast, nasse Aufnehmer, Kleiderbügel, Klobürste oder Schrubber. Hinzu kamen ellenlange Strafarbeiten, die schriftlich auszuführen waren und sehr zeitintensiv wurden, wobei monotone Sätze wie solche - "ich darf nicht böse sein" - oder dieser - "ich muss ständig sauber sein", zusätzlich zu den Hausaufgaben zu verrichten waren. Das war ein ständiges Muss. Freizeit war knapp und wurde mit solchen Strafarbeiten umgangen bzw. quasi abgeschafft. Manchmal kamen wir Kinder deshalb tagelang nicht ins Freie oder an die frische Luft. Wer trotz der vielen Einschüchterungen nicht parierte bekam obendrein Essensentzug oder Putzstrafen zugeteilt. Oftmals wurden Kinderkameraden einfach weggesperrt und man sah sie dann einige Tage oder auch Wochen nicht. Hierzu gab es extra eingerichtete Zellen die ob ihrer perfiden Bauweise fast Schall isoliert waren. Dicke bauchglasige Bausteine sperrten fast jeden Ton nach außen und innen. Wenn gar die Sonne schien wurde es dort drinnen unerträglich heiß. Ein fast perfektes Triebgefängnis welches wir in unserer Sprache "die drei Sklavenbunker" nannten. Hinter deren Mauern hörte uns niemand weinen und flehen. In meiner Zeit fielen außer mir noch viele andere Kinder den pädosexuellen Trieben der Pater und Nonnen zum Opfer. Viele Kinder mussten diesen widerlichen Triebtätern und Täterinnen zu Willen zu sein. Manchmal wurden Kinder einfach des Nachts aus ihren Bettchen geholt. Was sie durchmachten konnten wir dann - wenn sie wieder zurück gebracht wurden - ihrem stundenlangen weinen entnehmen. Ich ertappte mich dann oftmals beim aufatmen und dank beten dafür, dass ich gerade verschont war. Litt aber mit ihnen und nahm sie oft in den Arm um zu trösten.

Ich erinnere noch sehr gut die Berichte meiner damaligen Leidensgenossen die, nach Wegschluss in Bunker und Verliese zurück in die Gemeinschaft gekehrt, über das ihnen angetane Leid und Unrecht verstört, irritiert und seelisch gestresst berichteten und die deswegen oft, sehr oft, weinten. Oft spontan und heftig. Dabei schüttelten sich ihre Körper die anfingen zu zittern und zu beben. Niemand von uns konnte sich damals diese Reaktionen erklären. Erst heute ist es mir möglich, Begriffe wie PTBS oder BTS den damaligen Zuständen dieser Kinder zuzuordnen. Zu bedenken ist zudem, dass wir Kinder unter Androhung von schlimmsten Konsequenzen und Strafen unsere Aussagen zum Missbrauch widerrufen mußten. So wie ich. Ein lieber Freund jener Zeit, der ähnliches durchmachen musste wie ich, verweigerte tagelang seine Nahrungsaufnahme. Brach ständig und wurde schließlich so dünn, dass wir alle Angst hatten er verhungert. Ich erinnere, dass er tagelang weinte. In der Schule, sprich den Klassenräumen während des Unterrichts, in den Pausen und auch während der Freizeit, wenn andere Fußball spielten oder anderen Freuden nachgingen. Dann stand er da und weinte nur. Es war das bitterlichste Weinen was ich je erlebt habe. Die Nonne reagierte auf dessen Weinen und Klagen, seine Schmerzen und sein Traurig sein wie ein Edelstahlgepanzertes Flakgeschütz. Trat ihm in die Seele als sie ihn zum Waschlappen und Muttersöhnchen stempelte. Einer, so betonte sie, der seiner Mutter nachweine und zu viel Aufmerksamkeit wolle bekäme erst recht keine. Sie spielte mit uns ein perfides Spiel in schräg klingender Tonfolge. Eine misstönige Klaviatur wie aus dem Hexenhammer der Intrigen. Die Symphonie für Abgestumpfte. Eine Partitur leidensdynamischer Maßnahmen jener Zeit, deren Auswüchse und Abarten keine Scham kannten. Denn was Muttersöhnchen durchmachen müssen weiß auch heute jeder Junge.

Einer dieser Täter, ein Salvator Bruder im Herrn, Bruder Clemens, wurde erst viel später, also viele Jahre nach den unseren, die wir unsere Leiden in Panzerhemden durchs Leben tragen mussten - in den 70gern, von einem weltlichen Gericht wegen Kindesmissbrauch verurteilt. Viel zu spät. Die Kinder, die ihn haben aushalten müssen, ihm zu Diensten haben sein müssen, deren Seelen den Exitus erlitten hat bis heute niemand auf der Rechnung. Nicht einmal die Politik die diesen Terror an uns Kindern in den 1950 bis 1975 Jahre haben geduldet, gefördert und zugelassen.

Zusammengerechnet erlebte ich eine Gesamtleidenszeit von 1562 Tagen netto. Ohne die Jahre der Leiden zuvor und danach. Danach war nie zu Ende. Es ging weiter. Jahr aus, Jahr ein.

Wer so etwas an Leiden so lange Zeit durchmachen musste hat einen Seelenkollaps für alle Zeit. Aus diesem Seelentrümmerfeld eine Landschaft zu basteln, eine, in der es sich gestaltend angenehm leben lässt, war nach der Entlassung aus Klausheide dringlichst unsere Aufgabe. Gescheitert daran sind fast alle. Dabei wurde versucht zu vergessen, wurde ausgehalten, versucht sich zu verhalten, nicht aufzufallen und nichts von sich preiszugeben was das Heimkind verraten könnte. Ich habe versucht zu verstehen, versucht stehen zu bleiben, dabei zu gucken und hin zu schauen doch der Schmerz ließ das nie zu. Die Firewall schien zu funktionieren. Nun hilft sie nicht mehr - die Schleusen sind offen.

In den Jahren versuchte ich ständig zu fliehen und Flucht ist noch heute Programm. Fliehen vor der Vergangenheit und mir. Vor meinen Erinnerungen die mich heimsuchten und mir nie vergaben. Seelenexitus perfekt. Auch, wenn ich mittlerweile begriffen habe das Flucht nicht nutzt sondern ich mich überall mit hinnehme. So hat sich mein Sosein und sich daraus resultierendes Verhalten nicht wirklich geändert. So weiß ich, es gibt keinen Platz an dem ich ruhen und noch weniger leben kann. Weiß nicht wie ich lernen kann mich aushalten.

Was aber nutzt der Weisheit letzter Schluss, wenn man unter Schmerzen existieren muss? Das Leid kommt allzeit gekrochen. Immer dann wenn ich es am wenigsten gebrauchen kann. Das hat Methode. Es schaut vorbei. Oft nur kurz - und saugt umso heftiger - wie Energiefresser - meine letzte Reserve. Irgendwann krepiere ich deshalb. Und wenn sie plagen die Erinnerungen, an mir wie ein nassen Schwamm waschen, mich trügen und belügen erlebe ich oft sie versuchen sich auszuwaschen. Dem folgt dann eine Zeit der Leere, des sich vergeben und beschweren. Katharsis-Over-Break down. Mein Gefühl sagt - selber schuld. Mein Verstand sagt nein.
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg

Seite 2: Aus dem Tagebuch des Jungen Klaus Elder

QUELLE: salvatorkollegklausheide.leidenswege.retrospektive1950-1971.over-blog.de/pages/Seite_2_Aus_dem_Tagebuch_des_Jungen_Klaus_Elder-4462185.html

Ein Ehemaliger aus dem Salvator-Kolleg in Hövelhof-Klausheide – damals ein Heimkind im Schulalter ! – berichtete schon mal diesbezüglich im Jahre 2010 oder 2011 (der eigentliche Autor und das genaue Datum seines Berichts ist leider nicht festzustellen) :

Zitat:
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Seite 2: Aus dem Tagebuch des Jungen Klaus Elder

Heute war ein Tag fast wie jeder andere [im Salvatorkolleg, in Klausheide]. Ich war schon früh wach. Wollte aber noch nicht aufstehen und wartete deshalb bis zum Wecken. Es war kurz vor Weihnachten und ich war unruhig ob der Aussicht über Weihnachten nach Hause fahren zu dürfen. Eine Entscheidung war aber noch nicht gefallen.

7:30 ging das Licht an und die Gruppennonne Schwester Hermenegildis rief: “7 Uhr! Aufstehen! Zügig bitte!“

Ich beeilte mich um einen der 5 Waschtische zu besetzen die sich im Toilettenraum befanden. Es durfte nämlich immer nur ein Junge vor dem Waschbecken stehen um sich zu waschen oder die Zähne zu putzen. Die anderen Jungen mussten derweil in Unterwäsche gekleidet vor dem Waschraum Aufstellung nehmen. Sie mussten warten bis ein Becken frei wurde. Für die Morgenwäsche hatten wir Jungen ganze 3 Minuten Zeit. War die Morgentoilette getan mussten wir Jungen bevor wir unseren Waschtisch verließen diesen mit einem extra dafür vorhandenem Lappen, der rechts am Haken hing, reinigen und trocken wischen. Paste und Seifenreste durften nicht am Spiegel haften. Und wehe man hatte den Wasserkran nicht poliert. Dann gabs von der Nonne ohne Vorwarnung heftige Prügel und Nackenschläge. Oft auch auf Rücken und Hinterkopf. Dafür hielt sie extra einen Teppichklopfer schlagbereit in der rechten Hand. Manchmal tat es auch eine Toilettenbürste, In dieser Pose, klein und gedrungen wie sie war, lauerte sie vor der Waschraumtür auf unsere Fehler und beobachtet uns Jungen. Verlies ein Junge das Klo huschte die Nonne hinterher um die Sauberkeit der Toilette zu begutachten. Denn erst wenn sich die Nonne davon überzeugt hatte ob auch wirklich alles sauber ist durfte der nächste Junge sich aus der Schlange der Wartenden, die in Reih und Glied vor der Toilette standen, lösen und vor den Waschtisch treten oder aufs Klo gehen. Immer im Blickbereich der schlagwütigen Nonne die ständigen Sichtkontakt hielt und keinen Jungen mit ihrer Beobachtungs- und Kontrollsucht verschonte.

Während sich die anderen wuschen machte ich mein Bett. So korrekt wie möglich und genau so wie es uns vorgeschrieben war. Das Kissen musste ausgeschlagen sein und im rechten Winkel zum Bett gefaltet, mittig mit dem dünnen Ende untergeschlagen, oben vor dem Kopfende liegen. Das Oberbett musste einmal gefaltet sein und gerade im rechten Winkel, Faltenfrei gezupft, auf dem Bett liegen. Es durfte weder die Falz noch sonst ein Überstand über den Bettrand ragen. Der Schlafanzug musste korrekt gefaltet unter dem unteren Ende des Oberbettes liegen und nicht etwa oben.

Nachdem ich fertig hatte stellte ich mich vor den Esssaal und wartete auf die anderen. Denn der Essaal durfte nur in vollständiger Gruppenzahl betreten werden und dann auch nur wenn die Nonne das Kommando zum Eintritt gab. So standen wir und warteten bis alle zusammen waren.

Während wir Jungen, die mit allen morgendlichen Ritualen schon fertig waren, in Reihe und Glied vor dem Essaal harrten, ging die Nonne unterdes durch die Schlafsäle und kontrollierte unsere Betten und Saalordnung. So füllte sie bis zum Appell ihre Zeit mit der Suche nach Gründen um einige von uns disziplinieren zu können. Weil sich ja noch nicht alle Jungen versammelt hatten ließ sie sich beim Suchen viel Zeit. Und wehe sie findet ein Bett welches noch nicht oder nicht nach Vorschrift "gebaut" war. Laut schallte der Name des Jungen durch die Etage an dessen Bettzustand sie etwas auszusetzen hatte. Und wir Jungen erstarrten sofort denn wir wussten, dass es jeden von uns treffen konnte und es dann Ohrfeigen hagelte. Und genau so kam es. Den klatschenden Ohrfeigen folgte oft lautes Jammern und Wehklagen der Betroffenen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los die Nonne braucht immer irgend jemanden den sie vor versammelter Mannschaft schlagen und erniedrigen konnte. Oft steigt dann Zorn und Wut in mir auf und ich würde diesen schwarzweißen Pinguin am liebsten würgen. Ich glaube deren Krankheit nennt sich Schlag-, Quäle- und Folterlust.

Manchmal waren es auch mehrere Jungen die wieder zurück in die Schlafsäle mussten um ihre Betten neu zu machen. Dann konnte die Nonne zur Hochform auflaufen. Diese schlug uns Kinder nicht nur sondern sie riss zusätzlich auch die gemachten Betten auseinander. Danach lag das Bettzeug auf dem Fußboden verteilt oder irgendwo anders im Raum welches wir Kinder dann zusammensuchen und identifizieren mussten. Wobei wir inständig hofften nicht etwa das Bettzeug des Bettnachbarn erwischt zu haben. Das wäre ein erneuter Prügelgrund gewesen. Schikanieren war der Nonnen Recht. Und wir Kinder deren Willkür total ausgeliefert.

Heute war es recht spät als wir endlich in den Esssaal durften. Und zu allem Unglück stellten wir fest, dass unser Frühstücksbrot nicht auf den Tischen stand. Und so wurde Franz geschickt um nachzuschauen ob sich dieses noch Küchenaufzug befand. Da sich der Aufzug im Treppenhaus befindet war Franz schnell zurück. Er hatte es tatsächlich - dort wohl vergessen. Das konnte schon mal vorkommen. Franz bekam eine Strafarbeit auf gebrummt weil er es vergessen hatte. Seine Entschuldigung und Erklärung wollte die Nonne Hermenegildis nicht hören.

Bevor wir frühstücken durften fand mal wieder das obligatorische Morgengebet statt welches Pflicht war. Erst danach durften wir uns setzen. Während des Frühstücks las die Nonne uns aus dem Buch „Don Bosco träumt“ vor. Jeden Tag das gleiche Geseiere.

Heute hatte Bernd sich beim setzen an den Tisch zu laut verhalten. Er hatte den Stuhl bei raus nehmen nicht gehoben sondern über den frisch geglänzten Boden gezogen. Dafür musste er während des Essens stehen und musste sogar zur Strafe noch abräumen. Zum Schluss musste er noch die Streifen weg polieren. Alles vor der Schulzeit. Denn das Stuhlbein hatte einen Aufrieb auf den Linoleumbahnen verursacht. Diesen stumpfen Aufrieb galt es zu entfernen.

Nach dem Frühstück mussten drei Bettnässer raus in die Waschküche ihr Bettzeug vorzeigen. Die Nonne hatte bei der Bettlakenkontrolle gelbe Flecken in ihren Bettlaken gefunden und befahl nun den Betroffenen sich zu schämen. Dabei mussten die Jungen, die langsam über den Hof zur Wäscherei zu gehen hatten, ihr Bettzeug auseinander gebreitet vor sich hertragen und allen im Kolleg zeigen, dass sie ins Bett gemacht hatten. Mir taten diese Jungen sehr oft leid. Ich spürte ihre Scham und Pein und auch wie wehrlos sie waren. Diese Bettnässer waren schlimmer dran als wir anderen - wir "normalen" Jungen. Denn auf die Bettnässer wurde alle Wut der Gemeinschaft projiziert und sie zu Außenseitern, fast schon zu "Aussätzigen" stigmatisiert. Ja, sie wurden zu schwarzen Schafen gemacht. Gruppenfeinde zu kreieren war der Nonne Lieblingsbeschäftigung. Sie war die Ausgeburt einer Intrigantin. Ihre perfiden Gedankengänge konnte lesen wer sich mit ihr im innersten auseinandergesetzt hatte. Ihr sadistischer Drang - so sann ich - musste ihr früh in die Wiege gelegt sein. Was ihr angetan ward - so vermute ich - wird sie auch uns antun. Anderes ist mir deren Sein nicht erklärbar.

Den Bettnässern jedoch wird meine Erkenntnis nicht helfen. Diese hatten sich, wenn das Peinigungsritual beendet war, frisches Bettzeug zu holen und damit das gelüftete Bett zu beziehen. Manche mussten ihre Laken auch im „kleinen Bach“, der parallel zum Schwimmbecken floss und mit Maschendrahtzaun zu diesem abgesichert, einen eigenen Teil bildete, oftmals auch selber waschen. Diese Wäsche musste dann gut sichtbar über die sich auf der gegenüber liegenden Wiese gespannte Wäscheleine zum Trocknen gehangen werden. Das hieß für die Bettnässer aber auch, sie kamen zu spät in die Schule. Und daran hätten sie auch nichts ändern können selbst wenn sie alle Laken in Rekordzeit gereinigt hätten. Also bedeutete das für die Zuspätkommer zusätzliche Strafarbeit. So war Strafe eingeplant, gewünscht und somit willkürlich und unumgänglich.

Haralds Matratze blieb heute bis zum Mittag hochgestellt weil die total nass war. Das wurde deshalb gemacht damit wir glauben sollten Harald sei ein schmutziger Junge. Dabei war Harald einer der wenigen in der Gruppe mit denen ich besonders gut auskam.

Um halb Eins war heute die Schule aus. Herr Gerdicken, unser Klassenlehrer, eine hochgewachsene Person mit roten Haaren und Sommersprossen im Gesicht, war wiedereinmal den ganzen Tag sehr nervös und hat drei Jungen heftig angeschrien und geschlagen. Er ist ein Choleriker. Andreas Bs. Nase blutet noch immer. Ein Batzen Schulaufgaben bekamen wir auf und ich weiß nicht wie ich die X Gleichungen lösen soll. Von diesen X Gleichungen haben wir Schüler kaum Ahnung. Den Schulstoff - so wie er uns vorgetragen wird - begreifen wir nicht. Wir Jungen sind wohl alle irgendwie "lernbehindert" und das in einem Maß, welches wir noch nicht begreifen können. Wir sind viel zu sehr gestresst. Ausgelöst durch die Leiden und Schmerzen welche uns andauernd zugefügt werden und die wir auszuhalten haben. Wir sind vollkommen damit beschäftigt die Schmerzen und Strafen die wir ständig bekommen zu verstehen. Ich frage mich: Gibt es da überhaupt etwas zu verstehen? Wir sind extrem ausgelastet mit unserer Strafenaufarbeitung - die uns mehr beschäftigen als das Lernen in der Schule. Fast zwanghaft. Nägel kauen und kratzen, beißen und sich verletzen sind bei manchen Jungen augenfällig. Die Ungerechtigkeiten die uns durch die Nonnen und Pater und deren Hofhunde, die Klassenlehrer, angetragen werden beschäftigen alle Jungen. Keiner kann sich deshalb so richtig konzentrieren. Hinzu kommt; Lehrer Gerdicken ist eine Niete. Den zu fragen traut sich niemand. Weshalb auch niemand die Rechenhausaufgaben verstanden hat. Eine Aufgabe lautet zB: x²xy=Yx. Morgen werde ich Ärger bekommen weil ich die Lösungen nicht habe.

Die Religionsstunde war wieder zum Kotzen und heute war Pater Vincents statt Pater Gabriel im Unterricht. Ein fieser Möp den wir alle nur "Adelheid" nennen. Eine widerliche mickrige Gestalt der in seiner schwarzbraunen Kluft mit den Kordeln um den Bauch, richtig gefährlich aussieht. Heute kam er trotz der Kälte barfuß und in Sandalen. Lothar und Norbert bekamen Schläge. Norbert muss ein ganzes Kapitel aus dem Katechismus abschreiben. Und das bis morgen. Oh je. Mich hat der Giftzwerg auch schon mal geschlagen weil ich den Katechismus verlegt hatte. Wenn er Schlaglust hat schleicht er sich wie die Nonnen von hinten an uns Jungen heran und schlägt zu. Wenn der hinter dir steht musst du immer mit einer Ohrfeige rechnen.

Mittags gibt es Erbsensuppe. Ich mag keine Erbsen. In der Suppe war Borstenfleisch und ich hätte fast ausgekotzt. Ulli hat dem Bernd heimlich seine Borsten auf dessen Teller gelegt als dieser mal gerade woanders hinguckte. Darüber habe ich gelacht. Das hat die Nonne gehört.

Es gab eine Strafarbeit von der Nonne. Ich musste ½ Stunde mit dem Kopf zur Wand still in der Ecke stehen. Gegen 2:30 Uhr ging es in den Kartoffelpickkeller. Heute wurden vier volle Bottiche mit Kartoffeln in den Keller geschoben. Alle Kartoffeln die sich darin befanden mussten wir schälen. Naja, schälen kann man nicht sagen. Denn wir hatten den maschinell unsauber geschälten Kartoffeln die „Augen" herauszupicken. Schnibbels Maschine war heute kaputt.

Als wir fertig waren schlug die Nonne vor, dass alle gemeinsam mit ihr, als Gruppe geordnet, in den kleinen Wald gehen um Moos zu sammeln. Es war etwa halb vier Uhr. Wir sollen für die Weihnachtskrippe Moosplatten schneiden. Diese Moosplatten werrden getrocknet und dann in und vor die Krippe gelegt.

Holger U. lief vor und musste wieder zurück kommen. Er bekam deshalb eine geknallt und musste ab sofort neben der Nonne gehen und hatte Redeverbot. Das ist die Höchststrafe. Ich habe während des Spazierengehens eine ziemlich lange Zigarettenkippe gefunden. Nur halb weg geraucht. Hab sie aufgehoben und versteckt. Denn das durfte niemand sehen. Es gab zu viele Petzen und Anscheisser in der Gruppe. Überall lauerte Gefahr. Die Kippe werde ich Klaus anbieten und sie ist eine Tüte "Ahoi" Brause wert. Klaus schuldet mir schon 4 Tüten Brause. Beim nächsten Einkauf will er mir alles bezahlen, sagt er.

Um Halb 5 Uhr mache ich meine Hausaufgaben. Bis sechs muss ich fertig sein. Ich schaffe nur die Hälfte und richte mich deshalb auf Strafen ein. Um Punkt 6 gibt es Abendbrot. Kamillen Tee mit Teewurst und Paderborner Brot. Wer will kann auch eine Schüssel Milchreis vom Vortag bekommen. Darauf ist Zimt und Zucker. Ich melde mich doch sind die wenigen Schüsseln schon vergeben. Pech!

Rolf lässt während des Abendessens aus versehentlich seinen Teller fallen und er zerbricht auf dem Boden. Auf diesem liegt klebend verspritzt das Essen. Er wurde von der Nonne keifend angeschrien und beschimpft und verflucht. Rolf ist ein Tunichtgut schrie die Nonne. Sie forderte ihn auf einen Eimer mit Wasser und einen Aufnehmer zu holen um das Essen wegzuwischen. Als er etwas unbeholfen versuchte den Reis aus dem Aufnehmer in den Wassereimer zu schütteln greift die Nonne ein. Sie reißt ihm den nassen Aufnehmer aus der Hand und schlägt den nassen Aufnehmer dem Rolf ins Gesicht und um die Ohren. Offenbar hat sie ihn dabei in die Augen getroffen denn Rolf schrie sehr laut und bat sie flehend aufzuhören weil er starke Schmerzen habe und nichts mehr sehen könne weil sein Auge dick sei. Doch die Nonne schlug weiter. Rolf musste deshalb zum schwulen Bruder Klemens hoch. Sein rechtes Auge ist dick. Bruder Klemens war der Krankenpfleger im Kolleg und trat mir immer etwas schwul entgegen. Mich taxierte er immer wenn ich zu ihm musste. Irgend eine eindeutige Anmache war immer Thema. Am liebsten vergab er Zäpfchen. Dann mussten wir alle aus dem Flur treten und die Krankenzimmertür wurde zu gesperrt.

Nach dem Essen ist Freizeit bis 8 Uhr. Jetzt ist es halb acht.

Weil Harald sein Bett noch nicht gemacht hat muss er eine Strafarbeit schreiben. Die Nonne hatte es zufällig gesehen als sie zum Essensaufzug ging. Sie schlug Harald deshalb heftig in den Rücken und beschimpfte ihn als Trottel und faulen Kerl. Er bekam eine Strafarbeit auf gebrummt und soll 1000 mal schreiben „ich darf nicht versäumen rechtzeitig mein Bett zu machen.“

Ich helfe ihm dabei weil er mir leid tut. Ich schaffe aber heute nur 150 mal. Denn es ist fast acht Uhr. Alles versammelt sich wieder vor dem Toilettenraum und stellt sich auf um an die Waschtische zu kommen. Die Nonne steht rechts vor der Tür und lauert auf Fehler von uns. Doch heute gibt es keine Schläge mehr. Dachte ich. Norbert und Holger helfen Harald noch beim Bettbauen.

Alle müssen sich im Essaal aufstellen zum allabendlichen gemeinschaftlichen Nachtgebet und es wird gesungen. „Auf auf zur guten Nacht …“ Rolf muss einen Vers aus dem Buch „Don Bosco“ zitieren. Danach gehen alle mucksmäuschen still in die Schlafräume und ins Bett.

Die Nonne macht das Licht aus und fragt wer Schmerzen habe oder krank sei. Niemand heißt es. Es wird ruhig in der Gruppenetage. Nur Rolf und Ingo reden noch … sie flüstern. Es geht um Reiner und Detlef. Sie sollen was miteinander haben höre ich Ingo sagen.

Plötzlich ging das Licht an, die Nonne eilte in langen Schritten auf mich zu und ich bekomme Schläge. Ich dreh mich wacker zur Seite um auszuweichen - merke aber trotzdem die tollwütigen Treffer im Namen des Herrn. Ich halte sie aus und hoffte das es bald vorbei sei. Mein Kopf tut mir weh und auch meine Arme als sie von mir abließ. Kopf und Arme hatte sie in ihrem cholerischen Wutausbruch getroffen. Ich liege lange wach und weine. Ich weiß noch immer nicht wofür und warum ich geschlagen wurde. Offenbar glaubte die Nonne ich sei der Störer oder einer von denen. Und bevor sie den Schlafsaal verlässt bekomme ich noch eine Strafarbeit für den folgenden Tag auf gebrummt. Dann ging das Licht wieder aus und still ward es.

Etwa gegen 12:00 Uhr, mitten in der Nacht, leuchtet mir jemand mit der Taschenlampe ins Gesicht. Es ist „Pellec“ - so ist sein Spitzname - der Nachtwächter. Er schaut nach wer von uns Jungen noch wach ist oder stört. Manchmal holt er Kinder aus dem Bett wenn sie seiner Meinung nach gestört haben. Er nimmt sie mit in die Bunker. Dort hinein werden die dann weggeschlossen. Es soll da grausam abgehen heißt es.
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Folgend auf die Fernsehdokumentation im SWR / ARD "REPORT MAINZ" - "Drangsaliert und ausgebeutet - Heimkinder klagen an", ausgestrahlt im deutschen Fernsehen am 17.09.2007, erschienen dann auch so einige diesbezügliche Leserbriefe von Betroffenen im Internet, u.a., auch dieser von einem Ehemaligen aus dem Salvator-Kolleg in Hövelhof-Klausheide :

QUELLE: www.swr.de/forum/read.php?2,20750 :

Zitat:
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Re: Drangsaliert und ausgebeutet: Heimkinder klagen an
geschrieben von: »scuba1 [ Jg. 1943/44 ]
Datum: 21. September 2007 11:17

Hallo liebe ehemalige Heimkinder

Durch einen Bekannten bin ich auf die letzte Sendung REPORT MAINZ aufmerksam gemacht worden.
So war auch ich ein Kind das ca. 2 Jahre im Salvator-Kolleg in Klausheide, Nähe Hövelhof gewesen ist.
Es ist mir im laufe der Jahre vieles entfallen von dem was dort in Klausheide abgelaufen ist, jedoch einige Vorkommnisse werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Nie vergessen werde ich einen gewissen Herrn Droste, ziviler Angestellter des Salvator-Kollegs und als Aufsichtsperson in der Halle der Firma HELLA Lippstadt ( Autoscheinwerfer, Blinker usw. )
Wir arbeiteten am Fließband im Akkord für 5,- DM im Monat und das 8 Stunden am Tag.
Gewisser Herr Droste war ein äußerst brutaler Schläger und was er sagte war Gesetz und niemand wagte es ihm zu widersprechen und wehe es hat mal jemand gewagt es zu tun. Er prügelte und trat solange auf den angeblichen Übeltäter ein bis dieser weinend und verkrümmt vor Schmerzen am Boden lag. Ich werde dieses Tier mein Leben lang nicht vergessen und ich bin mittlerweile auch schon 63 Jahre alt.
Aber was sollten wir Jungen auch gegen die Allmacht eines Heims bzw. des Jugendamtes auch ausrichten? Wir hatten nur zu spuren und den Anweisungen der Nonnen, Patres, Brüder oder anderer Erziehern zu folgen und wehe wir waren nicht schnell genug.
Hygiene wurde klein geschrieben, Duschen, einmal die Woche und Wäsche wechseln ebenso.
Ein Arztbesuch nur unter äußersten Schmerzen, kann mich noch gut an meinen Blindarm erinnern, es hieß ich solle mich nicht so anstellen bis ich abends doch noch ins Krankenhaus nach Neuhaus gebracht wurde.
Ein Gastpater aus China ( Name vergessen) war einige Monate als Erzieher in unserer Gruppe, er konnte nichts anderes als die Jungens mit seinem Klumpfuss zu treten und an den Haaren zu ziehen.
Vergessen werde ich auch nicht einen Herrn Stemig, genannt „der Lange“, nur er hatte Recht ansonsten gab es Prügel.
Nie vergessen werde ich unter anderem den Direktor des Heimes der sich an den Jungen in meinem Alter verging und dann eines Tages verschwunden war weil er abgelöst wurde. Diese Geschichte wurde verschwiegen damit nur kein Schatten auf den Orden der Salvatorianer fallen konnte.
Auch die Nonnen dort waren nicht ohne aber darauf möchte ich hier nicht eingehen, würde den Rahmen des Forums sprengen.
Leider sind viele Verantwortliche aus dieser Zeit schon tot denn ich würde mich heute gerne mit diesen Leuten auseinandersetzen und sie fragen wie sie darüber denken was sie uns Kindern bzw. Jugendlichen angetan haben.
Außerdem habe ich vor dieses Heim doch noch einmal aufzusuchen um zu sehen was dort jetzt passiert und was sich geändert hat.
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HELLA Fertigungshalle in einem westdeutschen Heim: „Salvator-Kolleg, Klausheide (Hövelhof)“



www.heimkinder-ueberlebende.org/In-einem-Heim-internierte-Jungendliche-zur-unentlohnten-industriellen-Fliessbandarbeit_-_Zwangsarbeit_-_gezwungen_-_Muenster,-NRW,-BRD.jpg
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Hövelhof-Klausheide, Salvator-Kolleg (damals „die Hölle pur!“)

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Ein relevanter kurzer Auszug aus dem langen Spiegelartikel mit dem vor 15 Jahren der nachkriegsdeutsche HEIMKINDER-SKANDAL erstmalig aufflog und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangte – und somit die ganze Sache erst so richtig ins Rollen brachte.

QUELLE: SPIEGELARTIKEL VOM 19.05.2003 IM ORIGINAL @ www.spiegel.de/spiegel/print/d-27163301.html (bitte dort etwas runter scrollen)
Printausgabe: KIRCHE: Unbarmherzige Schwestern - DER SPIEGEL 21/2003

SOFORT WEITERGEREICHT: HEIMKINDER-UEBERLEBENDE.ORG @ www.heimkinder-ueberlebende.org/SPIEGEL-Artikel_-_19.05.2003_-_KIRCHE_-_Unbarmherzige_Schwestern.html (bitte dort etwas runter srollen) auch bekannt als CARE-LEAVERS-SURVIVORS.ORG @ www.care-leavers-survivors.org/SPIEGEL-Artikel_-_19.05.2003_-_KIRCHE_-_Unbarmherzige_Schwestern.html (bitte dort etwas runter srollen)

Hier, in diesem dem abschließenden Teil dieses Spiegelartikels, geht es um das Salvator-Kolleg in Hövelhof-Klausheide :

Zitat:
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Gerald H. will endlich über diese Zeit mit den verantwortlichen Kirchenleuten sprechen. Er hofft auf eine kleine Geste der Entschuldigung, der Wiedergutmachung. Ein Bruder Martin, erinnert er sich, habe ihn und die anderen ganz besonders sadistisch gequält. Doch Bruder Martin ruht heute auf dem Friedhof des Ordens.

Zum ersten Mal seit 33 Jahren wagte sich der Schweißer Ende März wieder in das Salvator-Haus hinein. Die Baracken, in denen er einst schuftete, sind vollkommen renoviert. Der heutige Heimleiter, Franz-Josef Vullhorst, erlaubte ihm den Zutritt nur bis zur Pforte. Bunker und Schlafräume blieben tabu, "weil wir hier immer noch Kinder haben, da kann man nicht einfach so reingehen". Vullhorst ließ sich immerhin zur Aktensuche im Archiv überreden - und förderte dabei einen nicht vernichteten Ordner zu Tage.

Gerald H., der kurz darin blättern durfte, war fassungslos. Die Akte enthält ein Foto von ihm, als er 18 war. Es prangt auf einem Formular, auf dem fett gedruckt "Beobachtungsbogen" steht. Rund 100 Dokumente zeigen, wie nichtig damals die Gründe für seine Heimeinweisung waren. Obendrein gibt es Originale von Briefen, die er im Heim an seine Mutter schrieb, die aber offenbar von den Salvatorianer-Brüdern abgefangen wurden, ebenso liebevolle Briefe seiner Mutter, die ihm nie ausgehändigt wurden.

Auch eine Art Gutachten seines letzten Lehrers findet sich. Der schrieb: "Wenn Gerald nun in ein gutes Milieuumfeld hineinkommt, hat er alle Chancen, ein gutes und erfolgreiches Leben zu führen."

Gerald H. weinte, der Heimleiter guckte betreten und nahm ihm die Akte wieder ab. Er verlangte einen "ordentlichen" Antrag auf Akteneinsicht. Gerald H. stellte ihn an Ort und Stelle schriftlich.

Am nächsten Tag wurde der Heimchef vom Hausjuristen der Caritas in Paderborn gerüffelt. Die Einsicht in die Akte "hätte nicht geschehen dürfen", sagte der fromme Advokat, "es könnte ja Negatives drinstehen". Ein paar Tage später verweigerte das Heim, beraten vom Erzbistum Paderborn, die Herausgabe der Papiere. Für Gerald begann ein langer Kampf um seine Akte.

Der erste kurze Einblick hat bei ihm die Erinnerung an Pater Vincens befördert. Der geistliche Herr findet sich heute in Berlin. Dort ist er seit 1972 ein wohlgelittener Mann, Gefängnis- und Notfallseelsorger, mit Ehrungen überhäuft, vom Bundesverdienstkreuz bis zum Verdienstorden des Landes. Vor wenigen Monaten erst ging Pater Vincens in den Ruhestand, begleitet von freundlichen Würdigungen.

Vor Kameras und Mikrofonen redet er immer noch gern und viel, aber nur selten darüber, was er vor seiner Berliner Zeit gemacht hat. Gerald H. traf ihn im Garten seines Alterssitzes, dem Salvatorianer-Kloster in Berlin-Lankwitz. Erst nach wiederholter Nachfrage gab der Pater zu, im Heim von Hövelhof gewesen zu sein. 300 schwer Erziehbare seien dort gewesen, erinnerte er sich.

Dabei huschten, als Gerald und Pater Vincens sich gegenüberstanden, die Augen des Salvatorianers hin und her, signalisierten Erschrecken über die unverhoffte Begegnung mit der verdrängten Vergangenheit. Ein mitgebrachtes Jugendbild des ehemaligen Heimkindes wollte der Ordensmann schnell wieder abgeben. Ja, räumte er dann ein, man habe schon mal Störenfriede in einen "Besinnungsraum" gesteckt. "Aber nur kurz."

Besinnungsraum? Oder Bunker? Gerald H. erinnerte sein Gegenüber daran, dass er sechs Wochen in dieser Isolation mit Eimer und matratzenloser Holzpritsche zubringen musste. "Das hatte ich nicht zu verantworten, und deswegen muss ich jetzt wohl das Gespräch beenden."

Pater Vincens ließ seinen Gesprächspartner, der noch so viele Fragen an ihn hatte, einfach stehen, drehte sich um und zog sich in sein Kloster zurück. An der Pforte stockte er und rief: "Und bitte, verlassen Sie das Grundstück."

PETER WENSIERSKI

© SPIEGEL ONLINE 2003
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DESWEITEREN SIEHE AUCH: heimkindervereinvon2003-2010.blogspot.com.au/ (bitte dort zweidrittel der Seite runterscrollen)
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