Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Jugendamtslyrik: Gedichte und andere Texte...

Grotesker Kampf im Jugendamt

Grotesker Kampf im Jugendamt

Grotesker Kampf im Jugendamt
PREMIERE Staatstheater inszeniert „Kaspar Häuser Meer“ in der Exerzierhalle

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Pfahlsitzen: Szene aus dem Stück „Kaspar Häuser Meer“ in der Exerzierhalle. BILD: ANDREAS J. ETTER Bild vergrößern
CHRISTIANE GOULARD FÜHRT REGIE. DIE GROTESKE BELEUCHTET DEN ÜBERFRACHTETEN ALLTAG VON DREI MITARBEITERINNEN EINES JUGENDAMTES.

VON SIMONE WIEGAND

OLDENBURG - Wenn das Jugendamt ins Visier der Medien rückt, hat die Tragödie vernachlässigter, verwahrloster Kinder meist schon ein tödliches Ende gefunden. Ein fünfjähriges Mädchen verhungert, ein toter Zweijähriger im Kühlschrank seines Ziehvaters – die Liste ist lang. Letzteres Schicksal nahm das Freiburger Theater zum Anlass für eine Auftragsarbeit. Dramatikerin Felicia Zeller, 1970 in Stuttgart geboren und heute wohnhaft in Berlin, schrieb „Kaspar Häuser Meer“, das bei den Mühlheimer Theatertagen im vergangenen Jahr den Publikumspreis erhielt. Das Oldenburgische Staatstheater zeigt die rasante Groteske nun in der Exerzierhalle.

Felicia Zeller löst sich in ihrem Stück völlig von Opfern und Tätern. Stattdessen rückt sie drei Mitarbeiterinnen eines Jugendamtes in ihren Fokus. „Kaspar Häuser Meer ist wahnsinnig gut recherchiert, zuweilen komisch und niemals denunzierend“, erläutert Regisseurin Christiane Goulard, die sich im Oldenburger Jugendamt selbst ein Bild machte. Natürlich sei das Schauspiel aber kein Betroffenheitsstück, sondern eine Kunstform, die sich auf einem äußerst schmalen Grad zwischen realem Wahnsinn und absurdem Irrsinn bewege.

Die drei Mitarbeiterinnen Barbara (die allwissende Dienstälteste: Stephanie Baak), Sylvia (die emotional Sprunghafte: Rika Weniger) und Anika (die korrekte Neue: Patrizia Wapinska) sind völlig überfordert, als ihr Kollege Björn ausfällt und ihnen 104 ungelöste Kaspar-Hauser-Fälle aufdrückt.

Die Überlastung der Frauen findet in der Theatersprache „eine direkte Übersetzung“, erklärt die Regisseurin, die zuletzt „Nipplejesus“" im Horst-Janssen-Museum inszenierte: „Selten wird ein Satz zu Ende gesprochen, da rennen die Frauen schon dem nächsten hinterher, bis zum völligen Kollaps.“

Die menschliche Sprache gerät unter Druck, das Tempo ist hoch und für den Zuschauer anstrengend. Fast zwei Stunden wird er ohne Pause durchhalten müssen mit dem Ziel, das Scheitern der Figuren, der Gesellschaft, besser nachvollziehen zu können.

Die Zuschauer sitzen in der Exerzierhalle wie in einer Arena um einen Boxring. Gummibänder sind um Säulen gespannt.

Darin findet der Kampf ums Überleben der anvertrauten Jugend statt, den die Sozialarbeiterinnen verlieren werden.

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28.04.2009

http://www.nwzonline.de/index_regionalausgaben_stadt_oldenburg_artikel.php?id=1991548

Re: Grotesker Kampf im Jugendamt

Darüber sollte man sich auf jeden Fall Gedanken machen