Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kinderbetreuung

Aurich-Ostfriesland: Streit um Tagespflegefinanzierung

Aurich-Ostfriesland: Streit um Tagespflegefinanzierung

Lokales : Die Meldung in voller Länge

Aurich/Rechtsupweg: Kreis findet Kritik von Tagesmüttern überzogen
Aber auch Kreisjugendpfleger Jürgen Homann sieht die Erziehungsleistung mit einem Stundenlohn von 2,50 Euro generell zu schlecht bewertet

rak Aurich/Rechtsupweg. Svenja Bongers (Krankenschwester aus Aurich) und Ina Erdmann (Arzthelferin aus Rechtsupweg) haben zusammen mit anderen Frauen am 1. Juni eine Interessengemeinschaft der Tagesmütter im Landkreis Aurich gegründet. Sie wollen den Eltern und Alleinerziehenden im Kreisgebiet eine qualifizierte Tagespflege anbieten. Beide kritisieren den Landkreis: weil der pro Stunde und Pflegekind für die von ihm vermittelten Kinder nur 2,50 Euro auszahlt, was nicht einmal die Kosten decke. Und weil der erste Qualifizierungskurs bei der Kreisvolkshochschule ihrer Meinung nach nicht gut gelaufen ist. Ziel der Frauen-Initiative ist es daher, einen höheren Tagespflegesatz durchzusetzen. Bongers sagt: „So sind wir die spottbillige Alternative zu Krippe und Hort.“

Ihr Anliegen haben sie auch in einem Brief an Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) formuliert, mit Durchschlägen an Niedersachsens Ministerin Mechthild Ross-Luttmann, an Aurichs Landrat Walter Theuerkauf und die MdL Hans-Dieter Haasse (Emden) und Wolfgang Ontijd (CDU). Ihre Initiative wirft ein Schlaglicht auf einen Bereich, der vom Land gesetzlich neu geregelt worden ist.

Der Landkreis, so Jugendpfleger Jürgen Homann, weist die Kritik der beiden Frauen zurück. Der Stundensatz errechne sich aus Zahlungen der ehemaligen Sozialhilfe und werde in ganz Ostfriesland angewandt. Darauf hätten sich die Landkreise und die Stadt Emden geeinigt. Homann sagt, er sehe generell das Problem, dass der Staat Erziehungsleistungen wie etwa die Tagespflege durch Tagesmütter zu niedrig bewerte. Aber, so betont Homann: „Das entscheidet der Kreis Aurich nicht. Darauf haben wir keinen Einfluss.“ Das Jugendamt des Kreises habe viel Arbeit in die Qualifizierung der Tagesmütter gesteckt. So, wie es das Tagesbetreuungsausbaugesetz des Landes vorsehe. Ein Kriterium: Seit 2006 müsse jede Tagesmutter eine Genehmigung des Kreises haben. Homann: „Der Gesetzgeber will die Tagesmütter gerade aus dieser Grauzone heraus holen.“ Tagesmütter, an die Kinder vermittelt würden, bekämen eine Pflegeerlaubnis dann, wenn sie eine adäquate Ausbildung nachweisen könnten (z. B. Erzieherin, Kinderpflegerin) oder den Kurs belegten. Partner des Kreises ist hier die Kreisvolkshochschule. Homann sagt sogar: „Das ist eine sehr gute Ausbildung über 160 Stunden.“ Geleitet werden die Kurse von Helene Kötting-Wigger, aktiv beim Elternverein APFEL. Es habe dort zwar auch Anfangsprobleme gegeben, etwa mit der Kinderbetreuung, die habe man aber schnell gelöst.

Bis Ende 2007, davon geht Homann aus, schließen 80 Frauen ihre Qualifikation (jeweils mit Prüfungskolloquium) ab. „Diese Zahl müssen wir auch haben, um die Fläche zu versorgen“, sagt er. Man gehe derzeit von 160 bis 180 Kindern aus, die man in die Tagespflege vermitteln werde. Er erwarte da aber steigende Zahlen, weil die erste Auszahlungsrunde beim Elterngeld ablaufe und viele der Nutznießer wieder ins Berufsleben einstiegen. Wer künftig ohne Erlaubnis des Kreises Kinder betreue, mache sich überdies einer Ordnungswidrigkeit schuldig, klärt Homann auf. Tagespflege ist alles das, was über Babysitten oder eine dreimonatige Tätigkeit in einer Familie hinaus geht.

Gertrud Gerdes-Kühn ist beim Landkreis in Aurich direkt für die Tagesmütter zuständig. Für sie ist klar, dass die Schwelle, Tagesmutter zu werden, relativ gering ist. Nachzuweisen sei lediglich ein Hauptschulabschluss, ein Kurs in Erster Hilfe und die Qualifikation, durch die Erstausbildung oder den Qualifikationskurs.

Sie kritisiert den Gesetzgeber, weil jetzt bei Tagesmüttern das Finanzamt zuschlage. Da komme es ganz auf die persönliche Lebenssituation an. Der Kreis rate den Frauen daher, zum Steuerberater zu gehen. Gerdes-Kühn: „Das ist unglaublich kompliziert geworden. In die Qualifizierung wird vom Land viel Geld hinein gesteckt. Der Finanzminister will über die Steuer seinen Nutzen daraus ziehen.“

Bestimmte Versicherungsleistungen für Tagesmütter übernimmt der Landkreis: die Haftpflicht bei Schäden (kommunaler Schadensausgleich), Anteile an der Lebensversicherung sowie einer Berufsunfallversicherung. Kontakt zu den zwei Tagesmüttern: Tel. 04934/ 805742 oder AUR 950799.


Ostfriesische Nachrichten
Online-Ausgabe vom 07.06.2007; 22:00:00 Uhr
http://www.ostfriesische-nachrichten.de/neu/index_volltext.asp?ID=20410