Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kinderbetreuung

Fremdbetreuung: Kinder wollen keine Krippen

Fremdbetreuung: Kinder wollen keine Krippen

(QUELLE: http://www.inhr.net)


Immer öfter hört man von "Fachleuten", dass Kinder möglichst früh in Kitas und Krabbelstuben müssen, damit sie Sozialverhalten und die Sprache lernen.
Eltern wird vorgegaukelt, dass der Umgang mit anderen Kindern möglichst früh erlernt werden soll.

Experten warnen jedoch eindringlich und zeichnen ein gefährliches Bild.

Landauf, landab werden Loblieder auf Kinderkrippen gesungen. Zu Recht? Psychiater melden Zweifel an der Fremdbetreuung an. In den ersten drei Lebensjahren seien Kleinkinder unbedingt auf ihre Mütter angewiesen.
Von Daniela Niederberger www.webwoche.ch

Eine der häufigsten Fragen, die eine werdende Mutter zu hören bekommt, lautet: «Hast du schon einen Krippenplatz?» Früher mochte man eine Schwangere gefragt haben, ob sie sich aufs Baby freue, die Kleidchen schon parat habe. Heute sind sich alle einig, dass das Neugeborene nicht nur einen Stubenwagen und Strampler braucht, sondern auch die Anmeldung für die Krippe. Mit «Ungeborene in der Warteschlaufe» überschrieb der Tages-Anzeiger in anklagendem Ton einen Artikel, in dem es um die vielen Babys ging, die vergeblich auf einen Betreuungsplatz warteten.

In der Schweiz herrscht seit den neunziger Jahren eine wahre Krippen-Euphorie. Jede Gemeinderätin und jeder Firmenchef fordert mehr Krippenplätze, das gilt als «familien- und frauenfreundlich». Die Kinder ein paar Tage die Woche weggeben stellt mittlerweile schon fast den Normalfall dar. Eine Frage liest man so gut wie nie: Ist es gut, wenn Babys und kleine Kinder fremdbetreut werden? Oder schadet es? Finden Kinder die Krippe toll?

«Krippen sind etwas, was Kinder nicht wollen», sagt der deutsche Verhaltensbiologe Joachim Bensel. Er forscht seit vielen Jahren zu den Themen «kindliche Entwicklung» und «Kinderbetreuung». «In den ersten drei Jahren sind Krippen nicht sinnvoll», glaubt Otto Eder. Er ist ehemaliger Co-Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie. Natürlich gebe es Notfälle, wo es nicht anders gehe. Aber grundsätzlich sei es gut, wenn die Mutter mit ihren Kindern sein könne oder der Vater. Dieter Bürgin war lange Jahre Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik in Basel. Heute hat er eine Praxis als Psychoanalytiker. Ein Kleinkind sei ausgerichtet auf wenige Bezugspersonen, die Mutter, den Vater, aber auch die Grosseltern. Mit diesen «möbliere» es seine Innenwelt. «Wenn es ein Kind zu Hause gut hat, dann ist die Krippe schlechter.» Es gebe aber Eltern, die nicht vertrauensbildend seien oder sich nicht richtig um ihr Kind kümmern könnten. «Für solche Kinder ist die Krippe besser als das Nichts, das sie daheim haben.»

«Es ist hundertmal besser, sich einzuschränken und beim Kind zu bleiben», sagt die Psychologin Ursula Büchli. Kinder in Krippen binden sich eng an die Betreuerinnen. Jedes Mal wenn eine den Job kündigt, muss sich das Kind lösen von einer Person, die es gernhat. Büchli empfindet es als «brutal, wie man die Kinder dem aussetzt».

Die Psychoanalytikerin Ann Kathrin Scheerer aus Hamburg befasst sich speziell mit dem Thema «Fremdbetreuung im frühen Kindesalter». Sie sagt, in der DDR hätten heute viele Patienten Probleme mit Gefühlen und tiefen Beziehungen. In der DDR wurden Kinder grossflächig in Horte gesteckt. Auch wenn die Symptome nicht eindeutig auf die staatlich verordnete Fremdbetreuung zurückzuführen seien, gebe es doch Hinweise dafür. Heutige Krippen sind zwar nicht vergleichbar mit den von Zucht und Ordnung geprägten Kindertagesstätten von damals. Doch aus der Säuglingsforschung wisse man, dass jede Trennung von der Mutter ein Stressfaktor sei. «Kleinkinder brauchen exklusive Beziehungen», sagt sie. «Deshalb sind wir Psychoanalytiker sehr skeptisch, was Kinderkrippen angeht.»

Ist das Mami für immer weg?

In den ersten drei Lebensjahren wird das sogenannte Urvertrauen (siehe Seite 50) gebildet. Wer es besitzt, hat eine stabile psychische Struktur. Wir werden damit nicht geboren, wir müssen es erwerben. Dazu brauchen wir eine affektregulierende Mutter, wie dies die Psychologen nennen. Sie schützt das Kleinkind vor zu grossen Erregungszuständen. «Egal, wie gut eine Pflegeperson ausgebildet ist, sie kann aus Sicht des Babys nur eine Notlösung sein», sagt die Psychoanalytikerin Scheerer. Das kommt daher, dass Babys noch kein inneres Bild der Mutter aufrechterhalten können, um sich zu trösten. Wenn das Baby sein Mami nicht sieht, ist das Mami für immer weg.

Wie sicher ein Kind gebunden ist, lässt sich in einem beobachten: Die Mutter verlässt den Raum, das Kind bleibt mit einer fremden Person allein. Ein Kind, das über Urvertrauen verfügt, ist zwar irritiert, wenn die Mutter geht, beruhigt sich aber schnell. Es begrüsst das Mami bei dessen Rückkehr und ist leicht zu beruhigen. Unsicher gebundene Kinder sind irritierter, wenn die Mutter geht, sie schreien und klammern sich an sie. Sie verweigern sich der Mutter möglicherweise, wenn sie wiederkommt, und sind nur schwer zu beruhigen. Eine dritte Reaktion ist die «unsicher vermeidende». Das Kind wirkt unbeeindruckt beim Gehen der Mutter und ignoriert sie beim Wiederauftauchen.

Es muss also kein gutes Zeichen sein, wenn das Kind morgens an der Krippentür nicht protestiert. «Viele Eltern denken, mein Kind macht das wunderbar», sagt Joachim Bensel. Dabei leidet es still.

Kinder mit einem stabilen emotionalen Boden sind kooperationsbereiter, sie ertragen Frustrationen besser und spielen länger konzentriert. Dieter Bürgin behandelt in seiner psychoanalytischen Praxis in Basel auch krippengeschädigte Kinder. «Die sind ein Jahr in der Krippe, dann nimmt man sie heraus, sie werden von den Grosseltern betreut, dann sind sie wieder für zwei Jahre in einer anderen Krippe. Das ist Alltag und kommt in allen Schichten vor.» Die Folge sind sogenannte Deprivationsmerkmale: Die Kinder haben Mühe, Bindungen aufzubauen, sind hyperaktiv, ablenkbar, aggressiver und haben wenig Vertrauen in sich oder andere.

Bürgin beschäftigt das Thema «Krippen», seit er als junger Arzt einen Film gesehen hat, der ihm nie mehr aus dem Kopf ging. Die englischen Psychoanalytiker James und Joyce erforschten Trennungsreaktionen bei Kindern. Unter anderem in einer Krippe in London. Damals war es üblich, die Kinder während zehn Tagen dorthin zu bringen, wenn die Mutter ein weiteres Kind bekam und im Wochenbett lag. Das Ehepaar Robertson filmte den Buben John. Drei Tage hält er es gut aus, der Vater besucht ihn täglich. Er will immer mit dem Vater mit, kämpft, protestiert. In einer nächsten Phase kann er nicht mehr spielen und ist verzweifelt. Der Vater merkt das, sagt es der Mutter, die ihr Kind am neunten Tag abholt. Der Bub wendet sich schreiend ab. «Es tut so weh, das anzuschauen, dass man es fast nicht aushält», sagt Bürgin. Er hat den Film rund fünfzig Mal seinen Medizinstudenten gezeigt, immer waren alle sehr berührt.

Als die Robertsons den Film zum ersten Mal vorführten, war das Fachpublikum sehr erzürnt. «Ihr seid Verbrecher», riefen sie, «dazustehen, zu filmen und nichts zu unternehmen!» — «Dabei findet das statt, jeden Tag, überall», sagt Bürgin. John kriegte jahrelang Wutanfälle gegen seine Mutter, seine liebste Bezugsperson, die ihm damals ein solches Leid zugefügt hatte. Bensel sagt: «Wer sein Kind zu viel weggibt, nimmt sich selber etwas und muss sich später über Distanz in der Beziehung nicht wundern.»

Kontaktfreudige Krippenkinder

Was nun aber mit den Argumenten für Kinderkrippen, die Eltern und «Familienpolitiker» ins Feld führen? Etwa, die Krippe tue Kindern gut, weil sie Sozialisation und Kontaktfreude fördere? In den ersten drei Jahren sind Kinder auf wenige Personen ausgerichtet. Auch in Krippen nehmen sie vor allem auf die Erwachsenen Bezug. «Anderthalbjährige Kinder spielen nur einen Bruchteil der Zeit mit anderen Kindern», sagt Joachim Bensel. Das kann jede Mutter beobachten: Kleine Kinder spielen meist nebeneinander her. «Sozialisation» in der Gruppe ist noch gar nicht möglich.

Was die Kontaktfreude angeht, so ist ein Krippenkind sicher eher an andere Kinder gewöhnt und geht direkter auf diese zu. Ein Kind mit einem guten Boden, einem guten Selbstwertgefühl, das sich geliebt fühlt, wird dies aber von alleine lernen, ist Psychologin Ursula Büchli überzeugt. Ist der Boden aber nicht gut, fühlt sich ein Kind herumgeschoben, hält der Schaden ein ganzes Leben. Dann mag jemand zwar kontaktfreudig sein und dennoch unfähig, tiefe Bindungen einzugehen.

Natürlich ist es auch schlecht, wenn ein Kind isoliert und alleine mit der Mutter aufwächst. Der Zürcher Kinderpsychiater Claudio Moretti trifft in seiner Praxis immer wieder auf ängstliche Kinder, die in seinen Augen zu viel Zeit mit ihren ebenfalls ängstlichen Müttern verbringen. Ein früher Krippeneintritt, so denkt er, wäre die ideale Remedur.

Als weiteres Argument für Kinderkrippen wird manchmal die kognitive Entwicklung vorgebracht. Krippenkinder haben schneller ein grösseres Vokabular. Doch auch hier gilt: Wörter kann man später noch lernen, das beschädigte Selbstwertgefühl lässt sich nicht reparieren.

Nicht wenige Mütter bringen ihre Babys schon mit sechs Monaten in die Krippe. Von ihnen hört man gern die Aussage, je früher, desto besser. Babys in dem Alter nähmen noch kaum wahr, wer sie betreue, Hauptsache, der Schoppen komme auf Verlangen. Das Argument hilft sicher, das eigene Gewissen zu beruhigen. Doch stimmt es? Dieter Bürgin, der viele Jahre die Kinder- und Jugendpsychiatrische Universitätsklinik in Basel leitete, sagt nein. Wer behaupte, dem Baby sei es egal, wer seine Bedürfnisse befriedige und wie dies erfolge, sollte einen Kurs nehmen in Beziehungspsychologie. «Nehmen wir an, ein Kind war sechs Monate daheim bei der Mutter und kommt dann zu 50 Prozent in die Krippe. Da verliert es diese Beziehung zu 50 Prozent.»

Joachim Bensel, der deutsche Krippenforscher, wiederum sagt, es sei ein «Trugschluss», zu glauben, ein Säugling merke nicht, was um ihn herum geschehe. Bloss seien die Signale feiner als bei ein- bis zweijährigen Kindern. Babys lächeln weniger, machen ein ängstliches Gesicht und verkrampfen sich. Es verändert sich auch die Stirntemperatur, wie Forscher herausfanden, was ein Zeichen für Stress sei.

Die Ansicht, dass es egal sei, wer einen Säugling füttert und wickelt, war früher weit verbreitet. Sie hält sich auch heute noch da und dort. Der Kinderpsychiater Claudio Moretti sagt, kleine Babys seien noch nicht auf die Mutter fixiert. Für Baby-Krippenplätze bestehen lange Wartelisten.

Ein Stress für alle

Hat es ein Kind zu Hause gut, dann bedeutet die Krippe eine Verschlechterung. Sehr viele Voraussetzungen müssten erfüllt sein, damit eine Krippe dem Kind nicht schadet. Solche Krippen würden sehr teuer: Es braucht viel Personal, und zwar nicht Praktikantinnen, sondern ausgebildete Kleinkind-Erzieherinnen. Das Kind muss seine feste Bezugsperson haben, die zu einer Art Ersatzmutter oder Tante wird. Sie muss die Bedürfnisse des Kindes lesen können. Es dürfen nicht zu viele kleine Kinder in der Krippe sein, sonst bleibt zu wenig Zeit für die grösseren. Die Eingewöhnung muss langsam vor sich gehen. Das ist die ideale Krippe.

Die Realität sieht anders aus. Jede Krippe wird mit dem Minimum an Personal auskommen wollen. Vorgeschrieben ist, dass immer zwei Frauen (eine ausgebildet, eine nicht) eine Gruppe betreuen, das können bis zu zehn Kinder sein. In den Bring- und Abholzeiten morgens und abends, dann, wenn die Kinder am meisten Trost brauchen, sind bis zu sieben Kinder pro Erzieherin erlaubt. Dieter Bürgin fragt sich, ob dies «angemessen» sei. Er rät jenen, die das Hohelied der Kinderkrippen singen, sich frühmorgens neben den Eingang einer solchen zu stellen. «Da kommen übermüdete Mütter, übermüdete Kinder, die Kinder schreien, die Betreuerinnen müssen sie übernehmen. Kurz: Es ist für alle Beteiligten ein Stress.»

Als elementar wird die fürs Kind zuständige Bezugsperson bezeichnet. Sie tröstet das Kind und gibt ihm Geborgenheit. Doch wer kann einer Erzieherin verbieten, ihren Job zu wechseln oder aufzugeben? Wird sie bleiben, nur weil Lea oder David sie brauchen? Vermutlich nicht. Lea und David wird die Trennung traurig machen, sie werden sich an eine neue «Ersatzmutter» gewöhnen müssen.

Bei mehreren Kindern pro Betreuerin wird diese kaum in der Lage sein, auf jedes so einzugehen, wie es nötig wäre. Es gibt Kinderärzte, die der Meinung sind, Kinder könnten sich ihre Emotionen für zu Hause aufbewahren. Nimmt sich die Mutter am Abend viel Zeit und steckt das Kind nach dem Nachtessen nicht gleich ins Bett, weil sie selber k.o. ist, könne viel nachgeholt werden.

Rita Schuler ist Mutter von drei Kindern und mit dem vierten schwanger. Sie hätte ihre Kinder «nie, nie, nie in die Krippe geben wollen», sagt sie. Es ist interessant, dass sie das sagt, denn sie ist gelernte Kleinkind-Erzieherin und arbeitete früher in Kinderkrippen. «Was hinter den Türen abging, das hat mir nicht gefallen», sagt sie. Kinder seien kalt abgeduscht worden, wenn sie aus Versehen in die Hosen brünzelten. Oder sie mussten auf Kommando aufs Häfeli. Was man natürlich den Eltern nie erzählte. Gut, das sei vor zwanzig Jahren gewesen. Aber immerhin: Mitte der achtziger Jahre und nicht irgendwann in den dunklen Dreissigern. Als ihre beiden Buben klein waren, ging Rita Schuler oft am Zürichsee spazieren. Sie sah regelmässig junge Mädchen mit ihren Krippenschützlingen im Park: jede mit Wagen, links ein Kind, rechts ein Kind, unmotiviert und abgelöscht. Und viel zu jung. Jedes Mal habe sie bei sich gedacht: «Es kann doch nicht sein, Mütter, dass ihr das toll findet!» Und dann trügen sie Jeans, bei denen man den Füdlispalt sieht. Rita Schuler ist der Ansicht, Kindererzieherinnen hätten ein Minimum an Vorbildfunktion.

Gerade Betreuerinnen sehen die Mütter, die ihre Kinder in der Krippe abgeben, oft mit kritischem Blick und finden dies persönlich nicht gut. Wiederholt habe sich das in Befragungen gezeigt, sagt Ann Kathrin Scheerer.

Die Stimmung ist irgendwie «tuuch»

Frühmorgens in der Krippe Schmiedhof in Zürich. Die Kinder werden eins ums andere angeliefert. Die grösseren Kinder rennen zu den Spielsachen. Bei den kleinen sieht es anders aus: Leandra* weint sehr und klammert sich an ihren Papi, die 15-monatige Seraina* hängt dem Mami am Hals. Die neunmonatige Milena* kriecht davon, der Vater erzählt, er habe noch bis Ende Woche Urlaub, schön, sagen die Betreuerinnen und wünschen ihm einen erholsamen Ferientag. Moritz* kommt mit dem Eseli und dem Schäfchen unterm Arm. Er steht verloren da, sein Vater geht rasch zur Tür. Die Betreuerin sagt: «Lueg, Moritz, willst du dem Papi noch tschau sagen?» Dieser antwortet: «Schon gut», und ist weg. Moritz ist weinerlich, die forsche Emma* schubst ihn, ein Bub nimmt ihm die Stofftiere weg. Ein paar Kinder sitzen um die parat gelegten Lego-Steine. Zu Leo* sagt eine Betreuerin fast tröstend: «Du musst heute nur bis zum Mittag bleiben.» Dann gibt es Zmorge, später einen kurzen «Morgenkreis» mit Musik ab CD, dann einen Ausflug vor dem Mittagessen.

Die jungen Frauen sind lieb mit den Kindern, es gibt weder kalte Duschen noch andere Schikanen. Und doch ist etwas eigenartig. Die Reporterin hat Kinder im gleichen Alter. Genau, das Lachen fehlt. Sie hört den ganzen Morgen kaum ein Lachen. Die Stimmung ist irgendwie «tuuch». Die Kinder nehmen hier ein Spielzeug in die Hand, sitzen dort zu einer Betreuerin hin, aber richtig froh scheinen sie nicht. Dafür haben es die Grösseren recht lustig, dem Lärm nach zu urteilen.

Warum vernimmt man die Kritiker nicht? Weshalb sagen sie nicht stopp? Zum Beispiel der pensionierte Chefarzt Dieter Bürgin? «Weil es ein Politikum ist und eine vorurteilslose Diskussion tabu.» Wer sich auf die Fahne geschrieben habe, alle Frauen sollten arbeiten können, der könne nicht darüber reden, weil dies ohne Krippen nicht gehe. Wer finde, Frauen sollten zu Hause bleiben, hüte sich, dies zu sagen, weil er nicht als Reaktionär dastehen will. Auch Ann Kathrin Scheerer machte die Erfahrung, dass man «in die frauenfeindliche Ecke gestellt wird». Das Wohlbefinden der Kinder zu thematisieren, sei «unpraktisch». (Auch in Deutschland werden auf Teufel komm raus Kindertagesstätten errichtet.) Der Wert der Arbeit, sagt Dieter Bürgin, werde bei uns «20-mal höher gewichtet» als das Kinderaufziehen. Letzteres sei für die Dummen, die Nichtarbeitsfähigen. Mütter leisteten emotionale Schwerarbeit, bloss sehe man am Abend nichts davon. «Dabei ist das höchste Gut einer Gesellschaft das, was sie kleinen Kindern mitgibt.» Scheerer sagt, bei einer Lebenserwartung von rund 80 Jahren seien drei Jahre für das Kind nicht zu lang. «Mutter und Kind sollte diese Zeit gegönnt werden.»