Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kinderschutzverbesserungen

Behörden entziehen immer mehr Eltern das Sorgerecht

Behörden entziehen immer mehr Eltern das Sorgerecht

16.06.2009

FAMILIE
Behörden entziehen immer mehr Eltern das Sorgerecht

Jugendämter und Familiengerichte greifen immer häufiger in Familien ein. Im vergangenen Jahr wurden einem Zeitungsbericht zufolge deutlich mehr Kinder von ihren Eltern getrennt als zuvor. Seit 2003 stieg die Zahl um 50 Prozent an.
ANZEIGE

München - Der Trend zu mehr Sorgerechts-Entzügen hat sich nach einer Umfrage der "Süddeutschen Zeitung" im vergangenen Jahr fortgesetzt. In mehreren Bundesländern habe die Steigerung 2008 bei zwölf Prozent gelegen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Daten von Statistischen Landesämtern. In Hessen gab es demnach 2008 sogar ein Drittel mehr Sorgerechts-Entzüge als 2007. Auch die Zahl der Kinder, die von Jugendämtern aus den Familien geholt wurden, stieg weiter an.

Von den Eltern getrennt: Immer häufiger werden Kinder aus ihren Familien geholt
Zur Großansicht
DPA

Von den Eltern getrennt: Immer häufiger werden Kinder aus ihren Familien geholt
2007 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland 28.200 Kinder und Jugendliche von Jugendämtern in Obhut genommen, 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der häufigste Anlass war in fast der Hälfte der Fälle die Überforderung der Eltern. Die Gerichte ordneten in rund 10.800 Fällen den vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge an - das war ein Anstieg von 12,5 Prozent im Vergleich zu 2006.

Im Verlauf der vergangenen fünf Jahre hat sich dem Bericht zufolge ein kontinuierlicher Anstieg gezeigt: Inzwischen holen Jugendämter demnach etwa fünfzig Prozent mehr Kinder aus ihren Familien heraus als im Jahr 2003. Diese Entwicklung ist unter anderem eine Folge der Fälle von Kindstötungen, die in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt haben.

MEHR ÜBER...
Sorgerecht Jugendamt Ursula von der Leyen
zu SPIEGEL WISSEN
Die Große Koalition streitet seit Wochen über ein neues Kinderschutzgesetz. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen will den Jugendschutz verbessern und Jugendämter zu Hausbesuchen beim Verdacht von Kindesmisshandlungen verpflichten. Die SPD lehnt dieses Kinderschutzgesetz ebenso wie Experten ab. Mitarbeiter von Jugendämtern beklagen der "SZ" zufolge, die Gesetzesinitiative von der Leyens unterstelle, dass die Behörden in Einzelfällen zu wenig zum Schutz gefährdeter Kinder unternähmen, obwohl sie in Wirklichkeit inzwischen mehr Kinder aus den Familien herausführten.

ler/dpa
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,630640,00.html#ref=rss

Ein Erfolg des erweiterten Jugendhilfegesetzes?:
Jugendämter holen mehr Kinder aus Familien
16. Jun 09:40
Kinder-Gummistiefel in einer Kita
Bild vergrößern
Kinder-Gummistiefel in einer Kita
Foto: AP
Immer häufiger greifen Jugendämter und Gerichte ein, wenn sie das Wohl von Kindern und Jugendlichen gefährdet sehen. Laut einer Zeitungs-Umfrage stieg die Zahl der Kinder, die aus den Familien geholt werden, erneut um zehn Prozent an.

Die Misshandlungs- und Vernachlässigungsskandalen der vergangenen Jahre haben offenbar auch bei den Ämtern ihre Spuren hinterlassen. Jugendämter und Familiengerichte greifen laut einer Umfrage der «Süddeutschen Zeitung» bei mehreren statistischen Landesämtern immer häufiger in Familien ein.

Kindschutz im Alltag angekommen

MEHR IN DER NETZEITUNG:

* » Drei Festnahmen nach Tod eines Neunjährigen
* » «Ich habe das Kind nicht verhungern lassen»
* » Acht Jahre Haft für Mutter toter Säuglinge
* » Behinderte Kinder angeblich misshandelt
* » Der Schock nach der «Super Nanny»

Demnach wurden 2008 deutlich mehr Kinder aus ihren Familien herausgeholt als im Vorjahr. In den meisten Bundesländern habe die Steigerung weit über zehn Prozent gelegen, in Hessen sogar bei einem Drittel, schreibt die Zeitung. In den vergangenen fünf Jahren zeigt sich demnach ein kontinuierlicher Anstieg: Inzwischen holten Jugendämter etwa 50 Prozent mehr Kinder aus ihren Familien heraus als im Jahr 2003, heißt es. Jugendämter achteten inzwischen stärker auf Bedürfnisse und Gefährdungen der Kinder, zitiert die Zeitung die Chefin des Münchner Jugendamts, Maria Kurz-Adam: «Der Kinderschutz musste stärker ins Alltagshandeln der Jugendämter hineingeholt werden - das ist eindeutig gelungen.»

Erleichtert worden sei dies durch die Erweiterung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, die seit Anfang 2005 gilt. Das Gesetz verpflichtet Jugendämter seitdem explizit, ihren Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung wahrzunehmen. Sie müssen die Risiken für einzelne Kinder abschätzen und mit anderen Institutionen - etwa Kindergärten - kooperieren, um diese Kinder zu schützen. «Die Reform hat enorm viele positive Anstöße gegeben», sagte Thomas Meysen vom Deutschen Institut für Jugendhilfe und Familienrecht. Das lange wenig beachtete Thema Kinderschutz sei in vielen Kommunen wesentlich wichtiger geworden.(AP)
http://www.netzeitung.de/politik/deutschland/1380400.html