Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kinderschutzverbesserungen

Lücken im staatlichen Hilfssystem

Lücken im staatlichen Hilfssystem

08. Mai 2008



Schrift:
KINDSTÖTUNGEN
"Lücken im staatlichen Hilfssystem"

Drei Mädchen soll eine Mutter aus dem Sauerland geboren, getötet und in eine Tiefkühltruhe gelegt haben: In gewisser Weise ein typischer Fall, sagt die Psychologin Beate Galm im SPIEGEL-Interview - und fordert staatliche Hilfsangebote für sozial auffällige Familien.

SPIEGEL: In Blumentöpfen vergrabene Säuglinge in Ostdeutschland, Babyleichen zwischen Tiefkühlkost bei einer Familie im sauerländischen Wenden - nehmen die Fälle grausamer Kindstötungen in Deutschland zu?

BABYLEICHEN: GRUSEL-FUND IM KELLER

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Beate Galm: Nein. Laut Todesursachen-Statistik kamen seit 1998 jeweils zwischen zehn und 20 Kinder unter zehn Jahren durch "Vernachlässigung und Verlassen" sowie andere Misshandlungen um. Auf 25 Jahre gesehen ist die Zahl der Kindstötungen sogar deutlich gesunken. Typisch an dem Fall in Wenden ist allerdings, dass es sehr kleine Babys getroffen hat.

SPIEGEL: Warum?

ZUR PERSON
Beate Galm ist Psychologin am Informationszentrum Kindesmisshandlung/ Kindesvernachlässigung des Deutschen Jugendinstituts in München.
Galm: Ältere Kinder geraten spätestens im Kindergarten unter Beobachtung von Fachpersonal. Säuglinge dagegen sind in ganz besonderem Maße von einer guten Pflege und Versorgung durch die Eltern abhängig - und wenn die fehlt, merkt es manchmal niemand. Gerade bei Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr gibt es Lücken im staatlichen Hilfssystem.

SPIEGEL: Kritiker wenden ein, dass man nicht an jedes Kinderbett einen Sozialarbeiter stellen kann.

Galm: Wir müssen einen Mittelweg finden zwischen einem Generalverdacht gegen alle Säuglingseltern und passgenauen Hilfsangeboten für den Start ins Leben, die möglichst nicht nur sozial auffällige Familien erreichen.

SPIEGEL: Wie könnte das aussehen?

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Galm: In Regensburg bekommen zum Beispiel Eltern von Kleinkindern mit Ein- und Durchschlafproblemen, Schreiattacken und Erziehungsschwierigkeiten mit dem Angebot "Tausend und keine Nacht" psychologischen Rat und therapeutische Hilfe. Im Landkreis Oberspreewald-Lausitz machen ehrenamtliche geschulte Paten elf Hausbesuche bis zum dritten Lebensjahr bei allen Interessierten, die ein Kind erwarten - 80 Prozent der Familien mit Neugeborenen nehmen teil. Wir brauchen mehr solcher Projekte, um Misshandlungen effektiver vorzubeugen. Als Vorbild sollten Initiativen gelten, die das Nationale Zentrum Frühe Hilfen auf Anregung des Bundesfamilienministeriums begleitet. Fälle wie in Wenden werden wir aber auch künftig nicht mit 100-prozentiger Gewissheit verhindern können.

Die Fragen stellte Andrea Brandt
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,552317,00.html