Jugendamt Tuttlingen: Fall Cooke
Scharfe Töne aus USA im Streit um Sorgerecht
Washington. Der Sorgerechtsstreit über deutsch-amerikanische Kinder spitzt sich zu. Das US-Außenministerium warf den Jugendbehörden in Konstanz vor, der Mutter des US-Bürgers Joseph Cooke das Besuchsrecht für ihre beiden in Deutschland lebenden Enkel aus unverständlichen Gründen gekürzt zu haben. Das Konstanzer Vorgehen sei "absolut unangemessen", nachdem Bundeskanzler Schröder und US-Präsident Clinton sich auf eine Lösung der Sorgerrechtsfälle verständigt hätten, sagte ein Sprecher des US-Ministeriums. Der Streit belastet seit einigen Monaten das deutsch-amerikanische Verhältnis.
Die Kinder waren vor mehreren Jahren von ihrer deutschen Mutter mit nach Deutschland genommen worden. Dort musste sich die Mutter in psychiatrische Behandlung begeben und übergab die Kinder den Jugendbehörden, die sie an eine Pflegefamilie vermittelte. Obwohl ein US-Gericht dem Vater das Sorgerecht zusprach, lehnte ein deutsches Gericht die Übergabe ab. Die Kinder hätten sich bei der Pflegefamilie eingelebt und würden bei einer Trennung schwere Schäden erleiden, hieß es in der Begründung.
Die "Washington Post" berichtete, dass die Besuchseinschränkung für die Großmutter offenbar eine "Strafe" sei, weil sie sich an die Medien gewandt habe. In einem Schreiben der Behörden heißt es, dass Patricia Cooke ihre persönliche Meinung in der Angelegenheit in der Presse verbreitet habe und damit einen Medienaufruhr zum Schaden der Kinder erzeugt habe. Schließlich sei ihr ein um zwei Stunden gekürzter Besuch gestattet worden. Allerdings dürfe sie ihre Enkel nur in Anwesenheit eines Psychiaters sehen. (dpa)
Samstag,24.06.2000
Frankfurter Neue Presse