Von Ralf Rohrmoser-von Glasow, 19.11.10, 16:18h Für die verstorbene Anna gibt es am 31.August eine Trauerfeier Bad Honnef / Bonn - Nach wie vor sitzen die Pflegeeltern der neun Jahre alten Anna in Untersuchungshaft. Am 22. Juli war die Neunjährige mit Blutflecken übersät und halb ertrunken in der Bad Honnefer Wohnung gefunden worden. Sie starb kurz darauf in einem Krankenhaus. Der 51 Jahre alte Mann hatte eingeräumt, das Kind in der Badewanne unter Wasser gedrückt zu haben. Anna soll schon zuvor misshandelt worden sein, eine Bestätigung dafür gibt es aber nicht. Die Ermittlungen dauern an.
Die Staatsanwaltschaft bearbeitet auch drei Anzeigen, die gegen die Jugendämter Bad Honnef und Königswinter erstattet wurden. Ein Fehlverhalten haben die beiden Kommunen nach eigenen Untersuchungen bislang nicht feststellen können. Mit einer eigenen Traueranzeige auf der städtischen Internetseite von Bad Honnef drückt die Verwaltung ihr Mitgefühl aus. Wer sie anklickt, erfährt zudem, dass es am Todestag einen Anruf einer besorgten Nachbarin beim Jugendamt gegeben hat.
Im Gespräch mit der städtischen Mitarbeiterin sei aber eine akute Gefährdung nicht zu erkennen gewesen. Die Frau wurde an das Jugendamt Königswinter verwiesen, in deren Betreuung Anna stand. Einen weiteren Kontakt habe es aber nicht gegeben, teilte Bürgermeister Peter Wirtz aus Königswinter bei einer Sondersitzung des Jugendhilfeausschusses mit. Die Pflegeeltern seien erfolgreich tätig gewesen und sorgfältig ausgesucht worden. Zudem habe es regelmäßige Kontakte gegeben. Auch auf den Internetseiten von Königswinter gibt es eine eigene Rubrik zu dem tragischen Geschehen.
Anna wurde in aller Stille und im engsten Familien- und Freundeskreis zur letzten Ruhe geleitet. Die die evangelische und die katholische Kirchengemeinde bieten am Dienstag, 31. August, um 17 Uhr eine ökumenische Trauerfeier in der katholischen Kirche Maria Königin des Friedens am Schulzentrum der CJD-Schule Königswinter statt.
Tote Neunjährige in Bad Honnef Annas leibliche Mutter beschuldigt Pflegeeltern
Die neunjährige Anna aus Bad Honnef ist über Monate misshandelt worden, bevor sie in der Badewanne ertrank. Laut Staatsanwaltschaft soll vor allem die Pflegemutter das Mädchen malträtiert haben. Erstmals äußerte sich nun Annas leibliche Mutter zum Tod des Kindes.
Bonn - Annas Pflegeeltern sollen das Kind in mindestens 55 Fällen gequält und roh misshandelt haben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn am Freitag mitteilte. Die letzte dieser Misshandlungen habe am 22. Juli zum Tod des Mädchens geführt. Die 49-jährigen Pflegeeltern aus Bad Honnef sind daher wegen Kindesmisshandlung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt.
ANZEIGE Anna war seit Juli 2008 bei den Pflegeeltern untergebracht. "Spätestens seit August 2009 wurde Anna durch seine Pflegeeltern auf das Übelste misshandelt", sagte der Justizsprecher weiter. Anhand der Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die meisten Misshandlungen von der Pflegemutter begangen wurden.
In 20 Fällen war Anna für längere Zeit unter Wasser getaucht worden, wobei sie teilweise gefesselt war. Diese wie auch die übrigen Taten habe der Pflegevater in vollem Umfang zugegeben, hieß es. Die Pflegemutter hat die Vorwürfe hingegen weitgehend abgestritten.
Die 49-Jährige soll Anna zuletzt in der Badewanne untergetaucht haben. Der Pflegevater schritt erst ein, als das Kind bereits im Gesicht blau anlief. Das Mädchen wurde bewusstlos in eine Kinderklinik eingeliefert, wo es kurz darauf starb. Auch zu den Umständen von Annas Tod hat der 49-Jährige ein Geständnis abgelegt. Seine Aussagen decken sich laut Staatsanwaltschaft weitgehend mit den Beweisen.
"Ich hoffte, dass es meinem Kind in der Pflegefamilie besser geht"
Nach Angaben der Justizbehörde verfügten die Pflegeeltern offenbar über Atteste, in denen stand, dass sich Anna selbst verletze und unter einer Wasserphobie leide. "Derzeit muss davon ausgegangen werden, dass diese Atteste unzutreffend waren", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter.
ANZEIGE In der Sendung "Aktuelle Stunde" im WDR Fernsehen äußerte sich am Freitagabend Annas leibliche Mutter über ihre Anwältin. Sie könne das Entsetzen darüber, was ihrer Tochter passiert sei, nicht in Worten ausdrücken: "Ich habe meine Tochter in die Pflege gegeben, weil ich damals nicht in der Lage war, mich gut genug um sie zu sorgen und weil ich gehofft habe, dass es meinem Kind in der Pflegefamilie besser geht."
Die Pflegemutter habe ihr vorgespielt, dass sie Anna lieben würde wie ihre eigene Tochter und sich gut um sie kümmern wird, sagte die Frau laut einer Vorab-Veröffentlichung des WDR: "Ich wünsche mir, dass die Pflegeeltern für das, was sie getan haben, ihrer gerechten Strafe zugeführt werden - für mich ist das Mord."
Im Falle einer Verurteilung drohen den Pflegeeltern Freiheitsstrafen von einem bis zu 15 Jahren. Die 4. Strafkammer des Landgerichts Bonn entscheidet über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens.