Kreisjugendamt Höxter: Fall Leon - Kindstot in Veganer-Familie
Kreisjugendamt Höxter: Fall Leon - Kindstot in Veganer-Familie
BAD DRIBURG: Elterliche Sorge bleibt unangetastet
Nach Kleinkind-Tod in Veganer-Familie
VON HERMANN LUDWIG
Bad Driburg. Im Fall des verhungerten 16 Monate alten Kleinkinds aus einer Veganer-Familie (wir berichteten) behalten die Eltern die auf Fleisch und tierische Produkte als Nahrung verzichten das Sorgerecht für die zwei weiteren Kinder. Das Familiengericht Brakel hatte ein Fachgutachten in Auftrag gegeben, in dem der Gutachter "keine Maßnahmen in Bezug auf die elterliche Sorge" für notwendig erachtet.
Am 5. März war der kleine Junge verstorben, nur noch vier Kilo hatte das Kind zum Todeszeitpunkt gewogen. Entscheidend für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ist jedoch nicht die Frage, inwieweit die rein pflanzliche Ernährung als Todesursache in Frage kommt. Entscheidend für den Tatvorwurf der Körperverletzung mit Todesfolge ist die Tatsache, dass die Eltern trotz fehlender Nahrungsaufnahme des Kindes keinen Arzt aufgesucht hatten. "Die Obduktion hat ergeben, dass das Kind regelrecht verhungerte", sagt der Paderborner Staatsanwalt Ralf Vetter, der die Ermittlungen leitet. Unterernährung, Austrocknung und eine Lungenentzündung werden als Todesursache angegeben.
Die Mutter, eine 36-jährige gelernte Krankenschwester, hatte gegenüber der Staatsanwaltschaft angegeben, dass sie mit ihrem an Bronchitis erkrankten Jungen nicht ins Krankenhaus gegangen sei, weil sie befürchtete, dass er sich dort infizieren könnte. Ärzte würden auch viele Fehler machen, so ihre Erklärung dafür, dass sie ihr Kind selbst mit rein homöopathischen Mitteln behandelt habe.
Aus Gesundheitsgründen hatte sich die Familie mit dem 43 Jahre alten Vater und den beiden drei und sechs Jahre alten Jungen ganz der pflanzlichen Ernährung verschrieben. "Die Familie wollte sich ohne weltanschauliche Hintergründe einfach gesund ernähren", meint Staatsanwalt Ralf Vetter zum Hintergrund.
"Dass die familiären Verhältnisse in Ordnung sind", hatte das Kreisjugendamt bei einem Ortstermin Anfang August festgestellte, berichtet Manfred Kleine, Leiter des Kreisjugendamtes. Einer Frau war im Freibad Borgentreich aufgefallen, dass die Familie doch extrem dünn sei. Mit Hilfe des Bademeisters wurde die Veganier-Familie, die zu dem Zeitpunkt in Borgholz lebte, ausfindig gemacht. Der Mitarbeiter des sozialen Dienstes habe die Mutter mit den drei Kindern angetroffen, wobei er in seinem Befund eine "schlanken Körperstruktur" der Familie feststellte. Der damals neun Monate alte Junge befand sich bei dem Besuch auf dem Arm der Mutter.
Ein Vernachlässigung war nicht ersichtlich
"Es war nicht ersichtlich, dass hier eine Vernachlässigung vorlag", erklärt Jugendamtsleiter Manfred Kleine. Nach dem Tod des dann 16 Monate alten Jungen sei das Kreisjugendamt durch die Polizei informiert worden. Umgehend sei dann das Familiengericht in Brakel eingeschaltet worden, dass dann vom St. Josefs Hospital in Bad Driburg ein fachpsychiatrisches Gutachten erstellen ließ. Kernfrage der Untersuchung war dabei, ob man es verantworten könne, die zwei Jungen in der Familie zu belassen. Das Ergebnis wurde gestern bekannt: Es seien keinerlei Maßnahmen in Bezug auf die elterliche Sorge erforderlich.
Für Manfred Kleine bleibt nach dem Tod des Kleinkinds die Frage nach der Verantwortung: "Es tut uns wirklich leid, aber in Kenntnis der damaligen Fakten gab es keinerlei Veranlassung einzuschreiten." Dass die Eltern mit ihrem kranken Kind, das die die Nahrungsaufnahme verweigerte, keinen Arzt aufsuchten, ist für ihn unerklärlich. "Wir können den Eltern die Verantwortung nicht abnehmen", so Manfred Kleine.
Neue Westfälische, 10.07.04 http://www.nw-news.de/nw/news/owl_/_nrw/?cnt=177201
Re: Kreisjugendamt Höxter: Kindstot in Veganer-Familie
09.07.2004 20:25 Uhr
BAD DRIBURG. Ein 16 Monate alter Junge ist unter den Augen seiner Eltern im nordrhein-westfälischen Bad Driburg verhungert. Die Eltern sind strenge Veganer, die keine tierischen Eiweiße wie Käse oder Milch zu sich nehmen. Die veganische Ernährung sei aber nicht ursächlich für den Tod, sondern eine unbehandelte Lungenentzündung, sagte gestern der Paderborner Staatsanwalt Ralf Vetter. Jedoch könne er nicht ausschließen, dass die Mangelerscheinungen durch die veganische Ernährung eine schlechte Ausgangsposition für die Lungenentzündung seien. Die Familie war relativ dünn durch die einseitige Ernährung, erklärte Vetter. Die Staatsanwaltschaft wirft den Eltern vor, nicht für die Ernährung des Kindes gesorgt zu haben. Der Junge hatte das Essen, das die Eltern ihm gaben, verweigert. Zum Todeszeitpunkt war er auf vier Kilogramm abgemagert gewesen.
Die Paderborner Staatsanwaltschaft hat gegen das Ehepaar Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge erhoben. Das 16 Monate alte Kind ist laut Obduktionsbericht an Unterernährung, Austrocknung und einer Lungenentzündung gestorben.
Das Paar habe das an einer Bronchitis erkrankte Kind selbst behandeln wollen und sei nicht zu einem Arzt gegangen, sagte Vetter. Die Mutter ist gelernte Krankenschwester. Sie haben den Zustand des Kindes nicht so dramatisch eingeschätzt. Sie hatten wohl Sorge, dass sich das Kind in einem Krankenhaus noch eine andere Infektion holen könnte. Bei einer Verschlimmerung des Gesundheitszustands hätten die Eltern aber einen Arzt aufsuchen wollen. Ich gehe davon aus, dass sie nicht damit gerechnet haben, dass ihr Kind sterben wird, sagte Vetter. Das Verfahren soll in nächster Zeit am Paderborner Schwurgericht eröffnet werden.
Die Eltern haben noch zwei weitere Kinder im Alter von drei und sechs Jahren. Sie leben weiterhin zu Hause. Das Kreisjugendamt Höxter betreue die Familie wöchentlich. Ein psychiatrisches Gutachten ergab, dass es für eine Herausnahme der Kinder aus ihrem Umfeld keine Gründe gebe. Außerdem hätten die Eltern nach eigenen Angaben ihre veganische Ernährung inzwischen auf eine vegetarische umgestellt. (dpa / ap)
Re: Kreisjugendamt Höxter: Kindstot in Veganer-Familie
Eltern wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt
Bad Driburg - Der 16 Monate alte Sohn von Veganern ist im nordrhein-westfälischen Bad Driburg verhungert. Als Todesursache wurde außerdem Austrocknung und eine Lungenentzündung festgestellt, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn mitteilte. Das Kleinkind starb bereits am 5. März. Die Eltern sind wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Einen Prozesstermin gibt es aber noch nicht. Veganer nehmen im Gegensatz zu Vegetariern kein tierisches Eiweiß, also Käse oder Eier, zu sich. "Die Familie war relativ dünn durch die einseitige Ernährung", sagte Ralf Vetter von der Staatsanwaltschaft Paderborn. Der kleine Junge erkrankte zwei Wochen vor seinem Tod. Die Eltern haben ihn jedoch nicht ins Krankenhaus gebracht, weil sie Angst vor weiteren Krankheitserregern hatten. Die Mutter, eine gelernte Krankenschwester, vermutete, dass er eine Bronchitis hatte. Der Junge hatte das Essen verweigert, er wog nur noch vier Kilogramm. Die Eltern haben zwei weitere Kinder im Alter von drei und sechs Jahren, die weiterhin zu Hause leben. Das Kreisjugendamt Höxter betreue die Familie wöchentlich, erklärte Kreisjugendamtsleiter Manfred Kleine. Ein psychiatrisches Gutachten habe ergeben, dass es für eine Herausnahme der Kinder aus ihrem Umfeld keine Gründe gebe. AP
Berliner Morgenpost http://morgenpost.berlin1.de/inhalt/aus_aller_welt/story689896.html
Re: Kreisjugendamt Höxter: Fall Leon - Kindstot in Veganer-Familie
Wegen des Hungertods ihres Sohnes ist ein Ehepaar zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. In der streng veganisch lebenden Familie hatte es weder Milch, noch Käse, Eier oder Fleisch zu essen gegeben. Völlig entkräftet war der 16 Monate alte Leon schließlich an Austrocknung und Lungenentzündung gestorben.
Paderborn - Nach Ansicht des Landgerichts Paderborn machten sich die Eltern wegen der Ernährung ohne alle tierischen Fette der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig. Das Kind hatte am Ende jede Nahrung verweigert. Zudem wurde dem Ehepaar zur Last gelegt, dass sie ihr erkranktes Kind nicht ärztlich behandeln ließen. Obwohl die 37-jährige Mutter eine gelernte Krankenschwester ist, hatte sie sich dagegen gewehrt, den Säugling in eine Klinik zu bringen.
Dies sei nicht der typische Fall von Verwahrlosung, sagte der Richter bei der Urteilsverkündung. "Es wurde sehr deutlich, dass beide Angeklagten im Rahmen ihrer Lebensweise letztlich das Beste für das Kind gewollt haben", sagte er. Die Mutter hatte beteuert, nur aus Misstrauen gegen die Schulmedizin mit Leon nicht zum Arzt gegangen zu sein. Sie hatte versucht, den Jungen mit Natur-Ölen zu behandeln. Das untergewichtige Kind hatte sie vor der Erkrankung nach eigenen Worten streng nach einem Fachbuch für veganische Ernährung gefüttert. Der Junge bekam unter anderem Milchersatz aus Mandeln und Kokosnuss zu essen.
Wie der Richter sagte, hätten die Eltern das kranke Kind zum Arzt bringen müssen. Die ernsthafte Gefahr habe auf der Hand gelegen. Die 36 Jahre alte Mutter hatte vor Gericht gesagt, sie habe nie damit gerechnet, dass Leon sterben könne. Rund zwei Wochen vor seinem Tod sei der Junge erkrankt und immer schlapper geworden. Ihr Lebensgefährte, ein 44 Jahre alter Schreiner, hatte sich im Prozess zu den Vorwürfen nicht geäußert.
Im August 2004 ist die Frau zum vierten Mal Mutter geworden. Das Jugendamt des Kreises Höxter verzichtete nach einer strengen Prüfung trotz des Strafverfahrens auf den Entzug des Sorgerechts für die drei verbliebenen Kinder. Die Eltern hatten dafür sowohl regelmäßigen Arztbesuchen als auch einer Umstellung des Speiseplans zugestimmt. Die Kinder bekommen jetzt Eier, Fisch und Milch.
Re: Kreisjugendamt Höxter: Fall Leon - Kindstot in Veganer-Familie
Stand vom 17.11.2004
Kind verhungert: Bewährungsstrafe für Eltern
Junge starb an Unterernährung, Austrocknung, Lungenentzündung
Zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren sind die Eltern eines Jungen verurteilt worden, der im Alter von 16 Monaten wegen Mangelernährung gestorben war. Das Paar hatte den Sohn streng vegan, also ohne tierische Fette, ernährt.
Video Video Tod durch veganes Essen? [Aktuelle Stunde (17.11.04), 2'35] Schild der Staatsanwaltschaft; Rechte: WDR größeres BildAuch die Anklage ist von diesem Fall erschüttert Das Landgericht Paderborn sah es am Mittwoch als erwiesen an, dass die Eltern aus dem ostwestfälischen Bad Driburg mit ihrem Kind nicht rechtzeitig zum Arzt gegangen waren und somit zum Tod des Jungen im März beigetragen hatten. Das unterernährte Kind war erkrankt und hatte sein Essen ohne jedes tierische Fett am Ende völlig verweigert. Nahrungsmangel und Lungenentzündung waren tödlich.
Die Staatsanwaltschaft hatte zweieinhalb Jahre Haft für die Eltern gefordert. Die Bilder des an Unterernährung und Lungenentzündung gestorbenen Kindes seien schrecklich anzusehen, sagte der Ankläger am Mittwoch (17.11.04) beim Prozess vor dem Landgericht Paderborn.
Das 16 Monate alte Kind war im März 2004 an den Folgen von Unterernährung, Austrocknung und einer Lungenentzündung gestorben. Die Eltern, eine 36-jährige Krankenschwester und ein 44-jähriger Schreiner, lebten zu der Zeit strikt vegetarisch als so genannte Veganer. Das heißt, sie verzichteten bei ihrer Ernährung auf jede Form von tierischen Fetten. Sie standen wegen Körperverletzung mit Todesfolge vor dem Landgericht Paderborn.
Gutachter hat Mangelernährung festgestellt
Vor Gericht sagte ein Gutachter, der als Zeuge geladen war, dass die Mangelernährung in Kombination mit einer Lungenentzündung zum Tode des Kindes geführt habe. Die Mutter hatte den Jungen unter anderem mit Milchersatz aus Mandeln und Kokosnuss gefüttert. Dass ihr Kind immer dünner wurde, sei ihr aufgefallen. "Er ist merklich schlapper geworden", ergänzte sie. Sie habe aber nie damit gerechnet, dass das Kleinkind sterben könne, betonte die arbeitslose Krankenschwester. Am Tag bevor das Kind starb, hatte sie sich zum Arztbesuch am nächsten Tag entschlossen.
Vor wenigen Wochen war die Frau zum vierten Mal Mutter geworden. Das Jugendamt des Kreises Höxter verzichtete nach einer Prüfung trotz des Strafverfahrens auf den Entzug des Sorgerechts für die drei Kinder. Die Eltern hatten sowohl regelmäßigen Arztbesuchen als auch einer Umstellung des Speiseplans zugestimmt. Die Familie ernährt sich jetzt zwar vergetarisch, es gibt allerdings auch Eier, Fisch und Milch zu essen.
'Bleibende neurologische Schäden'
Audios Audio Der Prozessauftakt in Paderborn [WDR 2 Westzeit (17.11.04) 3'58] Audio Ist vegane Ernährung gefährlich? [WDR 2 Morgenmagazin (17.11.04) 2'49] Die Eltern selbst waren es, die die vegane Ernährung des Kindes gegenüber den Ermittlern als Todesursache angaben. Experten halten eine streng vegane Ernährung von Kindern für gefährlich: Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung sagte Mittwoch (17.11.04) im WDR 2-Morgenmagazin, wer Kinder rein vegan ernähre, verzichte auf Eiweiße, Kalzium und Vitamin B12, die für die körperliche und geistige Entwicklung lebensnotwendig sind. Die Folge können "bleibende neurologische Schäden" sein.