Behörde betreute die Familie des toten Babys
12.03.09
Behörde betreute die Familie des toten Babys
http://www.focus.de/panorama/vermischtes/hamburg-behoerde-betreute-die-familie-des-toten-babys_aid_379657.html
Die Familie des möglicherweise verhungerten und verdursteten Babys aus Hamburg wurde seit anderthalb Jahren sozialpädagogisch betreut. Die zuständige Einrichtung konnte in den vergangenen Monaten aber keine Anzeichen von Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdung feststellen. Die neun Monate alte Lara wurde am Mittwoch tot in der Wohnung der Familie gefunden.
Die Familie des möglicherweise verdursteten und verhungerten Babys aus Hamburg ist seit rund anderthalb Jahren sozialpädagogisch betreut worden. Es gab weder in den vergangenen Monaten noch aktuell Anzeichen von Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdung, erklärte die zuständige Einrichtung Das Rauhe Haus am Donnerstag. Erst nach der Obduktion des Leichnams könne etwas über die Todesursache der neun Monate alten Lara gesagt werden, teilte die Polizei mit.
Das Mädchen war am Mittwochmittag tot in der Wohnung der Familie im südlich der Elbe gelegenen Stadtteil Wilhelmsburg gefunden worden. Bereits die äußere Leichenschau führte laut Polizei zu dem Verdacht einer Tötung durch Unterlassen. Das Kind war untergewichtig, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin.
Die 18-jährige Mutter und ihr 21 Jahre alter Lebensgefährte, der nicht der Kindsvater ist, wurden wegen festgenommen und bis in die späten Abendstunden verhört. Ob Haftbefehle beantragt werden, hängt von den Ergebnissen der Sektion ab.
Familie wurde seit April 2008 betreut
Die junge Mutter, die Lara im Alter von 17 Jahren zur Welt brachte, bat nach Angaben des zuständigen Bezirksamts Hamburg-Mitte bereits vor der Geburt um Hilfe. Seit April 2008 betreut die Kinder- und Jugendhilfe des Rauhen Hauses nach eigenen Angaben die Familie. Zunächst umfasste die Betreuung demnach zehn Stunden in der Woche und erstreckte sich auf die gesamte Lebenssituation der jungen Familie.
Im September 2008 sei die Betreuung auf fünf Stunden in der Woche herabgesetzt worden. Die sei einvernehmlich von Jugendamt, Rauhem Haus und der Mutter entschieden worden, nachdem die junge Frau verantwortlich handelte und insbesondere ihr Kind gut versorgte, erklärte die sozialpädagogische Einrichtung.
Die Sozialpädagogin sei zuletzt am Dienstag vergangener Woche bei der Familie gewesen und habe das kleine Mädchen wohlauf beim Essen gesehen. Das nächste Aufsuchen sei für (den heutigen) Donnerstag vorgesehen gewesen.
Erinnerungen an Fall Jessica
Die zuständige Behörde wies einen Vergleich mit dem Schicksal der verhungerten Jessica zurück. Wir wussten diesmal sehr genau über Mutter und Kind Bescheid und man hat sich wirklich intensiv um die beiden gekümmert, sagte der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, Markus Schreiber, der AP. Auch seien alle ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen eingehalten worden. Wir hatten den Eindruck, dass bei der Familie alles in Ordnung ist. Aber da haben wir uns wohl offensichtlich getäuscht, räumte Schreiber ein.
Die siebenjährige Jessica wurde im März 2005 tot in einer Hamburger Hochhaus-Wohnung gefunden. Sie war an Erbrochenem erstickt und wog nur noch 9,6 Kilogramm so viel wie eine Zweijährige. Die Schulbehörde hatte die Eltern Monate zuvor vergeblich aufgefordert, die Tochter zur Schule anzumelden. Mitarbeiter der Behörde wurden nicht in die Wohnung gelassen, informierten aber nicht das Jugendamt. Jessicas Eltern wurden wegen Mordes durch Unterlassen zu lebenslanger Haft verurteilt
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