Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Kritik am jugendamtlichen Handeln

Nach Plauener Kindstod: Expertin kritisiert Jugendamt

Nach Plauener Kindstod: Expertin kritisiert Jugendamt

von Roland Herold



Leipzig. Die in Rerik geborene 64 Jahre alte Autorin Karin Jäckel beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Kindesentzug und Jugendämter. Nach der Tötung einer Neunjährigen durch deren Mutter in Plauen gibt es gegen die dortige Behörde Vorwürfe, das Kind nach Heimaufenthalten zu der Frau zurückgelassen zu haben, obwohl deren psychische Probleme bekannt waren.

Frage: Nach dem Plauener Fall gerät erneut ein Jugendamt unter Beschuss: Ist diese Institution noch zeitgemäß?

Karin Jäckel: Nein. Denn man kann ans Jugendamt Briefe schreiben, auf Knien rutschen oder toben - man hat immer nur den Weg zum Gericht, um eine Entscheidung überprüfen zu lassen. Und dieser Weg ist sehr, sehr lang. In der Zwischenzeit tritt zwischen getrennten Eltern und Kindern Entfremdung ein, bevor sie sich wieder sehen.

Kann man sich dagegen wehren?

Es gibt keine Beschwerdestelle, die neutral und außergerichtlich prüft, ob das, was das Jugendamt beschlossen hat, auch dem Kindeswohl dient. Schutz wird immer öfter als Kindesentziehung praktiziert. Dabei wird leider sehr oft vernachlässigt, dass Kinder ein natürliches Recht, ein Geburtsrecht auf Mutter und Vater haben und dass es Kinder nicht automatisch besser haben, wenn sie bei professionellen Ersatzeltern oder in Heimen aufwachsen und ihre Eltern nicht mehr sehen dürfen.

Warum?

Karin Jäckel
Auch dort, also in Obhut des Jugendamts, kommen Kinder schrecklicherweise zu Schaden oder zu Tode. Häufig werden Fehler gemacht, weil die Mitarbeiter überfordert, überlastet und dazu auch noch schlecht ausgebildet sind.

Was wäre die Lösung?

Das Jugendamt sollte von Grund auf reformiert werden. Man müsste die Ausbildung der Mitarbeiter verbessern und die Aufgabenlast reduzieren. Vor allem sollte man die Familien nicht unter Generalverdacht stellen, wie das derzeit der Fall ist.

Das klingt nach einer Aufgabe für die Politik?

Die Politik müsste Studien fördern, die Familien in ihrem Gelingen und nicht nur in ihrem Misslingen zeigen. Bisher handelt man im Jugendamt "nach dem Gesetz, den Regeln des eigenen Hauses und dem eigenen Gewissen". Diese Ermessensspielräume verleiten zu Entscheidungen, die "aus dem Bauch" getroffen werden.

Kann man dafür Mitarbeiter zur Verantwortung ziehen?

Für die Folgen haften die Entscheidenden in aller Regel nicht, da sie nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten und gesetzlich verpflichtet sowie berechtigt sind, Kinder bei Verdacht einer Kindeswohlgefährdung oder Kindeswohlschädigung aus den Familien herauszunehmen und zwar ohne vorherigen Gerichtsbeschluss. Das Schlüsselwort ist dabei stets das "Kindeswohl", obwohl es sich dabei um eine nirgends definierte Worthülse handelt, die jedermann nach eigenem Ermessen auslegen und anwenden darf.

Tut sich da was?

Es gibt sehr viele Dinge, die schnell geändert werden müssten. Aber dazu besteht keine Bereitschaft. Im Gegenteil: Das Jugendamt hat in den vergangenen Jahren immer mehr Macht bekommen, statt dass sie beschnitten wurde.