Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Mitarbeiter-Entscheider-Fehlverhalten

Belzig: Erzieherinnen kritisieren Jugendamt

Belzig: Erzieherinnen kritisieren Jugendamt

03.09.2008
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Kinderschutz: Wenn die Kita Alarm schlägt
Erzieherinnen kritisieren Jugendamt / Behörde erhält zusätzliche Stelle

BELZIG - Die Kita-Leiterin berichtet von „blauen Flecken und Löchern im Kopf“. In ihrer Einrichtung sei „ein Kind so auffällig, dass wir manchmal wöchentlich dem Jugendamt Meldung machen. Es wird sehr lange gewartet. Dem Kind geht es nicht gut. Will man warten, bis etwas Schlimmes passiert?“, sagt Beate Kettler, Leiterin der Kita Tausendfüßler in Belzig.

Die drastische Schilderung – geäußert anlässlich eines von der Belziger CDU veranstalteten Forums zum Thema „Kindesvernachlässigung und Kindesmisshandlung“ in der vergangenen Woche – stützt auch eine Pädagogin von der Kita I in der Belziger Puschkinstraße: „Ich hatte ein auffälliges Kind in der Gruppe. Und es hat lange gedauert nach dem Anruf beim Jugendamt“, so die Erzieherin und ergänzt: „Uns wäre sehr geholfen, wenn öfter ein Psychologe in die Kita käme.“

Gegen die Kritik wehrt sich Jugendamtsleiter Bodo Rudolph. Seine Behörde werde umgehend nach Hinweisen aus Kitas aktiv. Auch in den beschriebenen Fällen habe es „eine Krisensitzung nach der anderen“ gegeben. Allerdings dauere es oft Monate, „Eltern aufzuschließen“.

Aus Datenschutzgründen könne das Jugendamt Kitas oder Schulen nicht über die einzelnen Schritte auf dem Laufenden halten. „Aber wir sind dran und wissen, dass unser Tun mit Argusaugen beobachtet wird“, so Rudolph zur MAZ.

Binnen zwei Jahren habe sich die Zahl der Hinweise aus Nachbarschaft, Familie oder Betreuungseinrichtungen verdoppelt. Eine nach schockierenden Medienberichten „sensibilisierte Öffentlichkeit“ macht Jugendamtsleiter Rudolph für den Ansturm verantwortlich. Der Kreis trage dieser Entwicklung Rechnung: In den vergangenen zwei Jahren kamen je eine Sozialarbeiterstelle hinzu. 2009 werde eine zusätzliche Fachkraft für Kinderschutz eingestellt.

Dem sprunghaften Anstieg der Meldungen steht laut Rudolph kein tatsächlicher Anstieg der Fälle von Kindswohlgefährdung entgegen. So sei die Zahl der „Hilfen zur Erziehung“ kreisweit von 700 im Jahr 2006 auf gegenwärtig rund 600 gefallen.

Eine Alarmstimmung ist von der Polizeistatistik nicht gedeckt. So wurde im ersten Halbjahr in Belzig bislang eine einzige Straftat gegen ein Kind unter sieben Jahren gemeldet – im Vorjahr waren es im Vergleichszeitraum fünf. Kinder zwischen acht und 14 Jahren wurden zwölfmal Opfer von Straftaten, was dem Vorjahreswert entspricht. Allerdings gibt Belzigs Wachenleiter Harald Klauth zu bedenken: „Was nicht zur Anzeige gebracht wird, können wir nicht verfolgen.“

Für eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen spricht sich Dieter Braune, CDU-Kreistagsabgeordneter aus Brück aus. „Wir stehen vor der Wahl, ob wir Sozialarbeit bezahlen oder den Winterdienst“, so Braune. „Das Land muss die Kosten tragen.“

Den Ruf nach mehr Geld aus Potsdam hält Justizministerin Beate Blechinger (CDU) für ein zu einfaches Rezept. Zwar schließt auch sie sich der Sicht an, dass „Jugendämter in vielen Fällen überlastet sind“, doch sei dies auch Schuld der Kommunen. „Wenige Landräte haben eine sozialpädagogische Ausbildung – bei ihnen ist stets der Haushalt im Hintergrund“, so die Justizministerin. Wenn die Kommunen Psychologen in die Kitas schicken wollten, begrüße sie dies, sagte Blechinger. Nur müssten die Gemeinden und Kreise dies dann auch bezahlen. Schließlich sei das Land höher verschuldet als die Kommunen. (Von Ulrich Wangemann)
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