Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen - Mitarbeiter-Entscheider-Fehlverhalten

Jugendamt Berlin: Bestechung eines JA-Mitarbeiters bei der Vermittlung von Kindern

Jugendamt Berlin: Bestechung eines JA-Mitarbeiters bei der Vermittlung von Kindern

Verdächtigter Mitarbeiter des Jugendamtes ist tot

Ursache ist noch ungeklärt / Ermittlungen wegen Bestechlichkeit laufen

17.10.1995

Spandau - Seite 19

Stefan Schulz

Der Spandauer Jugendamts-Mitarbeiter, gegen den die Staatsanwaltschaft und das Bezirksamt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit ermitteln, ist tot. Die Polizei fand den Leichnam des 55jährigen am vergangenen Donnerstag in seiner Wohnung in Berlin-Mitte.

Er war nach einem Urlaub, der am Montag vergangener Woche geendet hatte, nicht an seinen Arbeitsplatz an der Klosterstraße zurückgekehrt.

Ein Polizeisprecher erklärte, daß es keine Anhaltspunkte auf Gewalteinwirkung gab. Vielmehr sei ein Herz-Kreislauftod denkbar, da der Tote übergewichtig war und mehrere weitere Risikofaktoren aufwies. Um einen Selbstmord habe es sich offenbar nicht gehandelt. Die Leiche, die schon etwa eine Woche in der Wohnung lag, werde aber in "nächster Zeit obduziert", so die Polizei. Zu Informationen, daß gegen den Mitarbeiter demnächst ein Gerichtsverfahren eröffnet werden sollte, sagte Bezirksamtsdirektor Heinz Schwarz: "Das kann und will ich nicht bestätigen." Auch die Justizpressestelle und Jugendamts-Direktor Gerd Mager machten keine Angaben. Mager: "Ich will in ein schwebendes Verfahren nicht eingreifen."

Das Fernsehmagazin "ARD-exclusiv" hatte dem Bezirksamts-Beschäftigten im Januar 1994 vorgeworfen, vom Leiter des Kieler "Kinderhauses" Geld genommen zu haben. Dafür habe er Kinder aus Spandauer Problemfamilien bevorzugt in dem privaten Heim untergebracht. Im Februar 1994 hatte der ehemalige Koordinator des "Kinderhauses", Hans-Jörg Schenck, Anzeigen gegen den Jugendamts-Mitarbeiter und den Heimleiter erstattet. Schenck warf den Männern Bestechung und Veruntreuung von öffentlichen Mitteln vor. Sie hätten sich mehrmals getroffen, wobei der Heimleiter die Spesen des Jugendamts-Mitarbeiters beglichen haben soll. Nachforschungen des Spandauer Jugendhilfeausschusses endeten ohne Ergebnis.

Die Staatsanwaltschaft und das Bezirksamt ermittelten seitdem jedoch parallel weiter. "Die Ermittlungsführung im Bezirksamt hat dann die staatsanwaltlichen Akten angefordert. Sie sind in der vorigen Woche eingetroffen", sagte Direktor Schwarz. Ein abschließender Vermerk werde dazu noch angefertigt.

Der Mitarbeiter, der den Bestechungs-Vorwurf stets bestritt, war im Jugendamt versetzt worden und zuletzt im sozialpädagogischen Dienst tätig. Er galt als Außenseiter. Nachdem der Verdacht aufgekommen war, seien Kollegen von ihm abgerückt, wird berichtet. +++

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1995/1017/spandau/0048

Re: Jugendamt Berlin: Bestechung eines JA-Mitarbeiters bei der Vermittlung von Kindern

Korruptionsfall im Jugendamt: Beschuldigter tot

Todesursache ist bislang noch nicht geklärt / Beweise für den Verdacht der Bestechlichkeit gefunden

18.10.1995

Lokales - Seite 23

Stefan Schulz

SPANDAU Am vergangenen Donnerstag fand die Polizei einen Spandauer Jugendamts-Mitarbeiter tot in seiner Wohnung in Berlin-Mitte. Gegen ihn ermitteln die Staatsanwaltschaft und das Bezirksamt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit.

Über die Todesursache konnte die Polizei bislang keine Angaben machen. Es gebe aber keine Anhaltspunkte auf Fremdeinwirkung, erklärte ein Polizeisprecher. Vielmehr sei davon auszugehen, daß der Mann einen Herz-Kreislauf-Tod erlitten habe. Der Tote sei übergewichtig gewesen und habe mehrere weitere Risikofaktoren aufgewiesen. Um einen Selbstmord habe es sich offenbar nicht gehandelt. Die Leiche des 55jährigen, die schon etwa eine Woche in der Wohnung lag, werde aber in "nächster Zeit obduziert", so die Polizei.

Der Mitarbeiter des Jugendamtes war jahrelang für die Vermittlung von Heimplätzen für Spandauer Kinder an Einrichtungen in Westdeutschland zuständig. In diesem Zusammenhang warf ihm das Fernsehmagazin "ARD-exclusiv" im Januar 1994 vor, vom Leiter des Kieler "Kinderhauses" Geld genommen zu haben. Dafür habe er Kinder aus Problemfamilien bevorzugt in dem privaten schleswig-holsteinischen Heim untergebracht - das dafür täglich 200 Mark pro Kind einstrich.

Beide Beschuldigten haben gegenüber der Staatsanwaltschaft bestätigt, daß der Heimleiter "geldwerte Zuwendungen" an den nun verstorbenen Bezirksamts-Mitarbeiter geleistet habe. Dabei soll es sich um Einladungen zu Segeltörns, Spesen für Hotels und Geschenke gehandelt haben. Justizpressesprecher Rüdiger Reiff sagte: "Beide bestritten aber, daß der Heimleiter dafür bevorteilt wurde." Das Ermittlungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Inzwischen erhärtet weiteres Beweismaterial den Vorwurf, so Reiff.

Neben der Staatsanwaltschaft ermittelte auch das Bezirksamt gegen den eigenen Mitarbeiter parallel weiter. "Die Ermittlungsführung im Bezirksamt hat die staatsanwaltlichen Akten angefordert. Sie sind in der vorigen Woche eingetroffen", sagte Spandaus Bezirksamtsdirektor Heinz Schwarz. Ein abschließender Vermerk werde dazu noch in der Abteilung Jugend und Sport angefertigt.

Der Mitarbeiter war im Jugendamt versetzt worden und zuletzt im sozialpädagogischen Dienst tätig. Er galt als Außenseiter. Nachdem der Verdacht aufgekommen war, seien Kollegen von ihm abgerückt, wird berichtet. +++

http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1995/1018/lokales/0054/index.html