Scheidungskinder: viel höheres Selbstmord-Risiko
Scheidungskinder: viel höheres Selbstmord-Risiko
LINZ/WIEN. Jedes Jahr sind in Österreich 18.000 Kinder von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Mit zum Teil traumatischen Erlebnissen und oft katastrophalen Auswirkungen.
Mit diesen Kindern kommt eine psychosoziale Massenkatastrophe auf uns zu, sagt Universitätsprofessor Gerhard Kette, der seit 17 Jahren Gutachter für Familienrecht ist.
Buben aus Scheidungsfamilien haben ein fünf Mal höheres Selbstmordrisiko als andere, ein 10 Mal höheres Risiko drogenabhängig zu werden und ein 20 Mal höheres Risiko kriminell zu werden, zitiert Kette aktuelle Studien.
Bei Mädchen aus Scheidungsfamilien ist die Gefahr einer Teenagerschwangerschaft fünf Mal so hoch als bei anderen. Das Risiko, dass sie die Schule abbrechen ist drei Mal so hoch.
Bei jeder fünften Scheidung wird auf dem Rücken der Kinder mit allen Mitteln gegen den jeweils anderen Partner gekämpft, sagt Kette. Kinder werden oft regelrecht seelisch missbraucht, um den Ex-Partner schlecht zu machen, sagt Kette: Die Kämpfe nach einer Scheidung gehen meist von den Müttern aus. Er hatte etwa den Fall einer Mutter, die das Kind in der Nacht bevor es zum Vater durfte, nicht schlafen ließ, damit es dann beim Vater grantig war. Damit wollte sie den Gutachtern beweisen, dass das Kind den Vater nicht mag.
Scheidungsverfahren ziehen sich oft über Jahre. Das hängt damit zusammen, dass sich Väter nicht mehr mit der Rolle eines Zahlvaters zufrieden geben, sie wollen auch bei der Erziehung mitreden und deshalb das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder, sagt der Familienrechts-Gutachter. Gerichte akzeptieren wenn auch zögerlich dieses Anliegen. Für Kinder sei es enorm wichtig, dass beide Elternteile bei der Erziehung mitreden können. Dazu gehöre auch, dass das Besuchsrecht regelmäßig und auch häufig wahrgenommen werden kann.
© apa/nachrichten.at 08:41 02.02.2008
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