Jugendamt Pinneberg: 3 Söhne
Familiendrama Mutter kämpft um das Sorgerecht - Jugendamt lenkt ein
Dürfen die Söhne jetzt bei ihr bleiben?
Behörde verzichtet auf Heimeinweisung - vorerst. Britta Löwe bringt die "Schwänzer" direkt in die Schule.
Von Marion Girke
Tangstedt/Pinneberg -
Seit mehr als 15 Jahren ringt eine Mutter mit Behörden um Grundsätze der Erziehung. Dabei geht es vor allem um die Schulpflicht. Britta Löwe heißt die Frau. Sie ist 46 Jahre alt, hat sechs Kinder geboren und lebt seit drei Jahren in Tangstedt.
Die Mutterliebe zu ihren sechs Kindern ist Britta Löwe nicht einmal von Kritikern ihrer familiären Verhältnisse jemals abgesprochen worden - für das Wohl der Kinder reichte dieses positive Grundgefühl nach Einschätzung von Sachverständigen dennoch lange Zeit nicht aus. Erst von Hamburg und jetzt von Tangstedt aus ringt Britta Löwe mit Gerichten und Jugendämtern wegen vermeintlicher Vernachlässigung. Die Mutter kämpft darum, ihren Nachwuchs nach eigenem Gutdünken, ohne staatliche Einmischung, aufziehen zu dürfen.
Jetzt macht eine Entscheidung des Jugendamtes des Kreises Pinneberg ihr Hoffnung, die langwierigen Auseinandersetzungen um die vier noch nicht volljährigen Söhne zu beenden. Britta Löwe wurde wieder das alleinige Sorgerecht für ihre Kinder in Aussicht gestellt.
Ein Gerichtstermin wurde vom Jugendamt als Geste des guten Willens abgesetzt. Dabei sollte es um die Herausnahme von weiteren zwei Söhnen aus der Familie auch gegen den Willen der Kinder und ihrer Mutter gehen. Zwei andere Söhne hatten sich - wie bereits berichtet - durch Flucht der geplanten Unterbringung in einem Heim widersetzt.
Seit 1989 ist Britta Löwe - damals noch in Hamburg - der Polizei und Jugendschützern wieder und wieder dadurch aufgefallen, dass sie mit der Bewältigung des Zusammenlebens der immer größer werdenden Familie überfordert war. Die anfangs desolaten häuslichen Verhältnisse besserten sich offenbar kontinuierlich. Außerdem sind die beiden immer noch im Familienverbund lebenden Töchter Angelika (22) und Franziska (20) inzwischen für sich selbst verantwortlich.
Bis zum Ende des Schuljahres im Sommer 2007 kamen jedoch die Söhne Christian, André (beide 15), Maximilian (13) und Romano (12) unregelmäßig zur Schule. Einer der Söhne ist einer der hartnäckigsten Schulverweigerer, mit dem es die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes je zu tun hatten.
Seit dem Ende der Ferien begleitet Britta Löwe zwei ihrer Söhne regelmäßig zur Schule und steht freiwillig in ständigem Kontakt mit den Lehrern. Dies gehört zu den Bedingungen, die der Kreis Pinneberg an Lockerungen seiner Kontrolle geknüpft hat. Britta Löwe ist, wie ihr Anwalt dem Kreis Pinneberg mitgeteilt hat, bereit, diese und andere Auflagen im Interesse der Familie zu erfüllen.
erschienen am 11. Oktober 2007
http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/11/803405.html