Schule 21.07.08 Hausschul-Familie: Jugendamt schickt Kinder ins Heim
Die Initiative Gorber setzt sich für christliche Selbstversorger-Familie ein. Foto: Pixelio/Weberje Ü b e r l i n g e n (idea) Für eine christliche Familie, der das Jugendamt sechs ihrer neun Kinder weggenommen hat, setzen sich Bürger aus dem In- und Ausland mit Unterschriftenlisten und Petitionen ein. Es handelt sich um die Familie Gorber aus Überlingen am Bodensee, die ihre Kinder seit zehn Jahren zu Hause unterrichtet hat.
Zurzeit befinden sich sechs der neun Kinder in Heimen; am 29. Juli soll gerichtlich entschieden werden, ob sie wieder nach Hause dürfen. Mitte Januar waren die Kinder von ihren Eltern getrennt worden, berichtet Kurt Heinz, Publizist des Christlichen Informationsforums Medrum, gegenüber idea. Er gehört zu den Unterstützern der Initiative Gorber. Nach seinen Angaben haben die Behörden die Maßnahme anfangs damit begründet, dass das Kindeswohl wegen Erkrankung und psychischer Verfassung der Eltern gefährdet sei. Das für den Bodenseekreis zuständige Jugendamt in Friedrichshafen gab auf Anfrage von idea keine Auskunft zu dem Fall, weil man die Privatsphäre der Familie schützen wolle.
Kinder wollen nach Hause Laut Medrum geschah folgendes: Die Mutter, im Januar mit dem neunten Kind schwanger, litt an einer Schwangerschafts-Diabetes und angeschlagener psychischer Verfassung. Sie musste für einige Wochen ins Krankenhaus. Am 15. Januar, während ihr Mann sie besuchte, seien im Familien-Anwesen 20 Polizisten und neun Mitarbeiter des Jugendamts erschienen, hätten die Straße abgeriegelt und sechs Kinder im Alter zwischen drei und 17 Jahren mitgenommen. Sie seien seither mit Heimkindern zusammen, die vielfach an Verhaltensstörungen litten. Die älteren Gorber-Kinder versuchten mehrfach, mit dem Fahrrad oder mit Rollschuhen nach Hause zu entfliehen. Doch sie wurden sie von der Polizei wieder ins Heim gebracht. Als skandalös wertet es ein Freund der Familie, dass der dreijährige David von einem Betreuer davon abgehalten werde zu beten. Den älteren Gorber-Kindern sei bescheinigt worden, sie hätten die religiösen Vorstellungen der Eltern kritiklos übernommen; es mangele ihnen an Distanz zum Elternhaus. Andererseits hätten Tests im Heim ergeben, dass die Gorber-Kinder im Wissen und im Sozialverhalten ihren Altersgenossen ebenbürtig, teilweise voraus seien.
Seit zehn Jahren Hausunterricht Laut Informationen aus dem Freundeskreis der Familie sind die Gorbers Selbstversorger und wohnen auf einem Bauernhof. Früher gehörten sie zur baptistischen Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Überlingen, von der sie sich aber getrennt hätten. Der häusliche Unterricht finde bereits seit 1998 statt und sei von den Behörden toleriert worden. Bei gelegentlichen Prüfungen in Schulen hätten die Kinder nicht schlechter als andere Schulkinder abgeschnitten. Vor zwei Jahren hätte sich ein Vertreter des Jugendamts lobend über das Umfeld geäußert.
Kulturelle Isolation überwinden In jener Zeit habe die Behörde Augenmaß bewiesen, so Heinz. Doch im Januar sei es zu einer Überreaktion gekommen. Nachbarn, die die Gorbers als religiöse Spinner betrachten, hätten die Behörden eingeschaltet. Der überraschende Zugriff sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass man dem Vater unterstellt habe, er könne sich zu unkontrollierten Aktionen hinreißen lassen. Obwohl sich dies als haltlos erwiesen habe, gingen die Behörden seither davon aus, dass das Kindeswohl im Hause Gorber nicht gewährleistet sei. Die Weigerung des Vaters, seine Kinder an Schulen unterrichten zu lassen, habe eine wesentliche Rolle bei einem Gerichtstermin im Frühjahr gespielt, bei dem entschieden wurde, die Kinder weiter in Heimen unterzubringen. Diese Maßnahme hält die Initiative Gorber für unangemessen. Heinz plädiert im Interesse des Kindeswohls dafür, den Gorbers die Chance zu geben, ein normales Familienleben zu führen, und ihr begleitende Hilfe zu gewähren. Der Grund, warum der Vater sich bisher sträubte, seine Kinder in öffentliche Schulen zu schicken, liege darin, dass er selbst mit der Schule schlechte Erfahrungen gemacht habe. Mittlerweile hätten sich Gorbers auf die Forderung eingelassen, ihre Kinder künftig in die Schule zu schicken. Damit seien sie bereit, ihre kulturelle Isolation zu überwinden. Dass die Eltern aus einem streng konservativen Hintergrund kommen, dürfe kein Grund sein, ihre Rechte derart einzuschränken. Die Kinder wollen nur eines nach Hause zu ihren Eltern, erklärte Heinz.
Immer mehr Kinder in staatlicher Obhut Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt, wurden 2007 in 435 Fällen Kinder gegen den erklärten Willen der Eltern in staatliche Obhut genommen. 2006 hatte es 151 Herausnahmen gegeben. Eine Inobhutnahme ist eine kurzfristige Maßnahme der Jugendämter zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, wenn sie sich in einer bedrohlichen Lage befinden. http://www.idea.de/index.php?id=355&tx_ttnews%5Btt_news%5D=66576&tx_ttnews%5BbackPid%5D=18&cHash=925c5ef66f
Re: Jugendamt Überlingen: Familie Gorber
30.07.2008 15:24
Überlingen Sorgerechtsstreit: Teilerfolg für Familie G. Der dreijährige Sohn darf zurück zu seinen freikirchlichen Eltern. Dies ist an die Bedingung geknüpft, dass der junge einen öffentlichen Kindergarten besucht. Die Entscheidung über die weiteren fünf Kinder wurde vertagt.
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Kämpft um das Sorgerecht ihrer Kinder: Das Ehepaar G. mit ihrem neunten Kind, das noch unter ihrer Obhut steht. Hilser Ihr dreijähriger Sohn darf in den nächsten Tagen wieder heim, die fünf minderjährigen Töchter bleiben im Kinderheim. Das ist das vorläufige Ergebnis eines Sorgerechtsstreits, der vor dem Familiengericht des Amtsgerichts Überlingen verhandelt wurde. Wie das Landratsamt des Bodenseekreises mitteilte, sei die Entscheidung über den Verbleib von fünf Kindern vertagt worden.
Die Rückübertragung des Sorgerechts für das dreijährige Kind sei an die Auflage gebunden, dass der Junge künftig einen Kindergarten besucht. Wie die Familie mitteilte, werde ein neues psychiatrisches Gutachten über die Eltern in Auftrag gegeben, das nun offenbar von beiden Seiten, vom Gericht und der Familie, Zustimmung findet. Das Jugendamt des Bodenseekreises sieht sich mit der jetzigen Entscheidung in ihrem Handeln bestätigt. Mitte Januar hatte die Behörde sechs der damals acht Kinder der Fürsorge ihrer Eltern entzogen, als die hoch schwangere Mutter an einer Psychose litt.
Die beiden erwachsenen Kinder durften zu Hause bleiben, das im März geborene Baby ebenfalls. Seitdem kämpfen die neunfachen Eltern um ihre Kinder. Sie sehen sich als Opfer einer Verleumdungskampagne ihres Umfelds. Vorläufiger Höhepunkt der juristischen Auseinandersetzung war die nicht-öffentliche Verhandlung vor dem Amtsgericht, die am Dienstag begleitet wurde von Solidaritätsbekundungen vor dem Gerichtsgebäude, darunter auch von Eltern, denen selbst das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen worden ist. (shi) http://www.suedkurier.de/region/teaser/ueberlingen/art3817,3344773
Re: Jugendamt Überlingen: Familie Gorber
Pfullendorf-Meßkirch Artikel versenden Artikel speichern Text Text kleiner Text größer Artikel empfehlen: [Bei Google melden] [Bei Webnews melden] [Bei del.icio.us empfehlen] [Bei Mister Wong melden] 30.07.2008 02:03
Überlingen Solidarität vor Gericht für Familie G. VON EVA-MARIA BAST UND STEFAN HILSER Rund 50 Demonstranten standen gestern vor dem Amtsgericht Überlingen. Im Gerichtsgebäude saß Familie G. und verhandelte mit dem Jugendamt des Bodenseekreises um das Sorgerecht für sechs ihrer Kinder. Dieses wurde ihnen im Januar entzogen, als die Mutter psychiatrisch behandelt werden musste. Eine Entscheidung, ob die Kinder zu ihren Eltern zurück dürfen, lag gestern noch nicht vor.
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Mahnwache vor Gericht: Viele Menschen bekunden der Überlinger Familie G. ihre Solidarität, darunter Demonstranten aus Belgien und ganz Deutschland. Bast
Überlingen - Auch gebetet haben sie. Freunde und Bekannte der Familie G., darunter Eltern, denen selbst das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen wurde, versammelten sich gestern vor dem Amtsgericht, um der Überlinger Familie geistig den Rücken zu stärken. Gläubige aus Deutschland, England, Amerika und Kanada sollen darüber hinaus in der Ferne einen "Bettag" eingelegt haben.
Dem Ehepaar, 45 und 50 Jahre alt, wurde im Januar das Sorgerecht für sechs von neun Kindern entzogen. Gestern ging es darum, ob den Eltern die Erziehungsfähigkeit abgesprochen wird, weil das Kindeswohl gefährdet sei. Es ging letztlich darum, ob eine einstweilige Anordnung des Amtsgerichts vom Januar auch heute noch bestätigt werden kann, nachdem Gutachten über Kinder und Eltern vorliegen. Die Familie lebt streng religiös und gehört einer Lutherischen Glaubensbewegung an, ohne in einer Gemeinschaft eingebunden zu sein.
ZUM THEMA
suedkurier.tv
Auch in den heutigen Nachrichten von suedkurier.tv zu sehen. Sie schickte ihre Kinder nicht zur Schule, sondern unterrichtete sie mit Duldung des Schulamts zehn Jahre lang daheim. Als die Mutter Anfang des Jahres an einer Psychose litt und stationär behandelt wurde, die älteste Tochter beim Jugendamt um Hilfe rief, reagierte die Behörde damit, dass sie sechs der mittlerweile neun Kinder in umliegende Heime bringen ließ. Die Eltern äußern dem SÜDKURIER gegenüber grundsätzlich Verständnis für die Reaktion des Jugendamts von Mitte Januar. "Da hätte ich auch Herzklopfen bekommen", sagt der Vater angesichts der damaligen Situation, in der die 21-jährige Tochter während der Krankheit der Mutter die Haushaltsführung übernahm. Was die Eltern aber scharf kritisieren: Dass sich das Jugendamt bei der weiteren Bewertung ihres Falls bis heute auf ungeprüfte Aussagen stütze.
Überlingen Solidarität vor Gericht für Familie G. VON EVA-MARIA BAST UND STEFAN HILSER Rund 50 Demonstranten standen gestern vor dem Amtsgericht Überlingen. Im Gerichtsgebäude saß Familie G. und verhandelte mit dem Jugendamt des Bodenseekreises um das Sorgerecht für sechs ihrer Kinder. Dieses wurde ihnen im Januar entzogen, als die Mutter psychiatrisch behandelt werden musste. Eine Entscheidung, ob die Kinder zu ihren Eltern zurück dürfen, lag gestern noch nicht vor.
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Wie die Familie selbst mitteilt, habe die Behörde einen "erweiterten Suizid" durch den Vater befürchtet. Dieser selbst und seine Ehefrau verweigerten bislang, sich psychiatrisch begutachten zu lassen, gaben aber ein Privat-Gutachten in Auftrag, das ihnen geistige Gesundheit attestiert. Sie seien in dem Dorf in einem Überlinger Teilort zwar "Exoten", weil sie wenig Wert auf den Kontakt zur Dorfgemeinschaft legen. Gewalttätig seien sie aber nie gewesen. Sie seien Opfer einer "Verleumdungskampagne". Der Rechtsanwalt der Familie sprach von einer Unverhältnismäßigkeit der Mittel. Das Jugendamt äußerte sich zu dem Fall mit Verweis auf die Privatsphäre der Familie und den Datenschutz nicht.
Rund 50 Menschen, die aus der ganzen Bundesrepublik gekommen sind, versammelten sich eine halbe Stunde vor Beginn der gestrigen Verhandlung vor dem Amtsgericht zu einer Mahnwache, um der Familie ihre Solidarität zu bekunden. Teilweise handelte es sich um Freunde der Familie die ebenfalls streng gläubig sind, teilweise waren es aber auch Fremde, die von dem Vorfall durch die Presse erfuhren. Etliche der Anwesenden unterrichten ihre Kinder, wie auch die betroffene Familie, per Home-Schooling.
"Unser Eindruck ist, dass hier mit einer Kanone auf eine Mücke geschossen wird", sagte der Belgier Lionel Roosemont. "Wenn ich mir vorstelle, ich käme nach Hause und meine Kinder wären weg, ich weiß nicht, wie ich reagieren würde." Da die Verhandlung nicht öffentlich war, mussten die Solidaritätsbekunder auf den Fluren des Gerichtes warten. "Wir werden beten", sagte eine Frau, die ebenfalls um das Sorgerecht für ihre Tochter kämpft. http://www.suedkurier.de/region/pfullendorf/art2869,3343691,2