Steinbrücktaler Legion - Intime

Inquisition

Inquisition

Schmerz – das vorherrschende Gefühl in den Beinen des Ordenskriegers. Seit mehreren Stunden kniet Ragnar nun auf dem Steinboden der Kapelle und versucht das gelernte anzuwenden. Doch es will ihm nicht gelingen. „Öffne Deinen Geist und Du wirst die Erleuchtung erfahren!“. Diese Worte seines Mentors Tiberius kreisen in seinem Kopf. Doch das vor kurzem erlebte raubt ihm die nötige Ruhe. Immer wieder sieht er diese Augen die vor Wut und Wahnsinn leuchten. Nie mehr wird er die blutige Fratze vergessen, die auf ihn zustürmte. Hilflos musste er mit ansehen, wie diese besessene Seele wütete und ein Menschenleben ohne Anstrengung auslöschte. Die selbe Seele, welche ihm ein paar Stunden zuvor Trost und Schmerzlinderung spendete.

Sein Verstand sagt ihm, dass er nichts tun konnte, und dies hat er auch Fago immer wieder gesagt, weil er auch ihm ansehen konnte, dass er an seinen Fähigkeiten zweifelte. Doch wenn Ragnar ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann weiß er dass es mehr ein Beruhigen seiner selbst ist, als seinem Waffenbruder Trost zu spenden.

Plötzlich spürt er eine Hand auf seiner Rechten Schulter und Ragnar fährt zusammen und dreht sich augenblicklich um. Er wird erbarmungslos aus seinen Gedanken, zurück in die Realität gerissen.

„Euch und Fago trifft keine Schuld“ – Ragnar sieht in die tiefblauen Augen von Tiberius, der hinter ihm steht und seine kräftige Hand noch immer auf Ragnars Schulter hält. Wie immer trägt der Inquisitor eine einfache grüne Tunika. Seine imposante Gestalt wird dadurch für Ragnar noch verstärkt, dass Tiberus steht und Ragnar kniet. Dadurch kommt ihm der durchtrainierte Körper seines Lehrherrn noch muskulöser und größer vor. „Woher…“ doch Tiberius unterbricht ihn augenblicklich.

„Steht auf und begleitet mich.“ Meint der Hühne mit ruhiger Stimme. „Wir müssen über ein paar Dinge reden!“

Ragnar steht unter großen Mühen auf. Seine Knie schmerzen unerträglich und nur langsam kann er dem Inquisitor in den Übungsraum folgen. Doch mit jedem Schritt wird der Schmerz etwas leichter.

In der Übungshalle setzt sich Tiberius wie immer gegenüber der Fensterfront auf den Boden und bedeutet Ragnar sich ebenfalls zu setzen. Die Sonne strahlt herein und es ist draußen ein herrlicher Herbsttag.

Ragnar tut wie ihm angeboten, da öffnet sich die Tür und Fago betritt mit hängenden Schultern den Raum. Er wagt nicht, die beiden anzusehen, verneigt sich vor dem Inquisitor und nimmt neben Ragnar platz.

„Also Ihr beiden“ beginnt Tiberius mit kräftiger Stimme. „Das nächste mal wenn ihr einfach so abhaut, dann würde ich mich über etwas mehr Information freuen, als das hier!“ Tiberius reicht Fago einen Zettel auf dem mit krakeligen Buchstaben steht „Es tud mir leid, Fago spient mal wida… Ragnar“ Fago blickt seinen Bruder erstaunt an und dieser zwinkert ihm mit einem Auge zu. 

Tiberius fährt mit deutlich ruhigerer Stimme fort:

„Es hat einige Zeit gedauert, bis wir Euch finden konnten. Leider konnten wir Euch nur beobachten, aber keine Hilfe schicken. Ich habe gesehen, was passiert ist und ich versichere Euch – es trifft Euch keine Schuld. Gegen diese böse Macht hätte kein menschliches Wesen etwas ausrichten können. Ich erkenne in Euren Herzen, dass ihr alles versucht habt, diese Kriegerin zu retten. Erleichtert Euer Herz, Euch trifft keine Schuld am Tod der Frau. Und ihr habt beide tapfer gekämpft und geholfen das Leben vieler Anderer zu bewahren. Es ist viel Blut geflossen, doch das meißte war dunkel und böse. Dies ist unser Auftrag. Das Böse, welches gegen Lasana ist, zu jagen und zu vernichten. Ihr habt in Ehre gekämpft und gesiegt. Denkt immer daran, wenn ihr des Nachts in den Sternenhimmel seht. Ihr habt mit dazu beigetragen, dass die Nacht, welche nicht von Lasana erhellt wird, dennoch ein klein wenig mehr leuchtet! Ihr seid beide soweit, nun das Zeichen der Inquisition nun offiziell tragen zu dürfen.“

Tiberius überreicht den beiden jeweils einen grünen Wimpel für den Gürtel, welcher eine goldene Sonne zeigt.

„Tragt diesen Wimpel in Ehren und handelt weiter nach unserem Vorbild!“.

„Ragnar, ich bin stolz auf Euch – ihr habt Euren Bruder nicht im Stich gelassen und auch einem anderen Freund zur rechten Zeit beigestanden. Ich spüre, dass Dein Herz leichter wird, doch arbeite weiter hart an Dir. Noch ist zu viel Hass in Dir“

Dann wendet sich Tiberius an Fago:

„Fago, Auch Du hast tapfer gekämpft und erkannt, dass Dein Schwert dazu da ist, den Rechtschaffenen zu helfen. Du hast den weltlichen Dingen wie Geld abgeschworen und daß hast Du auf eindrucksvolle Weise bewiesen. Ich bin stolz auf Dich“

Dann richten sich die Worte wieder an beide und die Stimme hat auch wieder an Härte gewonnen.

„Aus diesen Gründen, wird die Strafe für Euer unangemeldetes Verschwinden, etwas leichter werden, als ihr es eigentlich verdient hättet. Ihr werdet die nächste Woche die Übungsstunde der Stabkämpfer besuchen und mich hier beim Unterricht unterstützen. Darüber hinaus, werdet ihr die nächsten beiden Wochen fasten und jeden Tag das Hochlied der Lasana im Tempel besuchen.“

Er blickt beide mit ernstem Gesicht an.

„Habt ihr noch Fragen, oder etwas zu sagen?“