Enchanted Arms
Können Golems kochen?
Würde man den vielen Videospielmagazinen Glauben schenken, handelt es sich um ein eher mittelmäßiges Game, welches sich soeben in meiner 360 warmläuft.
From Software liefert das erste Rollenspiel für die 360 ab und dieses hat es sogar über den großen Teich geschafft zur Freude aller RPG-Fans!
Enchanted Arms, so der Titel dieses fernöstlich angehauchten Abenteuers, spielt in einer Zeit, in der die Magie fast restlos ausgelöscht wurde. Denn die Golems, von Menschen erschaffene Helferlein für die Arbeit mit vielen besonderen Fähigkeiten, befolgten auch nach dem Ableben Ihrer Schöpfer, deren Befehle. Leider wurden sie dadurch auch so gut wie unkontrollierbar und in dem daraus resultierenden Krieg blieben lediglich zwei Großstädte erhalten: London und Yokohama.
Story:
In Yokohama beginnt das Abenteuer um den Tollpatsch und Hauptakteur des Spiels Atsuma und seinen Kommilitonen Touya und Makoto. Touya ist die Leuchte der Akademie von Yokohama. Er besitzt auf Grund seines Aussehens und Wissens einen recht großen weiblichen Fanclub und mit Makoto auch den größten Fan gleichen Geschlechts! Makoto schwirrt immer wie eine Honigbiene um seinen Angebeteten und wird daher von Atsuma auch Golden Maiden genannt. Atsuma selbst ist das genaue Gegenteil von Touya: Er schläft gern während des Unterrichts, Essen gehört zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, bei den Mädels kommt er nicht besonders gut an und obendrein hinterlässt er meist Chaos dort wo er auftaucht.
Gerade aber Atsuma ist es, der diesem Trio den Kick gibt, seis durch die ständigen Reibereien mit Makoto oder einfach nur durch seine Einfältigkeit.
Oh, eine Sackgasse. Was machen wir nun? Dort ist eine Leiter. Stell Dich davor und Du kannst sie emporklettern! Ich weiß was eine Leiter ist! Und warum hast Du dann gemeint, dies sei eine Sackgasse?
Als die jährliche Jubiläumsfeier von Yokohama stattfindet, entschließt sich die Truppe den Unterricht, Unterricht sein zu lassen und stattdessen an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Es gibt Popcorn, Luftballons, Clowns, Fahrgeschäfte und die Golem-Arena. In dieser treten wackere Streiter aus aller Herren Länder gegen Kampfgolems an um ein dickes Preisgeld einzustreichen. Unser Lausbub Atsuma möchte an diesem Turnier seinen Freunden beweisen, was für ein echter Kerl er doch ist und so nimmt das Unheil seinen Lauf.
Denn mitten im Kampf erschüttert ein Erdbeben die Stadt und alle rennen wild auseinander, nur um nach wenigen Metern leblos zusammenzubrechen. Vom Himmel fällt eine Art Schnee, der offensichtlich den Bewohnern die Lebensenergie entzieht, jedoch den drei Studenten Dank ihrer magischen Fähigkeiten nichts anhaben kann. Anscheinend lässt dieser Schnee auch die Sicherungen der Golems durchbrennen, jedenfalls laufen diese Amok und die Truppe muss sie in liebevoller Kleinarbeit zurück in ihre Einzelteile zerlegen
*kapofff
Ich mähe mich durch die Gegnermassen Richtung Akademie um dort anschließend in einem Dungeon der Queen of Ice zu begegnen, einem sog. Devil Golem Relikte des Golemkrieges und mit die mächtigsten die es in den Kriegen gab.
Leider ist Atsuma nicht annähernd so stark wie sein loses Mundwerk und somit springen meine beiden Wegbegleiter mehr oder weniger für ihn in den Tod, als die Queen of Ice, ganz Yokohama unter einer dicken Eisdecke verschwinden lässt.
Technik:
Wurde uns schon in der Akademie mittels ausführlichen Tutorials erklärt wie das Spiel funktioniert, gibt es natürlich Selbiges auch für den Kampf! Diese finden auf einer Art Schachbrett a 3x4 Felder für jede Seite statt, wobei niemand die Zone des Gegenübers betreten kann. Will heißen, dass man auf seinen 12 Feldern nach Belieben seine Kämpfer verschieben kann um mit seinen Angriffen bestimmte Felder des Gegners abzudecken. Jeder Recke kann sich nur eine bestimmte Anzahl von Feldern pro Zug fortbewegen und entweder anschließend einen Schlag ausführen, aus der Tasche ein Item hervorzaubern, Spezialangriffe starten oder aussetzen und ein wenig regenerieren.
Es gibt eine Vielzahl von Angriffen, die alle eine bestimmte Reichweite haben und somit ist freudiges Herumtaktieren auf der Karte angesagt. Man verfällt jedoch nie in ein strategiespieltypisches Herumgeklicke. Vielmehr versucht man mit möglichst wenigen Zügen alle Gegner vom Spielfeld zu kicken, was natürlich nur durch vernünftiges Einsetzen der einzelnen Schläge und Wirkungsradien möglich ist. Es gibt zwar auch eine Auto-Funktion, die den Kampf bei Bedarf bestreitet, aber für alte RPGler kommt das natürlich nicht in Frage. Mögen es auch noch so viele Zufallsbegegnungen an den verschiedenen Schauplätzen sein, die man im Verlauf der Geschichte besucht, sie sind schnell wieder vorbei ich empfand die Anzahl jedenfalls nicht als störend!
Nach jedem Kampf werden nicht nur die Gesundheits- und Aktionspunkte wieder aufgeladen, die man benötigt um Zauber und Angriffe auszuführen, sondern es regnet auch Erfahrungspunkte und Geld. Wer jetzt denkt, dass er so ja unbesiegbar ist, sollte bedenken, dass es noch so genannte Vitalitätspunkte gibt. Diese werden nach den Kämpfen nicht wieder aufgefüllt sondern vom Konto der Spieler abgezogen, je nachdem wie viel Schaden sie im Kampf genommen haben. Sollten diese nun nach einem Fight die Null erreichen, steht dieser Kämpfer für die nächsten Kämpfe solange nicht zur Verfügung, bis er sie wieder an Heilungsteinen aufgeladen hat, die überall in der Welt verstreut stehen.
Nach Belieben gesellen sich dann noch eigene Golems zu Truppe, die jedoch nie mehr als 4 Mitglieder besitzt. Jeder Golem besitzt spezielle Fähigkeiten, die es gut gegeneinander abzuwägen gilt.
Mit der gewonnen Erfahrung kann man die Attribute der Spieler und Golems fördern und individuell gestalten. Aus gefundenen Gegenständen lassen sich Waffen oder neue Golems erschaffen, die Rezepte hierfür muss man jedoch im Verlauf der Geschichte gegen Bares erwerben oder in den dunkelsten Ecken der etlichen Dungeons finden.
Warum London nur ein Katzensprung von Yokohama entfernt ist und was mit meinen Freunden geschehen ist, wird nun das Hauptziel meines Abenteuers! Nur soviel: die Story hat ein Paar hübsche Wendungen auf Lager
Beim Wort hübsch fällt mir ein, dass ich gar nicht erwähnt habe, wie liebevoll dieses klassische Rollenspiel gestaltet ist. Die CGs müssen sich keinesfalls hinter denen von Final Fantasy verstecken. Die Stimmung ist dank der vielen Gags und Witze sehr locker, nur wird an manchen Stellen sehr viel Rücksicht auf Anfänger genommen es wird wirklich alles erklärt! Die Soundsamples der unterschiedlichen Golems (über 100) sind sehr gelungen und putzig animiert, so dass es schwer fällt, den Einen oder Anderen, den man ins Herz geschlossen hat, aus der Truppe zu werfen.
Alle Kämpfe laufen flüssig ab und sind mit allerlei Effekten stimmig untermalt. Gerade bei der Anwendung von Spezialattacken ist dann doch mal nicht weniger als der ganze Bildschirm z.B. mit Feuereffekten erfüllt.
Trotzdem sind Ladezeiten praktisch nicht vorhanden, lediglich beim Wechsel zu Videosequenzen gibt es ein kurzes bitte warten.
Redzone:
Ein Geschenk für jeden Rollenspieler und für all jene, die ausziehen und ein großes Abenteuer erleben wollen. Ich war wirklich positiv überrascht ob der Einfachheit des Kampfsystems, welches aber doch genügend Tiefgang bietet um unterschiedliche Taktiken zu entwickeln. Der Versuch, einen Kampf nur eine Runde dauern zu lassen, lässt einen tüfteln bis man glaubt, die richtige Taktik gefunden zu haben. Anschließend freut man sich um so mehr über den Erfolg! Auch die damit verbundene Jagd nach Erfahrungspunkten, sowie das Aufwerten der Truppe haben mich gefesselt wie schon lange kein Spiel mehr.
Anfänger oder nicht Rollenspielerfahrene sollten dank der vielen Erklärungen und Tutorials keine Probleme haben das Spielsystem schnell zu verstehen sehr benutzerfreundlich. Diese sind jedoch, wie auch die vielen Textpassagen der Story, komplett auf Englisch. Man sollte dieser Sprache also durchaus mächtig sein, um dieses klasse Werk komplett zu verstehen.
Auch das Onlinegimmick, in dem man seine gezüchteten Golems mit anderen Spielern messen kann, weiß zu begeistern und fordert ein wenig strategisches Geschick.
Ich bin von diesem Spiel, im Gegensatz zu den schon erwähnten Spielemags, mehr als überzeugt und froh, endlich ein vollwertiges Rollenspiel für die 360 zu haben.
So, ich muss nun wieder los, meine Golems machen schon Rabbatz
Und nein, sie können nicht kochen!
30.10.2006