Aussöhnung mit den Eltern - Liebe zu den Eltern - wie verändert sie sich im Laufe der Jahre?
Hallo zusammen,
das thema eltern beschäftigt mich in den letzten monaten sehr stark. dazu muss ich kurz meine geschichte erzählen.
meine eltern sind sehr konservativ, was sich auch in der erziehung ihrer drei kinder bemerkbar gemacht hat. teilweile konnte ich viele dinge übernehmen und sehe sie als erwachsene tochter heute aus einem anderen blickwinkel, andere wiederrum verstehe ich einfach nie. meine eltern sind beide mitte 70 und hadern mit ihrer gesundheit und mit den dingen die sie "wie sie meinen, verpasst zu haben". ich habe noch 2 ältere brüder, wobei ich sagen muss, dass mein ältester bruder vor vielen jahren an krebs starb (darüber schrieb ich bereits im thema TRAUER), das hat das verhältnis zu meinen eltern nicht einfacher gemacht.
ich bekomme es aus der ferne mit, denn meine eltern leben ca. 400 km von m. jetzigen wohnort entfernt, mein bruder wohnt im selben haus, aber in einer separaten wohnung.
ich habe viele jahre gebraucht um mich mit meinen eltern auszusöhnen, was nicht heißt das ich krach hatte, nein, es ist dieses "ihr seid an vielem schuld" "ihr habt mir das nicht gegeben, was ich gebraucht hätte" - irgendwann habe ich angefangen wie ein erwachsener mensch zu denken und zu leben, habe verantwortung für mein leben übernommen und den abstand bewahrt. ich liebe meine eltern und klar habe ich mir oft wie auch heute noch in einigen situationen gewünscht, dass sie mir aufmerksamkeit zollen, dass sie für mich da sind, aber ich bin kein kind mehr, ich bin ein erwachsener mensch, selbst mutter und kann mir diese dinge, die mir fehlen, selbst geben.
nach meiner scheidung vor vielen jahren habe ich eine therapie begonnen, und habe festgestellt dass ich leichtfertig meine eltern für meine misere "nicht im leben stehen" verantwortlich gemacht habe.
es hat eine zeitlang gedauert, aber ich kann sagen, dass es sich gelohnt hat. mein blickwinkel hat sich geändert. meine eltern haben viele dinge getan und das mit bestem wissen und gewissen, sie haben als eltern fehler gemacht, das tue ich auch, aber sie haben versucht uns kinder das wichtigste fürs leben mitzugeben, was sie zu der zeit meinten.
ich habe mich mit ihnen ausgesöhnt, ich habe beiden verziehen, das sie wenig zeit für mich hatten, das sie mir wenig aufmerksamkeit gegeben haben und viele dinge mehr.
wenn ich heute an sie denke, tue ich das mit liebe. ich habe dieses gefühl sehr stark bemerkt nach dem wochenende.
am wochenende haben mich meine eltern besucht, wir haben uns zuletzt ende juli gesehen und telefonieren zwar unregelmäßig, aber es hat gut getan. die anspielungen meines vaters, wenn er sieht wie ich lebe, nehme ich gelassen hin, ich entfache keinen streit, keine rechtfertigung wie ich es früher getan habe. ich lasse ihn einfach reden und sage dann etwas dazu, ganz ruhig und gelassen.
meine mutter hat mir gesagt, dass sie mich bewundert für das was ich leiste, das ich so toll kochen kann, so viele dinge beherrsche. das hätte sie mir mal sagen sollen, wann ich es gefordert habe.
ich kann euch sagen, es tat gut, und ich merkte das ich mich schon sehr lange "verabschiedet" habe. ich bin erwachsen und gehe meinen eigenen weg ohne meine eltern für fehlendes zu verurteilen.
wer nicht verzeihen kann, der kann auch nicht lieben.
Es geht darum, die Eltern zu lieben und anzunehmen, was sie für uns sind/waren, Gutes wie auch Schlechtes. Es geht darum, Vorwürfe loszulassen und vielleicht noch immer wirksame kindliche Erwartungen, die heute keinen Schritt weiter bringen.
In Liebe und Achtung können wir und zugleich aufmachen, immer mehr unsere eigenen Wege zu gehen.
lieben gruß
ginalina