Tedora- kritische Esoterik Freunde- Spiritualität - Forum: Bernard Bonvivant, Autor des Romans "Das Chaos"

Initiationsriten und deren Folgen

Initiationsriten und deren Folgen

In der Geschichte des Menschen spielen Riten und Mutproben seit Urzeiten eine Rolle. Um in einer Gemeinschaft anerkannt zu werden bedarf es gewisser Aufnahmerituale. Diese Rituale ziehen sich durch alle Schichten der Gesellschaft und über alle Kontinente.

Die Formen sind durchaus unterschiedlich geprägt von harmlos bis menschenunwürdig. Der Ursprung liegt sicher in den Zeiten der Stämme und der Befähigung zur Jagd. In diesen Zeiten war die erfolgreiche Jagd von sehr wichtiger Bedeutung für das Überleben eines Stammes. Der junge Jäger musste so zuerst in einer Prüfung, einem Ritual, seine Befähigung zum Jäger beweisen. Erst mit der bestandenen Prüfung wurde er ein vollwertiges Mitglied der Jäger des Stammes und übernahm somit Rechte, Pflichten und Verantwortung.

Diese Entwicklung wurde auch von den nachfolgenden Generationen und Stämmen übernommen. Heutzutage haben sich die Rituale weiterentwickelt und aus der Prüfung des Mutes wird eher eine Veranstaltung der Misshandlung der Psyche und Seele.

Oft geht es um die Überwindung von Angst, Scham und Ekel. Die Medien tragen dazu ihren Beitrag mit entsprechenden Angeboten bei.

Das Selbstwertgefühl eines Menschen beginnt aber nicht mit der absoluten Gehorsamkeit und der Unterwerfung in einer Gemeinschaft. Es heißt nicht umsonst Selbstwert und nicht Gemeinwert. Der Gemeinwert eines Menschen läuft heutzutage hin zur Wertlosigkeit. Diese Ansicht wird geradezu bestärkt durch teilweise lebensgefährliche Riten, bei denen im Grunde der Tod billigend in Kauf genommen wird.

Die häufige Überschreitung der Grenze zur Demütigung und Misshandlung führt am Ende zu einer Herabsetzung der Menschenwürde in allgemeiner Sichtweise. Die Reizüberflutung und eine immer größer anwachsende desensibilisierte Gesellschaft lassen die Hemmschwelle auf einen historischen Tiefstand sinken.

Anders ist jedenfalls nicht zu erklären, weshalb gerade unter Jugendlichen immer gefährlichere Mutproben praktiziert werden, die durchaus schon in einer vorsichtigen Bewertung den Charakter eines Suizidversuches aufzeigen können. Die Krönung dieser Rituale ist dann die Internetseite als Nachruf.

Bei Ritualen und der damit verbunden Aufnahme in mögliche Gemeinschaften sollte das eigene Selbstwertgefühl beachtet werden. Die Entscheidung muss der Einzelne für sich selbst wählen.

Für die weitere Entwicklung der Gesellschaft könnte die sinkende Hemmschwelle kein gutes Omen bedeuten. Aus Sicht der Freiheit des Menschen schon gar nicht.


© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany,
Autor des Romans: "Das Chaos"

Re: Initiationsriten und deren Folgen

Lieber Bernard,

es gibt aber auch Menschen, die trotz ihrer erfrischende Geselligkeit Individualisten sind und so bleiben möchten.. Aufnahme in einer Gruppe durch unterschiedliche Rituale mögen wohl Kraft, vielleicht auch gewollte/gebrauchte Geborgenheit geben, wer aber nur durch sich Kraft zu schöpfen und sich selbst zu lieben gelernt hat, der steht bei Entzug fremde "Kraftquellen", Geborgenheiten etc. viel mehr in sich gefestigt da, und braucht nicht in sich zusammenbrechen.. Ich denke, der Weg ist vielleicht mit weniger Applaus und "Lächeln" gesät aber, dafür deutlich relaxter und-- an und, auch für sich, viel fröhlicher

Fazit: Wer mit Hilfe der Fremdquellen, seinen Durst stillt, soll sich unbedigt guten Vorrat anlegen, damit er bei künstlich herbei geführte Dürre nicht verdursten muss

Schönes Thema, danke..

Tedora

Es heißt nicht umsonst Selbstwert und nicht Gemeinwert.

Es heißt nicht umsonst Selbstwert und nicht Gemeinwert.

Super Formulierung.. Ich bin beeindruckt!

Ich erlaube mir deine Zeilen mit folgenden Gedanken zu ergänzen..
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