The Story goes on - Forever - Die Ländereien von Hogwarts

Austragungsort der ersten Trimagischen Aufgabe

28.01.2008

Nachdem der unterrichtsreiche Vormittag, bestehend aus lesen vergangen war konnte Mitch es kaum erwarten. Genauso wie die anderen Leute die im Schloss waren, stürmte er am frühen Nachmittag hinaus auf das Quidditchfeld. Dieses Feld war einer der wenigen Orte, an dem er zwar schon gewesen war, aber noch keine negativen Erinnerungen gesammelt hatte. Wenn er es sich so überlegte war dies der richtige Moment um eine schlechte Erinnerung zu sammeln. Was würde passieren? Ilja würde gewinnen. Er sah ihn schon vor sich. Groß, mächtig und mit einem Lächeln auf den Lippen, gewohnt schüchtern. Er hatte dann den Ruhm und Mitch war der Bewerber, der es nicht geschafft hatte Champion zu werden und es war gut für alle. Jeder wäre froh, dass Ilja der Champion geworden war und niemand würde den Groll verstehen, den Mitch gegen seinen Schulkollegen hegte.
Wenn es nur halb so schlimm kam, würde Beauxbatons gewinnen. Diese Mädchen waren ihm egal. Sollten sie den glorreichen Sieg doch nach Frankreich mitnehmen. Dann musste Ilja damit leben von einem Weiberhaufen besiegt worden zu sein und für Mitch war die Welt wieder in Ordnung.

Oh, was war er doch für ein Charakterschwein.

Mitch erreichte endlich das Feld und ließ sich von der Menge auf eine Tribüne drängen. Zum Glück fand Mitch einen Platz, von dem er alles genau im Blick hatte und nicht schlecht sah. Obwohl um ihn herum noch Unruhe herrschte wurden die Champions bereits fotografiert und der Organisator des Turniers begann langsam die erste Aufgabe einzuläuten. Mitch war derartig gespannt, dass er auf nichts und niemanden reagierte. Selbst nicht als Zarina Krum, die er als aufmerksamer Mensch durch Ilja kannte, sich neben ihn setzte und ihn grüßte. Es war für alle Platz da und obwohl Mitch gerne eine Bank für sich gehabt hätte, war das ein Ding der Unmöglichkeit. Also rutschte er unbewusst zur Seite als sich Zarina setzte und beobachtete das Geschehen.

Zuerst fixierte Mitch die Beauxbatons doch diese stellte sich beim halten ihres Zauberstabes so ungeschickt an, dass er ihr keine zwei Minuten in dem Irrgarten brauchte. Inzwischen war Mitch froh, dass er sehen konnte was dort passierte. Ilja hatte einige Probleme, doch vielmehr war Mitch gefesselt von Claire, die sich ihren Weg durch den Irrgarten schlug und plötzlich unter Wasser verschwunden war. Warum hatte Mitch sie nicht genauer im Auge behalten? Irgendetwas war dort doch faul! Vor Sorge und Erregung stand Mitch auf, strengte seine Augen an um vielleicht mehr zu sehen, doch es rührte sich nichts. Claire war nirgendwo in dem Labyrinth. Warum schoss sie nicht das Notfallsfeuerwerk ab? Irgendwer musste sie doch retten! Gerade in dem Moment als Mitch jemanden darauf aufmerksam machen wollte, tauchte Claire wieder aus dem Wasser auf. Er konnte sie nur schwer erkennen, doch sie lag auf dem Boden. Er ließ einen lautlosen Seufzer los und schreckte im nächsten Moment zusammen, als sich Zarina in seinen Oberarm krallte. Mitch wollte das kleine Nervenbündel abschütteln, doch als er sah, warum sie so entsetzt war, erlaubte er ihr sich ein wenig länger in seinen Arm zu krallen. Ilja war angefallen worden von miesen kleinen Doxys. Und obwohl Phil wusste, dass er sich gewünscht hatte, dass Ilja nicht gewann, fühlte er sich schuldig und unwohl. Warum konnte Ilja nicht einfach später ins Ziel kommen? Lange starrte Phil auf seinen Schulkollegen, bevor er realisierte, dass Zarina weg war, Ilja gerettet und Claire wieder auf den Beinen. Mit einem kleinen Blick erkannte er Artemis St. James, die sich anscheinend gerne im Schlamm wälzte, und beobachtete weiterhin Claire. Sie war wirklich ein starkes Mädchen, wäre sie als Champion für Durmstrang gewählt worden, hätte er es sicher nicht lange schlimm gefunden. Wo sie jetzt so tapfer immer weiter Schritt für Schritt tat wurde Mitchell bewusst, wie wenig geeignet er für dieses Turnier war. Er hätte diese Aufgabe niemals so glorreich gemeistert wie Claire und er wäre sicher viel früher als Ilja ausgefallen. Innerhalb einer Sekunde wurde ihm das alles klar und ein bitterer Geschmack schlich sich auf seine Zunge. Er wollte es nicht wissen, er wollte selbst der Champion sein und Erfolg haben, obwohl er nicht dafür geeignet war. Er fühlte sich von sich selbst enttäuscht. Und dennoch konnte er die Augen nicht von Claire nehmen, die dem Ausgang immer näher kam.

Einen Moment blickte er sich nach der Beauxbatons um, als die Menge um ihn herum zu jubeln begann. Claire hatte das Labyrinth verlassen und saß auf Knien im Gras. Als er sie so sah, konnte Mitch nicht anders als an eine tapfere Heilige zu denken, wie Jeanne D’Arc aus den Muggelgeschichten. Mitch lächelte Claire zu, selbst wenn sie es nicht sah, und schlich langsam von der Tribüne. Er würde das Mädchen irgendwo abfangen, immerhin musste er dem Champion gratulieren. Doch während er sich in Gedanken die richtigen Worte zurechtlegte, den Zeitpunkt plante, an dem er Ilja im Krankenflügel besuchte und den Ort suchte, an dem er Claire abfangen wollte, verlief er sich hilflos auf den weiten Flächen der Ländereien und irrte dort herum, um den Weg zurück ins Schloss zu finden oder noch viel mehr auf Hilfe zu warten...



30.01.2008

Freudig erregt stapfte Jack neben seinem großen Bruder zu den Tribünen, die den Zuschauern des Turniers eine mehr oder weniger komfortable Sitzmöglichkeit bot. Wenn Hermine und Ron an diesem Tag ihren jüngsten Sohn sehen könnten, wären sie bestimmt endlich einmal wieder glücklich gewesen, denn Jack trug ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Um seinen Hals hatte er Claires Gryffindorschal gewickelt um es für jeden sichtbar zu machen, dass er nur Claire die Daumen drückte und niemand anderem. Außerdem fühlte er sich Claire so viel stärker verbunden und es fühlte sich so an, als könnte er durch den Schutz, den ihm Claire durch ihren Schal bot, er auch seine Schwester ein klein wenig beschützen könnte. Dennoch war Jack jedoch sehr nervös und er konnte vor Anspannung kein einziges Wort mit seinem Bruder James wechseln. Schweigen suchten sie sich einen Platz zwischen allen anderen Hogwartszuschauern. Es war schön zu fühlen, wie sich alle Hogwartsschüler miteinander verbrüderten, ihre Häuser vergasen und kreuz und quer durcheinander gewürfelt da saßen um ihrem Champion die Daumen zu drücken. Um seiner Claire Glück zu wünschen.
Jack konnte nicht verbergen, dass er mächtig stolz auf seine Schwester war und dieses positive Gefühl, erlaubte es ihm, alle bedrückenden Gedanken so weit von sich fort z u schieben, dass er ohne schlechtes Gewissen lächeln konnte.

Als Wilbur Cane endlich hervortrat und die Champions vorstellte, jubelte Jack seiner Schwester ebenso laut und enthusiastisch zu wie alle anderen. Sobald Claire in den Sumpf eintrat drückte Jacob so heftig seine Daumen wie er nur konnte. Nach einer Weile begannen sie jedoch zu schmerzen und Jack öffnete seine Hände wieder um festzustellen, dass seine Finger ganz rot geworden waren. Seine Anspannung war anscheinend doch größer als er gedacht hatte. Immer wieder riss er seinen Blick vom Sumpf los, um seinen Bruder von der Seite zu betrachten. James war anscheinend ebenso aufgeregt wie Jack. Der Junge war glücklich, sich seinem Bruder wieder einmal so nahe zu fühlen. Sie hatten schon so lange nichts mehr zusammen gemacht, was hauptsächlich an Jacks verschlossener Art gelegen hatte. James hatte sich immer Mühe gegeben seinen Geschwistern wieder Freude am Leben zu geben, aber Jack hatte sich gefühlt, als ob er das nicht mehr dürfte.
Aber seine Eltern hätten ganz bestimmt nichts dagegen einzuwenden wenn Jack und James das Trimagische Turnier besuchten und so konnte Jack sich endlich einmal an etwas erfreuen.

Als Wilbur Cane endlich seine Ansprache begann, musste Jack gähnen. Es war unglaublich wie viele selbstverliebte Menschen es in dieser Welt gab. Wilbur Cane schien sich anscheinend noch lieber reden zu hören als sein Onkel Percy. Nicht, dass Jack schlecht von seinem Onkel dachte. Es war nur so, dass sich der gute Percy keine Gelegenheit entgehen ließ um „ein zwei kleine Wörtchen“ an seine „geliebte Familie“ richten zu können. Er tat es an jedem Geburtstag, jedem Weihnachtsfest und insbesonders an jedem Jahrestag zum Sturz Voldemorts. Seltsamerweise entging ihm dabei immer die furchtbar gelangweilten Mienen seiner Verwandten. Sogar Molly konnte ihre Langeweile nicht verbergen. Ihr Blick wurde immer total leer, aber sie starrte konsequent weiter in Percys Richtung.
Sogar Unity, Percys Tochter, konnte die Reden ihres Vaters nicht ausstehen, auch wenn sie sich immer Mühe gab interessiert und aufmerksam zu erscheinen. Sie war darin auch ziemlich gut, dass sie das Ende dieser Reden auch immer sehnlichst herbei sehnte wusste Jack nur, weil sie es ihm einmal gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte ihre Kindheit mit Percy als treu sorgenden Vater dafür gesorgt ihre Ich-bin-total-gespannt-was-du-als-nächstes-sagst-Maske verblüffend echt aussah.

Es dauerte jedoch nicht so lange wie Jack befürchtet hatte bis die drei Champions in den Sumpf eintauchten und die erste Aufgabe begann. Der junge Ravenclaw begann unruhig auf seinem Sitz hin und her zu rutschen, denn er konnte nicht besonders gut sehen was im Sumpf vor sich ging. Zum einen saßen sie zu hoch oben und zu weit entfernt, aber die Jungen die vor Jack saßen waren unglücklicherweise auch noch einen Kopf größer als er und versperrten ihm die Sicht.
Jack begann mit dem Füßen zu zappeln, sodass die Umgebung vibrierte und ihm die Schüler neben ihm böse Blicke zu warfen, sodass er sich mühsam kontrollieren musste um still zu sein.
Plötzlich sah Jack jedoch eine bekannte Gestalt aus dem Dunkel des Austragungsortes auftauchen. Instinktiv wusste Jack, wer da als Erster wieder aufgetaucht war, aber er wollte seinen Augen nicht trauen. Er nahm sich viel Zeit um die kleine Figur, die sich auf den Boden gesetzt hatte, genau zu beobachten, doch erst als die Schüler auf seiner Tribüne zu jubeln begannen ließ Jack zu, dass er sich freute. Übermütig begann er zu jubeln, sprang von seinem Sitz auf und schwenkte wild die Enden seines Schals, weil er sonst nichts dabei hatte, dass ihn als Claires Fan auswies.
Er drehte sich um und blickte ihn das ebenso erfreute Gesicht seines älteren Bruders. „Sie hat gewonnen!“, rief er atemlos. „Claire hat gewonnen!“ Übermütig warf er sich an die Brust seines Bruders und schlang fest seine dünnen Arme um ihn.

tbc: Eingangshalle

03.02.2008

Ausgestattet wie ein ordentlicher Hogwarts-Fan, der zum Haus Gryffindor gehörte, stiefelte Gwenog am Morgen die Treppe des Haupteingangs hinunter, auf direktem Weg zum Quidditch-Platz. Auch wenn Gwenog sich nicht für das Trimagische Turnier beworben hatte, hatte das Turnier sie trotzdem in seinen Bann geschlagen. Vor allem seit der Hogwarts-Champion fest stand, hatte Gwen ihre Ungeduld kaum noch zügeln können – immerhin besaß sie ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrem Haus und dass ausgerechnet eine Gryffindor zum Champion gekürt worden war, erfüllte Gwenog doch ein wenig mit Stolz. Außerdem mochte sie Claire. Die ruhige, hübsche Sechstklässlerin hatte ein einnehmendes Wesen. Sie kannte sie zwar nur flüchtig, doch ihre Eltern hatten ihr genug über Claires Eltern erzählt und Gwenog hatte selbst noch die schreckliche Zeit nach dem „Endkampf“ zwischen Ihm, dessen Name nicht genannt werden soll, und Claires Eltern in Erinnerung um keine Zuneigung zu der Waisen zu empfinden. Claire hatte es verdient, sich dem Turnier zu stellen und Gwenog war davon überzeugt, dass die Gryffindor ihre Aufgabe bewältigen würde.

So trug Gwenog zu ihrem schwarzen Hogwarts-Umhang den knallroten Gryffindor-Schal, einen Gryffindor-Wimpel (beides tat auch bei Quidditchspielen gute Dienste) und gestern hatte sie sich an einer Malaktion für ein riesengroßes „Claire für Hogwarts!“-Transparent beteiligt. Gwenog strahlte. Aufregung und Freude mischte sich und Gwenog konnte nicht feststellen, welches Gefühl stärker vertreten war.

Nachdem Gwenog sich einen Platz erkämpft hatte – sie saß inmitten eines Meeres aus roten Schals, Transparenten und Gesichtern in der Gryffindor-Kurve neben Violetta – dauerte es nicht mehr lange und Bewegung kam in die Jurorenloge.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren! Schüler und Lehrer von den drei berühmtesten Magierakademien Europas! Und vor allem: Meine hochgeschätzten Champions!
Ich begrüße Sie herzlich zur ersten Aufgabe des Trimagischen Turniers, des ersten Turniers, das seit 24 Jahren stattfindet!
Die erste Aufgabe besteht aus einem Hindernisparcours, wie Sie alle sehen können. Aufgabe der Champions ist es, ihren Weg durch den Parcours zu finden, den Gefahren auszuweichen oder sie zu bekämpfen, um sicher und so schnell wie möglich ins Ziel zu kommen.
Möge nun der beste Champion gewinnen und Ruhm und Ehre über sein Haus bringen! Das Turnier hat begonnen!“

Laut hallte die Stimme des Hauptorganisators über den Platz und mit allen anderen Schülern schrie, klatschte und trampelte Gwenog vor Begeisterung und Aufregung. Das Startzeichen ertönte. Jetzt hatte es wirklich begonnen.

Gwenog bemühte sich, Claire im Blick zu behalten, um zu sehen, wie es ihr erging, doch die Sicht war nicht allzu gut und immer noch zogen vereinzelte Nebelschwaden über das Feld, sodass es nicht lange dauerte, bis Gwenog „ihren“ Champion aus den Augen verloren hatte.
Allerdings tat das der guten Stimmung auf den Rängen keinen Abbruch. Immer noch jubelten die Schüler und beobachteten gebannt das Feld, nur um einen Blick auf das Geschehen erhaschen zu können. Auch Gwenog suchte nach einem Aufblitzen von Claire, jedoch vergeblich. Die Minuten wurden lang.
Unwillkürlich löste Gwenog den Blick vom Spielfeld und ließ ihn über die versammelte Schülermenge schweifen. Hauptsächlich bestand das Publikum aus Hogwarts-Schülern und von diesen waren die meisten wiederum ganz offensichtlich Fans von Claire. Nur vereinzelt konnte Gwenog Schüler ausmachen, die gar nichts Rotes an sich trugen oder die Stange eines Transparentes mit einem ähnlichen Schriftzug wie dem ihren fest hielt. Gwenog lächelte. Es war schön, die Hogwarts-Schüler so einig zu sehen. In dem Bestreben, den Hogwarts-Champion zu unterstützen fielen die Häusergrenzen, die die Kommunikation zwischen den Häusern manchmal sehr erschwerten. Diesmal gab es auch keine Trennung der Hausmannschaften wie im Quidditch; diesmal ging es nur um Hogwarts.
Allerdings gab es auch jetzt wieder eine deutliche Abgrenzung zu den anderen beteiligten Schulen: Die Beauxbatons saßen für sich in einem Block und zeigten die Farben ihrer Schule, ebenso wie die Durmstrangs, die allesamt in ihre scharlachroten Umhänge gekleidet waren und – wie die Hogwarts-Schüler – Transparente für ihren Champion Ilja Krum angefertigt hatten.
Gwenog verharrte kurz bei den Durmstrangs. Sie hatte mitbekommen, dass der Konkurrenzkampf unter den Jungen sehr stark ausgelebt worden war – und vielleicht noch wurde – doch jetzt schienen sie wie ein Mann hinter ihrem Champion zu stehen. Zumindest nach außen hin.
Plötzlich sprang einer der Durmstrangs auf.
„Claire!“, brüllte er. Gwenog verzog verwirrt die Stirn. Hatte wirklich der Durmstrang Claire gerufen oder hatte sie sich geirrt?
Gwenog blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn plötzlich war die Luft erfüllt von tausend anderen „Claire!“-Rufen. Gwenog wandte sich wieder dem Spielfeld zu. Eine von hier winzig erscheinende Gestalt kniete auf dem schlammigen Boden, den Kopf gesenkt, offenbar völlig erschöpft. Ungläubig starrte Gwenog dort hinunter. War das wirklich Claire?
Erst langsam kam der Gryffindor zu Bewusstsein, dass dies wirklich der Hogwarts-Champion war – und dass er als Erster aus dem Parcours herausgekommen war.

„Claire!“, hörte Gwenog sich auf einmal selber schreien. Sie sprang auf und warf die Arme in die Luft, klatschte und johlte, wie alle anderen um sie herum auch. Claire hatte es geschafft! Sie hatte die erste Aufgabe gewonnen!
Beinahe nur noch aus den Augenwinkeln sah Gwenog, wie Lehrer auf die kleine Gestalt zuliefen und sie in warme Decken hüllten und wegbrachten. Von hier oben hatte Gwenog nicht gesehen, was mit Claires Haaren passiert war und hätte sie es, wäre es ihr im Siegestaumel im Moment wohl egal gewesen.
Noch einmal blickte sie zu den Durmstrangs hinüber und fand den blonden Jungen wieder – der, der vorhin „Claire“ gerufen hatte. Er klatschte und strahlte. Fasziniert hielt Gwenog für einen Moment inne, doch dann wurde die Menge von neuem von einer Welle der Begeisterung erfasst.
Der zweite Champion erschien aus den Nebelschwaden – es war Artemis St.James von Beauxbatons. Auch jetzt klatschte die Menge, doch die Rufe waren leiser und nicht so kraftvoll wie bei Claire.

Beinahe im gleichen Moment, in dem Artemis auftauchte und sich somit den zweiten Platz sicherte, sprühten rote Funken über dem Parcours auf. Innerhalb weniger Sekunden stießen zahlreiche Zauberer, Lehrer und Ministeriumsmagier, zu der Stelle vor, an der die Funken aufgetaucht waren und holten einen bewusstlosen dritten Champion aus dem Parcours.
Für einen winzigen Augenblick schien es Gwenog, als wäre alles um sie herum ganz still geworden. Es war ein furchtbarer Anblick, den dritten Champion, den Durmstrang-Champion Ilja Krum, der von allen als so geschickt, stark und schnell eingestuft worden war, bewusst- und hilflos vom Feld getragen werden zu sehen.
In diesem Moment wurde Gwenog bewusst, dass dieses Turnier nicht nur ein Kinderspiel war. Das war bitterer Ernst und jeder der Champions musste damit rechnen, mit den Konsequenzen dieser Gefahr leben zu können – oder vielleicht sogar sterben?
Gwenog wollte nicht weiter darüber nachdenken. Sie erinnerte sich an die Erzählungen ihres Vaters und ihrer Mutter über den letzten Hogwarts-Champion – Cedric Diggory hatte sein Leben für das Turnier hingegeben. Wie wahrscheinlich war es, dass diesmal wieder ein Champion in tödliche Gefahr geriet?

Gwenogs Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als die magisch verstärkte Stimme Wilbur Canes über den Platz hallte.
„Mein sehr verehrtes Publikum!
Die erste Aufgabe des Trimagischen Turniers wurde soeben beendet!
Als Sieger ging aus dem Parcours hervor: Miss Claire Weasley von der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei!“
Tosender Applaus kam auf. Rhythmische „Claire!“-Rufe brandeten auf und Wilbur Cane musste beinahe schreien, um wieder das Wort an sich zu reißen.
„Als Zweitplatzierte ging Miss Artemis St.James von der Zaubererakademie Beauxbatons hervor!“
Der Applaus ließ nicht nach.
„Und als Dritter kam Mr. Ilja Krum vom Durmstran-Institut aus dem Parcours.“
Aus der Durmstrang-Ecke hörte Gwenog einige Schüler laut „Ilja!“ rufen, doch noch einmal sah sie sich nicht nach dem großen blonden Schüler um.

Es dauerte noch lange, bis sich die Schülermenge soweit beruhigt hatte, dass sie sich auf den Weg zur Burg machen konnte.
Auch Gwenog war noch immer voller Adrenalin, aufgepeitscht durch die Aufgabe und berauscht vom Sieg Claires.




23.02.2008

Schulsprecherin zu sein war manchmal ganz schön anstrengend und Violetta war gerade in einer Situation in der ihr die Schattenseiten dieser ruhmreichen Aufgabe sehr deutlich vor Augen traten. Anstatt das Turnier einfach genießen zu können und „ihrer“ Claire die Daumen drücken zu können musste sie ständig ein wachsames Auge auf die anderen Schüler haben und kleinere Streitigkeiten und Unruhen sofort aus der Welt schaffen, bevor diese den Ablauf der ersten Trimagischen Aufgabe behindern konnte.
Sie konnte nicht einmal neben Joshua sitzen, der, auch wenn es seltsam klang, Violettas Freund war. Zumindest hielt Violetta ihn für ihren Freund, wie genau er über diese Angelegenheit dachte wusste Violetta nicht und sie würde ihn auch nicht fragen. Es war in ihren Augen doch ziemlich dämlich zu einem Jungen hinzugehen und zu fragen wie er nun ihre Beziehung definieren würde. Für Violetta war Joshua ihr Freund und mehr wollte sie auch gar nicht. Sie war zufrieden, so wie es war. Und irgendwann würde Gwenog damit sicher auch leben können. Wenn nicht, würde sie einfach warten bis sich die Sachen mit Joshua erledigt hatte, sprich: bis einer von ihnen Schluss gemacht hatte und dann wäre die Sache mit Gwenog bestimmt auch wieder im Lot. Das ihre Beziehung mit Joshua irgendwann mal zu Ende sein würde, war für Violetta ein unumstößliches Faktum. Sie war viel zu pragmatisch, als dass sie an eine ewige Liebe glauben würde. Schon gar nicht bei einer Liebe die so verzwickt angefangen hatte wie die ihre. Bei all diesen Gedankenwanderungen war Violetta oft nicht bei der Sache und erledigte ihre Aufgaben nur unzureichend, doch Violetta wurde an diesem Tag ohnehin von randalierenden Schülern verschont. Ein wenig verwundert war sie schon, denn sie hatte erwartet, dass in den meisten Durmstrangs ein heißes Blut floss und sie ihre Aggressionen nicht immer völlig unter Kontrolle hatten. Aber anscheinend waren sie von Iljas Versagen derart entsetzt, dass sie nur traurige Gesichter machen konnte. Violetta konnte das nur recht sein, denn als sie nach dem Ende der Aufgabe fluchtartig die Tribünen verließ, hatte sie ohnehin etwas anderes im Kopf als Sorgen über den Gemütszustand von gekränkten Durmstrangs.
Sie hatte beschlossen den Minister zu sprechen und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war die Tochter von Rita Kimmkorn nicht zu stoppen. Ungeduldig zwängte sich Violetta durch die Schülermassen die dem Schloss entgegenstrebten und wurde dabei von einer inneren Unruhe beflügelt. Die Angst Mr. Cane zu verpassen ließ sie einen Großteil ihrer Manieren vergessen und sie nahm mehrmals ihren spitzen Ellbogen zu Hilfe um schneller vorwärts zu kommen. Wahrscheinlich hatte Percy den Minister schon wieder in Beschlag genommen und sie waren gerade auf dem Weg zurück in das Büro des Direktors, außerhalb von Violettas Reichweite. Doch gerade als Violetta ihren Befürchtungen glauben schenken und die Jagd nach Wilbur Cane aufgeben wollte, entstand vor ihr eine Lücke durch sie den Sportminister ganz deutlich an der Seite seiner jungen Assistentin ausmachen konnte. Fast schon unwillkürlich beschleunigte Violetta neuerlich ihren Schritt und lief beinahe dem Minister entgegen.

Schneller als gedacht stand die junge Gryffindor plötzlich vor dem alten, ehrwürdig aussehenden Mann. Sie war so überrascht, dass sie für einen kurzen Moment völlig aus der Fassung geriet und nicht wusste, wie sie das Gespräch mit ihm am besten beginnen sollte. Sie keuchte ein wenig, was ihr mehr als peinlich war und strich sich ihre Fransen aus dem Gesicht, die lästig an der verschwitzten Stirn klebten. Als sie sich soweit gefangen hatte, dass sie bereit war ein Wort im Ganzen, ohne gezwungene Atempausen, aus ihrer strapazierten Lunge zu pressen, setzte sie ihr gewinnendes Lächeln auf, ein Merkmal, dass sie unverkennbar von ihrem berühmten Vater geerbt hatte. Energisch streckte sie ihre Hand vor. „Mein Name ist Violetta Kimmkorn-Lockhart!“, sagte sie und entblößte dabei einer Reihe strahlend weißer Zähne (nicht umsonst hatte Gilderoy als berühmtester Werbeträge einer Zahnpasta gearbeitet). „Sie kennen bestimmt meine Mutter, Rita Kimmkorn, eine ganz außergewöhnlich talentierte Journalistin und Schriftstellerin. Ein Mann von Ihrem Format und Ihrer Intelligenz hat bestimmt schon eines ihrer Bücher gelesen. „Leben und Lügen des Albus Dumbledore“ oder die Biographie von Harry Potter.
Mein Vater schreibt übrigens auch Bücher. Gilderoy Lockhart. Wie Sie sehen entstamme ich aus einer Familie sehr talentierter Zauberer und obwohl ich genügend Vorbilder in meiner eigenen Familie hätte, muss ich doch gestehen, dass ich ein völlig anderes Idol habe: SIE!
Darf ich Ihnen, als Ihre glühenste Verehrerin, aus ganzem Herzen zu dieser vortrefflichen Organisation gratulieren?“

Angeregt schüttelte Violetta Wilburs Hand und wandte sich dann, als ihr endlich wieder einfiel, dass man auch die Personen die um den Sportminister herumstanden begrüßen musste, seiner jungen Begleitung Hannah Wilson zu. Hannah war eine außerordentlich hübsche Erscheinung, mit ihren langen braunen Haaren, die ihr wie ein Seidentuch um die Schultern fielen. Wäre Violetta nicht so erfüllt gewesen von ihrem Gespräch mit dem Minister hätte sie bestimmt ein wenig Neid verspürt, dass Hannah dem Minister so nahe stand und dabei wahrscheinlich auch nur wenig älter war als sie selbst. In Violettas Augen hatte die junge Frau schon sehr viel von dem erreicht, was die Gryffindor nur zu gern erreichen würde.
„Guten Tag, Miss…“, Violetta stockte ein wenig, da sie den Namen der jungen Dame nicht kannte. „Sehr erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen!“
Hannah hatte noch gar nicht die Chance gehabt Violettas Hand zu ergreifen, als der Kopf der übermotivierten Schulsprecherin wieder zu Wilbur zurück schnellte. Die Hand blieb jedoch unverändert, sodass Hannah noch die Möglichkeit hatte sie zu schütteln. Ein wenig musste die Etikette ja doch gewahrt werden.
„Wenn Sie wüssten, wie gerne ich eines Tages in Ihre Fußstapfen treten würde. Ministerin zu werden ist mein Lebenstraum, schon seit ich über die Existenz eines Zaubereiministeriums Bescheid weiß! Aber nun da ich Sie so leibhaftig vor mir sehe und direkt bestaunen kann, zweifle ich daran, dass ich jemals auch nur annährend so gut sein werde wie Sie!“
Violetta zeigte kurz ein bestürztes Gesicht, als ihr plötzlich etwas Neues einfiel und sich ihr Gesicht sofort wieder aufhellte.
„Ihre Meinung, als Fachmann und ausgezeichneter Minister ist mir überaus wichtig und daher möchte ich Sie etwas fragen, dass mein gesamtes Leben beeinflussen wird. Wenn sie „nein“ sagen, werde ich mir meine Zukunftspläne in den Wind schreiben. Ich werde zwar am Boden zerstört sein, aber ich vertraue Ihrem gerechten und weisen Urteil. Denken Sie, dass ich für einen Posten im Ministerium geeignet wäre?“
Nach einem leicht gezierten Augenaufschlag blickte Violetta dem Sportminister mit warmen braunen Augen an, wie ein kleines Kätzchen, das gestreichelt werden will.

02.03.2008

Mit großer Spannung verfolgte Wilbur die erste Aufgabe von seinem Ehrenplatz aus, doch sonderlich viel konnte er nicht sehen. Dazu war der Nebel zu dicht und der Parcours zu groß. Außerdem hätte er ohnehin nicht alle drei Champions im Auge behalten können. Also musste der Leiter des Turniers sich voll auf die Kommentare der Patrouillen verlassen, mit denen er über einen Kommunikationszauber verbunden war und die um den Parcours herumgehend ab und an einen Blick auf einen Champion erhaschen konnten.

Erst nach geraumer Weile tauchte der erste Champion aus dem Labyrinth auf – Claire Weasley wurde mit frenetischem Beifall empfangen, auch wenn sie das sonderlich wenig zu interessieren schien. Die zierliche Gryffindor brach kraftlos zusammen, sobald sie den Parcours verlassen hatte.
Sofort rannten Medimagier auf das Mädchen zu und zogen es auf die Beine.
„Alles in Ordnung da unten?“, fragte Wilbur nach.
„Alles in Ordnung, Sir. Sie ist nur etwas erschöpft.“, kam die Antwort von den Medimagiern. Wilbur lehnte sich entspannt zurück. Das war zu erwarten gewesen. Ein bisschen Erschöpfung war kein Wunder nach den Strapazen dieser ersten Aufgabe, die er, Wilbur Cane, sich zum Großteil selbst ausgedacht hatte. Er konnte es der kleinen Hogwartsschülerin nicht verübeln, dass sie mit den Nerven am Ende war. Sie hatte sich offenbar großartig geschlagen und verdiente nun diese Ruhepause.

Ein kleines, selbstzufriedenes Lächeln erschien auf Wilburs Lippen.
Einen Augenblick später tauchte der nächste Champion aus dem Ring auf – Artemis St.James aus Beauxbatons. Wilbur nickte zufrieden. Nun würde Mr. Krum sicher auch nicht mehr lange auf sich warten lassen – dachte Wilbur.
Doch in diesem Augenblick sah er rote Funken über dem Turnierplatz aufsteigen. Erschrocken sprang der alte Mann auf. Rote Funken! Das konnte doch nicht wahr sein! Eine ernsthafte Gefahr für die Champions war doch auszuschließen gewesen!
Ängstliche Erinnerungen an das letzte Trimagische Turnier stiegen in Wilbur auf und er sah vor seinem inneren Auge schon sich selbst – in Schimpf und Schande aus dem Ministerium entlassen, weil wegen ihm ein junger Mensch, der auf ihn und seine Sicherheitsvorkehrungen vertraut hatte, zu Schaden gekommen war!

„Was ist da los?!“, bellte er in seinen Kommunikator.
Eine atemlose Stimme antwortete mit einiger Verzögerung: „Mr. Krum…“
„Ich weiß selber, dass es sich um Mr. Krum handelt! Was ist mit ihm?“, fauchte Wilbur ungeduldig zurück.
„Ah… Doxy-Gift, Sir. Sieht nicht gut aus, Sir. Starke Lähmungserscheinungen und Bewusstlosigkeit ist bereits eingetreten, Sir.“
Wilbur verspürte den großen Wunsch, diesen unfähigen Wachmann zu verfluchen.
„Wie lange wirkt das Gift? Warum haben Sie ihn nicht vorher gefunden?“, zischte er wütend, obwohl er wusste, dass es sinnlos war, diese Fragen jetzt noch zu stellen, da es bereits zu spät war.
„Vielleicht 10 Minuten. Wir haben ihn aus den Augen verloren bis er die roten Funken abgeschossen hat, Sir. Ich denke, wir kriegen ihn wieder hin, Sir.“
Wilbur schnaubte wütend durch die Nase.
„Das hoffe ich auch für Sie. Schaffen Sie ihn in den Krankenflügel.“
„Ja, Sir.“
Der Kommunikator verstummte. Beinahe im gleichen Augenblick sah Wilbur eine Trage mit dem bewusstlosen Mr. Krum aus dem Parcours schweben, begleitet von vier Medimagiern.
Wilburs Herz krampfte sich etwas zusammen. Selbst aus der Entfernung konnte er das eingefallene Gesicht des jungen Krums erkennen, der mit geschlossenen Augen auf der Trage lag. Ein Arm baumelte herab und schlackerte haltlos herum. Wilbur musste den Blick abwenden.
Er hatte gedacht, das Turnier sei sicher gewesen.

Doxy-Gift! Nichts Gefährliches! Sie kriegen ihn schnell wieder auf die Beine!
Seine innere Stimme klang ungeduldig, ob seiner unsinnigen Sorgen, doch ein kleiner Stachel des Selbstvorwurfes blieb dennoch in Wilburs Herz stecken.

Mr. Krum hatte so entschlossen ausgesehen, als er ihm vor dem Turnier Glück gewünscht hatte. Ihn jetzt so hilflos zu sehen kam Wilbur wie Hohn vor.

Wilbur schüttelte den Kopf.
„Sonorus!“, flüsterte er, den Zauberstab auf seinen Hals gerichtet.
„Mein sehr verehrtes Publikum!
Die erste Aufgabe des Trimagischen Turniers wurde soeben beendet!
Als Sieger ging aus dem Parcours hervor: Miss Claire Weasley von der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei!“
Donnernder Applaus. Wilbur konnte sich eines Lächelns nicht erwehren als er die vielen hundert Hogwartsschüler sah, die ihren Champion feierten.
„Als Zweitplatzierte ging Miss Artemis St.James von der Zaubererakademie Beauxbatons hervor!“
Der Applaus ließ nicht nach.
„Und als Dritter kam Mr. Ilja Krum vom Durmstran-Institut aus dem Parcours.“
Wilbur konnte nicht weiter sprechen. Mehr gab es auch nicht zu sagen.
Wieder schüttelte er den Kopf.
„Quietus.“

Wilbur wandte sich vom Platz weg und sah einer jungen, hübschen Frau ins Gesicht, die direkt hinter ihm gesessen hatte.
„Oh, Miss Wilson!“, ein kleines Lächeln schlich sich wieder auf Wilburs Züge, als er seine junge Assistentin, die ihm für das Turnier zur Seite gestellt worden war, erkannte.
„Ich hoffe, Sie haben alles ordentlich mitprotokolliert?“, fragte er, nur um irgendetwas ganz normales zu sagen und nicht weiter an Mr. Krums schlaffe Gestalt denken zu müssen, die jetzt gewiss schon in besten Händen war.
„Könnten Sie mir eine Abschrift des Protokolls…“, mitten im Satz wurde Wilbur unterbrochen.
Ein junges Mädchen mit blondem Haar schob sich plötzlich neben ihn und sah ihn aus glänzenden Augen an. Wilbur hob eine Augenbraue. Sie lächelte und ohne Umstände streckte sie ihm ihre Hand hin.

„Mein Name ist Violetta Kimmkorn-Lockhart!“
Ihr Lächeln wurde noch breiter. Wilbur sah sich genötigt ihre Hand zu schütteln.
Kimmkorn-Lockhart? Das konnte doch unmöglich sein! Doch bevor er irgendeine Frage stellen konnte, redete die junge Blondine einfach weiter.
„Sie kennen bestimmt meine Mutter, Rita Kimmkorn, eine ganz außergewöhnlich talentierte Journalistin und Schriftstellerin. Ein Mann von Ihrem Format und Ihrer Intelligenz hat bestimmt schon eines ihrer Bücher gelesen. „Leben und Lügen des Albus Dumbledore“ oder die Biographie von Harry Potter.
Mein Vater schreibt übrigens auch Bücher. Gilderoy Lockhart. Wie Sie sehen entstamme ich aus einer Familie sehr talentierter Zauberer und obwohl ich genügend Vorbilder in meiner eigenen Familie hätte, muss ich doch gestehen, dass ich ein völlig anderes Idol habe: SIE!
Darf ich Ihnen, als Ihre glühenste Verehrerin, aus ganzem Herzen zu dieser vortrefflichen Organisation gratulieren?“


Ohne Punkt und Komma brachte Violetta Kimmkorn-Lockhart diese Wörter hervor und erschlug Wilbur mit ihrem Wortschwall beinahe. Dieser hatte also keine andere Möglichkeit als sie entsetzt anzuschauen.
Kimmkorn-Lockhart! Konnte das wirklich möglich sein?!
Vor ihm stand die Tochter der beiden berühmtesten Hanswürste der Zaubererwelt?!

Weder von Rita Kimmkorn noch von Gilderoy Lockhart hatte Wilbur jemals viel gehalten. Miss Kimmkorn war ohnehin eine Feindin des Ministeriums, die gefährliche Lügen und ministeriumsinterne Informationen verbreitete (weiß der Himmel, woher sie diese Informationen immer herbekam!) und Mr. Lockhart… Nun, er war der natürliche Feind jedes normalen, durchschnittlichen Mannes. Nur widerwillig hatte Wilbur seiner Frau alle Bücher des gutaussehenden Charmebolzens gekauft.
Und deren Tochter sollte nun dieses junge Ding sein, dass ihn als ihr größtes Idol angab? Idol? Wilbur?
Sollte Rita Kimmkorns Tochter tatsächlich mit dem Ministerium sympathisieren?

Während Wilbur noch derartige Gedanken wälzte und sich von seiner Überraschung zu erholen versuchte, wandte Violetta sich schon an Miss Wilson, mit der sie offenbar noch keine Bekanntschaft geschlossen hatte.

„Miss Wilson, meine Assistentin…“, stellte Wilbur Hannah vor, „Und Miss Wilson… Dies ist Violetta Kimmkorn-Lockhart, wie Sie ja schon gehört haben.“
Doch Violettas Interesse für Hannah war nicht wirklich ernsthaft. Kaum hatte sie Hannahs Hand geschüttelt wandte sie sich auch schon wieder an Wilbur.

„Wenn Sie wüssten, wie gerne ich eines Tages in Ihre Fußstapfen treten würde. Ministerin zu werden ist mein Lebenstraum, schon seit ich über die Existenz eines Zaubereiministeriums Bescheid weiß! Aber nun da ich Sie so leibhaftig vor mir sehe und direkt bestaunen kann, zweifle ich daran, dass ich jemals auch nur annährend so gut sein werde wie Sie!
Ihre Meinung, als Fachmann und ausgezeichneter Minister ist mir überaus wichtig und daher möchte ich Sie etwas fragen, dass mein gesamtes Leben beeinflussen wird. Wenn sie „nein“ sagen, werde ich mir meine Zukunftspläne in den Wind schreiben. Ich werde zwar am Boden zerstört sein, aber ich vertraue Ihrem gerechten und weisen Urteil. Denken Sie, dass ich für einen Posten im Ministerium geeignet wäre?“


Wilbur starrte Violetta für einen Moment fassungslos an. Hatte er wirklich alles richtig verstanden, was die junge Schülerin in so rasend schneller Geschwindigkeit hervorbrachte? Sie wollte ins Ministerium eintreten und die gleiche Stellung erreichen wie Wilbur Cane? Und sie fragte ihn um seine Meinung?

Ein Lächeln erschien auf Wilburs Gesicht.
„Oh, Miss Kimmkorn-Lockhart… Erst einmal erfreut es mich zutiefst Ihre Bekanntschaft zu machen. Selbstverständlich bin ich… bestens… mit Ihrer Mutter bekannt und auch Ihr Vater ist mir kein Fremder. Aber mit Ihnen hätte ich hier und jetzt trotzdem nicht gerechnet – und schon gar nicht mit einem derartigen Anliegen.“
Wilbur war plötzlich wieder in seinem Element. Vor ihm stand ein junger, formbarer Mensch, der sich auf sein Urteil verlies und der zu ihm aufsah. Zu ihm, Wilbur Cane! Seine Meinung war gefragt und sein Fachwissen gefordert!
Das war genau einer dieser Augenblicke, die Wilbur in seinem Leben liebte.

„Ich weiß nicht, ob ich Ihre Frage so direkt zu Ihrer Zufriedenheit beantworten kann, doch eines kann ich mit Sicherheit sagen: Sie sind eine mutige junge Frau. Sie scheinen keine Scheu zu haben, das einzufordern, was Sie wollen und das ist, wie Sie bestimmt wissen, eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere im Zaubereiministerium. Wir können motivierte junge Menschen immer gebrauchen und fördern sie so, wie sie uns fordern.“
Wilbur fand, seine Antwort klang sehr gut. Halb wandte er sich von Violetta ab und zu der neben ihm stehenden Hannah zu.
„Das hier ist, wie gesagt, Miss Hannah Wilson. Sie ist ebenfalls noch nicht allzu lange im Ministerium angestellt, doch schon jetzt bekleidet sie wichtige Positionen wie diese hier im Trimagischen Turnier.
Ich denke, Miss Wilson wird eine geeignete Ansprechpartnerin für all Ihre Fragen sein, oder Miss Wilson?“

Wilbur lächelte Hannah auffordernd an.
„Wie empfanden Sie Ihre erste Zeit im Ministerium? Würden Sie uns als Arbeitgeber weiterempfehlen?“
Wilbur brachte diese Worte in leicht scherzhaftem Ton hervor – er selbst konnte sich nicht vorstellen, dass man irgendwo anders als im Zaubereiministerium arbeiten wollte. Für ihn war das Ministerium sein Leben und er würde alles dafür tun. Und nur wer bereit war, mit der gleichen Leidenschaft dort zu arbeiten, war in seinen Augen würdig, einen Posten im Zaubereiministerium zu übernehmen.



02.05.2008

Mr. Canes Händedruck war fest und angenehm. Das Zögern, bevor der Sportminister Violettas Hand ergriffen hatte, war der jungen Blondine gar nicht aufgefallen. Sie war nur glücklich den Zauberminister endlich unter vier Augen sprechen zu können, denn diesen Augenblick hatte sie schon so lange herbeigesehnt. Stunden hatte sie damit verbracht sich auszumalen was er sagen würde, wie sehr er sich freuen würde, mit der Tochter zweier Berühmtheiten sprechen zu dürfen. Und seine Freude erst, wenn er bemerkte, dass sie ihn als Idol auserwählt hatte und nicht ihre Eltern, obwohl diese doch so viel höher standen als er und auch wesentlich mehr erreicht hatten. Natürlich war Wilbur Cane nicht Violettas Idol. Er war nur Minister für ein so unwichtiges Ressort wie Sport. Violetta wollte viel mehr erreichen als er. Aber so zu tun als ob, war doch ein geschickter Schachzug um sich der Gunst des eitlen Mannes zu versichern.

„Ich weiß nicht, ob ich Ihre Frage so direkt zu Ihrer Zufriedenheit beantworten kann, doch eines kann ich mit Sicherheit sagen: Sie sind eine mutige junge Frau. Sie scheinen keine Scheu zu haben, das einzufordern, was Sie wollen und das ist, wie Sie bestimmt wissen, eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere im Zaubereiministerium. Wir können motivierte junge Menschen immer gebrauchen und fördern sie so, wie sie uns fordern.“
Was? Das sollte nun alles gewesen sein? Eine schwammige Auskunft in der er Violetta zwar zu verstehen gab, dass er sie durchaus für fähig hielt, aber überhaupt nichts Konkretes verlauten ließ. Das wusste Violetta doch schon längst!
Natürlich war sie in der Lage sich ihre Wünsche zu erfüllen! Sie war überaus klug, sehr wissbegierig, außerordentlich begabt, in allen Bereichen in denen ein Angestellter des Ministeriums Fähigkeiten vorzuweisen hatte. Außerdem war sie von fester Charakterstärke und hatte ein tadelloses Zeugnis. Sie war Schulsprecherin von Hogwarts! Nein, Violetta brauchte ganz bestimmt niemanden der sie mit ihren Vorzügen bekannt machte. Sie wollte jemanden, der ihr half in kürzester Zeit zu maximalen Erfolg zu gelangen. Das letzte Schuljahr dauerte nicht mehr lange und dann wollte Violetta nicht faul auf dem Sofa im elterlichen Wohnzimmer herumhängen und die Zeitung nach Jobangeboten durchstöbern. Das mindeste das sie von Wilbur erwartet hatte, war eine fixe Zusage für ein Praktikum gewesen! Zwischen ihren Augen entstand eine steile Falte, als Wilbur sich plötzlich seiner Assistentin zuwandte und sie fragte wie es ihr im Ministerium denn gefalle.

Ungeduldig spielte Violetta mir ihren Fingern. Dieses Gespräch lief ganz und gar nicht so wie sie sich das erträumt hatte. Alles war ganz falsch! Violetta wollte sich nicht mit einer niederen Angestellten unterhalten, die nur wenig älter war als sie selbst! Auch wenn Ms. Wilson noch so nett und freundlich aussah, hatte Violetta kein Interesse an einem Gespräch mit ihr. Sie wollte mit jemandem sprechen der schon etwas erreicht hatte und nicht mit jemandem der genauso tief unten stand wie Violetta selbst.
Und diese Fragen die Wilbur an seine Assistentin stellte waren einfach lächerlich! Eine objektive Berichterstattung war gar nicht möglich, denn Wilbur drängte Hannah gerade dazu dem Ministerium und damit ihm ein positives Zeugnis auszustellen. Der Tochter einer Reporterin konnten solche Spitzfindigkeiten natürlich nicht verborgen bleiben. Und Hannahs Antworten fielen selbstverständlich auch dementsprechend nichts sagend aus. Natürlich lobte sie das Ministerium und hob die Menschlichkeit des Sportministers in den Himmel.
Meine Güte, das war ihre Aufgabe! Violetta war völlig egal welches Ansehen ihr Arbeitgeber in Hannahs Augen genoss. Sie wollte einfach nur reich werden, berühmt, gefeiert, erfolgreich. Eine Mischung aus den beispielhaften Karrieren ihrer Eltern, aber keine Kopie. Mehr erhoffte Violetta sich von ihrem Leben gar nicht.

Während Hannah weiter darlegte wie sehr ihr die Arbeit bei Mr. Cane gefiel, versuchte Violetta ihre verräterische Mimik im Zaum zu halten. Ihr Lächeln war noch ebenso blendend wie zuvor, aber ihren Augen war deutlich anzulesen wie stark die Gryffindor von dieser Begegnung enttäuscht war. Wohl oder übel musste sie Hannah ihre Aufmerksamkeit schenken. Als sie jedoch aus dem Augenwinkel zu sehen glaubte, dass der Minister sich entfernen wollte drehte sie sich schnell wieder zu Wilbur Cane, ungeachtet der Tatsache, dass Hannah noch immer mit ihr sprach. „Mr. Cane!, rief sie mit leicht panischem Anflug und schnappte instinktiv nach Wilburs Mantel, ließ das Stück Stoff aber schnell wieder los als ob sie sich verbrannt hätte, als sie sich der Unhöflichkeit ihres Handels bewusst war. Sie versuchte von diesem Fauxpas, den Wilbur vielleicht gar nicht bemerkt hatte, abzulenken, indem sie ihr strahlendes Lächeln erneuerte. Nach diesem wortwörtlichen Fehlgriff war Violetta aber nicht mehr so entspannt wie am Anfang ihres Gesprächs. Die Situation drohte ihr zu entgleiten und sie verlor allmählich die Kontrolle über ihr eigenes Handeln.
Violetta war der Verzweiflung nahe, weil nichts so gekommen war wie sie sich das ausgemalt hatte und nun wollte Wilbur auch noch gehen ohne irgendetwas für sie getan zu haben.
„Sie können doch nicht einfach gehen…“ Violettas Stimme klang verzweifelt und bettelnd zugleich. „Sie haben mir noch gar nicht gesagt was ich jetzt machen muss. Sie haben mir noch keinen Job angeboten!“

Violetta war gar nicht bewusst wie frech ihr letzter Satz geklungen haben musste. Wie respektlos ihr ganzes Auftreten inzwischen geworden war. Wilbur musste ihr einfach helfen. Dazu war er schließlich da! Er konnte doch nicht so beschränkt sein und das große Talent, das vor ihm stand und sich ihm beinahe zu Füßen warf zu verkennen?! Violetta war die Frau für das Ministerium. Sie war dazu geboren die erste weibliche Zaubereiministerin zu werden. Das musste er doch sehen? Das Potential das in ihr steckte konnte ihm doch unmöglich verborgen bleiben?
Hart bleiben, unnachgiebig sein, nicht aufgeben… Das waren die Ratschläge die Violetta von ihrer Mutter bekommen hatte.
„Sie müssen doch etwas für mich tun!“ Violettas Stimme hatte wieder an Festigkeit zugenommen auch wenn sie wieder sehr leise geworden war, aber in ihren Augen war noch immer das verzweifelte Flehen nach irgendeinem hilfsbereiten Angebot zu sehen.

tbc: Schlafsaal