Harry Potters Tod
Für alle, die es genauer wissen wollen: Hier die ausführliche Beschreibung des "Endkampfes" zwischen Voldemort und Harry, Ron und Hermine.
Harry! Rons Augen waren weit aufgerissen und voller Angst. Schon während er noch schrie wusste er, dass es zu spät war. Alles schien in Zeitlupe zu geschehen. Harry drehte sich zu Ron um, als dieser ihn anschrie und sah so noch aus den Augenwinkeln den herannahenden grünen Lichtblitz, der aus dem Zauberstab Lord Voldemorts herausschoss. Innerhalb von Sekundenbruchteilen weiteten sich die Augen des jungen Mannes vor Schreck. Innerhalb von Sekundenbruchteilen realisierte er die Gefahr in der er schwebte. Und innerhalb von Sekundenbruchteilen begriff er, dass es kein Entrinnen gab.
Harry Potter blieb keine Zeit zum Schreien bevor der tödliche Fluch ihn traf. Die Augen immer noch übernatürlich weit geöffnet, das Gesicht in Panik verzerrt, fiel er zu Boden.
Das Schlachtgetümmel um ihn herum lief weiter, als sei nichts geschehen. Zwei Dutzend Todesser befanden sich im Vormarsch gegen die Auroren des Ministeriums und dachten gar nicht daran, nachzugeben.
Doch für Ron Weasley brach eine Welt zusammen. Hastig drängelte er sich durch die kämpfenden Magier hindurch, dorthin, wo Harry auf dem Boden lag und nicht mehr atmete.
Sein Herz klopfte zum Zerspringen. In ihm war keine Wut, kein Hass gegen Voldemort, kein Schmerz um Harrys Tod, er war wie in einem Vakuum. Nichts drang mehr zu ihm durch. Er dachte nicht mehr.
Ron, pass doch auf!
Erst eine ihm wohlbekannte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Hermine war neben ihm aufgetaucht und schickte einen Todesser, der sich gerade auf Ron hatte stürzen wollen mit einem Stolperfluch zu Boden. Ihre Stimme klang heiser sie hatte schon viel herumgebrüllt an diesem Abend aber sie hatte sich selbst völlig unter Kontrolle. Ihre Augen waren eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken schockte und fesselte sie den Todesser, der nun zu ihren Füßen lag.
Hermine machte so oft wie möglich nur Gefangene, sie tötete nur, wenn es gar nicht anders ging; und auch jetzt wirkte sie mehr, als sei sie bei einem Routinefall an der Arbeit, nicht in einem erbitterten Kampf auf Leben und Tod gegen eine Überzahl von Todessern, die durch das Erscheinen ihres Dunklen Lords gestützt wurden.
Ron starrte seine Frau nur an. Hatte sie nicht, gesehen, was mit Harry geschehen war?
Offenbar noch nicht.
Doch plötzlich durchschnitt ein kaltes, hohes Lachen den Lärm des Kampfes. Rons Herz krampfte sich zusammen.
So also stirbt Harry Potter, der Bezwinger des Dunklen Lords! Mehrere Auroren rissen den Kopf herum. Auch Hermine wandte sich mit der Gewandtheit einer Katze zu der Quelle der Stimme um. Ihr Gesicht war wie versteinert als sie dem Dunklen Lord in das weiße, schlangengleiche Gesicht sah, das nun vor Lachen verzerrt war.
Harry ist tot?, hauchte sie. Ihr Gesicht war aschfahl geworden. Ron sah zum ersten Mal an diesem Abend Angst in ihren Augen.
Nahezu im gleichen Moment tauchte vor Ron ein großer, kräftiger Todesser auf. Sein Gesicht war von einer dunklen Maske verborgen. Er hielt seinen Zauberstab hoch erhoben und ging auf Hermine los, die ihm den Rücken zuwandte.
Ron reagierte in Sekundenschnelle. Er warf sich auf den Hünen und versetzte ihm einen Hieb ins Gesicht. Der Mann heulte auf und versetzte Ron einen Schlag auf das Handgelenk, sodass dieser aufjaulend seinen Zauberstab fallen ließ. Er stolperte zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht. Reflexartig griff er nach Halt und erwischte die Maske des Todessers. Sie zerriss und entblößte ein pockennarbiges Gesicht. Ron erkannte es sofort. Dieses Gesicht würde er nie vergessen können, seit er es vor vielen Jahren in der Nacht von Dumbledores Tod in Hogwarts gesehen hatte Amycus Carrows.
Ganz plötzlich stieg in Ron Wut auf. Dieser Todesser entfachte in Ron endlich die verzweifelte Wut, die Harrys Tod in ihm ausgelöst hatte und die nur durch Rons Überraschtheit am Ausbruch gehindert worden war.
Mit einem Schrei, der mehr an ein Tier als an einen Mensch erinnerte stürzte Ron sich auf seinen Gegner. Er brauchte seinen Zauberstab nicht. Er würde diesen Todesser mit bloßen Händen umbringen! Er würde ihn töten, dafür, dass er damals Dumbledore umgebracht hatte. Dafür, dass er so viele unschuldige Leben zerstört hatte. Dafür, dass er jetzt hier war. Dafür, dass Ron Harry nicht hatte helfen können.
Mit einem Satz war Ron bei Amycus und gab ihm einen deftigen Schubs. Amycus, der das nicht erwartet hatte, verlor sein Gleichgewicht und fiel nach hinten über. Wie ein Berserker schlug Ron auf Amycus ein und brüllte sich seinen Schmerz aus dem Leib. Amycus hatte kaum Chancen, sich zu wehren, sondern feuerte mit seinem Zauberstab nur unkontrollierte Flüche ab, die ihr Ziel nicht trafen. Ron ließ Amycus keine Chance, die Oberhand zu gewinnen er war wesentlich kräftiger, sportlicher und trainierter als der ältere Mann.
Doch plötzlich hörte Ron einen erstickten Schrei hinter sich. Hermine. Ron ließ sofort von Amycus an und wandte sich um.
Hermine wurde von einer dunkelhaarigen kleinen Frau im Würgegriff gehalten. Ihr Zauberstab zeigte auf Hermines Brust.
Lass ihn ganz schnell los, mein Lieber!, sagte die Dunkelhaarige, ohne Hermine loszulassen. Ron biss sich auf die Lippen. Hermine sah ihn böse an. Aber Ron wusste, dass sie dieselbe Angst wie Ron verspürte.
Für einen winzigen Augenblick dachte Ron an seine Kinder Zuhause. Wie sollte er es ihnen erklären, wenn ihre Mutter nicht mehr nach Hause kommen würde?
Langsam löste Ron seinen Klammergriff um Amycus Hals. Dieser hustete und spuckte und rappelte sich langsam wieder auf.
Die Augen der Todesserin flackerten kurz, als sie ihren Blick von Ron abwandte und nach Amycus sah. Für einen Moment glaubte Ron, in ihren Augen die gleiche Sorge, Angst und Liebe darin zu sehen, die er selbst für Hermine empfand.
Alles in Ordnung?
Die Stimme der Todesserin klang hart und burschikos. Amycus nickte.
Und jetzt wurde Ron bewusst, wer diese Frau war. Er hatte sie in derselben nacht gesehen, in der er auch Amycus kennen gelernt hatte und seit Jahren waren sie ihr auf den Fersen. Sie war eine der brutalsten, intelligentesten und grausamsten Todesserinnen in Seinem Dienst: Alecto Carrows. Sie war Amycus Schwester!
Ron schluckte.
Alecto machte keine Anstalten, Hermine loszulassen. Fieberhaft suchte Ron mit seinen Augen den Fußboden ab. Wo war nur sein Zauberstab? Und wieso merkte niemand seiner Kollegen, was sich neben ihnen abspielte?
Brav gemacht., lobte Alecto Rons Einlenken. Ihre Stimme klang so spöttisch! Ron hasste sich selbst. Er hätte Amycus nicht loslassen sollen! Was hatte er Alecto denn entgegen zu setzen? Er war unbewaffnet und Hermine konnte sich kaum rühren! Rons Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er musste Alecto zuerst ausschalten, um Hermine frei zu kriegen, irgendwie. Und das schnell! Und ihm blieb nur eine Chance in der Überraschung.
Ron hielt Alectos Blick fest. Sie lächelte ihn an. Ron sprang.
Alecto quietschte überrascht auf, doch sie war mit Hermine, die ihre Bewegungsfreiheit einschränkte, viel zu langsam. Ron traf ihre Kniescheibe seitlich. Das war sicher schmerzhaft. Röchelnd knickte Alecto ein und sank zu Boden. Sie ließ Hermine los!
Ron riss seine Frau hoch. Hermine stützte sich auf ihn und zielte auf Amycus. Doch der Todesser war schneller.
Avada Kedavra!, brüllte er.
Ein erneuter grüner Lichtblitz zuckte aus seinem Zauberstab und traf Hermine. Mit geöffnetem Mund sackte sie zusammen
Ron erstarrte in der Bewegung.
Immer noch hielt er Hermine am Ärmel ihres schwarzen Umhangs fest, doch er konnte sie nicht länger halten. Erschlafft sank ihr Körper auf den Boden.
Ron zog Hermines Zauberstab aus ihrer Hand und ließ sie los. Er drehte sich zu Amycus um, der nun spöttisch grinsend direkt vor ihm stand.
Ron hatte den Fluch noch nie ausgesprochen.
Avada Kedavra. Derselbe grüne Lichtblitz wie vor einigen Sekunden schoss nun aus Hermines Zauberstab, doch diesmal traf er Amycus. Immer noch grinsend brach er zusammen. Ron sah kalt auf ihn hinunter.
Alecto schrie auf.
Rons Knie wurden weich. Er sank neben Hermine auf den Boden und griff in ihr buschiges, braunes Haar. Sein Kopf war ganz leer und blind starrte er in ihr konzentriertes Gesicht. Kein Gedanke an seine drei Kinder Zuhause oder an seine Eltern oder an Hermines Eltern war noch in ihm. Immer und immer wieder sah er nur, wie Hermine von dem Licht getroffen wurde und zusammenbrach. Wie ein endloser Alptraum.
Ron bemerkte gar nicht, dass Alecto zu ihm trat. Er merkte nicht, wie sie den Zauberstab hob und auf ihn richtete.
Dafür stirbst du., flüsterte sie. Ihre Stimme war tränenerstickt.
Suffocare! Eine eiskalte Hand legte sich um Rons Kehle. Er japste nach Luft. Jetzt sah er hoch und entdeckte Alectos Gesicht. Tränen liefen ihr über die eingefallenen bleichen Wangen. Ihr Blick war gebrochen und voller Schmerz. Ron sog alle Eindrücke in sich auf. Seine rechte Hand wanderte zu seinem Hals, als wolle er die Schlinge dort irgendwie abstreifen, sein Gesicht verzog sich. Er sah zu der Stelle hinüber, wo Harry lag. Er konnte nur noch seine schwarzen, verwuschelten Haare erkennen.
Ron wusste, dass es vorbei war. Diesmal würde er nicht nach hause zurückkommen.
Seine Kehle gab seltsame Geräusche von sich, als er versuchte, zu Atem zu kommen. Seine linke Hand lag immer noch auf Hermines Gesicht, das streng und unnahbar aussah. Ron legte seine rechte Hand dazu und beugte sich über sie. Er starb mit ihr zusammen.