In meinem weblog habe ich gestern einen eintrag zur tendenz von männern, zu spirituellen zwecken sexuell enthaltsam leben zu wollen, geschrieben.
Mich würde nun interessieren:
Was haltet ihr von bewußter sexueller enthaltsamkeit (egal ob bei männern oder frauen)? Glaubt ihr, dass dies für die spirituelle entwicklung förderlich ist oder eher nicht? Habt ihr selbst schon erfahrungen damit gemacht?
~°Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.°~
Re: Sexuelle Enthaltsamkeit
...in dieser Hinsicht habe ich Widersprüchliches gelesen. In meiner eigenen Kondionierung will mich mein Wesen zur Enthaltsamkeit drängen. Damit war ich aber noch nie Einverstanden. Das wurde natürlich von den Religionen, die das sogar verlangen, angefangen vom "alten" Buddha bis zu unserer officellen westlichen Tradion, dem Kirchenchristentum, immer gestärkt. Osho war in seiner Weise auch Widersprüchlich, hatt mir aber einen wichtigen Impuls zur freieren Denkweise gegeben.
Der vielleicht echte oder ürsprüngliche Hinweis zur Enthaltung kommt vielleicht daher, dass der Same des Mannes eigentlich der Energieexstakt ist und nicht verschwendet werden sollte. Wenn man dann lernt, dieses zu berücksichtigen und frei verzichten kann, dann sammelt sich diese Energie in der Niere und kann helfen, diese Energien anderst einzusetzen.
Das aber setzt für mich das erkennen voraus, sonst, kann ich mir denken, und es gibt viele Hinweise darüber, kann es sehr schief gehen, sogar, lass ich, bis zum Gehirnschlag.
Der nächste Punkt ist der, den Du über die verschiedene Veranlagung von männlich und weiblich angesprochen hast. Der Mann soll eigentlich leiten (herrschen). Übergeht er aber seine weibliche Entwicklung der Hingabe und des Empfangens, dann führt dies zur Diktatur. Der Punkt ist dann der, dass der Diktator die LEIDENSCHAFTEN dann feindlich und störend erlebt, weil sie ihn hinunterziehen, und ihn schwächen. Sein diktatorisches Denken funktioniert dann nicht entsprechend, so kann er sich Gefühle schlecht leisten. Da die Diktatur nur durch diese Verleugnung funktioniert, ist sie ein Teufelkreislauf. Der verleugnete Machtrieb wird dann oft Masslos.
Meine heutige Erfahrung war dabei noch folgende: Wenn man eine allge- meine Menschheitsliebe lernen will, kann die Sexualität dem anderen Geschlecht gegenüber auch zum Problem werden.
So weit, bin für weitere Fragen offen.
Re: Sexuelle Enthaltsamkeit
Hallo Philosumpf,
danke für deinen beitrag. Er bestätigt in ungefähr die gedanken, die ich mir dazu gemacht habe.
Ganz konkret würde mich interessieren, ob du diese enthaltsamkeit tatsächlich schon mal "ausprobiert" hast und wenn ja, wie lange und ob du dabei irgendwelche veränderungen bemerkt hast.
Das mit dem gehirnschlag habe ich bisher noch nicht gehört und normalerweise ist es doch eigentlich so, dass der körper durchaus allein für sich sorgt.
Was du über macht und das herrschen schreibst, finde ich sehr richtig. An sich ist macht ja nichts schlechtes, solange sie im gleichgewicht bleibt und die andere seite der hingabe nicht vergißt, um sich liebevoll ausdrücken zu können.
Weiter frage ich mich, ob jemand, der leidenschaften als störend und feindlich erlebt, nicht besser durch ausleben derselben lernt, sie zu beherrschen, als durch gänzliche entsagung. Ich mein, oft ist es doch so, dass dinge, die man von sich fernhält und verdrängt, einen schließlich dann um so schlimmer erwischen, wenn man am wenigstens daran denkt.*gg*
Oder sollte es völlig unmöglich sein leidenschaften zu beherrschen?
Viele grüße
Zucker
~°Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.°~
Sexuelle Enthaltsamkeit
Sexuelle Enthaltsamkeit ist nicht unbedingt allein von dem Wunsch motiviert, einen anderen, spirituell orientierten Weg einzuschlagen. Aber sexuelle Enthaltsamkeit spielt für Männer bei allen sprituellen Wegen eine große Rolle. Ich glaube aber, dass die Enthaltsamkeit hier eher im Zusammenhang mit einer sozialen Rolle (sprich: des Beschützers und Ernährers einer Familie) gesehen wird und nicht so sehr aus einer lustfeindlichen Einstellung heraus. Irgendwo ist das sogar nachvollziehbar: die Sorge um die Familie läßt dem Mann keine Zeit, seine spirituelle Entwicklung voranzutreiben. Ich betone ausdrücklich, dass das für eine moderne Gesellschaft vielleicht nur noch eingeschränkt und mit einigen Abstrichen gilt. Genauso diente früher Geschlechtsverkehr vor allem der Zeugung von Nachwuchs; ein sexuell aktiver Mann war also entweder schon Vater oder gerade dabei, Vater zu werden. Also war es früher kein schwerer Verzicht, wenn sich Männer sexuell einschränkten und sich der Entwicklung ihrer Spiritualität widmeten. Im Gegenteil - diese Männer waren sogar hoch angesehen. Sie brachen in den meisten Fällen mit den Konventionen und entschieden sich für einen Weg, der ihnen - mit Billigung der Gemeinschaft - die Erweiterung ihres geistigen Horizonts erlaubte. Kehrten sie dann zu ihren Familien oder in ihre Dörfer zurück, fanden sie sich in der Rolle des weisen Lehrers wieder. Ich glaube aber nicht, dass sie deswegen das Lustempfinden bei sich abzustellen versuchten. Warum auch? Es wäre ein langwieriger Abwehrkampf geworden, der sich durch ihr ganzes Leben gezogen hätte. Und Kampf bindet die Energie, anstatt sie fließen zu lassen. Ich kann mir vorstellen, dass sie andere Wege fanden, ihrer Lust Ausdruck zu verleihen, und deshalb auf den letzten Schritt verzichteten. Als modernes und in jeder Hinsicht aufgeklärtes Subjekt fällt so ein Schritt heute ungleich schwerer, zumal wir tagtäglich von sexuell grundierten Botschaften förmlich überflutet werden. Aber man muss sich sehr, sehr klar werden über den Grund seiner Entscheidung: sonst wird man tatsächlich in einem schwachen Moment von seinen Leidenschaften überrumpelt. Vor allem darf diese Entscheidung nicht aus Angst, Verklemmtheit oder irgendeiner anderen Form der Prüderie heraus gefällt werden, denn sonst führt sie geradewegs in eine Krankheit oder in eine Neurose. Es ist auch sonst schwierig, sich das überhaupt noch vorzustellen: enthaltsam leben. Wozu? Weshalb? Der Geschlechtsverkehr birgt heute nicht mehr dieselben sozialen Risiken wie noch vor hundert Jahren. Also muss es schon ein sehr anziehendes Ziel sein, das einen auf Kurs hält. Wie eben das weite Feld der Spiritualität. Sicher ist dieser Weg nicht für jeden gangbar und auch ein sexuell aktiver Mann kann tiefe spirituelle Erfahrungen machen; aber eine bewußte Entscheidung für einen geistigen Weg fordert manchmal auch einen Verzicht. Dass Glück hier ganz andere Facetten aufweist, dass Glück manchmal auch einfach bedeutet, zu sein, zu leben - all das wiegt Jahre des Verzichts auf.
Re: Sexuelle Enthaltsamkeit
Hallo betablogger,
schön dich hier zu lesen. So wie du sehe ich das im großen auch und gerade deshalb hat mich es so interessiert, warum sich manche männer heute dafür entscheiden. Und gründe dafür gibt es wohl noch viel mehr, als man ahnt.
Auf einer internetseite hab ich von jemandem gelesen, der enthaltsam lebte, um die kundalini-energie durch die chakren aufsteigen zu lassen. Das war der einzige grund und er hat geschrieben, dass es funktioniert. Und so gibt es wahrscheinlich noch hunderte individuelle gründe, die jemand dazu führen.
Nur schade, dass ich zu dem thema noch nichts von frauen gefunden habe. Ich mein, ich hab nicht vor, sexuell enthaltsam zu leben, aber irgendwie interessieren mich die erfahrungen von anderen, weil ich da so unterschiedliche dinge über die wirkung gehört habe.
Viele grüße
~°Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.°~
Re: Sexuelle Enthaltsamkeit
Liebe Zucker, ich habe letztes Jahr in abständen öfters versucht, "enthaltsam" zu bleiben. Und zu beobachten, ob das mit der Energie auch stimmt. Lange konnte ich das nicht, das längste waren (ich weiss es nicht mehr genau) viel- leicht 3 -4 Wochen. Aber ich spürte den Zusammenhang dann schon. Nur einmal, wo ich am längsten verzichten konnte, da kam der Tag, wo dann wieder eine Energie abnahme stattfand. Ich war zuerst verwirrt, sagte mir aber nach längerer Zeit, dass dies wohl schon richtig gewesen sein mag.
Ich habe das dann aber beseitegelegt, und als ich hier schrieb wurde mir auch klar warum. Denn für mich wäre ein Verzicht ohne zu erkennen wa- rum, nicht mehr relevant. Ich sage mir schon seit längeren, es kann ja eine Phase kommen, wo dass vielleicht wichtig sein kann, aber dann muß ich sicher sein, dass es richtig und angemessen ist.
Deine Neptunauszüge heute waren mir wieder Warnung genug!
Das mit der Macht und den Leidenschaften ist, so glaube ich, nicht so ganz einfach. Weil diese Verzichtsstrategien des Unbewußten oft auch ganz "schrecklich" religiös sind, und solche Menschen solche "Suggestionen" gern hören und sich "moralisch absichern(Recht- fertigen). Deshalb sind diskussionen oft mehr schädlich.
Bis dahin, Gruß an Alle, rai.
Re: Sexuelle Enthaltsamkeit
Hallo Philosumpf,
danke für deine erfahrungen, auch wenn du nicht lange durchgehalten hast. Aber ist wahrscheinlich auch besser so. ;o)
Liebe grüße
~°Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.°~