Kaplan vor türkischem Haftrichter
Mittwoch 13. Oktober 2004, 10:20 Uhr
Kaplan vor türkischem Haftrichter
Istanbul (AP) Nach seiner Abschiebung aus Deutschland ist der selbst ernannte «Kalif von Köln», Metin Kaplan, am Mittwoch einem Haftrichter in Istanbul vorgeführt worden. In der Türkei droht ihm ein Prozess wegen Hochverrats und damit eine lebenslange Haft. Ihm wird vorgeworfen, vor sechs Jahren Drahtzieher eines geplanten Anschlags auf tausende Militärangehörige und Würdenträger aus dem In- und Ausland gewesen zu sein.
Türkischen Ermittlern zufolge plante Kaplan, im Oktober 1998 ein mit Sprengstoff beladenes Flugzeug ins Mausoleum von Staatsgründer Atatürk stürzen zu lassen. Der Anschlag sollte während der Feier zum 75. Jubiläum der Staatsgründung verübt werden. Am Tag vor dem Fest wurden 23 mutmaßliche Anhänger Kaplans verhaftet. Der «Kalif von Köln» hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Kaplan wurde am Dienstag in einem Internet-Café in Köln festgenommen und in einem Privatjet aus Düsseldorf in die Türkei geflogen. Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Köln entschieden, Kaplan könne trotz eines noch laufenden Revisionsverfahrens beim Bundesverwaltungsgericht den türkischen Behörden überstellt werden. Er sei «als Identifikationsfigur für den islamischen Extremismus» anzusehen. Es sei deshalb notwendig, seinen Aufenthalt in Deutschland zu beenden.
Der Abschiebung war ein langer Rechtsstreit vorausgegangen. Kaplan war der Kopf des inzwischen vom Bundesinnenministerium verbotenen «Kalifatstaats» in Köln. Er hat eine vierjährige Haftstrafe wegen Aufrufs zum Mord an einem Konkurrenten abgesessen.