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Neue Protektorate

Neue Protektorate

Ignacio Ramonet zu Griechenland und der Entmachtung der Regierungen an der europäischen Peripherie

Von Ignacio Ramonet (Übersetzung: Christa Grewe)

Der 21. Februar wird in Griechenland als Tag der Großen Kapitulation im Gedächtnis bleiben. Im Gegenzug zu dem Versprechen eines zweiten Rettungsplans hat die griechische Regierung an diesem Tag die erniedrigenden Bedingungen akzeptiert, die von dem "europäischen Clan der Triple A", angeführt von Deutschland, gefordert wurden: drastische Haushaltskürzungen, Senkung des Mindestlohns, Rentenkürzungen, Entlassung von 150.000 Beamten, Steuererhöhung und massive Privatisierungen.

Re: Neue Protektorate

Zitat: Tschicki
Im Gegenzug zu dem Versprechen eines zweiten Rettungsplans hat die griechische Regierung an diesem Tag die erniedrigenden Bedingungen akzeptiert, die von dem "europäischen Clan der Triple A", angeführt von Deutschland, gefordert wurden: drastische Haushaltskürzungen, Senkung des Mindestlohns, Rentenkürzungen, Entlassung von 150.000 Beamten, Steuererhöhung und massive Privatisierungen.Ach ja, das ist erniedrigend!?! Aber einen vollen Staatsbankrott a la Argentinien wäre "ehrenvoll" gewesen?

Klar, dass die Leute frustriert sind, denn ihr Leben muss sich nun zwangsweise ändern. Das gefällt niemandem, würde auch keinem in Deutschland gefallen. Die Leute haben nur nicht die geringste Vorstellung von der Alternative. Dann wären nicht 150.000 Beamte arbeitslos geworden, sondern nahezu alle. Geld aus dem Ausland gäbe es dann gar keines mehr, aber eine Drachme, deren Annahme abstoßender gewesen wäre als ein bakterienverseuchter Lappen aus der OP.

Das bisherige Handeln des griechischen Staates hat ihnen einen Verlust von mehr als 200 Mrd. Euro eingebracht. Wer, außer vielleicht Gabriel, Steinbrück und Gysi würde denn die nächsten 200 Mrd. Euro bezahlen wollen? Ach halt, das war Stand letzten Jahres. Jetzt wo sich Mutti nicht mehr gegen den Rest Europas durchsetzen kann und nachgibt sind sie ja dagegen, dass Deutschland Sicherheiten leistet.

Irgendwie hat die deutsche Politik etwas Spannendes - nicht so langweilig wie früher, als man sich darauf verlassen konnte, dass einmal Gesagtes auch weiterhin galt. Obwohl, da war doch mal was mit dem Adenauer ... "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Nichts hindert mich, weiser zu werden" Wenn jetzt aber beide Seiten ihre Positionen tauschen - müsste das dann nicht bedeuten, dass eine Seite "weiser" und die andere "dümmer" wird???

Egal, der wahre Rettungsschirm kommt nun von den Gewerkschaften. Sie kämpfen endlich für gerechtere Löhne in Deutschland und heben so das Lohnniveau Deutschlands gegenüber Griechenland an. Mehr in der Tüte bedeutet zudem, dass mehr im Urlaub (im Süden natürlich) ausgegeben werden kann. Hoffen wir mal, dass es den Krisenstaaten auch tatsächlich hilft.