Es war jetzt einige Tage her, dass wir uns mit dem Prinzen getroffen hatten. Wir haben seitdem nichts von ihm gehört. Vielleicht lässt er uns ja in Ruhe. Ich hoffe es, auch wenn ich es nicht recht glauben kann.
Ich war die Tage danach unglaublich unruhig gewesen, war irgendwie immer unterwegs gewesen, oder bin unruhig in unserer Wohnung auf und ab gelaufen. Habe unsere Wohnung zu einer halben Festung umgebaut. Ich bin nicht einen Tag ohne Waffe herumgelaufen, wie ich es früher ständig getan habe. Ich habe noch jetzt eine Heidenangst vor eventueller Vergeltung durch den Prinzen. Ich denke nicht, dass sich das so schnell legen wird.
Es ist kaum zu glauben, das Nikita und ich noch leben, und noch hier in der Stadt sind. Jedenfalls kommt es mir unglaublich vor.
Dazu kommen noch diese ganzen Zeitungsberichte. Sie reiben mich unglaublich auf. Straßenkrawalle und Probleme scheinbar in der ganzen Stadt. Explosionen, einen machtlose Polizei. Ich habe diesen Scheiß schon einmal erlebt, und ich wollte es eigentlich nicht noch einmal erleben. Dahinter steckt ein organisiertes Vorgehen, garantiert. Umso wichtiger ist es, dass wir und auf alle Eventualitäten vorbereiten.
Im Moment sitze ich mal wieder vor meinem Rechner, bin im Internet. Lester liegt zu meinen Füßen. Nach jener einen Nacht hat er sich mir gegenüber wieder ein wenig beruhigt, ist wieder zugänglicher geworden. Ich nicht wirklich, und ich denke, das spürt er. Es ist schwer, diese verdammten Gedanken aus dem Kopf zu bekommen. Immer wieder falle ich in jene Gefühlslage zurück, kann mich kaum zusammenreißen. Aber ich versuch mein Bestes, ich will Nikita nicht schon wieder weh tun.
Nikita war gerade ein wenig draußen, kurz ein wenig für die Tiere einkaufen. Ich lasse sie ungerne alleine in diesen Zeiten, aber sie würde eine ständige Überwachung nicht akzeptieren. Ich kann sie irgendwie verstehen. Dennoch. Mir wäre es lieber, wenn ich sie begleiten dürfte. Ich würde mich wohler fühlen. Über die Schulter ruf ich hier zu: "Hi, Nikita, alles bekommen?"
Ich bin gerade dabei, eine Mail von einem meiner Bekannten zu beantworten.
Re: at home...
vor einigen tagen haben wir uns mit dem prinzen getroffen, doch seiddem haben wir nichts mehr von ihm gehört, auch von keinem anderen unserer art. anscheinend war es nicht so schlimm, dass wir ihm das blut nicht geben wollten. scott ist aber...anders. er hegt immerhin keine selbstmordgedanken mehr, aber offensichtlich beunruhigen ihn die Geschehnisse innerhalb der stadt sehr, er hat unsere zuflucht regelrecht in eine festung verwandelt und trägt die ganze zeit waffen mit sich rum, etwas, dass er bisher nie getan hat. für mich das schlimmste aber ist, dass er versucht mich auf schritt und tritt zu bewachen, als wäre ich nicht in der lage auf mich selbst acht zu geben. wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre ich nicht einmal alleine zum shop unten an der ecke der straße gegangen um hundefutter und nen neues seil für satais leine zu kaufen. er begrüßt mich freundlich, als ich wiederkomme, aber ich warte auf die frage, wo ich die ganze zeit gewesen bin, immerhin war ich fast zwei stunden weg. lester kommt mir entgegengelaufen und schnüffelt an einer der türen. er hat eine nase, das ist unglaublich, der riecht vermutlich noch was zu fressen durch die geschlossene kühlschranktür. "ja, hab ich" rufe ich zurück, geben sowohl lester als auch satai einen knochen, packe den rest in den kühlschrank und gehe ins wohnzimmer. scott sitzt vor seinem computer. komische dinger diese teile, man kann angeblich soviel damit machen, und es ist ein wahrer segen, dass es die gibt, und so weiter, und wehe, er funktioniert dann mal nicht, dass nehmen alle persönlich und dann geht die welt unter. ich muss lachen, als ich das so vor mich hindenke und scott vor dem dingen sitzen sehe, ganz konzentriert am schreiben. ich setze mich auf die coach, satai nimmt den platz neben mir ein, lester legt sich wieder zu scott. scott mag es gar nicht, wenn satai auf der coach oder auch im bett liegt, mich stört das nicht weiter. ich schlage die zeitung, die ich mir mitgebracht habe auf und fange an zu lesen.
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Re: at home...
(verwiese auch Boston Globe)
Re: at home...
Ich schaue kurz auf die Uhr am Rechner, zwei Stunden waren um? Wo war sie so lange gewesen? Sie soll doch nicht alleine so lange durch die Gegend laufen...
"Wo warst du so lange gewesen?"
Ich schaue kurz zu ihr hinüber. Sie liest Zeitung, sinnvoll. Kann sie ihre Sprache noch ein wenig aufbessern. Ich runzel kurz die Stirn, als ich den Hund neben ihr auf der Couch sehe. Ich mag das nicht, der hat doch sein Körbchen in der Ecke, ganz für sich alleine. Aber ich sage nichts, sondern wende mich wieder meinem PC zu.
"Steht irgendetwas über diese Unruhen in der Zeitung?"
Re: at home...
ok, da war die erwartete frage. ich tue so, als hätte ich sie nicht gehört und auch seinen blick zur uhr nicht gesehen. ich kraule satai hinter den ohren und lese weiter in der zeitung. das wetter soll schlecht werden, es soll kälter werden, ok, zugegeben, mich stört das nicht. es hat wieder einen unfall gegeben und die taschendiebe schlagen verstärkt zu, es geht halt auf weihnachten zu. weihnachten? ja, ich glaube, so heißt es. dann stoße ich auf einen artikel über die ermordung des bürgermeisters von quincy. hatte da nicht vor ein paar tagen schon einmal ein bericht drüber in der zeitung gestanden? ich meine, dass man ihn bedrohen würde und so? ich meine, so etwas gelesen zu haben oder im radio gehört zu haben. ich lese scott die verschiedenen überschriften vor, mal abgesehen von der immer noch etwas holprigen aussprache geht es gar nicht mal so schlecht " alte dame im hyde park überfallen. taschendiebe erleben hochkonjunktur. was ist das?" ich sehe zu scott rüber, fahre aber dann sofort wieder fort" es wird wieder kälter, eis gefährdet den straßenverkehr. W.J. Phelan bei Anschlag getötet." ich sehe wieder auf, kralue nebenbei den hund, setze mich ein wenig anders hin und blicke erneut zu scott rüber.
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Re: at home...
Ich schließe die Augen, als ich es höre. Ich wußte es bereits, ich habe es im Netz gelesen. Phelan soll wohl von einer Autobombe getötet worden sein. Haben diese Arschlöcher in NY damals auch probiert. Es ist ihre Masche, sie sind hier. Ich muss unwillkürlich daran denken, was ich noch alles besorgen muss.
"Verdammte Unruhe, was versprechen sich diese Bastarde davon?"
Nicht nur, dass wir beim Prinzen verschissen haben, nein, der große, dunkle Feind ist auch noch hier. Bosten liegt so nah an New York...
"Bin mal gespannt, wann die Polizei endlich diesen ganzen Kram in Griff bekommt. Und ich bin gespannt, was diese verdammten Arschlöcher da oben machen werden..."
Ich muss an jenen einen Mittwoch denken, als wir bei ihm waren. Ich habe danach immer weite Bögen um das Gebäude gemacht. Ich will da nie wieder hin. Und ich hoffe, die Arschlöcher lassen uns in Ruhe.
"Noch eine andere Sache, Nikita. Ich möchte nicht, und das weißt du, dass du so lange alleine unterwegs bist."