... mit Meerblick
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Wie für diese Jahreszeit üblich war es ein ebenso klarer wie eiskalter Morgen über den Gipfeln der Drachenöde. Auf einem durch umliegende Bergketten vor Wind geschützten Plateau tief im Gebirge sah man wie jeden Morgen Rauch aus dem Schornstein einer kleinen Holzhütte emporsteigen. Kurz darauf öffnete sich die schwere Eingangstür mit einem gequälten Ächzen und ein für sein Volk recht großer Zwerg trat hervor. Er ging mit zusammengekniffenen Augen um die Hütte herum in seinen Garten - falls die kahle, vereiste aber dennoch umzäunte Fläche hinter dem Schuppen diese Bezeichnung noch verdiente - zu einem schweren Felsen, der manch einen an ein Denkmal erinnern könnte. Auf dem Stein, den ganz offensichtlich ein relativ ungeübter Künstler bearbeitet hatte, thronte das Abbild eines alten, freundlich aussehenden Zwerges. Nach einigen Minuten der Andacht ging der Zwerg zurück in die Hütte. Über dem Kamin hing ein prächtiger, goldener Hammer vor einem ebenso goldgelben Wappen, der von vergangenen Tagen des Ruhmes zeugte. Der Zwerg ging am Feuer vorbei zu seinem Schrank, aus dem er einen großen, mit Pelz und Fell verzierten Ledermantel und eine schwarze Augenklappe holte, bevor er seine Hütte verließ und den nächsten Berg bestieg. Am Gipfel angekommen atmete der Zwerg zunächst tief durch und nahm daraufhin seine Augenklappe ab. Langsam sah er sich um. Und zwischen den schneebedeckten Wipfeln jenseits des Tals erblickte er ... das Meer. Zum ersten Mal erblickte er von diesem Punkt aus nicht blendendes Weiß und undefinierbares Grau sondern das unruhige Wasser vor den Küsten Nordends. "Das Meer? Ich wusste gar nicht, dass ich mich in einer Einöde mit Meerblick niedergelassen habe." Er ließ seinen Blick streifen. Doch gerade, als er zurück zu den verschneiten Feldern seiner Hütte schauen wollte, wurde er von dem gleißenden Licht, das ihm schon so oft die Sicht raubte, übermannt. "Noch nicht... aber bald."
Zurück in seiner Unterkunft blickte er sich bedächtlich um. Einige Momente später griff er nach dem Hammer, der nun schon zu lange über seiner Feuerstelle verstaubte...
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