Wildhammerklan - Am Lagerfeuer

Überdosis

Überdosis

ooc:

Nachdem ich mich nun schon über ein Jahr im Klan und auch im Forum aufhalte, hielt ich es für angebracht, auch mal einen rollenspielerisch relevanten Text zu verfassen und zu der Gelegenheit auch mal etwas frischen Wind in Bronos Figur zu bringen. Ich möchte mich im Vorraus für Cinolas Einverständnis bedanken, sie (im entferntesten Sinne) etwas abstrakt in mein Rollenspiel einzubringen und hoffe, dass meine kleine Geschichte mehr oder minder zu unterhalten weiss.

ic:

Erschrocken fuhr Brono auf. Etwas benebelt sah er sich um. Er wusste beim besten Willen nicht, wo er war. Doch dann erkannte er die vertrauten Hallen der Wildhammerburg unter dem massiven Steingreifen im Hinterland, die er nun schon seit langer Zeit sein Heim nannte. Aber Brono bemerkte, dass er immernoch nicht so recht wusste, warum er hier war. Sein Blick schweifte weiter durch den Raum, bis er auf eine fast herabgebrannte Kerze am anderen Ende des Quartiers stieß. Doch diese Kerze wirkte ungemein hell, ja schon so hell, dass Brono zuerst seine Augen zusammenkniff, den Blick dann schliesslich sogar abwenden musste. Das war seltsam. Aber irgendwie auch bekannt. Brono blickte sich weiter um, bis er dutzende Bierhumpen auf seinem Nachtschrank entdeckte. Das war nun garnicht mehr seltsam. Langsam erinnerte sich Brono wieder. Am Abend zuvor hatten doch glatt einige Wachen des Peaks gewagt über ihn zu spotten. Er sei garkein echter Biertrinker, noch nichtmal ein echter Zwerg, denn sowohl sein fehlender Bierbauch als auch die leichtfüßigen Bewegungen sprachen (zugegeben) nicht für sein Volk. Das konnte Brono selbstverständlich nicht auf sich sitzen lassen und entschloss sich bei einer entspannten Würfelrunde nach Dienstschluss seine Wildhammerkollegen gehörig unter den Tisch zu trinken. Überaus erfolgreich, wie er sich nun erinnerte. Es ärgerte Brono sichtlich, dass seine Photophobie, die es ihm unmöglich machte, länger als zwei Sekunden in den Kerzenschein zu blicken, offenbar gegen einen tadellosen Sieg bei der abendlichen Bierrunde sprach.

Na dann ... werden Trolle und andere Ungetüme eben noch einen Tag länger zu leben haben. Denn dieser Zwerg musste nun erstmal seinen Rausch ausschlafen. Entspannt lehnte Brono sich wieder zurück und liess sich in sein Bett sinken. Doch irgendetwas stimmte nicht. Er konnte nicht mehr einschlafen. Genauer gesagt konnte er noch nichtmal seine Augen schliessen, so schien es ihm. Fast eine ganze Stunde lang lag Brono also in seinem Quartier und versuchte zur Ruhe zu kommen - vergebens. Aufgebracht über diese Umstände erhob er sich dann endlich aus seinem Bett und murrte bei dem Gedanken, nun nach Ironforge fliegen zu müssen, um dort nach der Medizin zu fragen, die es Gnomen ermöglichte nach einer mit Goblingesöff durchzechten Nacht wieder zu klarem Kopf zu kommen. Gnomen. Und ihm. Wieder fühlte er sich peinlich berührt in seiner Position als alkoholvernichtender Zwerg. Es war ihm ein Rätsel, weshalb er heute morgen dermaßen verkatert in seinem Bett aufgewacht war. Doch all das lamentieren half nun auch nichts mehr. Er packte seine wichtigsten Sachen und ein paar Goldstücke ein und schwang sich auf seinen Greifen, den er mit den Worten "da, wo's heiss und stickig ist" nach Ironforge schickte. Den Flug über musste er sein Gesicht im Federkleid am Nacken des Greifens vergraben, da er fürchtete, die Sonne brannte ihm die Augen raus. In Ironforge angekommen, brauchte es nicht lange und er hielt die "Wundermedizin" in den Händen. Er zögerte nicht lange und kippte sich direkt neben dem Alchimisten seines Vertrauens das Gesöff in den Rachen. Alchimist seines Vertrauens - das war ein alter, halb verblindeter und etwas verwirrter Zwerg namens Corron, der - obwohl er die besten Tage seines Lebens ganz offensichtlich schon hinter sich hatte - täglich mit seinem Rucksack voller "Wundertränke" durch Ironforge zog. Im Kampf vertraute Brono stets auf die fortschrittlichen und vortrefflichen Tränke von Cinola, doch dieser Greis hatte einfach die richtigen Tränke für die ... nun, sagen wir einmal "besonderen Situationen". Brono war sich nicht sicher, wie lange er nun durch Ironforge lief, und versuchte mit seinem Blick möglichst jeder Schmiede, jeder Fackel und jeder sonstigen Lichtquelle auszuweichen. Die Wirkung des Trankes wollte einfach nicht einsetzen. Als er im Schurkenviertel ankam, wo er sich auch schon in den vorigen Jahren seiner Ausbildung hin und wieder aufgehalten hatte, entschloss er sich, an dem kleinen Teich zu rasten. Hier was es kühl und vorallem sehr dunkel. Aus Langeweile begann Brono herumliegende Kiessteine ins Wasser zu werfen und anschliessend die Wellen zu beobachten, wie sie sich langsam zuerst über die gesamte Oberfläche des Teichs verbreiteten, bevor sie dann verschwanden und nichts als eine spiegelglatte, tiefblaue Ebene hinterliessen. Brono beugte sich nach vorne, um einen weiteren Stein aufzuheben, als ihm etwas auffiel. Er betrachtete sein Spiegelbild. Irgendwas stimmte nicht. Plötzlich sah er es und wich entsetzt vom Teich zurück. Langsam näherte er sich dem Wasser wieder, um zu überprüfen, ob seine Sinne ihm da nicht einen Streich gespielt hatten. Doch leider nicht - sein rechtes Auge war erfüllt von einem persistenten, soliden, hellgoldenen Leuchten. Verunsichert sah Brono sich um. Weit und breit niemand, dem er so nah stand, als dass er ihn jetzt um Rat beten könnte. Doch da sah er Corrons übergroßen Rucksack hinter einer Säule hervorschauen und stürmte ohne lange zu überlegen auf ihn zu. Brono packte ihn an der Schulter und drehte den alten Mann energisch in seine Richtung.

"Corron? Fällt dir etwas an mir auf?" Brono verfiel in eine leichte Rückenlage. Er konnte sich das Posieren einfach nicht verkneifen, sobald ihn jemand musterte. Auch nicht jetzt - in dieser Situation vor einem halb blinden Zwerg.

Corron rückte die Riemen seines Ranzens auf seinen Schultern zurecht, zögerte etwas und fragte anschliessend: "Hattest du schon immer eine so große Nase?"

Brono war sichtlich aus dem Konzept gebracht. "Eine so... ?! Ja, hatte ich...", murmelte Brono erzürnt, bevor er sich nach vorne beugte und sein rechtes Auge klar zur Analyse anbot.

Corron strich sich durch den Bart. "Hey, dein Auge! So etwas habe ich schonmal irgendwo gesehen..." Gedankenverloren unterzog er seinen Bart nun einer intensiveren Behandlung. "Ja... ja... erinnerst du dich an meinen alten Schneehasen? Als ich den mal versehentlich mit diesem ... wie heißt es noch ... Katzenaugenelixier gebadet habe, sahen seine Augen auch so aus. Seitdem war er wie ausgewechselt und rannte ständig im Kreis herum, bis man ihn in seinen Käfig sperrte und alles mit einem Tuch abdeckte. Das muss mit diesem Elixier zusammenhängen. Ich vermute, größere Dosen sorgen dafür, dass der Effekt... du weißt schon... stark erhellte Umgebung und so weiter... länger anhält als gewollt."

Brono traf das wie ein trollischer Wurfspeer. Er nahm nun seit Monaten jeden Abend etwas von diesem Elixier, das Cinola ihm gab, damit er im Dunkeln besser sehen konnte, zu sich. Auf die Idee, einmal das sorgfältig geschriebene Etikett der Phiolen zu lesen, kam er jedoch nie. "Länger als gewollt? Wie lange?", fragte Brono beunruhigt.

"Das weiss ich nicht... mein Hase war schon alt, verstehst du? Nach zwei Wochen erhellter Nacht war es einfach zu viel für sein altes Herz und er lag morgens mausetot in seinem Käfig. Können Hasen mausetot sein?" Corron strich sich erneut nachdenklich durch den Bart.

Brono winkte ab. "Verrate mir lieber, was du mit größeren Dosen meinst."

"Also ich würde ein, zwei normal große Phiolen über einen Tag verteilt schon als grenzwertig bezeichnen. Da kann man sich leicht eine Überdosis verpassen, verstehst du?"

Brono erstarrte. Er verbrauchte jede Nacht mit Leichtigkeit vier bis fünf dieser Fläschchen. "Ich danke dir Corron." Brono klopfte mit eiserner Miene dem alten Zwerg auf die Schulter. "Ich muss jetzt nachdenken. Ich glaube, ich habe ein Problem."

Corron lächelte auf seine gutmütige Art, wie er es gerne tat. Ob es nun die enorme Weisheit dieses Zwerges war, oder lediglich seine zunehmende Demenz - er strahlte etwas sehr Warmes aus. "Wenn du schlafen möchtest, Brono, dann besorgst du dir wohl besser eine Augenklappe. Kein Augenlid der Welt kann dieses Biest von Auge bändigen, solange der Trank anhält. Sei froh, dass es dem Linken noch gut geht. Halb blind ist garnicht so schlimm, wie alle immer sagen." Mit diesen Worten und einem schon fast stoischen Winken verschwand Corron wieder hinter einer der vielen Windungen Ironforges.

Fortsetzung folgt...

Re: Überdosis

ooc:

sehr gut geschrieben! bin gespannt wie es weitergeht... Brono der Junkie *g*