Zitat: Es gibt noch Lichtblicke im Leben eines Proggies, der zwar die Glanzzeiten von Heroen wie Yes und Genesis in den 70ern nicht bewusst selbst erlebt hat, der aber immer darauf hofft, dass ein aktuelles Album den Geist dieser Zeit wieder heraufbeschwören kann. Meist trifft man dann auf den weit verbreiteten Neoprog, der sich mit möglichst ausschweifendem Keyboardgeorgel auf die Retroschiene begibt. Dann aber taucht plötzlich ein Original aus der Versenkung auf und verweigert sich neumodischen Computersounds, um die alten Tugenden auf die Spitze zu treiben. So momentan die alten Recken von Van der Graaf Generator um Peter Hammill, die schon 2005 ein unerwartetes aber nicht gerade überzeugendes Comeback mit Present hinlegten.
Jetzt wird die Geschichte fortgeschrieben allerdings nur zu dritt: Peter Hammill (Gesang, Gitarre, Keyboards), Hugh Banton (Orgel, Bass) und Guy Evans (Drums) rudern nach dem Ausstieg von Saxofonist David Jackson alleine weiter. Auf die typischen Saxofon-Soli müssen wir also fortan verzichten. Doch das fällt ehrlich gesagt leicht, wenn man sich auf den neuen Sound einlässt.
Schon das geheimnisvolle Instrumental The Hurlyburly bietet zwar einen recht dezenten Start, liefert aber den unverkennbaren Orgelsound alter Tage. Interference Patterns kommt dann sehr rhythmusbetont daher und bringt Hammills eindringliche Vocals ins Spiel. Im Dialog mit einem konfusen Keyboardsound irgendwo zwischen Genie und Kitsch, den man keiner Newcomerband durchgehen lassen würde. Aber hey hier ist das Original am Werk. The Final Reel leitet über zu zerbrechlichen Pianoläufen, die zart mit Gitarre und Percussion unterlegt werden. Sehr balladesk kommt Hammill hier rüber und die allgegenwärtigen Musical-Anleihen im Gesangsstil sind einmal mehr unverkennbar.
Intensiv und atmosphärisch wird Lifetime interpretiert. Treibende Cymbal-Percussion unterlegt einen Song, der von der emotionalen Stimme des Geschichtenerzählers lebt. Ganz großes Kino. Drop Dead bildet den rockigen Kontrast, fast schon AOR-mäßig, wenn nicht die ausufernden Keyboardsoli den Rocksong auf den Boden des Prog zurückholen würden. Trotzdem (oder deswegen) der für mich schwächste Song des Albums.
Only In A Whisper reduziert VdGG wieder auf das Wesentliche. Die Instrumente extrem ruhig und zart, fast als traue man sich nicht, den zerbrechlichen Gesang allzu sehr zu stören. Ein Song, der zum Augen schließen und genießen einlädt. Die eingestreuten glockenspielartigen Keyboardsequenzen tragen ein übriges zur entspannten Atmosphäre bei. Aber Vorsicht All That Before weckt uns schlagartig wieder auf und bietet einen Keyboardsound, der Freunden von Wakeman und Banks die Tränen in die Äugelein treiben wird.
Der epische Höhepunkt folgt aber erst mit dem zwölfminütigen Over The Hill. Ein genial aufgebauter Song, der sehr ruhig beginnt, sich zwischendurch im instrumentalen Chaos zu verlieren droht, dann aber eine enorme Aggressivität entwickelt und in für Hammill untypischen Bombast ausartet, bevor diese Emotionsfolge noch mal von vorne beginnt. Der fast schob Genesis-typische Trugschluss wird durch eine belehrende Schlussstrophe von Hammill durchbrochen. Ich verneige mich vor diesem genialen Arrangement. Der düstere Schlusstrack (We Are) Not Here läst den Meister erneut alle stimmlichen Register ziehen und beschließt ein Album, dass mich regelrecht in den Bann gezogen hat.
Vergessen wir man das Alter des fast 60jährigen Frontmans und hoffen, dass wir in den nächsten Jahre noch einige Werke aus diesem faszinierenden Soundkosmos genießen dürfen. Kaufen!-----------------------------
Eclipsed vergibt 9/10 Punkten und hat die Platte zum "Album des Monats" auserkoren.
Zitat: Van Der Graaf Generator ist alles, nur nicht am aktuellen Musikgeschehen orientiert Nein, die englische Band um Peter Hammill klingt nach gestern. Nach einer fast vergessenen Zeit. Progrock haben sie sich auf die Fahne geschrieben. Und ganz ehrlich - dies klingt alles andere als altbacken und staubig. Im Gegenteil, die junge Generation darf mal staunen, was die drei Herren hier musikalisch gebastelt haben. Dies hat auch nicht viel mit dem Neo-Progrock gemein, der momentan wieder in Mode gekommen ist. Dies hier lässt die guten alten 70er wieder aufleben.
Eine Neuerung gibt es bei den alten Helden Van Der Graaf Generator trotzdem zu vermelden. Wer auf ausschweifende Saxofon-Soli hofft, der wird enttäuscht werden, denn David Jackson ist nicht mehr mit von der Partie. Peter Hammill, Hugh Banton und Guy Evans steuern das Mutterschiff unter der Flagge des Prorock nun alleine. Ganz ehrlich, man vermisst Jackson nicht unbedingt und es tut dem Bandsound sogar ausgesprochen gut, dass man nicht noch irgendwo ein Saxofon unterbringen musste.
Den Einstieg in die Platte hat man mit dem Instrumentalstück "The Hurlyburly" fast noch verhalten gewählt. Die Band scheint sich langsam warm zu machen. Ein erster Höhepunkt ist mit dem feinen, fast schon melancholisch angehauchten "The Final Reel" auszumachen. Man achte auch besonders auf Ausnahmesänger Hammill. Seine Gesangesinterpretation kommt dem Musicalstil schon sehr nahe.
Wer Van Der Graaf Generator für seine atmosphärischen Songs liebt, der kommt bei "Lifetime" voll und ganz auf seine Kosten, bevor mit "Drop Dead" das Rockmonster von der Leine gelassen wird. Unterlegt wird die ganze Geschichte mit sehr vielen Keyboardsoli. Dies sind aber sowieso alles nur Vorboten für den epischen Höhepunkt der Platte. Mit fast 12 1/2 Minuten schält sich mit "Over The Hill" ein wahres Meisterwerk des Progrock aus den Boxen. Hier bekommt man die ganze Palette geboten. Einem sehr ruhigen Aufbau folgt das totale Chaos um sich dann in eine rasende Aggressivität zu steigern, bevor die Nummer dann in den Bombast abdriftet. Großartig! Mit einer dunklen Atmosphäre beendet dann "(We Are) Not Here" die Scheibe sehr schön, lässt dem Zuhörer nach dem Wahnsinn auch noch mal Zeit zum durchatmen.
Fazit: "Trisector" zeit Van Der Graaf Generator wieder in alter Form. Freunde des gepflegten Progrocks werden dieses Teil ganz sicher schnell in ihre Herzen schließen. Endlich mal wieder ein Album, was nicht nur Progrock sein möchte, sondern in der Tat auch ist!
Der Beitrag wurde am Friday, den 14. March 2008 um 9:29 Uhr veröffentlicht und wurde unter Rezensionen, Musik abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst zum Ende springen und ein Kommentar hinterlassen. Pingen ist im Augenblick nicht erlaubt. -----------------------------
Release in Deutschland: heute
Release in UK: Montag, 17. März
--> mein Exemplar wird ergo wohl erst bis Ende nächster Woche eintreffen, da ich bei einem englischen Plattenhändler bestellt habe, da dieser den Backkatalog von VdGG derzeit ziemlich günstig verkauft, bei Interesse schaut einfach mal rein, man kann da so einige Schnäppchen machen (s. auch Kaufrausch-Thread):
http://www.actionrecords.co.uk/
Ich bin in diesem Thread der Alleinunterhalter, scheint's...
Re: Van der Graaf Generator - Neues Album "Trisector"
Damit ist die Kaufentscheidung für mich gefällt! (oder gefallen? BBQ?)
Re: Van der Graaf Generator - Neues Album "Trisector"
Zitat: Max Damit ist die Kaufentscheidung für mich gefällt! (oder gefallen? BBQ?)Das Letztere ist richtig. Weniger Bayrisch, mehr Deutsch!
Ich habe mir mal die Hörproben zu "Trisector" angehört, aber ich werde das Gefühl nicht los, eine dubiose Mischung aus ELP, King Crimson und altbekanntem Canterbury zu hören. Irgendwie gefällt mir das Ganze nicht. Der Gesang ist so unpassend.
Re: Van der Graaf Generator - Neues Album "Trisector"
Zitat: BBQ.Master Das Letztere ist richtig. Weniger Bayrisch, mehr Deutsch!Sie kommen aus Bayern? Wie gefällt es Ihen in Deutschland?
Bergvölker?
Re: Van der Graaf Generator - Neues Album "Trisector"
Stolzes Bergvolk... nette Leute!
Re: Van der Graaf Generator - Neues Album "Trisector"
Barbarisches Bergvolk nahe den Abruzzen.
Re: Van der Graaf Generator - Neues Album "Trisector"
Bajuwarische Hochkultur, erhaben über das nordische - Geschlecht!