Ray Wilson - Stiltskin: 19. April in Hamburg
Royale und ich durften gestern wieder einen tollen Konzertabend verbringen - mit Ray Wilson und seiner Band Stiltskin im "Downtown Bluesclub" aka "Landhaus Walter" in Hamburg.
Einlass war um 20 Uhr und der Raum füllte sich ziemlich schnell. Ich weiß nicht, ob das Konzert ausverkauft war, aber man hätte schon japanische U-Bahn-"Einsteighelfer" engagieren müssen, um da noch mehr Leute in den Raum reinzudrücken. Ich bin immer ziemlich schlecht im Schätzen, aber ich vermute mal, dass ca. 300 Zuschauer da waren.
Als es dann kurz nach 9 Uhr nahezu pünktlich losging, war es schon deutlich warm im Raum. Die Belüftung war wohl nicht ganz optimal. Und dann hat Ray mit seiner Band zusätzlich noch deutlich eingeheizt.
Band:
Ray Wilson: Lead Vocals, Gutar
Ali Ferguson: Lead Guitar, Backing Vocals
Lawrie MacMillan: Bass, Backing Vocals
Ashley MacMillan: Drums
Die Band fing an mit "She" vom aktuellen Stiltskin-Album, einer kraftvollen Rocknummer mit mehrstimmigem Gesang.
Weiter ging es mit einem Bowie Cover: Space Oddity, das man schon bei Rays Akustik Shows hören konnte. Mit Full Band gefiel mir der Song aber noch besser.
Neben den Stiltskin Songs (unter anderem natürlich der Hit Inside und die Single vom letzten Album Lemon Yellow Sun) geab es einen Querschnitt aus Rays Musikerkarriere: Ein bisschen was von seiner Band Cut und dem Album Millionarehead (Sarah), seinen Soloalben, ein wenig Genesis und einigen Coverversionen.
Absolute Highlights waren für mich: Space Oddity, In the Air tonight (nur Ray mit seiner akustischen Gitarre), der sing-along-"Hit" Airport Song ("and now the international version: lalalalalalalal"), Change, Goodbye Baby Blue, the actor und natürlich die Genesis Songs.
Besonders Carpet Crawlers war in der Fullband-Version nochmal um einiges besser als in der schon ausgezeichneten Akustik-Version. Zur Einleitung von Calling All Stations (wurde sehr dicht am Original gespielt) erzählte Ray, dass er letztes jahr von Genesis zum Konzert eingeladen wurde, er also seine Karte nicht zahlen musste . Das Konzert war wohl auch "pretty good". Aber diesen bestimmten Song wollten sie wohl nicht spielen.
Meine Befürchtungen, ein sehr lautes Konzert mit viel Gitarrengeschrammel und "Voll-Uff-De-Zwölf"-Hardrockmucke ertragen zu müssen (denn ganz unter uns: das Stiltskin-Album She geht etwas in die Richtung, Rays sonstige Solosachen gefallen mir besser), haben sich glücklicherweise ganz und gar nicht bestätigt. Die Stiltskin-Songs haben nur ca. ein Viertel der Setlist ausgemacht. Die gespielten Songs klangen live allesamt melodischer als die Studioversionen. Nene, der Ray ist kein Hardrocker. Insgesamt unterscheid sich das Konzert gar nicht mal so sehr von dem Akustik-Auftritt in Zarpen. Die Setlist war über weite Strecken identisch und vieles wurde auch diesmal wieder akustisch dargeboten.
Die Band war erstklassig eingespielt und legte eine routinierte Darbietung hin. Manchmal wirkte die Band etwas statisch, alle standen immer an der selben Stelle rum, nur Ray ist zwischendurch mal etwas rumgelaufen und hat Show gemacht. Der Spielfreude tat das jedoch keinen Abbruch. Ali ist ein wirklich ausgezeichneter Gitarrist und hat eine beeindruckende Leistung sowohl an der akustischen als auch an der elektrischen Klampfe hingelegt. Ray selbst kann ebenfalls prima Gitarre spielen. Jedenfalls hat Genesis durch die Trennug von ihm nicht nur einen Spitzensänger, sondern auch den besten Gitarristen verloren, mit dem sie in den letzten 20 Jahren Alben aufgenommen haben
Wirklich großartig war wieder die Gesangsleistung von Herrn Wilson. Er klingt nicht so gut wie auf den Studio-Alben. Nein, live klingt er tausendmal besser. Kraftvoll, kratzig, jede Menge Gänsehautmomente. Jedenfalls hat dieser Auftritt gestern Abend wieder meine Meinung bestätigt, dass Ray derzeit einer der besten Livesänger auf diesem Planteten ist. Ich persönlich kenne keinen besseren.
Noch dazu ist er einfach nur sympathisch! Er macht seine Witze, redet mit dem Publikum. Und wer früh genug da war, der konnte miterleben, wie Ray selbst am Bühnenaufbau mitgemacht hat. Als wir nach Konzertende aus dem Raum strömten, drängelte sich auf einmal ein kleiner langhaariger Kerl an uns vorbei. Bevor ich ihm meinen Ellbogen in die Rippen rammen konnte, erkannte ich, dass es Ray sebst war, der sich an uns vorbeidrängelte zum Merchandising Stand, um dort Autogramme zu geben, etwas Smalltalk machte und sich mit seinen Fans fotografieren ließ. Ein Star zum Anfassen!
Insgesamt also ein tolles Konzert mit einer fantastischen Band, einem grandiosen Ray und einer tollen, ausgewogenen Setlist. Auch das Publikum ging nach einiger Zeit sehr gut mit, wurde zum Schluss regelrecht fanatisch und euphorisch und hat nach der ersten Zugabe soviel Krach gemacht, dass Ray gar nicht anders konnte, als nochmal auf die Bühne zu kommen (ich bin mir nicht sicher, ob diese zweite zugabe fest eingeplant war. Aus den Lautsprecherboxen tönte schon Rausschmeißermusik, viele Gäste hatten den Raum bereits verlassen. Zuerst kam auch der bassist wieder mit auf die Bühne, wurde von Ray dann aber wieder weggeschickt. Das war wohl nicht abgesprochen.)
Ich kann nur jedem raten, mal eine Ray Wilson oder Stiltskin-Konzert zu besuchen. Auch wenn man sich mit seiner Musik bisher noch nicht auseinander gesetzt hat. Das macht gar nichts, die Songs sind recht eingängig. Auch wenn man fast nichts kennt (so ging es mir in zarpen),hat man seinen Spaß. Und zwischendurch gibt es ja noch eine Menge Coverversionen bekannter Songs. Bei Ticketpreisen von 20 stimmt das Preis-leistungsverhältnis jedenfalls!
Einzige Kritikpunkte: Der Sound war im Downtown Bluesclub nicht immer astrein und nicht sehr differenziert. Ray war oftmals etwas leise abgemischt und ging machnmal in den lauteren Passagen etwas unter. Weiterhin war es wirklich verdammt heiß in dem Raum, auch Ray meinte, dass es wohl ziemlich warm sei. Aber das alles hat den Spaß am Konzert nur unwesentlich gemindert.
Hier die vollständige Setlist:
She
Space Oddity
Another day
Lemon yellow sun
Calling All Stations
Hey Hey
Sarah
Constantly reminded
In the air tonight (acoustic)
Razor lite (vom kommenden Album)
Follow you Follow Me
Change
Carpet Crawlers
Alone
Airport Song
Good bye baby blue
Show Me The Way
Taking Time Sick and tired
Footsteps
Inside
1. Zugabe:
Ghost
Rest In Peace
Knocking On Heavens Door
No Woman No Cry
2. Zugabe (nur Ray & Ali akustisch)
Ever the reason
The actor
Solange man einen Magen hat, hört man den Bass notfalls auch ohne Ohren!