YES - Rick Wakeman - Sideprojekte und Gastspiele

Giltrap/Wakeman "From Brush And Stone"

Giltrap/Wakeman "From Brush And Stone"

From Brush & Stone
Gordon Giltrap & Rick Wakeman
Voiceprint

Die neuste Scheibe von Rick läuft nun schon ein paar Tage in meinen diversen Playern – und sie verdient zweifellos ein paar Zeilen, um sie etwas ausführlicher vorzustellen.

Rick‘s musikalische Zusammenarbeit mit Gordon Giltrap begann schon vor einigen Jahren und ist u.a. auf einer Live-DVD dokumentiert (Birmingham, 30.03.05, hier ein Ausschnitt:

http://www.youtube.com/watch?v=DKmwwtiIqaM – vielleicht kann mal jemand Rick den Mikroständer aus dem Gesicht nehmen!).

Auf der aktuellen CD hat jeder der beiden Musiker sieben Titel komponiert – und wohl auch separat aufgenommen. Giltrap bzw. Wakeman haben dann ihre musikalischen Ideen – oft weniger eigenständig im Hintergrund bzw. untermalend oder ergänzend – hinzugefügt.

Die Idee, Kunstwerke, hier Skulpturen (Wakeman) und Gemälde (Giltrap) musikalisch zu interpretieren, ist ja nicht neu, und ich mag mich gar nicht damit aufhalten, ob denn diese Musik gewordenen Inspirationen nachvollziehbar sind.
Giltrap hat hierfür aus seinem umfangreichen Werk recycelt, so sind zwei der Lieder z. B. bereits auf der o.g. DVD zu hören. Fünf Tracks seiner „Brotherhood Suite“ von 1987 werden ergänzt durch eine Auftragsarbeit sowie einer neuen Version von „Maddie Goes West“. Wakeman dagegen hat sieben brandneue Kompositionen vorgelegt – natürlich war ich darauf gespannt.

Beim ersten Einlegen fällt auf, dass die CD eigentlich „From Stone & Brush“ heißen müsste, der Feierabendverein Voiceprint hat kurzerhand Rick’s Kompositionen zuerst auf die Scheibe gebrannt – wohl mir zuliebe, damit ich gleich mit dem Hören des für mich interessanteren Teils beginnen kann.

Nun, es ist eine überwiegend leise, feine und weitgehend akustische CD geworden. Giltrap spielt vor allem auf der 6- und 12saitigen Gitarre, Rick ergänzt sein Klavier zurückhaltend meist nur durch ein paar Streicher. Vom Hauch des ihm innewohnenden Genius wurde Rick bei seinen neuen Kompositionen zwar nicht ganz gestreift, dennoch finden sich einige schöne Ideen und Arrangements sowohl auf seinen als auch auf Giltraps Instrumentals.

Doch - man muss wirklich dazu aufgelegt sein, eine so auf Schönheit und Harmonie ausgelegte CD am Stück hören zu wollen – nach dem ersten Durchgang blieb auch ein leichter Eindruck von Statik und Langeweile zurück. Aber – ich kann auch stundenlang durch die Kunsthallen Deutschlands flanieren ohne zu gähnen, da verdienen diese musikalischen Kunstwerke selbstredend weitere Hördurchgänge. Und siehe da – die Feinheiten der einzelnen Stücke erschließen sich durchaus.

Wakeman lässt bereits mit dem kurzen „Savannah Bird“ erahnen, wohin die die Ohren geführt werden. Eine sanfte, schöne, einfache Melodie, einprägsam und absolut typisch für ihn. Die akustische Gitarre legt etwas Zuckerguss darüber, die Streicher unterlegen leise mit Zuckerwatte, das Piano klingt leise aus. Schön. Oder schön kitschig.
Auch im Folgenden frönt Wakeman seiner Vorliebe für aus Arpeggien bestehende Melodiefolgen und sorgt für reichlich Wiederholungen der einzelnen Bausteine.
So gerät das 8-Minutenstück „Caesar Augustus“ trotz des lebendigen Teils, der direkt den Six Wives entsprungen sein könnte, etwas lang und „The Kiss“ birgt bei allem Wohlklang etwas von gehobenen Fingerübungen in sich.
Auch „Hermes“ ist fast ein Prototyp dieser Vorgehensweise, ist aber in seiner schlichten Schönheit äußerst hörenswert.
„The Thinker“ schleicht sich mit wirklich anregenden Pianoklängen langsam in die Seele ein, wird gaaanz sacht von der Gitarre unterstützt, und nimmt einen dann gefangen, Ton für Ton. Toll! Für Momente ist sogar der sägende Tinnitus aus dem Kopfhörer verbannt – schon ist es wieder zu Ende. Schade!
Natürlich muss auch „David“ vor Schönheit überfluten, Klavier und Gitarre möchten sich förmlich übertreffen. Schöne Melodie. Schließlich „The Discus Thrower“ – nochmals Six Wives im Jahre 2009, vermischt mit Giltraps leicht kitschigem Folk, auf den ich mich dann für die nächsten sieben Stücke gefasst mache.

Doch nein, es ist gar nicht schlimm, im Gegenteil. Gordon Giltrap hat aus seinem reichhaltigen Fundus wirklich feine Kompositionen ausgesucht – und Rick gelingen richtig gute Ergänzungen. Er erkennt genau, wo Lücken für seine Streicher sind, hat schöne Melodien parat, arrangiert sehr abwechslungsreich und zeigt absolutes Einfühlungsvermögen in Giltraps Kompositionen. Manchmal möchte man dem CD-Player einen sanften Klaps verpassen, damit ein Lied nicht gar zu sehr in sich ruht oder gar der Platitude vom Sterben in Schönheit entspricht , doch mit etwas Geduld können sich auch diese Parts erschließen. Mein Brush-Favorit erklingt zum Schluss – Maddie Goes West lässt noch einmal hören, welch großartige Musiker hier zusammen spielen.

Fazit: “From Brush and Stone” ist sicher kein Meisterwerk, aber eine CD von leiser Schönheit, manchmal sehr gediegen, manchmal etwas kitschig, zuweilen mit Längen aber auch mit vielen wunderbaren Momenten und Ideen.

Angesichts dieser CD möchte man Rick zurufen: Und jetzt so ein Werk mit Steve Howe, dann noch eine CD mit Trevor Rabin und dann – ach was, beweg dich endlich wieder mit deinen Kollegen von YES ins Studio!

Die CD ist momentan über die spezielle und sehr ausführliche Webseite http://www.brushandstone.com/ (dort findet ihr auch die genaue Trackliste)
für ca. 20 Euro inkl. Versand erhältlich – die ersten 1000 Exemplare enthalten als Bonus eine knapp halbstündige Interview-DVD.

Ein Ausschnitt aus diesem Interview findet sich hier
http://www.michaelcrawforddvd.com/brushandstone/video.html
und ist den meisten von euch wohl schon bekannt.

Kleine Anspielmöglichkeiten der einzelnen Titel gibt es auf Giltraps Seite
http://giltrap.co.uk/index.php?page=cds. Danach lässt sich vielleicht eine Kaufentscheidung treffen. Ich bin da ja parteiisch – als langjähriger Wakemanfan. Aber in einem YESForum ist das ja okay!


And for a moment when our world had filled the skies
Magic turned our eyes

Re: Giltrap/Wakeman "From Brush And Stone"

Vielen Dank! Ich wollte schon nachfragen, wie das Album so ist.

Re: Giltrap/Wakeman "From Brush And Stone"

Danke, ich wusste gar nicht, dass Wakeman eine neue Platte veröffentlicht hat.


"When the first list was being drawn up in the rock 'n' roll book of Genesis,
it would have been:
In the beginning, God created PINK FLOYD."
(Rick Wakeman [Yes])

Re: Giltrap/Wakeman "From Brush And Stone"

thx, scheinbar wollen Wakey und auch Jon Anderson nicht mehr rocken!


NOTHING BEATS LIKE VINYL !!!!!!!!!!

Re: Giltrap/Wakeman "From Brush And Stone"

Vielen Dank für die Rezi und die Informationen Topo.

@ BBQ.Master - ich stimme Dir zu, es wird wohl ein teures Musikjahr.

Re: Giltrap/Wakeman "From Brush And Stone"

Haut mich, aber ich finde das Stück "Fast Approaching", auf das der Link verweist, von Gordon Giltrap um Längen besser, weil kraftvoller und dynamischer (ist wohl das gleiche?) von Gordon G. mit mehreren Gitarren und Band gespielt. Auf diesem Clip finde ich, dass beide Musiker nicht voll zum Zug kommen.







AUA!!! Wer war das?


Das Stück erscheint übrigens auf dem rundum genialen Album "Fear of the Dark".